Kapitel 3: Die ersten Uni-Wochen

16.08.2004 (Mo): Jippieh, endlich musste ich mal nicht früh aufstehen um zum Sprachkurs zu gehen (denn der fängt ja erst nächste Woche wieder an). Statt dessen saß ich den ganzen Tag vor dem PC und habe mich mit diesem Norwegen-Reisetagebuch abgemüht ; ) Aber immerhin, es scheint ja bis jetzt ganz gut geworden zu sein, also hat sich die investierte Zeit gelohnt! Außerdem fängt die Uni auch erst am Freitag an, daher habe ich jetzt noch ein wenig Zeit um mich um sowas zu kümmern.

17.08.2004 (Di): Heute stand ein Besuch des Folkemuseums auf dem Programm. Anne und ich fuhren in aller Frühe *g* (also gegen halb elf) mit dem Rad dorthin, was zur Folge hatte, dass wir bereits total platt dort ankamen - das Museum liegt auf der anderen Seite der Nidelva und somit muss man, um dorthin zu kommen, auf der anderen Seite des Flusses einen recht steilen Aufstieg in Kauf nehmen. Das Freilichtmuseum war super, es ist ein großes Gelände auf dem Häuser und Kirchen aus den verschiedenen Jahrhunderten stehen, zudem die Ruinen einer alten Festung (von der man einen atemberaubenden Blick auf die Umgebung hat) und einige Ausstellungen, z.B. über die Geschichte der Frauenunterwäsche. Um Euch einen etwas besseren Eindruck davon zu geben, hier ein paar Bilder von der Homepage des Museums (meine eigenen Bilder befinden sich darunter):

           

           

           

   

18.08.2004 (Mi): Um das schöne Wetter (wahrscheinlich der letzte sonnige Tag für die nächste Zeit, wenn man dem Wetterbericht glauben schenken darf) auszunutzen, sind Anne und ich heute in die Stadt gefahren, um uns dort den Stiftsgården anzusehen. Es handelt sich dabei um die Königsresidenz in Trondheim, allerdings darf man sich darunter keinen Buckingham Palace vorstellen. Vielmehr ist es ein großes Holzhaus (genauer: das größte Holzhaus in Trondheim), das mitten in der Innenstadt steht und weder eingezäunt noch ummauert ist. Man hat von der Straße einen prima Blick in das Innere, und man kann auch einige Räume unter der Aufsicht eines Guides besichtigen, was wir dann auch taten. Die Räume waren alle prunkvoll eingerichtet und sehr hübsch anzusehen (bis auf diesen einen Raum in PINK - auch Königinnen sind anscheinend nicht vor Geschmacksverirrungen sicher). Danach waren wir ein wenig shoppen (es gibt hier in Trondheim mehrere große Shopping-Center) und sind danach an den Fjord gefahren, um dort die Füße ins Wasser baumeln zu lassen und faul in der prallen Sonne zu liegen. Abends ging's dann zum "all you can eat" für 20 Kronen (ca. 2,50 EUR), das allerdings von einer christlichen Vereinigung veranstaltet wurde, so dass man im Laufe des Essens unweigerlich von den Veranstaltern auf seinen Glauben angesprochen wurde. Die Konvertierungsversuche hielten sich allerdings in Grenzen und das Essen war wirklich lecker, so dass ich am Freitag wohl wieder hingehen werde.

   

19.08.2004 (Do): Ich gebe es zu: An diesem Tag war ich recht faul ; ) Naja, einige Dinge habe ich dann doch gemacht (außer meiner Lese-Leidenschaft mit dem von Anne geliehenen Buch "Der Drachenbeinthron" zu frönen). Zuerst habe ich mich online für meine exams angemeldet, oder besser gesagt: Ich wollte es. Leider steht bei dem einen Kurs noch immer kein exam-Termin fest, und als ich endlich das online-Formular für den anderen Kurs ausgefüllt und abgeschickt hatte, wurde mir mitgeteilt, dass ich eine ausgedruckte Fassung des Dokuments unterschrieben zum International Office bringen muss. Wie blöd, dass ich gar keinen Drucker hier habe... in Ermangelung einer anderen Möglichkeit habe ich das Teil dann erst mal gespeichert um mich dem Drucker-Problem später zu widmen. Danach habe ich ein Tagebuch-Update gemacht (wie euch hoffentlich aufgefallen ist *ggg*) und mein erstes (von vier) Norwegisch-Essay (ein Interview) geschrieben. Insgesamt also ein recht unereignisreicher Tag.

