translate

NLP und Fremdsprachenlernen


Hallo, liebe Fremdsprachenlerner und -lehrer!

Ich unterrichte Anfangsenglisch an einer Erwachsenenschule. Hier ein paar Erfahrungen, die ich mit Euch teilen möchte:

Eine Sprache zu sprechen, ist ein Zustand. Eine Sprache grammatisch zu verstehen, ist ein ganz anderer Zustand. Von einer Sprache in die andere zu übersetzen, ist noch wieder ein anderer Zustand. Diese drei Zustände können sich manchmal gegenseitig verstärken, sie können sich aber auch, wenn sie zur Unzeit vermischt werden, gegenseitig stören.

Der störbarste, instabilste Zustand ist im Anfangsunterricht natürlich der Sprechzustand. Diesen aufzubauen, verwende ich viel Fantasie, Spiel und Ermutigung. In dieser ersten Zeit verwende ich die Zustände "Übersetzen" oder "Strukturen verstehen" hauptsächlich, um Ängste abzubauen und dem Bedürfnis, zu verstehen, entgegenzukommen.

Für die Leute, mit denen ich arbeite, ist es am Anfang manchmal schwer, ihren Schreck vor der fremden Sprache zu verabschieden und ihre Überzeugung, daß sie "das" nicht können und nicht verstehen. Viele Schüler scheinen, gerade, wenn sie die Fremdsprache hören, ihren inneren Dialog, natürlich auf Deutsch, zu verstärken, lauter zu drehen. Nicht selten sogar hörbar laut: "Hä? Was solln das heißen! Versteh kein Wort!" Ich möchte sie dann gern dahin "leaden", daß sie manchmal, wenigstens momentweise, nicht innerlich übersetzen, sondern auf englische Stimuli englisch reagieren. Wenn organisatorisch möglich, richte ich in der Woche englischsprachige "Inseln" ein, möglichst einen ganzen Abend. Dies kann auf vielfältige Weise geankert werden: Englischsprachige Songs, möglichst solche, wo man den Refrain mitsingen kann; Plakate; daß das Kaffeetrinken an diesem Abend anders abläuft etc. Ich hänge meistens über die Tafel ein großes Plakat "It's nice to meet you!" auf. An diesem Abend "darf" dann kein einziges deutsches Wort gesprochen werden, man darf sich aber mit Händen und Füßen und Phantasieenglisch verständigen.(So fange ich ohnehin an: Mit Pantomime, Brabbelsprache etc.) Für die Regelverletzung, wenn eine(r) Deutsch spricht, kann man sich alle möglichen witzigen Sachen ausdenken. Je spielerischer der Unterricht läuft, je mehr Bewegung, Tanz, Musik, Verwirrung, schneller Wechsel dabei sind, desto schwerer ist es für die Schüler, den inneren deutschen Dialog aufrechtzuerhalten. Ich habe viele Bälle, Maskottchen etc. zum Durch-die Gegend-Werfen. Wenn eine Frage gestellt wird und gleichzeitig ein Ball fliegt, man den fangen muß und antworten - wie soll man dabei noch innerlich mit sich selbst auf deutsch sprechen. Im Wechsel dazu Konzert-Sitzungen: Barockmusik, Entspannung, Zuhören. Auch die Phantasiereisen und Tranceinduktionen mache ich an diesem Abend auf Englisch, wobei ich das an anderen Abenden mit deutschen Tranceübungen vorbereite und ankere.

Grammatische Strukturen teile ich auf in sehr kleine Chunks und lasse sie spielerisch-imitierend lernen - das grammatikalische "Verstehen" der Strukturen kommt grundsätzlich erst, wenn sie kinästhetisch schon gekonnt werden. Das gewöhnt die Schüler auch nach und nach daran, auch dann noch zu reagieren, wenn sie zunächst garnix verstehen.

Solche kleinen Chunks prägen sich sehr gut ein, wenn man sie spielerisch im Chor spricht, als Wechselgesang, möglichst mit viel Bewegung dazu. Hier ein Beispiel: Geübt wird "I am, you are, he is, she is, we are". Das sieht dann so aus:

Die Schüler stehen im Kreis. Tina tritt vor: "I'm Tina"; dann alle im Chor: "You're OK!" 2x wiederholen, dann der nächste Schüler usw. Natürlich hampele ich dabei so lange rum, bis alle mithampeln, dann wird es fast ein Singsang mit Tanz. Wenn die Klasse solches Arbeiten schon gewohnt ist, wird's mit passender Musik (Salsa oder Socca z.B.) noch besser. Nächste Runde: Einer nach dem anderen kommt 1xdran, deutet auf den Nachbarn: "This is Max!" Klasse: "He's OK!" Dann: Männer und Frauen stehen sich gegenüber: "We are women, we're OK" "We are men, we're OK", "You are women, you're OK". Oder so ähnlich. Was für Kriterien man im Einzelnen wählt, hängt von der Gruppe ab und auch vom Rapport. Gern mögen die Schüler auch: "We are Students, we're most intelligent!"

