Assuan 18.10. Wer haette gedacht, dass ich meinem Geburtstag
mitten in Afrika verbringe? Letzte Woche sah’s noch nicht so aus, die
Last-Minute-Angebote waren aeusserst duerftig. Aber 2 Tage vor Abflug gabs dann
doch noch einen Flug von Zuerich nach Hurghada fuer 170 Euro. Nur Sharm el
Sheik waere nach den Anschlaegen auf israelische Touristen noch billiger
gewesen, 89 Euro. Ich habe zwar schon lange auch eine Radtour ueber den Sinai
im Hinterkopf, aber mich schreckte dann doch der Gedanke ab, mich alle paar
Kilometer an Militaer- und Polizeikontrollen vorbeidiskutieren zu muessen.
Die letzten Vorbereitungen
waren natuerlich stressig, so knapp hab ich noch nie gebucht. Samstag mittag
nach Zuerich gefahren, und kurz vor dem Ziel 1,5 h im Stau . Am Flughafen
kannte ich mich nicht aus, in den umliegenden Doerfern war das Parken
reglementiert. Jetzt steht mein Auto am Schuetzenheim in Kloten, weit und breit
kein Schild, hoffentlich stehts naechsten Sonntag auch noch da. Hier beginnt
auch meine Radtour, im Eiltempo rase ich zum Flughafen. Dort der naechste
Aerger, die Swissair verlangt fuer den Fahrradtransport 100 SFr (soviel hab ich
noch nie bezahlt), ausserdem muesste ich einen Fahrrad-Sack erwerben, und das
ganze 3 Etagen hoeher und am anderen Ende des Flughafens. Nach einigen
Kilometern Dauerlauf sitz ich im Flieger ans Rote Meer, und kann in Ruhe meinen
Tour vorbereiten.
Nachts um 1 Uhr 30 stehe ich
dann bei 27 Grad endlich wieder auf afrikanischem Boden. Ein Visum fuer 18
Euro, sonst geht die Abfertigung ziemlich schnell Die Zeit bis zum
Sonnenaufgang verbringe ich mit Rad zusammenbauen und umpacken, der Fahrradsack
nimmt eine halbe Packtasche ein, ich brauche ihn aber noch fuer den Rueckflug.
Um halb fuenf kann ich dann endlich nach Hurghada radeln, rechts und links
Wueste, und zwar richtig, nicht wie in Tunesien oder Marokko, wo doch immer
noch irgend etwas wuchs, hier gibts ueberhaupt nichts, nur Meer, ein schmaler
Kuestenstreifen und dann Berge. Auch die bewaesserten Gaerten sehen ziemlich traurig
aus. Vor 30 Jahren war hier nur ein armseliges Fischerdorf. Heute wird Wasser
vom Niltal ruebergepumpt, die Strandabschnitte sind von Hotelanlagen
vereinnahmt, hinter Mauern heile Welt. Der Rest der Stadt sind Siedlungen und
Infrastruktur der 60.000 Aegypter, die fuer die Touristen malochen. Nach einer
kurzen Stadtrundfahrt weiss ich, dass dies kein Ort ist an dem ich laenger
bleiben moechte. Ich entschliesse mich die geplante Tour umzukehren und kaufe
fuer 45 Pound (ca.6 Euro) ein Busticket nach Assuan. Am Busbahnhof der uebliche
Kampf der Schlepper um die Passagiere, irgendwie schaff ich’s einen Platz im
10-Uhr-Bus zu ergattern, ohne mehr als den regulaeren Preis zu zahlen, waehrend
andere Europaeer draussen bleiben. Die beiden Ungarn die mit mir die ersten 50
km auf dem Boden sitzen haben in dem Durcheinander auch nicht kapiert, wieso
wir jetzt das Glueck hatten. Zunaechst 50 km am Roten Meer nach Norden,
puenktlich zur eher langweiligen Wuestendurchquerung bekommen auch wir einen
Sitzplatz, endlich ein bisschen Schlaf nachholen. Beim Einbiegen ins Niltal