20.08.2004 (Fr):  Hilfe! Die Uni fängt an! Hilfe! So oder so ähnlich fühlte ich mich als ich an diesem Vormittag ins Uni-Gebäude ging, um meine erste Vorlesung (Thema: Zoophysiologie) hier in Norwegen zu hören (der Prof hatte auf meine Anfrage hin offen gelassen ob die Vorlesung auf Englisch oder Norwegisch stattfinden würde). Vorher ging's jedoch in den Computer-Raum, wo ich meine exam registration ausdrucken konnte. Die Vorlesung ging dann (nicht ganz pünktlich) um 12.25 los, und der Prof startete direkt auf Norwegisch. Ich habe zwar den Kern seiner Aussagen verstanden, aber viiiiiiiiiiieles blieb mir verschlossen. Glücklicherweise stellte er dann (auf Norwegisch) an die Studenten die Frage, ob diese damit einverstanden seien, dass die Vorlesung wegen zweier deutscher Austauschstudenten auf Englisch gehalten werde, und da kein lauter Protest zu hören war, wechselte der Prof ins Englische (begleitet von einem Seufzer der Erleichterung meinerseits). Danach wurden einige Formalitäten geklärt (wie sieht der Inhalt des Kurses aus, wann finden Seminar und Laborteil statt, wie muss ein vernünftiges Protokoll aussehen usw.) und eine halbe Stunde vor Schluss ging's mit dem Vorlesungsteil los. Der Prof war sehr gut zu verstehen und scheint ein echt netter Kerl zu sein. In der Pause kam eine nette Norwegerin auf Anne und mich zu und sprach uns auf fehlerfreiem Deutsch an. Wie wir dann von ihr erfuhren ist ihr Mutter Schweizerin und sie hat lange Zeit dort gelebt. Sie meinte, dass wir sie jederzeit fragen könnten wenn wir irgendwas norwegisches nicht verstehen, was ich sehr nett fand. Nach der Vorlesung haben wir uns dann auch noch mit einem freundlichen Norweger unterhalten. Die Studis hier scheinen alle sehr nett und offen zu sein - yippieh! Nach der Uni ging's dann um halb sechs zum "all-you-can-eat" für 20 Kronen (siehe oben). Diesmal gab's Hamburger, und ich habe sage und schreibe 4 (!!!) Hamburger verdrückt. Danach war ich dann auch sooooooooooooo voll und platt. Dann sind wir mit ein paar anderen Leuten, die wir dort getroffen haben, zu Anne zum Olympia-Gucken gefahren (Annes Fernseh-besitzender Mitbewohner Per war über's Wochenende verreist und hatte ihr den Fernseher da gelassen). Spontan ging's danach noch zum Party-machen in die diversen Basements (=Keller) von Moholt. Es ist hier anscheinend üblich, dass Freitags die Basements geöffnet werden, wo es billiges Bier an der Theke und Musik auf der Tanzfläche gibt. Die Musik war allerdings recht gewöhnungsbedürftig, besonders die norwegischen Titel (aber man muss wohl zugeben, dass Titel wie "Lebt denn der alte Holz-Michl noch" oder "Space Taxi" bei einem Austauschstudenten in Deutschland auch auf Skepsis stoßen würden). Nach einigen Basement-Wechseln war ich aber dann doch recht müde (was auch an der harten Hamburger-Verdauungsarbeit des heutigen Tages gelegen haben kann) und ging gegen eins ins Bett.

21.08.2004 (Sa): Heute haben Anne und ich eine Fahrradtour gemacht, die recht nass ausfiel. Als wir losfuhren um die Seen der Umgebung zu erkunden,  war das Wetter zwar wechselhaft, aber mit vielen sonnigen Abschnitten. Zu unserem Leidwesen hielt dieses Wetter aber nicht lange vor, so dass wir uns irgendwann einem beständigen Nieselregen stellen mussten. Egal, lustig war's trotzdem, und schließlich wurden wir auch mit zwei Regenbögen für den Regen entschädigt. Danach habe ich mir erst mal eine heiße Dusche gegönnt und dann hochmotiviert mein zweites essay (über Sankt Martin) geschrieben. Tja, und dann habe ich auch noch diese Seite geupdated und natürlich weiterhin fleißig im "Drachenbeinthron" gelesen... ein super Buch!

22.08.2004 (So): An diesem Tag ging's hauptsächlich um eine Sache: Essen! Anne und ich wollten Pfannkuchen backen, da Pfannkuchen sowohl billig als auch einfach in der Herstellung sind. Leider mussten wir feststellen, dass wir nicht die richtigen Pfannkuchen-Zutaten hatten, daher sind wir fix zum Bunnpris um die Ecke geflitzt, der auch Sonntags geöffnet ist. Mit allem Nötigen ausgestattet begannen wir unser Back-Werk und hatten relativ schnell einen stattlichen Haufen goldgelber Pfannkuchen. Mit Heißhunger fielen wir darüber her und schlugen uns die Bäuche voll - mmmh, lecker!!! Danach war ich allerdings für den Rest des Tages so satt und träge, dass ich sonst nicht mehr viel auf die Reihe bekommen habe ; ) Abends bekam ich dann überraschend eine SMS von meinem Vater (von mir Isi genannt), in der zu lesen war, dass er noch an diesem Abend in Trondheim sein könne (ich rechnete erst am nächsten Tag mit ihm). Nach einigem Herumirren fand er dann auch schließlich Moholt (wo mein Studentenwohnheim steht) und wir organisierten ein Hotel für ihn. Vorher aber wurde ich sehr reich mit Lebensmitteln beschenkt (an dieser Stelle nochmal KIITOS KIITOS KIITOS an Isi!!!) - Aufschnitt, Käse, richtiges dunkles Brot (endlich mal was anderes als dieses luffige norwegische Brot!) und auch finnische Schokolade & Marianne-Bonbons & köstliche Hafer-Kekse! YIPPIEH!!!

