Beim Rundgang durch die Ausstellung erläuterten die Schüler Motive und Entstehung ihrer Arbeiten. Rechts im Hintergrund (v.l.) Dr. Jochen Krautz von der Uni Wuppertal und Kunstlehrer Jürgen Schmitt.
Die Projektbeteiligten waren dabei rasch bei den Menschenrechten angelangt.
Die eindrucksvollen Ergebnisse wurden 2007 in einer Ausstellung im Mechernicher Gymnasium präsentiert.
Die Schwarz-Weiß-Fotos und bemalten überlebensgroßen Silhouetten, die die Schüler selbst angefertigt hatten, konnten an den Schultagen 14 Tage lang im Foyer besichtigt werden.
Irina Leuthe war eine der 14 Lehramtsstudenten im Team um Dozent Dr. Jochen Krautz von der Uni Wuppertal. Sie war von den Ergebnissen der Schüler ebenso begeistert wie von den Praxiserfahrungen, die sie als künftige Kunsterzieherin in dem Projekt am Mechernicher Turmhofgymnasium sammeln konnte.
Berühmte Ausstellung gab den Anstoß
1955 konzipierte der Fotograf Edward Steichen für das Museum of Modern Art in New York die thematische Fotoausstellung "The Family of Man", die bis 1961 in 37 Ländern gezeigt wurde. Über die Fronten des Kalten Krieges hinweg faszinierte sie ein Millionenpublikum mit der Utopie einer patriarchalen "Menschheitsfamilie", deren Mitglieder ungeachtet aller Unterschiede eine natürliche Einheit bilden.
"The Family of Man" zeigt ein umfassendes Porträt der Menschheit in 37 Themen darunter z.B. Liebe, Glaube, Geburt, Arbeit, Familie, Kinder, Krieg und Frieden. Die Fotos stammen zum Teil von so bekannten Fotografen wie Henri Cartier-Bresson oder Alfred Eisenstaedt.
Nach dem enormen Erfolg der Ausstellung im MoMA gingen die Bilder auf Welttournee. Über 9 Millionen Besucher hatten die Ausstellung bis 1964 gesehen. 1966 erhielt das Großherzogtum Luxemburg die Ausstellung von den Vereinigten Staaten als Geschenk, so wie es sich Edward Steichen gewünscht hatte.
Nachdem die legendäre Wanderausstellung zu einem abgeschlossenen Kapitel der Fotogeschichte geworden war, wurde sie Anfang der 90er Jahre wiederentdeckt und ist seit 1994 im Schloss Clervaux, Luxemburg, dauerhaft musealisiert.
DOROTHEA LANGE
Auch nach 50 Jahren sind die ausgestellten Fotos in ihrer Botschaft noch hochaktuell. Die grösste Photoausstellung aller Zeiten ist ein Musterbeispiel demokratischer Aufklärung, das die Bereiche Menschenrechte, Friedenserziehung und interkulturelle Erziehung umfasst. Absolut Sehenswert!
"The Family of Man" wurde 2003 in das "Memory of the World Register" der UNESCO aufgenommen.
Kontakt:
Château de Clervaux
L-9712 CLERVAUX
Tel : (00352) 92 96 57
Fax : (00352) 92 56 58
Öffnungszeiten:
Geöffnet vom 1. März bis zum 31. Dezember, jeden Tag von 10.00 bis 18.00 Uhr
(Montags geschlossen)
Vereinbarungen für Führungen sind möglich.
Preis : 4,50 € Ermässigungen für Gruppen, Studenten, Schüler.
Pate bei der gemeinsamen Kunstaktion von Jürgen Schmitt, Dr. Jochen Krautz und 14 seiner Lehramtsstudenten von der Uni Wuppertal stand die weltberühmte Foto-Ausstellung „Family of Man“, die 1955 in New York im „Museum of Modern Art“ Premiere hatte.
Seit zehn Jahren haben die über 500 Aufnahmen von 273 Fotografen aus 68 Ländern in Luxemburg eine feste Bleibe gefunden. Sie zeigen, dass Gefühle keine räumliche, kulturelle oder zeitliche Beschränkung haben.
Stolz präsentierten die kunstsinnigen „Pänz“ des Turmhofgymnasiums ihre Werke bei der Ausstellungseröffnung. Per Schattenwurf hatten sie überdimensionale Silhouetten zu emotionalen Themen wie Trauer, Wut oder Liebe geschaffen.