wird die Fahrt wieder interessanter, krasser kann der Gegensatz zwischen Wueste
und Oase, zwischen Einsamkeit und Ballungsraum nicht sein. In Luxor steigen die
Handvoll Rucksacktouristen und die meisten Aegypter aus, nur etwa 15 Leute
bleiben bis Assuan im Bus. Bei Sonnenuntegang haelt der Bus vor einer kleinen
Moschee, wie schon vor 3 Jahren in Tunesien bin ich im Ramadan unterwegs. Einen
Monat lang jeden Abend um 17 Uhr 30 wird das Fasten gebrochen und bis tief in
die Nacht gefeiert. Schnell sind vor der Moschee Teppiche ausgerollt und es
wird aufgetischt. Woher die Speisen kommen weiss ich nicht, woher man wusste,
dass gerade 2 Busse hier halten werden weiss ich auch nicht. Wie
selbstverstaendlich bin ich zum Essen eingeladen. Es gibt Fladenbrot,
verschiedene Saucen, Huehnchen mit Reis, Datteln, Tee. Nach dem Gebet geht die
Fahrt weiter und nach 10 Stunden und rund 500 km erreichen wir Assuan. Ich
drehe noch eine Runde auf der Uferpromenade am Nil, die Stadt gefaellt mir auf
Anhieb. Ein Hotel ist in den Gassen hinter der Promenade schnell gefunden. Im
'Yassein' gibts das Zimmer fuer 20 Pound (2,60 Euro!!) incl. einf. Fruehstueck,
die Leute sind nett, die Einrichtung hat schon mal bessere Tage gesehen,
Sauberkeit akzeptabel, und vor allem die Klimaanlage funktioniert (es hat noch
ueber 30 Grad). Trotz Muedigkeit ziehe ich noch' n bisschen durch die Souks,
Wasser und etwas Essbares einkaufen. Nach durchgefeierter Nacht ist's im
Ramadan erfahrungsgemaess schwierig tagsueber etwas zu finden. Mit reichlich
Schlafdefizit verziehe ich mich bald in mein Zimmer.
Morgens entschliesse ich
mich, nicht sofort weiterzufahren, sondern noch einen Tag in Assuan zu
verbringen, die Stadt gefaellt mir zu gut, um sie gleich wieder zu verlassen.
Hier hat einfach alles Stil, selbst der Tourismus, keine kuenstliche Welt wie
in Hurghada. Nach einem Stadtrundgang fahre ich mit dem Rad Richtung
Nasser-Stausee, immer wieder traumhaften Aussichten auf den Nil, der
gemaechlich zwischen Granitfelsen und gruenen Inseln dahingleitet. Die
allgegenwaertige Militaerpraesenz wird Richtung Staudamm immer unangenehmer,
nur mit viel Diskutieren darf ich den Damm mit dem Rad ueberqueren. Es hat weit
ueber 30 Grad im Schatten, nur den gibt es Richtung Staudamm selten. Mal kuehle
ich mich mit einer kalten Cola ab, mal winkt mich eine Gruppe alter Maenner zu
sich in den Schatten. Welcome ist das Wort das ich heute am haeufigsten hoere.
Auf der Rueckfahrt nehme ich das westliche Nilufer, in einem Nubierdorf setze
ich noch mit einem Boot nach Elephantine-Island ueber, dann mit der Faehre
zurueck nach Assuan.
Abends auf einer Terasse mit
Blick auf den Nil Falaffel und allerlei Undefinierbares. Incl. mehrerer
Getraenke bezahle ich nicht mehr wie 20 Pound (2,60 Euro). Den Rest des abends
verbringe ich im Internetcafe. Auch hier findet man schnell Anschluss, waehrend
der langen Wartezeiten, bedingt durch den langsamen Seitenaufbau.
Morgen fahre ich endgueltig
Richtung Norden, in 2 Tagen moechte ich in Luxor sein, von dort werde ich mich
wieder melden.
