Datum: Donnerstag, 5. März 1998
Hallo out there,
wer hat Erfahrung in der Arbeit mit Schülern, die unter Schulangst leiden? Ich arbeite z.Z. mit einem Jungen, der vor Klausuren so große Angst bekommt, daß er sie verhaut. Wir haben ein wenig an den inneren Stimmen und Bildern gearbeitet. Weitere Tips willkommen. Ein weiteres Problem ist, daß er sich in Fächern, in denen er sich langweilt, in Tagträume 'flüchtet' und dann schlechte Noten bekommt. Sein Bruder, der als besonders begabt getestet wurde, hat interessanterweise die gleichen Probleme... > Bin für alle Ideen und Hinweise dankbar.
> > Maren Franz
> Hallo Maren!
Regelmässig vor Schulferien (in der Schweiz gibt es die öfter als in Deutschland, weil die Ferien kürzer sind) habe ich einige Schüler als Clienten. Da werden als Problem geschildert: Schulangst oder Prüfungs-angst, Angst vor dem Lehrer, Angst vor Versagen usw. usw. Pauschal irgendwelche Tips zu geben, halte ich für problematisch. Ich habe noch nicht erlebt, dass zwei Schüler dieselben Strategien gehabt haben, wie sie sich ihr Problem hergestellt haben und trotzdem hat jeder dieser Schüler sein Schulziel erreicht (nachdem wir es zusammen definiert hatten).
Falls Du die Stragegie herausfindest, wird Dir der Schüler auch die Lösung seines Problems mitliefern.
Tagträumen wie Du es schilderst, kann ein Schutz vor Langeweile sein, wenn der Schüler sehr schnell erfasst, was er lernen soll. Falls dies der Fall ist, wäre es Zeit dem Lehrer auf die Sprünge zu helfen damit er diesen Schüler dann sinnvoll beschäftigt. Verliert der Schüler durch das Tagträumem doch etwas von dem Lernstoff, den er braucht und bekommt deshalb schlechte Noten, dann wäre es wahrscheinlich sinnvoll seine Motivationsstrategie zu prüfen und gegebenenfalls zu verbessern.
Es kommt auch vor, dass der Schüler sehr stark "in time" lebt und noch nicht gelernt hat durch die Zeit vorauszuschauen, was er mit dem anfangen könnte, was er gerade glaubt schon verstanden zu haben. Aus diesem Grunde schaltet er vielleicht auf Sparflamme und verpasst, sich mit den Konsequenzen zu beschäftigen, die aus dem gerade so schnell Gelernten resultieren.
Was auch vorgekommen ist: Der Schüler springt zwischen Vergangenheit und Jetzt hin-und her, bemerkt den Unterschied und ist schon zufrieden mit dem Fortschritt, da er kein klares Ziel vor sich hat.
Eine weitere Möglichkeit: Der Schüler hat eine starkes "weg-von-Meta-Programm" und formuliert für sich: "Ich will, dass es mir besser geht" oder ".... dass ich mehr weiss oder kann." Dann lernt er etwas im Unterricht und es geht ihm schon besser. Er hat also schon erreicht, was er wollte und hat keinen weiteren Grund mehr, sich zu motivieren. Es ist ja nicht mehr so schlecht wie vorher (auch wenn der Unterschied noch so klein ist). Dieses Muster finde ich sehr oft auch bei Erwachsenen die für sich formulieren: "Ich will mehr Geld verdienen." (ein Muster, das ich bei Arbeitslosen oft antreffe.) Dasselbe Muster kannst Du in Firmen finden. Eine klare Zieldefinition und die Ausrichtung auf dieses Ziel mit entsprechenden Strategien auf dem Weg dorthin, kann dieses Problem lösen. Hier ist Time-Line-Arbeit nützlich.
Jetzt könnte ich noch lange so vor mich hinspinnen, doch dies wären nur weitere Beispiele für Fälle, die Du nicht vor Dir hast. Wahrscheinlich wirst Du in Kürze darüber berichten, wie Du auf völlig andere Weise diesem Schüler und seinem Bruder und/oder dem Lehrer geholfen hast.
Ich wünsche Dir viel Spass und neue Entdeckungen.
Grüsse
Heimo
... also, ich bekam gerade ein Fax von der Mutter. (Der Junge) ist jetzt lockerer und schreibt bessere Noten. Hoffe es bleibt so... 'die Familienkonstellation' ist auch problematisch, da sein Bruder hochbegabt ist und mein Kleint offenbar - habe ich auch der Mutter gesagt - Angst hat, als Streber zum Aussenseiter zu werden, wenn er richtig gute Noten bekommt. Dies ist allerdings nur ein Eindruck aufgrund von 2 Aussagen des Jungen... ich habe es nicht vertieft.
Meine Arbeit bezog sich nur auf die direkte Klausurangst. Ich habe mit Submodalitäten gearbeitet und sein Maskottchen/Glücksbringer als Anker genutzt - ging sehr gut.
U.U. kann allerdings mehr als Submodalitätenarbeit erforderlcih sein. Für Rückfragen hier meine E-mail: Dr.Maren.Franz@t-online.de
Herzliche Grüße,
Maren
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