Kapitel 2: Der Sprachkurs

Auch hier werden noch ein paar mehr Fotos folgen, aber immerhin gibt es hier genug Leute mit DigiCams, von denen ich mir ein paar Bilder schnorren konnte... zum Ansehen einfach auf das Bild klicken!

02.08.2004 (Mo): Da Anne und ich es kaum abwarten konnten den ganzen Bürokratenkram möglichst schnell hinter uns zu bringen, sind wir an diesem Morgen zuerst zur Wohnheimsverwaltung (um dort unsere unterschriebenen Mietverträge u.ä. abzugeben) und danach ins International Office gelaufen. Im International Office bekamen wir dann unsere "Survival-Mappe" mit allen wichtigen Infos zum Studienbeginn. Danach haben wir uns noch fix unsere Student ID Cards machen lassen und uns für den Uni-Rechner-Zugang registrieren lassen. Um 12.00 Uhr fand dann die Einführungsveranstaltung zum Sprachkurs statt, wo ich zu meinem Erstaunen feststellten musste, dass es dort jede Menge Deutsche gab. Wolfgang Laschet (der Leiter des Int. Office) hieß uns im "letzten freien Land Europas weitab von Brüssel und dem teuersten Land der Welt" willkommen und führte uns nach einer kurzen Einführung in die Geschichte der NTNU (Norwegens technische und naturwissenschftliche Universität) über den Gløshaugen-Campus. Danach gab es ein Buffet mit original norwegischem Ziegenkäse, Schafssalami und flatbrød (einem papierdünnen Brot, das nicht satt macht aber wenigstens auch so gut wie keine Kalorien hat). Abends sind Anne, Immo (im gleichen Sprachkurs, studiert Architektur und kommt aus Braunschweig) und ich dann zu "The Net of Pas de Deux" gegangen, einer modern art perfomance. Dabei wurde ein Netz über die Nidelva (den Fluss, der durch Trondheim fließt) gespannt, auf dem ein Mann und eine Frau eine seltsame, an akrobatischen Tanz erinnernde Choreografie vollführten. Eigentlich war die Aufführung nicht schlecht, aber die Musik war einfach total grottig - eine seltsame Mischung von Tönen und Blubb-Geräuschen, der jegliche Melodie fehlte. Die 180 Kronen Eintritt hätte ich wirklich besser investieren können... und zu allem Übel mussten wir dann auch noch den ganzen Weg nach Moholt zurück laufen (hat ca. 40 min gedauert - die ganze Zeit ging's bergauf).

03.08.2004 (Di): Der heute beginnende Sprachkurs (einer von vielen, die angeboten wurden) fand nicht in Gløshaugen, sondern in Dragvoll statt, dem zweiten Campus der Uni. Dieser Campus liegt etwa eine halbe Fuß-Stunde von Moholt entfernt (bergauf), so dass wir gegen 8.30 Uhr losliefen, um (wie es im Programm stand) pünktlich um 9 vor dem Eingang zu stehen. Leider mussten wir feststellen, dass die Bezeichnung "der Eingang" ein wenig irreführend war, denn in Dragvoll gab es etwa 8 Eingänge, von denen keiner als "Haupteingang" o.ä. gekennzeichnet war. Wie die Lemminge liefen wir im Pulk sinn- und planlos durch die Gegend, bis wir einfach mal willkürlich an irgendeinem Eingang stehen blieben in der Hoffnung, dass unser Lehrer uns schon finden würde. Eine knappe halbe Stunde später war es dann auch soweit und wir wurden in einen Seminarraum gelotst, wo uns unsere Lehrerin Brit empfing. Brit wollte direkt voll durchstarten und ließ uns das Lehrbuch aufschlagen, was allerdings nicht möglich war, da wir noch keine Lehrbücher bekommen hatten. Das konnte Brits Eifer aber nicht stoppen, und so stellten wir uns alle der Reihe nach vor, sagten wo wir herkamen (wir haben neben den vielen Deutschen auch noch eine Österreicherin, eine Finnin, eine Isländerin, einen Schotten, einen Amerikaner, eine Chilenin, einen Spanier und einen Franzosen) und was wir studierten (natürlich alles auf norwegisch). Ich glaube wenn ich mir nicht vorher schon ein paar Grundkenntnisse angeeignet hätte, wäre ich nach diesem Tag ziemlich fertig gewesen, denn Brit legte ein ziemliches Tempo vor. Der Sprachkurs endete um 2, und um 3 stand auch schon der nächste Programmpunkt auf dem Plan: Eine Stadtführung durch Trondheim. Dort gab es viele interessante Infos zu Norwegens (und Trondheims) Geschichte und den örtlichen Sehenswürdigkeiten wie dem Nidarosdom, dem Stiftsgården, den Bakklandet (siehe Foto) uvm. Nach der Stadführung gab's ein Barbecue für alle international students, auf das ich mich schon sehr gefreut hatte. Leider wurde es aber nix mit dem Barbecue, da die Leute vom Int. Office angeblich keine Lust mehr auf Barbecue hatten (in den vorigen Wochen waren es wohl schon einige gewesen). Mist! Nix mit gegrrilltem Lachs, statt dessen gab es Baguettes mit Schinken und Käse (gar nicht typisk norsk!). Naja, lecker war's trotzdem und außerdem hat man noch mehr Leute (überwiegend deutsch) aus den vorigen Sprachkursen kennengelernt. Einziger Nachteil: Vollgefressen wieder den Berg nach Moholt raufzumüssen : ( Allerdings gibt's einen Lichtblick: Ich habe an diesem Tag ein Fahrrad organisieren können - es ist zwar grottenhässlich und PINK, aber dafür hat es 21 Gänge und hat nur 400 Kronen gekostet.

