Licht auf dem Weg!
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Diese Seite wurde ins Netz gestellt, weil dieser Text von Mabel Collins zu den Perlen der Esoterik gehört. Mabel Collins war Mitarbeiterin von H.P.Blavatsky. Dennoch war sie in ihrem esoterischen Streben völlig eigentständig. Die Schrift "Licht auf dem Weg" ist ein reifes Zeugnis davon. Mabel Collins hat Blavatsky überlebt und erlebte so den Bruch in der Theosophischen Gesellschaft 1912 mit, als Rudolf Steiner, der seinerzeit Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft war, von der übrigen, internationalen Theosophischen Gesellschaft unter der Leitung von Annie Beasant ausgeschlossen wurde, weil er es ablehnte, den jungen Krischnamurti als die Reinkarnation von Jesus anzuerkennen (das ist vielleicht etwas vereinfacht ausgedrückt, aber trifft dennoch das Problem, auch in der Art und Dimension, in der es eben dann real wurde. Krishnamurti hat sich übrigens dann im Erwachsenenalter völlig davon distanziert, wofür er in seiner Kindheit vereinnahmt und wofür er ausgegeben werden sollte). Mabel Collins hat sich dann Rudolf Steiner und der seinerzeit gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft angeschlossen. Der Text erscheint hier in der Ausgabe von 1904, wie er auch von Rudolf Steiner als Meditationsgegenstand vielfältig seinerzeit seinen Schülern zur Meditation empfohlen wurde. Mail an den WEBMASTER |
Ausführungen Rudolf Steiners zu den ersten 4 Lehren von "Licht auf dem Weg"
Rudolf Steiner über die ersten 4 Lehren von "Licht auf dem Weg", aus einem öffentlichen Vortrag
Ausführungen Rudolf Steiners zur 17ten Lehre im 2ten Teil von "Licht auf dem Weg"
Ausführungen Rudolf Steiners zur 18ten Lehre im 2ten
Teil von "Licht auf dem Weg"
Literaturempfehlungen
wichtige Bemerkung
Über Mabel Collins (Pseudonym für Mrs. Kenningdale
Cook, 1851 – 1927) Eine in theosophischen Anfangszeiten sehr bekannte und fruchtbare Schriftstellerin. Mit Rudolf Steiner und Marie von Sivers persönlich bekannt, schloss sie sich 1913 der Anthroposophischen Gesellschaft an. Rudolf Steiner schätzte insbesondere die von ihm als „inspiriert“ bezeichnete kleine Schrift „Licht auf dem Weg“, zu der er eigens eine Exegese schrieb (in GA 245). Über das Entstehen des Manuskripts zu dieser Schrift berichtet Mabel Collins im Mai 1904 in „Broad Views“ (deutsch in „Der Vahan. Unabhängige Monatsschrift für Theosophie“, Jg. VII, Nr 1, Juli 1905) folgendes: „.... Als Resultat langer und beharrlicher Anstrengungen wurde ich eines Tages meinem Körper enthoben und von dem Orte, an dem ich mich befand, zu einem anderen, von ihm ganz verschiedenen, entrückt, wo ich mich in einem anderen, dem sonstigen sehr unähnlichen Körper umherbewegte, dessen Sinne ich mit derselben Unbeholfenheit regierte, wie ein kleines Kind seine jüngst erlangten Gliedmaßen. Wie ein Kind wurde ich von einem mächtigen Wesen an der Hand geführt; es zeigte mir, was ich sehen sollte, und lehrte mich, es zu verstehen. Wir überschritten den weiten Flur einer ungeheueren Halle und stellten uns vor eine der Mauern. Mit großem Entzücken betrachtete ich sie, denn sie war unbeschreiblich schön. Sie sprühte von Edelsteinen; vom Fußboden bis hinauf zu dem verschwimmend hohen Dach ist jeder Zoll der herrlichen Mauer damit bedeckt, und das Funkeln und Glitzern war berückend schön. Ich ward geheißen, aufmerksam hinzuschauen, und da sah ich, dass die Edelsteine zu Mustern und Zeichen zusammengefügt waren. Es bedurfte mehr als meiner eigenen Aufmerksamkeit und erforderte die tätige Mithilfe meines