Ich staune immer wieder, wie schnell auch "schwache" Schüler in den Zustand des Englischsprechens geraten, nachdem sie sich erlauben, albern und spielerisch zu sein und jede Menge "Fehler" zu machen. Unglaublich, wie schnell so das passive Verstehen zunimmt. Manchmal stehe ich vor der Klasse und erzähle irgendein Erlebnis - und plötzlich denke ich :"Stop mal, das ist eine Anfängerklasse mit jeder Menge ehemaliger Sonderschüler drin - unmöglich können die das eben verstanden haben". Und doch nicken sie, lachen an den richtigen Stellen und genießen offensichtlich das Zuhören. Sehr hilfreich finde ich englischsprachige Zeichentrickfilme, besonders all die Disneyfilme: Cinderella, Lion King, Pinoccio etc. Die sind in ihrer Zeichensprache so ausdrucksvoll, daß die Schüler, glaub ich, manchmal vergessen, welche Sprache gesprochen wird. Wir gucken uns mindestens alle drei Wochen einen Film an, manche Filme auch zwei oder dreimal. Ich mach zu den Filmen übrigens selten irgendwelche Übungen, damit sich hier "Englisch bzw. Amerikanisch" und "Freizeit/ Entspannung" verbinden. Für einen solchen Unterricht ist "Preframing" wichtig. Die Schüler sollten verstehen, warum ich so arbeite und was auf sie zukommt. Sonst fühlen sie sich leicht desorientiert und "verarscht". Dieses Preframing geschieht z.B. als verdeckte Tranceinduktion mit folgenden Metaphern

Nun ja, ich frage mich, ob Ihr schonmal darüber nachgedacht habt, daß eigentlich alle Menschen einen englischen Teil besitzen; genauso, wie einen französischen Teil, einen spanischen, einen russischen undsoweiter. Stellt Euch mal vor, Ihr wäret in Kalifornien geboren; Ihr hättet wohlhabende amerikanische Eltern gehabt, ein schönes Haus mit Garten und einem Swimmingpool. Welche Sprache hättet Ihr dann gesprochen? Oder Ihr wäret in London geboren, in Schottland oder einer karibischen Insel. Immer wäre es EUER ENGLISCHER TEIL gewesen, der erwacht ist; und Euer deutscher Teil, der jetzt so wach und lebendig ist, der würde schlafen, so tief und entspannt, daß Ihr nicht einmal wüßtet: Es gibt ihn. Manche von Euch haben zwei Sprachteile schon erweckt in ihrem Leben, z.B. G. hat einen türkischen Teil, N. einen afrikanischen...und wenn Ihr einmal ganz genau nachspürt, so werdet Ihr vielleicht feststellen, daß es einen Unterschied macht, welcher innere Teil gerade aktiv ist; daß Ihr, wenn Ihr türkisch sprecht, nicht ganz dieselben seid, wie wenn ihr deutsch sprecht (dies lang ausführen mit viel Respekt für alle Teile...) Nun ja, und auch Euer englischer Teil ist längst schon ein wenig erwacht, auch, wenn Ihr das vielleicht gar nicht bemerkt habt. Es gibt soviel englischsprachige Musik, so viele englische Wörter auf Plakaten und in Zeitschriften...und mit jedem englischen Wort, das Ihr gehört, auch nur ganz UNBEWUSST GEHÖRT habt, ist dieser Teil schon ein bißchen mehr entfaltet und hat sich im Verborgenen entwickelt. Er ist schon da, schon längst, kaum bemerkt natürlich.... und während ihr jetzt hier im Unterricht sitzt, ...da kann er sich ausbreiten und dazulernen und langsam beginnen sich mitzuteilen...Gleichzeitig gibt es da ein paar Dinge zu beachten. Ersteinmal kommt Euch leicht beim Englischlernen Euer deutscher Teil in die Quere. Dabei meint er es so gut, er ist es einfach gewohnt, für Euch zu arbeiten; und also versucht er jetzt auch, Euch im Englischunterricht zu helfen. Weil er kein Englisch kann, so rackert er sich ab und wird vielleicht ganz ängstlich oder ärgerlich, irgendwie rappelig, weil er dauernd versucht, aus diesen komischen Klängen einen Sinn zu machen. Und so lange der deutsche Teil immer dazwischenredet, ist der kleine englische Teil natürlich ganz in den Hintergrund gedrängt. So wäre es sicher eine gute Idee, dem Deutschen Teil in den Englischstunden erstmal freizugeben, nur in den Sprechstunden, denn für Grammatik und Übersetzung brauchen wir ihn natürlich, aber daß er sich am Donnerstagabend ausruhen darf, vielleicht auf die Reise gehen an einen angenehmen Ort, sich mit etwas für Euch Wichtigem und Hilfreichem beschäftigen... in Eurem Unbewußten , so daß der englische Teil richtig Platz und Bewegungsfreiheit hat. Denn nun komme ich zu einer anderen wichtigen Sache: Euer englischer Teil ist noch ziemlich jung, nicht gerade ein Baby, versteht sich, denn Ihr seid ja schon erwachsen, aber doch auch irgendwie frisch und neugierig wie ein Kind, was ein Glück ist, denn kleine Kinder lernen ja viel schneller, das ist wissenschaftlich erwiesen...(und von hier weiter, zurück in die Kindheit, wie gut sie damals ganz ohne Lehrbuch die Sprache gelernt haben, wie sich aus einem riesigen unverständlichen Nebel langsam Klänge heraushoben etc... dann gründlich darauf eingehen, was so ein junger Teil zum Lernen braucht: Spiel, Spaß, Geduld, Ermutigung etc... Am Anfang der Ferien gebe ich gern folgende Hausaufgabe: Ich möchte, daß Ihr in diesen Ferien einmal genau darauf achtet, wann Ihr mit Eurem deutschen Teil träumt, mit Eurem türkischen, afrikanischem - und wann mit Eurem englischen, und was der Unterschied in diesen Träumen ist...