Luxor 21.10. Einen Tag spaeter als geplant melde ich mich aus
Luxor, dank des Militaers hab ich inzwischen das Aegypten gefunden, das ich
gesucht habe. Bin am Dienstag zunaechst noch unbehelligt am Ostufer des Nils
Richtung Norden geradelt, bis zum ersten Kontrollposten. Ich hielts zunaechst
fuer einen Scherz, als mir gesagt wurde, dass ich `zu meiner eigenen
Sicherheit´ eine Militaereskorte bekomme. Gelesen hatte ich so etwas schon, und
Touristenbusse fahren zum Teil in Konvois. Aber fuer mich hiess das auf den
kommenden 80 km faehrt 2 m hinter mir ein Jeep mit 5 Soldaten und einer
Kalaschnikow auf dem Armaturenbrett. Da kann einem der Spass am Fahrradfahren
vergehen. Die Soldaten sind zwar nett und hilfsbereit, aber trotzdem nerven
sie. Ich wuerde gerne anhalten, wo’s mir gefaellt, etwas trinken wenn ich Durst
habe, Fotos machen wenn das Licht passt, … genau die Freiheiten, die ich beim
Radfahren habe. Wenigstens komme ich mit einem guten Schnitt bis Edfu und werde
bis zum Hotel El Madina begleitet. Edfu ist eine Kleinstadt mit ca. 50.000
Einwohnern, Ziel fuer Tagesausfluegler wg. des Tempels, richtige Hotels gibt es
nicht, beide Herbergen am Ort werden als freundlich, aber nicht sehr sauber
beschrieben. Mit dem Sonnenuntergang komme ich am Hotel an, das heisst, das
Essen wartet schon. Ein Ire der sich in 2 Monaten von Istanbul auf dem Landweg
hierher durchgeschlagen hat sitzt auch schon auf dem Teppich, gleiche Zeremonie
wie vorgestern, Familienanschluss garantiert. Im Gaestebuch wird das
Fruehstueck sehr gelobt, weniger die Zimmer, ein Deutscher gab den Tip, ueber
den Preis zu verhandeln. Bei 40 Pound werden wir uns einig, das Zimmer ist
akzeptabel, hab schon schlimmeres erlebt, fuer solche Unterkuenfte hat man ja
Schlafsack und Badeschlappen dabei. Draussen ist abends Highlife, der Ramadan
wird noch intensiver gefeiert als in Tunesien, das Leben findet wirklich nur
nachts statt, sogar die Banken haben nachts geoeffnet. Noch in keinem Land war
ich der westlichen Welt so fern wie hier, praktisch keine westliche Kleidung,
nur bodenlange Hemden und Turban. Vor jedem Haus sitzen oder liegen Maenner die
Tee trinken und Wasserpfeife rauchen, die Zeit scheint hier stehen geblieben.
Und ueberall ein freundliches “Welcome to Egypt”, nach einigen Einladungen zum
Tee versuche ich zu schlafen, nicht einfach denn draussen wird bis
Sonnenaufgang gefeiert.
Morgens kurz den Tempel
besucht, einem der besterhaltenen in Aegypten, die Dimensionen sind imposant.
Ich mische mich unter die Touristen und suche mir eine deutschsprachige
Fuehrung, 2 Kreuzfahrtschiffen und unzaehligen Bussen sind auch schon so frueh
in Edfu eingetroffen. Dann zum hochgelobten Fruehstueck, das wirklich fuer das
Zimmer entschaedigt: Brot, Kaese, Obst, Honig, Guavensaft, Ruehrei, …
Anschliessend versuche ich irgendwie ohne Militaerbegleitung auf dem Westufer
weiterzufahren. Einige 100 Meter vor dem Checkpoint am Ortsausgang zweige ich
rechts von der Hauptstrasse ab. Zufaellig lande ich auf einem grossen
Viehmarkt, Rinder, Wasserbueffel, Ziegen, Schafe wechseln den Besitzer.
Unglaublich Atmosphaere unter einer Dunstglocke aus aufgewirbeltem Staub.