           

04.08.2004 (Mi): Jippieh, ich bin endlich mobil!!! Das Fahrrad ist super, statt 30 Minuten zu Fuß dauert es jetzt nur noch knappe 15 Minuten um nach Dragvoll zum Sprachkurs zu fahren (und nur 5 Minuten zurück, da es dann bergab geht). Nach dem Sprachkurs ging es um 15.15 Uhr zur "3-lake-hiking-viking-tour", einem etwas anderen Wandertrip. Wir fuhren mit dem Bus nach Bymarka (einem Wald-/Berg-/Seengebiet hier in der Nähe)und wurden dort mit Proviant versorgt (mal wieder Baguettes *grummel*) und mussten uns dann zu Pärchen gruppieren. Zuerst wurde ein Stück gewandert, dann durfte einer durch einen See schwimmen (in unserem Fall war das Anne) während der andere (ich) das Gepäck um den See herum trug, dann wurde wieder gewandert und am nächsten See durften dann alle ins Wasser (sogar ich habe mich überwunden und bin mit reingesprungen). Nach einer Pause an diesem See wurde dann wieder gewandert, bis wir am letzten der drei Seen ankamen und dort wieder schwimmen gehen durften, allerdings begnügte ich mich diesmal damit die Füße ins Wasser baumeln zu lassen. Wir bekamen sogar ein echtes Tour-Certifikate (leider mit einem falschen Datum, aber dieser kleine Schönheitsfehler störte niemanden wirklich). Gegen 8 holte uns dann der Bus ab und wir kamen seeehr müde wieder in Moholt an. Der Trip war echt witzig, besonders weil sich zwei Darmstädter Wikinger-Helme mit Hörnern aus Alufolie gebastelt hatten und diese während der ganzen Wanderung trugen (einer wurde beim Schwimmen im zweiten See von einer Horde wilder Möwen attackiert, die seinen Kopfschmuck anscheinend nicht so schön fanden). Außerdem war es ein sehr interessanter Anblick wenn sich 100 Leute ins Wasser schmissen (die norwegischen Kinder kommentierten unser Tun mit den Worten : Invasjon!) - die Ureinwohner hielten gebührend Abstand zu uns ; ) Zudem versuchten sich einige Mutige im Fischfang mit einem Netz, das sie irgendwo im Gebüsch gefunden hatten. Der Lohn ihrer Mühen war ein Schwarm kleiner Fische, die fachmännisch ausgenommen und über einem selbst entzündeten Feuer (war das eigentlich ein Naturschutzgebiet???) gebraten wurden. An den Fischen war zwar nicht viel dran, aber die Männer hatten ihre Wildnis-Fähigkeiten ausreichend bewiesen und aalten sich in ihrem Sieg über die unbändige Natur. Echte Wikinger eben!