23.08.2004 (Mo): Heute stand ich in aller Frühe auf (naja, ok, es war 8 Uhr, aber für mich ist das verdammt früh!) um Isi Trondheim zu zeigen. Zuerst gingen wir zum Nidaros-Dom, wo uns bei einer guided tour alles wichtige über Bau & Bedeutung dieses Bauwerks (das größte mittelalterliche Bauwerk in Nord-Europa!) erklärt wurde. Danach machten wir zu Fuße eine kleine Erkundungstour durch das Stadtzentrum, am Bischofspalast vorbei zur alten Stadtbrücke, von dort zu den Bakklandet und zum Hauptbahnhof und von dort zum Marktplatz (wo auch die Tourist-Info zu finden ist). Um 12.00 Uhr startete wir dann mit einer Bus-Stadtführung, die uns nicht nur durch das Stadtzentrum sondern auch zum Folkemuseum (wo uns die alte Stavkirka gezeigt wurde - für ein Bild der Kirche siehe weiter oben [das Bild ganz rechts unten in der vorletzten Reihe]) und zur Kristiansten-Festung führte. Nach dieser zweistündigen Tour musste ich leider zur Uni, da ich eine Vorlesung hatte und in der Bibliothek ein Lehrbuch ausleihen musste, aber abends gingen wir dann im Egon, einem Restaurant im Fernsehturm Trondheims, Essen. Da das Restaurant sich einmal im Verlauf einer Stunde einmal komplett dreht, hat man von dort einen tollen Blick auf die Umgebung. Das Wetter war uns auch hold und wir konnten den Ausblick über Trondheim in strahlendem Sonnenschein genießen.

24.08.2004 (Di): Wieder war ich recht früh auf den Beinen, da ich nochmal etwas mit Isi unternehmen wollte bevor er wieder abreisen musste. Daher fuhren wir um 9 Uhr nach Bymarka, das Wander- & Erholungsgebiet direkt vor Trondheims Haustür. Dort haben wir fleißig Blaubeeren gepflückt und sind auch ein wenig gewandert. Leider war die Zeit aber viel zu schnell um und Isi setzte mich hier in Moholt ab bevor er dann zur Mittagszeit losfuhr. Dummerweise habe ich meine Regenjacke in seinem Auto vergessen, und so muss ich jetzt darauf warten, dass sie mit der Post wieder zu mir gelangt - wie typisch für mich... Mittags bin ich dann an den Fjord gefahren um den Sonnenschein zu genießen und dem Rauschen der Wellen zu lauschen. Leider musste ich mich um halb 5 von dieser Idylle losreißen, denn der Sprachkurs stand noch an. Von halb 6 bis 8 widmete ich mich den Tücken der norwegischen Sprache, und ich muss sagen, dass die Uhrzeit nicht sehr gut zum Lernen geeignet ist - im Gegenteil: Ich war voll müde und kaum aufnahmefähig. Leider muss ich mich wohl dran gewöhnen, denn auch die nächsten Male wird's bei dieser Uhrzeit bleiben : ( Ach ja, und nochwas ist heute passiert: Ich habe noch eine neue Mitbewohnerin! Das letzte freie Zimmer ging an Anna, und sie ist ebenfalls deutsch! Unglaublich... 4 deutsche Mädels in einer WG in Norwegen!

25.08.2004 (Mi): Neben der Zoophysiologie-Vorlesung von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr ist heute eigentlich nicht viel spektakuläres passiert, außer dass abends ein guter Film in einem Basement lief: Fahrenheit 9/11, der neue Film von Michael Moore. Ich fand den Film sehr sehenswert, auch wenn man den Film als das sehen muss, was er ist: ein politisches Statement, das man keineswegs mit einem objektiven Doku-Film verwechseln sollte. Und ein sehr gelungenes und überzeugendes, durchdachtes Statement dazu. Nach dem Film gab's natürlich eine angeregte Diskussion über Bush, die Probleme im Irak, Krieg im allgemeinen und Amerikas Kriege im besonderen, die deutsche Reformpolitik und noch vieles mehr. 

26.08.2004 (Do): An diesem Tag waren Anne und ich in der Strindamarka spazieren (ein Waldgebiet, das kurz hinter dem Wohnheimskomplex anfängt). Zuerst folgten wir dem offiziellen Wanderweg, was uns aber bald etwas zu langweilig wurde. Daher bogen wir auf einen der zahlreichen Trampelpfade ab, die durch den Wald führen, vorbei an großen Ameisenhügeln, murmelnden Bächen, Feldern voller roter Preiselbeeren und durch verwunschen wirkende Wälder, deren Boden von einem dichten Moosteppich bedeckt war und in die nur wenige Sonnenstrahlen fielen. Äußerst spannend! Nach dem Spaziergang gingen wir zu Anne, wo ich von ihr bekocht wurde (Spaghetti mit Fischstäbchen). Lecker! Danach stand wieder der Sprachkurs an, und auch dieses Mal war ich nur in Maßen aufnahmefähig. Abends wollte ich noch ins "Tiger, Tiger", wo bis 10.00 Uhr freier Eintritt war. Zudem hatte ich Anne versprochen, dass ich sie und Henning zum Hauptbahnhof fahre (die beiden wollten mit einigen anderen Freunden für's Wochenende auf die Lofoten), daher wollte ich hier um halb 10 mit den beiden losfahren um noch rechtzeitig in der Kneipe zu sein. Dieser Plan hätte auch funktioniert, wenn die beiden nicht zu spät gewesen wären, so dass wir erst gegen 20 vor 10 hier am Wohnheim loskamen. Nachdem ich die beiden abgesetzt hatte, war's dann schon zu spät um noch einen Parkplatz zu finden und zur Kneipe zu spurten, so dass ich wieder zurück fuhr. Es gibt ja noch genug Parties im Verlauf des Semesters, da kommt es auf einen Kneipenabend mehr oder weniger auch nicht mehr an...