Nun folge ich einfach den
Feldwegen zwischen dem Nil und der Strasse mitten durch die Oasengaerten, und
stelle fest, dass es sich hier viel schoener Radfahren laesst als auf der
Strasse, kein Militaer, kein Verkehr, viel Schatten. Die Orientierung ist
einfach, entlang der Kanaele, mal breiter, manchmal sinds auch nur Eselspfade,
immer wieder vorbei an Weilern und Ortschaften, die Leute sind freundlich wie
ich’s noch nirgendwo erlebt habe, Idylle unter Dattelpalmen und Mangobaeumen,
Slalom zwischen Wasserbueffeln und Eseln.
Jeder will mir helfen, ich
haette mich verfahren, es sei unmoeglich auf diesen Wegen bis nach Esna zu
kommen, aber um 17 Uhr 30, puenktlich zum Essen bin ich in Esna. Die Zeremonie
brauche ich nicht weiter zu beschreiben, trotzdem bin ich immer wieder
ueberrascht wie sebstverstaendlich ich mich dazu setzen darf. Aehnlich gross wie
Edfu, scheint hier die Zeit noch laenger stehen geblieben zu sein. Auch nur ein
Tempel mit Tagesbesuchern, sonst traditionelles Leben. Die Strassen kaum
asphaltiert, scheinbar mehr Esel als motorisierte Fahrzeuge, alte Maenner die
auf dem Esel zum Teehaus reiten. Ich werde von Teehaus zu Teehaus
weitergereicht, muss ueberall die Geschichte erzaehlen, dass ich von Assuan mit
dem Rad hierher gefahren bin, keiner glaubt es wirklich. Das Hotel `Haramen´
auch wieder zum Uebernachten, nicht unbedingt zum Wohlfuehlen. Zimmer im 5.
Stock unterm Flachdach, 35 Grad. Ich schlafe auf der Dachterasse,
Geraeuschkulisse bis Sonnenaufgang.
Beim Kaffee auf der
Dachterasse beobachte ich den Morgenappell der benachbarten Schule. Noch
schnell den Tempel besichtigt, der mitten in der Stadt liegt, aber nicht so
beeindruckend ist wie gesten in Edfu Dann wieder vorbei an der Strassensperre
ins Oasenleben. Ich geniesse es, statt Kilometerfressen auf der Strasse,
Aegypten hautnah. In diesem Tempo werde ich bis Freitag wohl nur bis Qena
kommen, dort wo die Strasse vom Niltal zum Roten Meer abzweigt, dh. keine
Wuestendurchquerung diesmal. Vor jedem Haus an dem ich vorbeikomme steht ein
grosser Tonkrug mit Wasser, gekuehlt durch die Verdunstung eine willkommene
Erfrischung fuer mich. Aufs Trinken verzichte ich aus hygienischen Gruenden,
verlasse mich lieber auf das Wasser in meinen Trinkflaschen, das gekauft bzw.
von mir entkeimt wurde. Es hat selten unter 40 Grad, aber mit dem Saft der
Mini-Zitronen gemischt, die es ueberall zu kaufen gibt, trotzdem geniessbar.
Auch sonst macht sich der
Ramadan auf meine Versorgungslage wenig bemerkbar. Brot ist morgens zwar schwer
zu bekommen, dafuer aber Obst in Huelle und Fuelle: Bananen, Guaven, Orangen,
Kaki, Aepfel, Birnen, Melonen, selten auch Mangos. Solche Stops sorgen immer
fuer grosse Aufregung in den Doerfern, insbesondere unter den Kindern. Das
Niltal wird langsam breiter, die Berge verschwinden im Dunst, dafuer
grossflaechige Zuckerrohr- und Bananenpflanzungen. Ueber lange Strecken kann
ich dem Schienenstrang folgen, der der Zuckerrohrernte dient. Am fruehen
Nachmittag erreiche ich nach knapp 70 km Theben-West, kulturelles und
politisches Zentrum im alten Aegypten. Fahre noch kurz ins Tal der Koenige und
schaue mir einige Grabstaetten und den Tempel der Pharaonin Hatschepsut an,
durch die Gebirgskulisse und die tiefstehende Abendsonne vor allem
landschaftlich ein Erlebnis.