Gudrun

Antwort auf eine mail von

Germo Goertz, Moskau, Russland, germo@aha.ru http://come.to/germo, ICQ:1271948, phone:+7(095)1320431

Lieber Germo,

danke für Deine Antwort. Du schreibst:" Sehr gut sind z.B. Feten, Abende usw., wo es zwar keinen Unterricht gibt, aber trotzdem (fast) den ganzen Abend in der Fremdsprache gesprochen wird. Das passiert aber meist auf privater Ebene."

Wie wärs mal mit einer Fete während des Unterrichts?

"Merkwürdig ist, dass viele Leute diese Möglichkeit gar nicht nutzen wollen und trotzdem versuchen, in ihrer Muttersprache zu sprechen - vor allem, wenn es umsonst ist und kein Geld kostet."

Das ist, glaube ich, die Hemmschwelle, von der ich sprach. Deshalb sind solche "Feten" während des Unterrichts gut, wo Du als Lehrer helfen kannst, diese Hemmschwelle mehr und mehr abzuflachen.

" Im Unterricht korrigiere ich aber von Anfang an, damit die richtige Aussprache und einiges andere sofort ins Blut übergehen."

Auch hier kann man gut vom natürlichen Sprechenlernen des Kleinkindes lernen: Beobachte mal, wie viele Erwachsene reagieren, wenn ein Kleinkind ein fehlerhaftes Wort sagt: Kleinkind: "Das ein Petti." Erwachsener: " Ja, richtig, das ist ein Teddy!"
Du kannst also "korrigieren" und zugleich loben, wenn Du das "Falsche" einfach auf diese Art wiederholst. Allerdings habe ich manchmal Schüler, die anscheinend den Unterschied zwischen dem, was sie sagen und was ich sage überhaupt nicht "hören". Aber das ist ein ganz eigenes Thema.

"Manchmal überlasse ich meinen Schülern die Wahl, ob und wie genau sie korrigiert werden wollen. Meistens wollen sie es."

Hm. Da bin ich skeptisch. Manchmal wollen sowas grade die "Perfektionisten", die nichts dringender lernen müßten als großzügige Fehlerfreundlichkeit.

Ich schrieb: "Nun ja, ich frage mich, ob Ihr schonmal darüber nachgedacht habt, daß eigentlich alle Menschen einen englischen Teil besitzen . . ."

Du antwortest:" *alle* vielleicht nicht, aber die Leute, die schon mal mit der englischen (oder > den anderen) Sprache(n) konfrontiert wurden."