27.08.2004 (Fr): Da ein riesiger Berg schmutziger Wäsche auf mich wartete und ich auch nix mehr zum Anziehen hatte, musste ich heute mal waschen. Außerdem habe ich mich endlich aufgerafft und mein letztes norwegisches essay geschrieben. Zudem habe ich mein Zimmer und die Küche gefegt, was mit diesem blöden blauen Handfeger (der zum Inventar gehört) nicht ganz einfach war... wir sollten mal darüber nachdenken ob wir uns als WG nicht zusammen einen Staubsauger kaufen... nach einem so hausfraulichen Tag hatte ich Hunger auf Pizza, und glücklicherweise verriet mir Christine, dass im Maxi (einem großen Supermarkt hier in der Nähe) Pizza im Sonderangebot war: Drei Pizzen für nur 50 Kronen (ca. 6 EUR)! Ich schwang mich sofort auf's Rad und ergatterte die günstigen Pizzen, so dass ich mir abends eine leckere Schinken-Pilz-Pizza gönnen konnte.

28.08.2004 (Sa): Da der Wetterbericht für heute gutes, sonniges Wetter gemeldet hatte, beschloss ich in die Bymarka zu fahren und dort ein wenig zu Wandern und noch die letzten Blaubeeren der Saison zu pflücken. Das Wetter war tatsächlich wunderbar, und ich verbrachte 6 Stunden damit von einem Blaubeerfeld zum nächsten zu Wandern - die Ausbeute betrug am Ende ca. 1 1/2 l Blaubeeren! Außerdem war ich noch bei der Elgsethytta, wo es sehr leckeren Kakao gibt und von wo man einen tollen Blick über die Umgebung hat. Die Landschaft war wirklich atemberaubend, es gab ruhige Seen, glucksende Bäche, Moorgebiete, Berge und an manchen Stellen konnte man bis zum Trondheimsfjord gucken, der in der Ferne blau glitzerte. Völlig platt kam ich nachmittags wieder im Wohnheim an, wo ich noch die Blaubeeren wusch, entstielte und einfror. Danach ging nicht mehr viel, weil ich einfach zu erschlagen war ; )

29.08.2004 (So): Nachdem ich endlich mal meinen Schreibtisch aufgeräumt hatte (was dringend notwendig war, denn wie immer verbreite ich Chaos wo auch immer ich hinkomme), wollte ich eigentlich dieses Tagebuch updaten, aber sehr weit kam ich damit nicht, denn das Wetter war einfach zu gut um im Zimmer vor dem PC zu hocken. Kurzentschlossen radelte ich zur Strindmarka, um dort weiter meine Wanderkondition zu verbessern. Ich wollte bis zur Estenstadhytta, die ich auch in gutem Tempo erreichte indem ich dem Hauptwanderweg folgte. Dort angekommen gönnte ich mir eine kurze Verschnaufpause und studierte dann die Wanderkarte, die dort aushing, um herauszufinden, ob es nicht einen weniger ausgetretenen aber dafür kürzeren Weg zurück gab. Und tatsächlich, auf der Karte war eindeutig eine Abkürzung zu sehen, die irgendwann wieder auf den Hauptwanderweg zu führen schien, so dass ich volle Zuversicht aufbrach. HA, was für eine blöde Idee! Nachdem ich dachte, hinter der nächsten Wegbiegung würde der Parkplatz liegen, an dem ich mein Fahrrad abgeschlossen zurückgelassen hatte, nur um festzustellen, dass dort zwar ein Parkplatz war, der mir jedoch leider völlig unbekannt war, merkte ich, dass meine Idee vielleicht nicht die beste Idee gewesen war. Aber natürlich wollte ich auch nicht wieder zur Hytta zurück, so dass ich einen Weg suchte, der halbwegs in die richtige Richtung führte. Nachdem ich diesem Weg eine Weile gefolgt war (und dabei von einem neugierigen Eichhörnchen beobachtet wurde, das meiner Meinung nach einen spöttischen Blick in den schwarzen Knopfaugen hatte), kam ich leider wieder irgendwo aus, wo ich nicht hinwollte, so dass ich einfach zur letzten Kreuzung zurückging und dort in einen anderen Weg abbog in der Hoffnung nun doch in die richtige Richtung zu laufen. Mittlerweile hatte es angefangen zu nieseln, und der Nieselregen steigerte sich mit der Zeit zu einem ausgiebigen Dauerregen. Nach einiger Zeit kam ich aber leider nicht auf dem richtigen Weg aus, sondern wieder am (leider falschen) Parkplatz! Argh! Ich kam mir vor wie in einem aventurischen VW (Verwunschener Wald)! Nachdem ich dann einem als Skiloipe ausgeschilderten Matschweg folgte, der (mal wieder) anscheinend in die richtige Richtung führte, kam ich endlich wieder auf dem Hauptweg aus. HURRA! Nass und kalt ereichte ich mein Fahrrad und machte mich auf dem schnellsten Weg zum Wohnheim auf, wo ich mir als erstes eine lange, heiße Dusche gönnte. Abends hat dann Wiebke Pfannkuchen für uns beide gebacken, und ich habe Blåbærgrøt gemacht, eine Art Blaubeergrütze. Eine leckere Entschädigung für den nassen Spaziergang!