       

       

05.08.2004 (Do): Heute gab es ausnahmsweise kein social program, sondern nur den Sprachkurs, daher hatte ich den Nachmittag frei zum Relaxen und Einleben. Abends ging ich mit Anne in ein Konzert des Trondheimer Sinfonieorkesters (mit einem Chor und Solisten) im Nidarosdom. Es wurde das Stück "Heimferd" gespielt, welches vom Leben und Sterben des Heiligen Olav erzählt. König Olav war der erste Christ in Norwegen und versuchte seine Religion mit dem Schwert beim Volk durchzusetzen. Statt sich zu guten Christen konvertieren zu lassen, erhob sich das Volk gegen den König und so wurde er in einer Schlacht ganz in der Nähe von Trondheim von seinen eigenen Landsleuten getötet. Später, als sich das Christentum doch durchgesetzt hatte, wurde er heilig gesprochen und ihm zu ehren wurde der Nidarosdom gebaut. Das Konzert war sehr beeindrucken, was auch an der großartigen Atmosphäre des Doms lag. Danach hatte ich leider so einen Hunger, dass ich mit Anne zu McDonalds gefahren bin und mir für unverschämte 60 Kronen (ca. 7,50 EUR) ein Menü gekauft habe *schäm*. Und das schlimmste: Wir mussten wieder den Berg nach Moholt hoch um dann todmüde und kaputt ins Bett zu fallen!

06.08.2004-08.08.2004 (Fr-So): Nach dem Sprachkurs ging's um 15.45 nach Frøya, einer Insel westlich von Trondheim. Die Busfahrt dauerte recht lange, und nach einer Fahrt durch einen 5 km langen Tunnel, der das Festland mit Frøya verbindet, kamen wir dann um halb 8 bei Bentes Eltern (Bente war eine unserer Betreuerinnen) an, wo wir mit köstlichem Essen und Trinken versorgt wurde. Die Eltern waren echt superlieb und haben sich total nett mit allen (ca. 40 Leuten) unterhalten. Zum Schluss gab es sogar Schoko-Kuchen! Göttlich!!! Danach fuhren wir mit dem Bus weiter zu dem Örtchen, wo wir die nächsten Tage bleiben würden. Unsere Unterkunft war ein Gemeindehaus mit Turnhalle (die wir benutzen durften), allerdings hatte ich keine Isomatte nach Norwegen mitgenommen und musste nun feststellen, dass das vielleicht nicht so schlau gewesen war, denn wir mussten auf dem Fußboden schlafen (siehe Bild 1). Naja, der Schlafsack musste dann eben reichen. Abends haben wir uns mit ein paar Leuten an den Hafen gesetzt und uns gemütlich unterhalten. Am nächsten Tag ging's um 10 Uhr nach Titran (mit Zwischenstopp auf einer Aussichtsplattform im Inneren der Insel, wo wir von den vielen Mücken bei lebendigem Leib aufgefressen wurden), einer ehemaligen Stellung der Deutschen (die während des 2. Weltkrieges Norwegen besetzt hatten). Viel spektakulärer als die alte Befestigung war jedoch das Meer, denn der Anblick der Felsküste hier war einfach atemberaubend. Nachmittags ging's auf's Meer zum Fischen, und unglaublicherweise haben wir sogar was gefangen: Anne hat eine waschechte Makrele gefangen, und ich einen echten Brocken von Fisch (5 kg!). Insgesamt konnte unsere Gruppe 7 Fische an Bord ziehen, die nachher an Land von einem Fischer filettiert und grillfertig gemacht wurden. Das anschließende Barbecue (auf 5 Einmal-Grills verteilt) war sehr lecker, und am besten schmeckte natürlich der selbstgefangene Fisch! Danach hat Anne mich in einem Anfall von Aktivität zum Basketball-Spielen überredet, wo ich mir beim "auf-Socken-Spielen" eine dicke Blase am linken Fuß geholt habe *schmerz*. Später am Abend ging's dann auf meine erste norwegische Party... haha, Party, ja, so kann man das auch nennen, wenn 3 einsame Gestalten am Bartresen hängen und ein einzelner Gitarrenspieler versucht Party-Stimmung zu verbreiten. Als wir dann allerdings die Kneipe stürmten, war es blitzartig sehr voll und sehr lustig! Das Bier war für norwegische Verhältnisse billig (30 Kronen für ein 0,4 Glas). Der Gitarrenspieler war tatsächlich sehr gut und hatte eine Menge guter Lieder drauf, die er zum besten gab und dabei immer mal wieder den original-Text ein wenig abwandelte... wir haben uns nachher noch ein wenig mit ihm unterhalten, und er sagte uns, dass wir ein tolles Publikum gewesen seien, aber dass er sich gewundert hat, das uns seine Text-Änderungen überhaupt aufgefallen seinen - die Norwegen sind anscheinend meist viel zu besoffen um sowas überhaupt zu bemerken. Um Punkt zwei wurde dann das Licht angemacht, der Gitarrenmann abgewürgt und die Stühle hochgestellt - eine sehr direkte Art von Rausschmiss. Die Erwartung, dass wir am nächsten morgen ja sicher ausschlafen dürfen, würde jäh enttäuscht, als wir um 10 Uhr mit lauter, ätzender Radiomucke geweckt wurden. ARRRRGGGGGHHHHH!!! Das hatte zur Folge, dass ich erst mal tierisch schlecht gelaunt war. Als wir endlich alles gepackt hatten, dauerte es noch 'ne Stunde bis der Bus uns abholen kommen sollte, so dass ich mich zum Schlafen auf's Gras gehauen habe. Danach hatte sich meine Laune schon deutlich gebessert. Mit dem Bus ging's zu einem Fähranlegeplatz, wo wir ein wenig Freizeit hatten bis die Fähre kam. In der Zeit haben wir eine Muschelfarm entdeckt und uns mit riesigen, bunten Muschelschalen als Souvenirs eingedeckt. Mit der Fähre (eher ein Schnellboot als eine typische Personenfähre) auf die Insel Sula, wo es putzige kleine Holzhäuser (Bild 2) und einen Leuchtturm (Bilder 3 und 4) gab. Neben dem Leuchtturm haben wir auch ein "Museum" besichtigt, das kleiner als unsere Garage in Korschenbroich war. Ein netter alter Sula-Bewohner stellt dort alles aus, was das Meer ihm im Laufe der Jahre an den Strand gespült hat: Flaschenpostbriefe, Bojen, Milchtüten, Feuerzeuge, Bauarbeiterhelme, Sandschippchen, Eimer, Rettungsringe und vieles, vieles mehr. Sehr kurios... Nach dem Besuch auf Sula ging's auf eine andere Insel (Bodo), wo wir mal wieder gebarbecued habe (Bild 5). Außerdem haben Anne und ich uns dort ein leckeres Eis gegönnt (Bilder 6-9). Einige Todesmutige waren im Wasser schwimmen, aber mir reichte es schon mit den Füßen reinzugehen... es war eiskalt! Danach ging's mit dem Boot zurück zum Bus, und mit dem Bus dann zurück nach Trondheim. Ein sehr schönes, aber auch sehr anstrengendes Wochenende!