Dann mit dem National
Ferryboat ueber den Nil nach Luxor, und ziemlich ausgetrocknet gleich die erste
`Saftbar´ angesteuert. Die gibt’s hier an jeder Ecke, es gibt frischgepresste
Koestlichkeiten aus Guaven, Mangos, Orangen, Zitronen, Tamarinden und
Zuckerrohr. Auch wenn mich der hygienische Standard nicht ueberzeugt, probiere
ich mich durch die ganze Palette durch. Im `Horus-Hotel´ endlich wieder ein
Zimmer zum Wohlfuehlen, sauber und klimatisiert, Balkon mit Blick auf den
Luxor-Tempel. Luxor ist Touristenmetropole, waere aber eigentlich ganz schoen,
wenn nicht die Schlepper der Hotels, Restaurants und Basare so schwer
abzuschuetteln waeren. Das verleidet mir den Aufenthalt hier ziemlich. Abends noch
den Luxor-Tempel besucht und gut gegessen, morgen gehts auf die letzte Etappe
bis Quena, am Samstag dann mit dem Bus zurueck nach Hurghada (so meine
vorlaeufige Planung).
Hurghada 23.10. Nutze die Wartezeit auf meinen Rueckflug im
Internetcafe, um die letzten Reiseeindruecke niederzuschreiben. Nach
morgentlicher Besichtigung des Karnak-Tempels in Luxor, bin ich froh dem
Massentourismus und den Schleppern den Ruecken kehren zu koennen. Allerdings
ist das Verlassen der Stadt nicht so einfach, an jeder Ausfallstrasse stehen
Militaerposten, vor sieben Jahren fand hier das verheerende Attentat auf
Touristen statt, das dem aegypt. Fremdenverkehr sehr geschadet hat.
Ich wechsle per Faehre ans
Westufer und finde eine kleine Strasse nach Norden, die nur von der
`Tourist-Police´ bewacht wird. Ich habe schon die letzten Tage die Erfahrung
gemacht, dass die `Tourist-Police´ (erkennbar an den weissen Uniformen) die
harmloseste Variante bei den Kontrollposten darstellt. Kaum Englisch sprechend
sind sie mit einem westlichen Auslaender auf einem vollbepackten Fahrrad meist
ueberfordert, darueber steht sicher nichts in ihren Dienstvorschriften. Meist
versuchen sie mich durch Winken anzuhalten, ich winke freundlich zurueck und
fahre einfach weiter. Das klappt auch diesmal und ich kann wieder in die
gewohnte Oasen-Idylle eintauchen. Das Finden befahrbarer Wege ist wieder
problemlos, wenn man hin und wieder auf der Strasse landet nimmt man einfach
wieder den naechsten Weg zurueck in die Oase. Ich denke dass man das gesamte
Niltal so durchradeln kann, man muss aber eine deutlich geringere
Kilometerleistung als auf der Strasse einkalkulieren. Die Erlebnisse heute sind
die gleichen wie an den vergangenen Tagen: Badende Kinder, Waesche waschende
Frauen, Wasserbueffel die gewaschen und abgebuerstet werden, ueberall ein
herzliches `Welcome´.
Am Nachmittag stosse ich auf
eine Gemeinde koptischer Christen, hier gibt’s auch ne Einladung zum Tee, sie
feiern keinen Ramadan. Etwa 2 Mio von ihnen sollen relativ friedlich unter den
Moslems leben, erkennbar an einem taetowierten Kreuz unter dem Handgelenk. Der
Rest des Tages verlaeuft unspektakulaer, geniesse die letzten Eindruecke vom
lebendigen Aegypten, mache viele Stops in den Doerfern und komme ziemlich spaet
zur Bruecke die ueber den Nil nach Qena fuehrt. Qena ist eine Kleinstadt,
untouristisch, weil keine altaegyptisch Sehenswuerdigkeiten, aber auffallend
sauberes Stadtzentrum mit viel Strassengruen. Lt. Reisefuehrer ist das
Uebernachten fuer Auslaender hier verboten, ich finde eine einfache Herberge,
besorge noch schnell ein Busticket fuer morgen frueh und esse div.