30.08.2004 (Mo): An diesem Montag erwartete mich ein langer und arbeitsreicher Tag. Vormittags versorgte ich dieses Tagebuch mit ein paar neuen Einzelheiten, und dann machte ich mich zur Mittagszeit in die Stadt auf, um endlich neue Badelatschen zu kaufen. Dies war auch dringend notwendig, da die alten vor einigen Tagen kaputt gegangen waren und ich es gewohnt bin hier in meinem Zimmer und den Gemeinschaftsräumen die meiste Zeit mit Badelatschen an den Füßen rumlaufe (so kommen meine sauberen Socken nicht so leicht in Kontakt mit dem nicht ganz so sauberen Boden). Leider musste ich erst durch zahlreiche Geschäfte irren bis ich endlich ein halbwegs erschwingliches Paar fand. Immerhin konnte ich mich so schon mal mit den Shopping-Centern von Trondheim vertraut machen ; ) Danach musste ich mich zur Uni (genauer: dem Gløshaugen-Campus) begeben, um dort der Zoophysiologie-Vorlesung zu lauschen. Normalerweise dauert die Vorlesung bis 17.00 Uhr, und ich hoffte, dass der Prof sich auch daran halten würde, da ich bereits um 17.30 Uhr zum Sprachkurs in Dragvoll sein musste. Leider überzog der Prof jedoch eine satte Viertelstunde, so dass ich mich sehr beeilte den steilen Berg von Gløshaugen nach Dragvoll zu erklimmen. Völlig verschwitzt und aus der Puste kam ich fast pünktlich um 17.40 Uhr dort an, war allerdings so geschafft, dass ich erst mal ein Weilchen brauchte um mich von der Anstrengung zu erholen. Glücklicherweise haben wir die meiste Zeit nur wiederholt was wir für das exam wissen sollten, auch wenn anscheinend niemand weiß wann wir das exam überhaupt schreiben (und anscheinend fühlt sich auch wieder mal niemand dafür zuständig)...

31.08.2004 (Di): Da das Wetter mehr als bescheiden war, verbrachte ich die meiste Zeit des Tages mit dem Buch (bin noch immer beim 3. Band "Die Nornenkönigin", nachdem ich nun schon Band 1 "Der Drachenbeinthron" und Band 2 "Der Abschiedsstein" gelesen habe). Nachmittags war ich mit Anne (die heute morgen von den Lofoten zurückgekommen ist) im Maxi einkaufen, einem großen Supermarkt, wo es wirklich ALLES gibt (leider ist der Laden auch recht teuer). Außerdem habe ich noch zwei Professoren mails geschrieben, da morgen eine weitere Vorlesung beginnt und ich wissen wollte ob die Vorlesung auf Englisch gehalten werden kann. Bin mal gespannt, wie das morgen wird... 

01.09.2004 (Mi): Urgh! Hilfe! Schock! Nachdem ich gestern in einem Anfall von Panik die Profs mit mails zugeschüttet hatte (und, was noch viel schlimmer war, mir niemand geantwortet hatte), fühlte ich mich ein wenig mulmig als ich um halb 10 zu meiner "molekylære cellebiologi"-Vorlesung fuhr. Zu meinem (anfänglichen) Schrecken fing die Professorin sofort an auf Norwegisch zu reden und den Vorlesungsplan zu erläutern. Ehrlich gesagt habe ich mir eine Vorlesung auf Norwegisch aber viel schlimmer vorgestellt, und ich habe (dank meiner Sprachkurs-Kenntnisse) das meiste von dem verstanden, was sie sagte. Natürlich nicht jeden Satz, aber immerhin die wichtige Essenz der Themen. Nach der Vorlesung bin ich dann zu der Professorin hin und habe mich vorgestellt, woraufhin sie sofort meinen Namen wusste (anscheinend hatte sie die mails also doch bekommen, auch wenn sie es wohl nicht für nötig hielt mir zu antworten) und fragte ob ich alles verstanden hätte. Als ich es erklärte, schien sie sehr erleichtert darüber zu sein dass ich der Vorlesung auch auf Norwegisch folgen kann, und so werden auch die zukünftigen Vorlesungsstunden in norwegischer Sprache abgehalten werden. Wahrscheinlich ist das auch gut so, denn ich will ja mehr Norwegisch lernen, und eine norwegische Vorlesung ist eine sehr gute Motivation für mich! Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass alle Stricke reißen und ich nichts verstehe, kann ich immer noch das Wichtigste im Lehrbuch (dem Lodish, ein englisches Standard-Lehrbuch für molekulare Zellbiologie) nachlesen. Der einzige Wermuts-Tropfen ist, dass wir auch einen Gruppenvortrag in PowerPoint halten müssen, aber auch das wird schon klappen. Nach dieser Vorlesung fuhr ich kurz zum International Office, wo ich mich für "it's learning" anmeldete. "it's learning" ist eine Art Internet-Programm, das die Zusammenarbeit zwischen Studenten und Professoren erleichtern soll. Jeder Kurs bekommt eine Art eigene Homepage, wo Notizen, Folien, Handouts usw. online gestellt werden können sowie wichtige Termine o.ä. bekannt gegeben werden und man außerdem die mail-Adressen aller Studis und Profs des Kurses finden kann. Alle "normalen" Studenten können sofort darauf zugreifen, sobald sie sich für den Kurs angemeldet haben, aber die Austauschstudenten müssen den Zugang beim Int. Office beantragen. Nach diesem Bürokraten-Gang ging ich zur zweiten Vorlesung des Tages (Zoophysiologie), wo Anne und mich ein neuer Prof erwartete. Dieser wollte erst mal testen was für ein Vorwissen seine Studenten denn so besitzen und ließ uns deswegen einen (glücklicherweise anonymen) Test schreiben. Danach besprach er den Test mit uns und irgendwie machte er die ganze Zeit über einen zwar netten, aber leider auch etwas zerstreuten und konfusen Eindruck. Nach der Vorlesung fuhr ich wieder zurück nach Moholt um mir ein leckeres Mittagessen zuzubereiten. Um 17.15 fuhr ich dann wieder los zum Sprachkurs, der bis 20.00 Uhr dauerte. Danach war ich zwar müde, aber bei weitem nicht zu müde um noch ein paar Kapitel des von Anne geliehenen, spannenden Buches zu lesen (bin mittlerweile beim 3. Band von insgesamt 4 Bänden)