Das ist natürlich nur eine Metapher. Wenn Leute dazu kritische Fragen stellen, sage ich meistens: "Ich meine das nicht naturwissenschaftlich. Es ist sozusagen nur ein Märchen, aber eines mit einer tiefen Wahrheit. Das Unbewußte liebt Märchen und Metaphern, und wenn man mit dem Unbewußten sich verständigen möchte, ist das eine sehr angemessene Art zu sprechen...und die Hilfe deines Unbewußten brauchen wir schon, wenn es um's Lernen einer Sprache geht, denn...(und schon gehen wir wieder zurück IN DIE FRÜHE KINDHEIT, wo alles ...Sprachenlernen begann....)

Weiter schreibst Du:

"... ja, ich würde sagen, genau so manifestiert und entfaltet sich ein Teil. Dafür ist es aber nicht notwendig, dass er schon immer existiert haben muss. Ich würde einfach sagen, er _bildet_ sich (in mindestens zwei Bedeutungen des Wortes)."

Das geht natürlich auch sehr gut! Für mich ist es immer noch angenehmer mir vorzustellen, daß es diesen Teil schon gibt, daß er nur noch zu erwachen braucht.

danke!

Gudrun

Antwort auf eine mail von: 088032270-0001@t-online.de

Lieber Markus,

Vielen Dank für Deine Anregungen und Erfahrungen! Mit Deiner Schilderung, wie Deine Tochter lernt, hast Du, finde ich, den Zustand des Sprechenlernens genau dargestellt: "Meine Tochter, 19 Monate alt, unterscheidet nicht zwischen falsch und richtig in der Sprache. Aber sie experimentiert den ganzen Tag. Es kommt ihr nicht auf die Aussprache an, viele grammatikalische Details, wie das Genetiv-S beherrscht sie noch nicht. Allerdings hat sie Gelegenheit, sinnesbezogen zu lernen. Als sie heute Morgen auf der Straße ein Motorrad sah und hörte, sagte ich "Motorrad" und sofort war sie in der Lage das schwierige Wort nachzusprechen. In dem Moment, als sie das Motorrad wahrnahm, war sie sehr aufgeregt, was sicherlich zum schnellen Erlenrnen dieses Wortes beitrug."

Die Elemente sind hier:

1) Sie wird in der Art, wie sie lernt, vorbehaltlos akzeptiert.

2) Sie fühlt sich sicher und wohl genug, um mit offenen Sinnen die Welt zu erleben.

3) Das Motorrad zu sehen, ist "aufregend": Sie ist also in einem emotional angeregten, besonders wachen Zustand.

4) Ein Mensch, dem sie vertraut und der ihr zur Aufregung die nötige Sicherheit gibt, benennt das Wort - vermutlich genau in der sensiblen Phase, in der man auch "Anker feuert": Kurz vor dem Höhepunkt des Gefühlsanstiegs. Das Wort ankert sich also mit dem mit allen Sinnen wahrgenommenen Außenreiz, dem freudig erregten Neugiergefühl und der guten Beziehung zum "Lehrer" (Vater).

Weiter schreibst Du: "Für sie bedeutet sprechen lernen auch immer konkrete sinnliche erfahrungen. Diesen Sinneskontext im Klassenzimmer herzustellen ist nicht ganz so leicht."

Das hängt tatsächlich von der Stufe des Lernens ab. Sicher ist es leichter, das Sich-gegenseitig-begrüßen oder das Nach-der-Zeit-fragen im Anfangsunterricht sinnlich erfahrbar zu machen, als wenn man mit Schülern einen Zeitungsartikel über amerikanische Außenpolitik liest. Das Buch Einstiegskurs Englisch, Englisch für Erwachsene, Cornelsen, enthält, finde ich, ganz nette Spiele usw. als Anregung für den Anfangsunterricht (manches ist natürlich hausbacken wie in jedem Schulbuch).

"Gudruns Vorschlag, mit Bällen zu arbeiten, um Gespräche in Gang zu bringen hat mich zum ausprobieren angeregt."