Kleinigkeiten am Strassenrand. Dann frueh ins Bett, denn ich muss um 6 Uhr am
Busbahnhof sein.
Der von Assuan kommende Bus
ist nicht mal halb besetzt, ich lerne einen Japaner kennen, der sich in den
letzeten 2 Monaten mit dem Rucksack von Suedafrika bis nach Aegypten
durchgeschlagen hat. Zuletzt kam er ueber Aethiopien und den Sudan, in Wadi
Halfa hat er mit der Faehre den Nasser-Stausee ueberqert, da kommt Neid auf.
Diese waere auch die Strecke meiner Wahl fuer eine Afrika-Durchquerung mit dem
Rad. Er will noch ein paar Tage zum Schnorcheln ans Rote Meer, dann ab Kairo
zurueck in die Heimat fliegen. Gegen 11 Uhr treffen wir in Hurghada ein, das
mir jetzt ein bisschen besser gefaellt als bei meiner Ankunft, es ist mehr los
als damals am fruehen Morgen. Ich fahre fast 15 km die Kueste entlang um einen
einen freien Blick auf Rote Meer zu bekommen, ein fast hoffnungsloses
Unterfangen. Ein Hotel neben dem anderen, kein freier Zugang zum Meer. Nach
ueber einer Stunde finde ich dann doch noch eine Bauluecke, die aber in Kuerze
auch nicht mehr existieren wird. Eine Runde Schwimmen und ein bisschen Ausruhen
im Schatten einer Hotelmauer am Strand bis heute Nacht um 1 Uhr 20 mein Flieger
geht.
Berkheim 24.10. Zurueck in Deutschland kann ich auf eine
erlebnisreiche Woche zurueckblicken. Natuerlich waeren 2 Wochen besser gewesen,
trotzdem hab ich sehr viel gesehen und die Reise nicht bereut. So unbuerokratisch
die Einreise nach Aegypten, umso komplizierter war die Ausreise. Zunaechst
liess mich der Kontroll-Posten vor dem Flughafen die letzten 300 Meter nicht
mit dem Rad fahren, vielleicht haette ich einfach wieder winkend vorbeiradeln
sollen. Stattdessen musste ich das gesamte Gepaeck wegmontieren und durchsuchen
lassen und dann aufs Taxi umsteigen. Fuer die 300 m bezahle ich mehr wie fuer
die Busfahrt nach Assuan. Im Flughafen dann schlecht organisierte Abfertigung,
insgesamt muss ich 5 x meinen Pass vorzeigen, richtige Schlangen gibt es nicht,
wer am meisten drueckt kommt als erster dran, keiner weiss ob er am richtigen
Schalter ansteht. Und das ganze mit 4 Packtaschen unterm Arm und einem Fahrrad,
das sich dank Packsack nicht mehr schieben laesst. Das sind die Momente in
denen man es verflucht mit dem Fahrrad zu verreisen. Der Rueckflug ist
entspannt, habe 3 Sitzplaetze fuer mich und komme gut ausgeschlafen morgens um
7 Uhr in Zuerich an. Der letzte spannende Moment am Schuetzenheim Kloten: mein
Auto steht unveraendert an seinem Platz.
Touren-Chronik (KM-Angaben incl. Besichtigungen und Umwege):
Sonntag
17.10. Fughafen – Hurghada, Hurghada – Assuan (Bus) 25 km
Montag 18.10. Assuan – High Dam – Assuan 50 km
Dienstag
19.10. Assuan – Edfu (oestliches Nilufer, Strasse) 115 km
Mittwoch
20.10. Edfu – Esna (westliches Nilufer, Feldwege und Pfade) 63 km
Donnerstag
21.10. Esna – Luxor (westliches Nilufer, Feldwege und Pfade) 73 km
Freitag
22.10. Luxor – Qena (westliches Nilufer, Feldwege und Pfade) 69 km
Samstag
23.10. Qena – Hurghada (Bus), Hurghada – Flughafen 35 km