02.09.2004 (Do): Am heutigen Tag habe ich seeehr viel frische Luft bekommen, denn Anne und ich waren in der Bymarka wandern. Morgens um 10 ging es los, auch wenn das Wetter zuerst nicht sonderlich freundlich aussah. Schon bald aber verzogen sich die Wolken und die Sonne kam zum Vorschein. Wir beschlossen zuerst einem kleinen Wanderpfad zu folgen, der uns um den Berg Gråkallen führen sollte. Der Pfad war sehr abenteuerlich und wand sich durch die unberührte norwegische Natur. Stellenweise war er sehr morastig und manchmal wurde er zu einem echten Bachbett, so dass ich schon bald froh war, dass ich mir für Norwegen Trekking-Schuhe gekauft hatte. An einer besonders matschigen Stelle hörte dann der Pfad mitten in einer Wiese einfach auf und wir suchten uns unseren eigenen Weg. Da wir wussten, dass wir den Berg immer zu unserer Linken beibehalten mussten, stiefelten wir über umgestürzte Baumstämme und durch morastige Wiesen immer an der Bergflanke entlang und fanden nach einigem Suchen und diversen unangenehmen Bekanntschaften mit Schlammlöchern (nicht wahr, Anne?) und einer deutlich angenehmeren Bekanntschaft mit einem norwegischen Specht wieder einen Weg, der uns zu einer Stelle führte, die ich bereits von meinem früheren Ausflug in die Bymarka kannte. Wir folgten dem Weg zur Elgsethytta und machten dort kurz Rast, danach folgten wir einem (stellenweise mal wieder kaum zu erkennenden) Pfad zum Storheia, einem 565 m hohen Berg in der Bymarka. Der Pfad führte an wunderschönen Seen vorbei und zum ersten Mal entdeckten wir die typisch norwegischen Steinhaufen. Diese Steinhaufen sollen dem Wanderer Glück bei den Trollen bringen, die man überall in Norwegen findet und mit denen man es sich nicht verscherzen sollte. Und auch wir legten natürlich je einen weiteren Stein auf die Haufen - sonst wäre es nämlich durchaus möglich, dass uns ein Troll ein Bein stellt und wir könnten in einem der zahlreichen kleinen Tümpel und Matschlöcher landen! Als wir dann kurz vor dem Berg standen, stellte sich uns ein neues Problem in den Weg: Eine sumpfige Wiese, an der der Pfad endete. Kurzentschlossen zogen wir unsere Wanderschuhe aus und marschierten barfuß mitten durch die Wiese. Ein sehr seltsames, kühles Gefühl... ich fühlte mich ein bisschen wie ein Hobbit (außer dass ich natürlich weniger Haare auf den Füßen habe *ggg*)! Auch den Aufstieg auf den Gipfel bewältigten wir barfuß! Die Aussicht von dort oben war atemberaubend und wir standen lange einfach nur da und staunten. Der Abstieg (jetzt aber mit Schuhen an den Füßen) verlief deutlich einfacher als der Aufstieg, und der Weg war sogar gut zu erkennen, so dass wir gegen halb 5 wieder im Auto saßen und zurück nach Moholt fuhren. Da ich riesigen Hunger hatte (frische Luft macht hungrig!), schob ich fix eine Pizza in den Backofen und nahm dann eine lange, heiße Dusche während die Pizza gar wurde. Nach dem Essen ging ich in ein Basement, wo der Film "Monster" lief. Leider gab es zuerst reichlich Probleme mit der Technik, so dass wir 1. mit deutlicher Verspätung anfingen und 2. der Ton anfangs viel zu leise war. Der Film (mit Charlize Theron und Christina Ricci in den Hauptrollen) beruht auf einer wahren Begebenheit und handelt von der Prostituierten Aileen Carol Wuornos, die in den 80ern 7 Männer in Florida tötete und dafür hingerichtet wurde. Der Film ist sehr krass, und meiner Meinung nach hat Charlize Theron ihren Oskar für die beste weibliche Hauptrolle auch verdient, denn sie war erschreckend überzeugend in ihrer Rolle.