Die Mechernicher Schüler hatten die Ausstellung im Rahmen ihrer ungewöhnlichen Kunstaktion besucht - und waren berührt. „Dort habe ich meine eigenen Gefühle wieder gesehen“, berichtete Justin Bous aus der 6c. Zurück im Gymnasium hatten sich die Sechtsklässler dann mit der bildhaften Umsetzung von Emotionen beschäftigt – die 6b malerisch und die 6c mit der Fotokamera.Im theoretischen Teil behandelte die Malgruppe, welche Farben und Körperhaltungen für die verschiedenen Gefühle stehen.
Dr. Jochen Krautz, Kunst-Dozent an der Uni Wuppertal (linkes Bild), hatte ein Semester lang das Projekt mit seinen Studenten vorbereitet – und einen guten Teil der Semesterferien für die praktische Umsetzung geopfert. Er bescheinigte den Mechernicher Schülern mit ihrem Kunstlehrer Jürgen Schmitt (rechtes Bild) „hohes Niveau“ und freute sich für seine Studenten: Sie konnten wertvolle praktische Erfahrungen im Kunstunterricht bei Herrn Schmitt sammeln.
Die Kinder haben dann per Schattenwurf überdimensionale Silhouetten ihrer dafür Modell stehenden Schulkameraden geschaffen. Deren Ausdruck wurde je nach Situation und Anlass durch entsprechende Farbgebung verstärkt, je nachdem ob es sich beispielsweise um die Darstellung Liebender oder Streitender handelte.
Die Schüler der 6c hatten die Aufgabe fotografisch umgesetzt. Ausgestattet mit digitalen Spiegelreflexkameras stellten und beleuchteten die „Pänz“ Szenen, die Trauer, Wut oder Freude zum Ausdruck brachten.
Dabei stießen sie schnell auf die Hintergründe menschlicher Emotionen: Das Recht auf körperliche Unversehrtheit oder das Recht auf Arbeit konnten eine Rolle spielen. Durch die digitale Technik konnten die Ergebnisse der entsprechenden künstlerisch-fotografischen Arrangements am Computer sofort überprüft und besprochen – und bei Bedarf gleich ein neuer Versuch gestartet werden. Viele der Elf- bis Zwölfjährigen hatten noch keine Erfahrung im Fotografieren, so wie Johanna Thomas (12): „Aber es hat viel Spaß gemacht und wir haben alle Fotos hier selbst geschossen!“Auch Stillere zeigten, was in ihnen steckt
Im Foyer des Mechernicher Gymnasiums am Turmhof waren Fotos zu sehen, die die Sechstklässler selbst gemacht hatten. Zusammen mit dem Studienrat für Kunsterziehung und Beuys- Meisterschüler Jürgen Schmitt hatte die Uni Wuppertal ein beispielhaftes Unterrichtsprojekt ins Leben gerufen.
Student Colin Esser (27) äußerte sich enthusiastisch über die Motivation der Schüler und die Ergebnisse ihrer Arbeit: „Ich bin beeindruckt über die Qualität der Bilder. Die Kinder haben sehr schnell gelernt“.
Ein Grund dafür dürfte auch das optimale Betreuungsverhältnis gewesen sein, 14 Studenten, ein Dozent und ein Fachlehrer für gut 50 Schüler – davon können Pädagogen sonst nur träumen.
„Auch die sonst stilleren Schüler zeigtn, was in ihnen steckt“, freute sich Studienrat Schmitt, der nebenbei auch von seiner Zeit als Kunststudent und Meisterschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie berichtete.
Dr. Jochen Krautz war begeistert vom hohen Niveau der nicht eben alltäglichen mehrtägigen Kooperation: „Hier haben alle profitiert – auch Jürgen Schmitt und ich“. Das Ergebnis war so überraschend nicht: Krautz und seine Studenten hatten im Vorfeld einiges dafür getan. Ein ganzes Semester hatten sie die Unterrichtsreihe didaktisch vorbereitet, die praktische Umsetzung fand dann in den Semesterferien statt.
Studentin Irina Leuthe schwärmte am Rand der Ausstellungseröffnung: „Die Praxiserfahrungen, die ich hier mit den Schülern sammeln konnte, sind von unschätzbarem Wert“. In seiner Eröffnungsrede lobte Schulleiter Josef van de Gey die gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität. Seinen Schülern hatte er und sein Mitarbeiter Schmitt einmal die Möglichkeit geschaffen, sich ohne Notendruck und dem Ruf nach Unterrichtsökonomie auszudrücken. Und Jürgen Schmitt war sicher: „Das war nicht unser letztes geinsames Projekt!“
Fotos und Texte:pp/Agentur ProfiPress und Jürgen Schmitt