Die Bälle sind weniger dazu da, ein Gespräch in Gang zu bringen; sie helfen eher, eine gelernte Struktur zu üben, also z.B. What's your name - I'm Markus -How old are you ---etc. Um ein Gespräch in Gang zu bringen, tue ich genau das, was ich auch anderswo zu diesem Zweck tue: Ich mache Smalltalk. Nehmen wir mal an, es ist der Tag, an dem nur Englisch gesprochen wird. Wenn ich in die Klasse komme, sitzen die Schüler in der Sofaecke, bereits in Gespräche (deutsche) vertieft, auf Gespräche eingestellt - das ist der Segen von regelmäßigen Strukturen. Ich komme rein und lasse in etwa folgenden Wortschwall los: Good evening, Ladies and Gentlemen, good evening, how are you, how is everything!? Whow, how do you like this weather today, hot, isn't it? I have been sweating all day, look at me! Sweat! Sweat all over me! How about you, do you find it hot at all? Do you like hot weather? ..Hey, how come we don't have any coffee? Wolfgang, would you PLEASE make some coffee? Anybody like tea? Look! Look!! What I have got here! Yes, some sweets for you, that's how much I love you, I always bring you something to eat -- WHOW, Liane, a cake!! Did you bake it or did you buy it?? ...undsoweiter, endlos, wie's halt ist mit dem Smalltalk. Die Schüler haben vielleicht erst seit vier Wochen Englischunterricht, und doch verstehen sie fast alles mit viel pantomimischer Unterstützung. Am Anfang antworten sie vielleicht nur pantomimisch, später mit Yes/ No, aber nach und nach wird es immer mehr. So kann ich hier sinnliche Erfahrung mit Worten verknüpfen. Klar, daß ich im Hinterkopf habe, was ich "beibringen" will; klar, daß die entsprechenden Phrasen wieder und wieder auftauchen werden; klar, daß die Schüler in dem Wortnebel, mit dem ich sie einhülle, dankbar nach jeder Struktur greifen. - Später am Abend erscheinen dann die Strukturen auf Wortkarten, werden in kleinen Rollenspielen, Kettenaufgaben, Chorgesängen eingeübt ... das habe ich ja schon beschrieben.

Wie kannst Du das nun im fortgeschrittenen Unterricht machen? Genauso. Finde heraus, was Dich an dem Thema, z.B. dem Zeitungsartikel, begeistert und sprich dann so lange darüber, bis Du die Schüler mit Deiner Begeisterung ansteckst, bis sie in dem Zustand sind, den Deine kleine Tochter mit dem Motorrad erlebt hat. Dann lies mit ihnen den Zeitungsartikel, dabei sollten unbedingt alle unbekannten Wörter auf Englisch erklärt werden, so simpel wie möglich. Wenn Du Wörter übersetzt, installierst Du folgende Strategie: Dann, wenn's schwierig wird, wacht der "Deutsche Teil" auf und mischt sich ein. GRADE wenns schwierig wird, sollte Englisch geredet werden! Jedesmal, wenn so eine "Verwirrung" des "Nichtverstehens" sich in "Verstehen" wandelt, während die Schüler im Fremdsprachlichen Zustand GEBLIEBEN sind, haben sie einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Es gibt im NLP viele schöne Reframings für "Verwirrung", und unbedingt sollte im Unterricht Verwirrung pre- und reframed werden: Als notwendiger Übergangszustand für neues Lernen, als Indiz für besonders effektives Lernen etc. Du kannst darüber (auf Deutsch oder Englisch) viele Geschichten erzählen und wieder und wieder die Verknüpfung herstellen: "Immer, wenn Du bemerkst, Du bist verwirrt ....dann mag es an der Zeit sein zu Dir zu sagen:AHA! Neues Lernen!..."

Ich habe bisher die mehr interaktiven Phasen des Unterrichts beschrieben. Auf jeden Fall sollte der Anteil von stillen Phasen nicht zu kurz kommen. Was ich sehr hilfreich finde, sind Collagen: Z.B (wieder Anfangsunterricht):"About myself". Die Schüler schreiben Sätze über sich selbst - nicht an einem Englisch-sprech-Abend, denn hier sollte man Deutsch sprechen, so daß ich deutsche Sätze, die sie über sich sagen wollen, übersetzen kann. Dann suchen sie passende Bilder zusammen und kleben das Ganze auf Plakate. An einem Englisch-sprech-Abend sind das dann wunderbare Sprech-Anlässe. Die selbstgemachten Collagen in Händen zu halten, gibt den Schülern nochmal eine andere Art von Sicherheit beim Sprechen. Ich habe dieses Mittel in den letzten Jahren mehr und mehr lieben gelernt und lasse inzwischen zu fast jedem Thema Collagen oder Wandzeitungen oder Mindmaps machen.

Liebe Grüße

Gudrun

Erfrischungen für Lernende und Lehrende
Zurück zum Sandkasten
Back to the Sandbox

© 1997 gjandt@uni-bremen.de


This page hosted by GeoCities Get your own Free Home Page