               

           

               

09.08.2004 (Mo): Nach dem Sprachkurs gab es noch ein Infotreffen für Sportbegeisterte, zu dem ich mich aber nicht aufraffen konnte. Statt dessen habe ich mich mit Anne faul an den Trondheimsfjord gelegt und war sogar schwimmen! Danach waren wir bei IKEA und haben uns Bettdecken besorgt - bis jetzt war es immer so heiß, dass ich nur mit dem Bettbezug als Decke schlafen konnte, aber man soll ja sein Glück nicht überstrapazieren. Abends gab es ein Barbecue für alle international students, aber ich war viel zu platt vom Wochenende um dort hinzugehen. Ein volles Programm ist ja schön und gut, aber ich brauche auch mal Zeit für mich, und die habe ich mir an jenem Abend genommen. 

10.08.2004 (Di): Mal wieder ein volles Programm - um 14.15 holte uns der Bus direkt vom Sprachkurs ab und wir fuhren zum Kystens Arv Museum auf der anderen Seite des Fjordes. Dort gab es eine Ausstellung über das Leben der Lofoten-Fischer sowie eine eigene Bootsbauerei, wo die Handwerker Holzboote nach historischem Vorbild bauen. Leider war die Organisation nicht so toll, anscheinend waren die Leute vom Museum nicht darauf vorbereitet dass drei Reisebusse voll mit Sprachkurslern auftauchen würden, und so war alles ein wenig chaotisch. Immerhin war das anschließende Barbecue gut organisiert und es gab (mal wieder) Hamburger. Laut Programm sollten wir um 6 wieder abfahren, damit wurde es aber wieder mal nix und wir sind erst gegen 7 losgefahren. Tja, schade, denn so kamen wir um viertel nach 7 am Fähranleger an und konnten sehen, dass die Fähre uns vor der Nase weggefahren war. Anscheinend hatte der Busfahrer den Fährplan nicht gecheckt... so hatten wir dann eine lange Stunde Zeit um auf die nächste Fähre zu warten - ich habe die Zeit dann sinnvoll genutzt um noch eine Runde im Fjord zu schwimmen. Nachdem wir dann mit der Fähre drüben waren (siehe Bild: v.l.n.r. Henning, Anne, ich, Mari [die Finnin]), kamen wir endlich gegen 9 in Moholt an.