           

03.09.2004 (Fr): Den Vormittag verbrachte ich mit dem von Anne geliehenen Buch, das ich jetzt kaum noch aus der Hand legen kann - es macht wirklich süchtig! Gegen 11 fuhr ich mit Anne zur Uni, um etwas auszudrucken. Vorher versuchten wir jedoch herauszufinden in welche Räume wir mit unseren Student ID cards  (Plastikkarten im Scheckkartenformat mit denen man u.a. Bücher aus der Bibliothek ausleihen kann und mit denen man in die Computerräume der Uni kommt) hineinkommen, denn obwohl die Biologen natürlich in dem Realfagbugget (Naturwissenschafts-Gebäude) untergebracht sind, kommt man deswegen noch lange nicht in alle Räume in dem Gebäude rein. Nach einigem Suchen stießen wir dann endlich auf zwei Räume, die mit PCs und Drucker ausgestattet sind und in die wir auch mit unseren Karten reinkamen, so dass ich auch endlich zum Drucken kam. Danach gingen wir zur Zoophys-Vorlesung, die mal wieder ein wenig konfus ausfiel. Ich konnte beim besten Willen keinen roten Faden erkennen und der Prof sprang von einem Thema zum nächsten wie ein Hase, der auf der Flucht vor bissigen Hunden wilde Haken schlägt. Sehr irritierend. Danach war ich einkaufen (es gab mal was billiges: frischer Blumenkohl für nur 6 Kronen!) und kochte mir danach mein Mittagessen. Abends beschlossen Anne und ich an den Fjord zu fahren, denn das Wetter war warm und sonnig. Wir kauften einen Einmal-Grill (auch was typisch norwegisches) sowie Lachs und fuhren dann zur Fagerheimsbukta. Es waren trotz des guten Wetters nur ein paar vereinzelte Jogger und Radfahrer zu sehen, und so konnten wir uns (nachdem wir der Versuchung des Wassers nicht widerstehen konnten und mit den Füßen reingingen) in aller Ruhe der Kunst des Grillens widmen. Es brauchte zwar eine Weile, aber am Ende hatten wir 4 köstliche Lachsstücke sowie einige Brotscheiben gegrillt. Mmmmmmmmmmmmh, lecker! Danach war ich total pappsatt, was mich allerdings nicht daran hinderte auch noch ein wenig Weingummi als Nachtisch zu verdrücken ; ) Als der Mond schon leuchtend über dem Fjord stand, wurde uns langsam doch recht kalt und wir begaben uns schließlich auf den Rückweg.

04.09.2004 (Sa): Grummel, schon wieder schlechtes Wetter... andererseits hat das aber den Vorteil, dass ich nun mit dem 4. Band ("Der Engelsturm") beginnen kann! Aber natürlich habe ich an diesem Tag nicht  nur gelesen, ich war auch hausfraulich tätig und habe meine Wäsche gewaschen und mit Anne was leckeres gekocht! Wir haben uns ein fürstliches Mahl bestehend aus Pommes, Hühnchen, Blumenkohl mit Bernaise-Sauce und zum Nachtisch Vanille-Eis bereitet. Als wir dann nichtsahnend essend am Tisch saßen, fiel uns zuerst ein seltsam wummerndes Geräusch auf, das sich als landender Hubschrauber herausstellte. Der Hubschrauber landete tatsächlich nur einen Steinwurf von meinem Zimmer entfernt auf dem Parkplatz des Studentenwohnheims! Sofort eilten natürlich viele Kinder (mit ihren Eltern im Schlepptau) herbei und bestaunten den seltenen Anblick. Es war kein Rettungshubschrauber, aber was genau er hier wollte weiß ich bis heute nicht... vielleicht eine Notlandung? Sprit alle? Ein Pizza-Liefer-Hubschrauber??? Ich weiß es nicht und werde es wohl auch nie erfahren... Außerdem haben wir Peter die Petersilie aus dem Kühlschrank befreit und ihm einen schönen sonnigen Platz auf unserer Fensterbank in der Küche verschafft, direkt neben unserer WG-Juccapalme, damit er nicht einsam ist. Peter und sein Bruder (mit dem kreativen Namen Peter 2), der jetzt bei Anne in der Küche lebt, gehören eigentlich Maryam, die aber schon vor einiger Zeit hier ausgezogen ist, und ihre Petersilien-Pflanzen im Kühlschrank gelassen hat. Petersilien müssen sehr hart im Nehmen sein, wenn man bedenkt, dass die Pflanzen einige Wochen bei ca. 6 Grad im Dunkeln überlebt haben und sogar noch grün sind... Abends war ich dann auf einem Spieleabend mit Tobias, Henning und Anne. Wir haben "Trivial Pursuit" auf Norwegisch gespielt und ich habe sogar die meisten Fragen ohne Wörterbuch verstanden! Na gut, zugegebenermaßen haben wir auch die Kinder-Fragen verwendet (es war eine Familien-Edition des Spiels)... wir haben bis 1 Uhr gespielt (und viel gelacht - ein Beispiel: "In welchem Land liegt der berühmte Strand von Copacabana? - In Florida"), und noch immer stand kein Sieger fest, so dass wir dann nach dem KO-System weitergespielt haben (jeder bekommt reihum eine Frage, wer sie nicht beantworten kann fliegt raus), und als auch das zu lange dauerte haben wir so gespielt, dass derjenige, der die nächste Frage als erstes beantwortet, gewonnen hat, so dass wir danach endlich zum Ende kamen (habe gewonnen). Gegen halb zwei war ich dann schließlich im Bett (und habe noch nicht mal das Buch weitergelesen, so müde war ich!).