           

       

   

11.08.2004 (Mi): Heute stand nach dem Sprachkurs eine Informationsveranstaltung über die verschiedenen akademischen Studentenorganisationen der NTNU an. Laut Programm sollte diese Veranstaltung gegen Punkt 3 beginnen, leider hatte aber anscheinend niemand den Bewegungsmelder des Hörsaales abgestellt, so dass sofort der Alarm losging als die Türen aufgeschlossen wurden. Es dauerte dann gut eine halbe Stunde bis die Situation geklärt war und man endlich gefahrlos den Hörsaal betreten durfte. Die Veranstaltung lief dann folgendermaßen ab: Ein (oder zwei) Mitglieder einer Organisation gingen nach vorne, sagten für welche Studenten sie zuständig waren (z.B. Mathe, Chemie, Engineering usw.) und gingen dann aus dem Hörsaal. Jeder, der dachte dass das die richtige Organisation für ihn ist, stand auf und latschte hinterher. Als die letzte Organisation nach draußen gegangen war, saßen Anne und ich noch immer im Hörsaal, so dass wir (nicht unerwartet) zu der Einsicht kamen, dass es wohl keine Biologen-Organisation gibt. Toll... Abends gab es jedoch einen gelungenen Ausgleich für diese organisatorische Pleite: Die erste richtige Studentenparty im Studentersamfundet, einem roten, runden Gebäude in der Nähe des Stadtzentrums. Die Party war richtig gut: Viele Leute, gute Musik und Tanzen bis die Füße schmerzten. Die seltsame Bauweise des Gebäudes hatte zur Folge, dass man immer das Gefühl hatte, dass man sich in einem Irrgarten befindet (ich sage nur: Passierschein A 38), und dauernd entdeckte man noch einen neuen Raum oder Weg, den man noch nicht gesehen hatte. Der beste Raum war allerdings ganz oben, er erinnerte an eine Mischung aus Arena und Zirkus, da rund um die Tanzfläche wie in einem römischen Amphitheater Sitzplätze angeordnet waren und sich an der Decke eine Art Zirkuszeltplane befand. Eine seltsame aber coole Mischung! Allerdings mussten wir wieder mal den Berg nach Moholt mit dem Rad erklimmen, was zu einer solchen Zeit (und nach einem solchen Abend) seeehr anstrengend war.

12.08.2004 (Do): Ich habe eine neue Mitbewohnerin, Wiebke. Sie ist sehr nett, und das krasseste: Sie ist auch deutsch. Somit sind wir also drei deutsche Mädels in einer WG... wie gesagt: krass! 
Zur Abwechslung gab es heute kein social program, so dass Anne und ich die Gelegenheit nutzten um zum Fjord zu fahren und uns gemütlich an den Felsstrand zu legen (es war so gemütlich, dass ich prompt eingeschlafen bin). Außerdem waren wir im Fjord schwimmen, auch wenn das Wetter schon deutlich kühler war als an den vorigen Tagen. Abends sind wir dann ins Trondheimer Kinocenter gefahren um King Arthur zu sehen. Von außen sieht das Kino total klein und popelig aus, aber zu meiner Überraschung hat das Center 8 Kinosäle und es laufen alle topaktuellen Filme (natürlich in der Originalversion mit norwegischen Untertiteln). Die Sitze in den Sälen lassen sich sogar nach hinten lehnen - sehr krass! Der Film war supergut und ich will daher an dieser Stelle nichts vom Plot verraten, außer: King Arthur sah echt gut aus *ggg*, ich fühlte mich sehr an Achilles und Hektor aus Troja erinnert *sabber*!

13.08.2004 (Fr): Oh mein Gott, schon der zweite Tag in Folge ohne social program!!! Schock!!! Das liegt allerdings nur daran, dass alle anderen Sprachkurse morgen ihren Abschlusstest schreiben und alle Zeit zum Lernen brauchen. Unser Sprachkurs dagegen läuft noch einige Wochen während des Semesters weiter, so dass wir erst später den Test haben. Prima, denn so konnten Anne und ich das sonnige (aber leider schon recht kühle) Wetter nutzen um nochmal an den Fjord zu fahren. Zum Schwimmen war's dann aber doch schon zu kalt! Abends haben wir dann mein Fischfilet Bergener Art probiert (es war fast so billig wie Fischstäbchen und auf der Verpackung sah es auch echt gut aus) - ein fataler Fehler, denn die Fischpampe schmeckte sehr seltsam und war nur mit Ketchup zu ertragen : (

14.08.2004 (Sa): Heute war privates Sightseeing angesagt: Während die anderen über ihrem Sprachtest büffelten, habe ich erst mal ausgeschlafen und bin dann mit Anne zur Kristiansten Festung gefahren, einer Festung die früher zur Wehranlage Trondheims gehört hat und mal von 10.000 Schweden belagert wurde aber nicht eingenommen werden konnte. Danach ging's weiter in die Innenstadt, von wo wir die Fähre nach Munkholmen nahmen, einer kleinen Insel vor der Stadt, die ebenfalls einmal der Verteidigung diente, aber auch mal ein Benediktiner-Kloster beherbergt hat. Dort haben wir die guided tour mitgemacht und danach eine waghalsige Wanderung einmal um die Insel gemacht... naja, wir sind fast einmal um die Insel gekommen, denn an einer Stelle stieg links die Befestigungsmauer steil in die Höhe und vor uns war nur noch Meer. Wir gaben uns geschlagen und drehten wieder um, um den schwierigen Rückweg anzutreten. Wir kamen wohlbehalten wieder an und wollten die nächste Fähre zum Festland nehmen, was allerdings auch der Plan der meisten anderen Besucher zu sein schien, so dass wir uns in eine lange Schlange wartender Menschen einreihten. Das Boot kam, die Leute gingen drauf und genau vor uns wurde wieder dicht gemacht, weil die maximale Kapazität des Bootes erreicht war. Grummel... wir nutzen die Zeit um kurz mit den (mittlerweile dampfenden) Füßen ins Wasser zu steigen und ein paar Muscheln und Schneckengehäuse zu sammeln. Die nächste Fähre nahm uns dann mit und wir radelten den Berg nach Moholt rauf *schwitz*. Abends war in Steinan (einem anderen Studentenwohnheimskomplex) eine Abschlussparty aller Sprachkursler, und auf dem Weg dorthin haben wir uns total (aber wirklich TOTAL) verfahren. Es dauert ca. eine 3/4 Stunde bis wir endlich da waren, aber danach war's echt super. Die Musik war gut, die Leute nett, die Tanzfläche voll (was nicht schwer war, da sie recht klein war) und es gab sogar Freibier (und für mich Freisaft *g*). Gegen halb drei war ich dann im Bett mit der beruhigenden Gewissheit, dass ich am Sonntag würde ausschlafen können.

           

15.08.2004 (So): Habe heute bis 11 geschlafen und bin dann gegen halb zwei zu Anne rübergegangen um das Formel 1 Rennen zu sehen. Leider war Per (Annes mit einem Fernseher ausgestattete Zimmernachbar) noch im Bett, so dass wir uns erst mal ein fürstliches Krabbenessen gegönnt haben. Selbergepult schmecken die einfach noch viel besser! Außerdem sind Krabben hier neben Fisch das einzige, das einigermaßen erschwinglich ist (1 kg Krabben für 20 Kronen = unter 3 EUR), so dass ich in nächster Zeit wohl mehr davon essen werde. Gegen halb drei wankte Per dann aus seinem Zimmer und wir konnten seinen Fernseher schnorren. Leider war zu diesem Zeitpunkt Kimi schon ausgeschieden, so dass der Rest des Rennens recht langweilig verlief. Nach dem Rennen habe ich den Wischmopp geschwungen und mit Christine (meiner Mitbewohnerin) die Küche und das Bad auf Vordermann gebracht (war aber auch dringend notwendig, die Wollmäuse hüpften schon fröhlich durch die Räume). Da ich erst am Freitag Uni habe, konnte ich abends noch ein Weilchen lesen, genauer gesagt bis halb zwei, als mir dann vor Müdigkeit die Augen zufielen und ich mich Schlafen gelegt habe.

 

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