05.09.2004 (So): Ein weiterer Tag mit trübem Wetter hatte zur Folge, dass ich mich wieder in meinen hausfraulichen Qualitäten üben konnte: Ich habe mein Zimmer und die Küche gefegt und nass gewischt. Igitt, ich wusste doch das es einen Grund gibt warum ich so ungern putze... aber es war mal wieder dringend nötig : (  Das schlechte Wetter gab mir allerdings auch die Gelegenheit ohne schlechtes Gewissen meiner Lese-Leidenschaft zu frönen... oder zumindest fast ohne schlechtes Gewissen, denn eigentlich sollte ich ja noch ein paar norwegische Vokabeln pauken... naja, das kann ich immer noch tun wenn ich das Buch zu Ende gelesen habe (was bei meinem jetzigen Tempo auch nicht mehr lange dauern wird, da ich es schon zur Hälfte durch habe)! Und außerdem war ich natürlich damit beschäftigt dieses Tagebuch auf dem Laufenden zu halten!

06.09.2004 (Mo): Nachdem ich den Vormittag mit Lesen (ich nähere mich dem letzten Drittel des "Engelsturmes") verbrachte, fuhr ich am Nachmittag zur Zoophys-Vorlesung und war danach bei Coop einkaufen. Dort gab es nämlich ein supertolles Schnäppchen: Schokolade für nur 12,90 Kronen pro Tafel! Das ist für norwegische Verhältnisse echt preiswert, da hier sonst eine Tafel 20 Kronen kostet. Daher habe ich also direkt mal 10 Tafeln gekauft - aber natürlich waren nicht alle für mich, sondern drei gingen an Anne und drei an Wiebke, die mich mit ihren Schoko-Bestellungen beauftragt hatten. Abends gingen Anne, Henning und ich zuerst ins PK4-Basement (PK4 = Prestekrageveien 4, die Adresse des Basements), wo wir X-Box und Dart spielten und uns mit den Husvertern (= resident assistants) auf norwegisch unterhielten. Als dieses Basement um 10 schloss, gingen wir danach zum Schnacken ins HK24-Basement (Herman Kragsvei 24 - auch International Basement genannt), allerdings war ich nicht sehr lange dort, weil ich doch recht müde war (hatte die Nacht vorher nicht sehr gut geschlafen), so dass ich gegen 11 im Bett war.

07.09.2004 (Di): Wieder mal ein Tag, den ich hauptsächlich mit Lesen verbracht habe, doch dies war wohl das letzte Mal, dass ich sowas mache, denn ich habe das letzte Buch (leider) zu Ende gelesen. Es war eine wirklich phantastische, atemberaubende, mythische, spannende, wunderschöne Saga und ich kann die vier Bücher nur wärmstens empfehlen! Nachmittags ging ich dann zum Sprachkurs, und da ich danach einen tierischen Hunger hatte, habe ich mir 'ne Pizza gemacht. Als ich mich grade genüsslich meiner Pizza widmete, rief überraschend Anne an und fragte, ob ich nicht Lust auf eine Runde Trivial Pursuit hätte. So verbrachte ich also den Abend mit Tobias & seinem Cousin, Henning, Anne und gaaanz vielen Fragen. Wir haben diesmal nicht mit den Kinder-Fragen gespielt, und prompt hatte ich größte Probleme auch nur eine einzige Frage richtig zu beantworten... peinlich, peinlich.

08.09.2004 (Mi): Heute musste ich verhältnismäßig früh aus den Federn, da meine Molekularbiologie-Vorlesung schon um 10 anfängt. Nach dem 2-stündigen norwegischen PowerPoint Vortrag meiner Professorin war ich erst mal aus mehreren Gründen total platt: Erstens ist es schon recht anstrengend überhaupt eine fremdsprachige Vorlesung zu hören, und es wird natürlich schwieriger je schlechter man die Sprache beherrscht. Immerhin kann ich behaupten, dass ich alle Inhalte verstanden habe, und das ist schon mal was. Erschwerend kam dann noch hinzu, dass die Professorin ziemlich schnell durch die Folien gerast ist und ich versucht habe alles mitzuschreiben. Blöder Fehler, denn wie ich später feststellte, stellt sie alle ihre Präsentationen ins Netz, wo man sie runterladen kann. Beim nächsten Mal werde ich wirklich nur die wichtigsten Schlagworte mitschreiben! Nach dieser Vorlesung hatte ich dann auch noch Zoophys mit dem konfusen Prof, was meine ohnehin schon strapazierte Konzentrationsfähigkeit noch weiter beanspruchte. Als ich dann gegen halb drei wieder im Wohnheim war, hab ich mich erstmal für eine Stunde hingelegt, denn mir fielen vor Müdigkeit schon die Augen zu. Nach einer erholsamen Prise Schlaf (und etwas zu Essen *g*) bin ich dann abends ins International Basement gegangen um mir Hidalgo (natürlich auf Englisch) anzusehen. Auch beim zweiten Sehen ein guter Film mit tollem Score!

 

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