Führers, damit ich sehen konnte, dass diese Muster und Zeichen Buchstaben waren, welche Wörter und Sätze bildeten. Aber ich wurde instand gesetzt, das zu sehen, und es wurde mir gesagt, so viel wie ich lesen konnte, sorgsam zu behalten und es sofort, wenn ich in meinen Körper zurückgekehrt sei, niederzuschreiben. Das tat ich denn auch. Sehr deutlich erinnere ich mich der seltsamen Art meiner Rückkehr zu mir selbst in dem spärlich erleuchteten Zimmer, wo meine Schwägerin (sie hatte mich, während ich fort war, beobachtet) geduldig auf das Resultat wartete. Es bestand in wenigen Worten, in wenigen Sätzen, den ersten Sätzen aus „Licht auf dem Weg“. Ich war, um sie selbst zu sehen und selbst zu lesen, zu der Mauer, an der sie geschrieben stehen, entrückt worden, wo alle sie lesen können, welche diesen Ort betreten, er ist den Lesern dieses Buches als „Halle des Lernens“ * bekannt. Auf dieselbe Weise erlangte ich nach und nach den ganzen Inhalt des kleinen Buches, das, seit es der Welt gegeben worden, ein solch weites und reiches Leben für sich selber gehabt hat, und ich glaube, dass an jener Mauer noch weit mehr geschrieben steht, als ich zu lesen vermochte; der Rest war meinen Augen nur ein schillernder Juwelenglanz.“ „Halle des Lernens“: In den esoterischen Schriften von H.P. Blavatsky kommt diese „Halle des Lernens“ als real existierende innere Erfahrungsstufe vor. Aus Band 264 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe: Dass der Meister Hilarion der Inspirator von Mabel Collins Schrift „Licht auf dem Weg“ gewesen ist, war in der T.S. (Theosophischen Gesellschaft) allgemein bekannt. Die Tochter von Oskar von Hoffmann, der „Light on the Path“ ins Deutsche übersetzte, überlieferte die zu ihr persönlich gemachte Äußerung Rudolf Steiners, dass der Meister Hilarion ihrem Vater bei der Übersetzung inspirierend geholfen habe. Er sei ein Grieche gewesen, daher die schöne Sprache seiner Übersetzung, die mantrisch sogar wirksamer sei als der englische Text. Nach oben |
Download des Textes: "Licht auf dem Weg" als pdf-Datei (47kB) Teil 1 von "Licht auf dem Weg" beginnt gleich hier Springe zu Teil 2 von "Licht auf dem Weg" Geschrieben wurden diese Lehren für jeden, der die Wahrheit
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Ausführungen Rudolf Steiners zu den ersten 4 Sätzen von "Licht auf dem Weg" Exegese zu „Licht auf den Weg“ – Teil I (Weihnachten 1903) Was der auf das Endliche gerichtete Verstand (Kama Manas) die Wahrheit nennt, das ist nur eine Unterart dessen, was der Esoteriker als „die Wahrheit sucht“. Denn die Verstandeswahrheit bezieht sich auf dasjenige, was geworden ist, was offenbar ist. Und das Offenbare ist nur ein Teil des Seins. Jedes Ding unserer Umwelt ist zugleich Produkt, Geschöpf (das heißt Gewordenes, Offenbares) und Keim (Unoffenbares, Werdendes). Und erst, wenn man ein Ding als die beiden Aspekte (Gewordenes und Werdendes) betrachtet, dann hat man vor Augen, dass es ein Glied des einen Lebens ist, des Lebens, das die Zeit nicht außer sich, sondern in sich hat. So ist auch die endliche Wahrheit nur ein Gewordenes; sie muss belebt werden durch eine werdende Wahrheit. Die erstere erfasst man, die zweite „beachtet“ man. Alle bloß wissenschaftliche Wahrheit gehört zur ersten Art. Wer solche Wahrheit allein sucht, für den ist „Licht auf den Weg“ nicht geschrieben. Es ist geschrieben für die, welche die Wahrheit suchen, die heute Keim ist, um morgen Produkt zu werden; und die nicht das Gewordene erfassen, sondern das Werdende beachten. Will jemand die Lehren von „Licht auf den Weg“ verstehen, dann muss er sie als seine eigenen erzeugen und doch als völlig andere lieben, wie eine Mutter ihr Kind als eigenes erzeugt und als anderes liebt. Die vier ersten Lehren sind solche, die die Eingangspforte zur Esoterik eröffnen, wenn sie verstanden werden. Was bringt der Mensch den Gegenständen seines Erkennens entgegen? Wer immer sich prüft, wird finden, dass Freude und Schmerz seine Antwort auf die Eindrücke der sinnlichen und übersinnlichen Welt sind. Man gibt sich so leicht dem Glauben hin, dass man Lust und Unlust abgelegt habe. Man muss aber in die verborgensten Winkel seiner Seele hinuntersteigen und seine Lust, seine Unlust heraufholen; denn nur, wenn alle solche Lust und alle solche Unlust verzehrt wird von der Seligkeit des höheren Selbst, dann ist Erkenntnis möglich. Man denkt: man werde dadurch ein kalter und nüchterner Mensch. Das ist nicht der Fall. Ein Stück Gold bleibt dasselbe Stück Gold – nach Gewicht und Farbe -, auch wenn es zum Schmuckgegenstand umgeformt wird. So bleibt Kama das, was es ist – nach Inhalt und Intensität -, auch wenn es spirituell geformt wird. Die Kama-Kraft soll nicht ausgerottet werden, sondern in den Inhalt des göttlichen Feuers einverleibt werden. So soll des Auges Zartsinn nicht in Tränen sich entladen, sondern die empfangenen Eindrücke vergolden. Löse jede Träne auf und verleihe den perlenden Glanz, den sie hat, dem Strahl, der in das Auge dringt. Verschwendete Kraft ist deine Lust und dein Schmerz; verschwendet für die Erkenntnis. Denn die Kraft, die in diese Lust und diesen Schmerz ausfließt, soll einströmen in den Gegenstand der Erkenntnis.
Bevor das Auge
sehen kann, muss es der Tränen sich entwöhnen. Wer noch den Verbrecher verabscheut in dem gewöhnlichen Sinne, und wer noch den Heiligen anbetet in diesem gewöhnlichen Sinne, der hat nicht sein Auge der Tränen entwöhnt. Verbrenne alle deine Tränen in dem Willen zum Helfen. Weine nicht über den Armen; erkenne seine Lage und hilf! Murre nicht über das Böse; verstehe es und wandle es in Gutes. Deine Tränen trüben nur die reine Klarheit des Lichtes. Du empfindest umso zarter, je weniger du empfindlich bist. Der Klang wird dem Ohr klar, wenn diese Klarheit nicht gestört wird durch das Entzücken, durch das Sympathisieren, die ihm beim Eingange in das Ohr begegnen.
Bevor das Ohr
vermag zu hören, muss die Empfindlichkeit ihm schwinden. In anderer Art gesprochen, heißt das: Lasse die Herzschläge des andern in dir widerklingen und störe sie nicht durch die Schläge deines eigenen Herzens. Du sollst dein Ohr öffnen und nicht deine Nervenendigungen. Denn deine Nervenendigungen werden dir sagen, ob dir ein Ton behaglich ist oder nicht; aber dein offenes Ohr wird dir sagen, wie der Ton selbst ist. Wenn du zu dem Kranken gehst, so lass jede Fiber seines Leibes zu dir sprechen und ertöte den Eindruck, den er dir macht. Und zusammengefasst die ersten zwei Sätze: Kehre deinen Willen um, lass ihn so kraftvoll wie möglich werden, aber lass ihn nicht als den deinen in die Dinge strömen, sondern erkundige dich nach der Dinge Wesen und gib ihnen dann deinen Willen; lass dich und deinen Willen aus den Dingen strömen. Lass die Leuchtkraft deiner Augen aus jeder Blume, aus jedem Sterne fließen, aber behalte dich und deine Tränen zurück. Schenke deine Worte den Dingen, die stumm sind, damit sie durch dich sprechen. Denn sie sind nicht eine Aufforderung an deine Lust, diese stummen Dinge, sondern sie sind eine Aufforderung an deine Tätigkeit. Nicht, was sie geworden ohne dich, ist für dich da, sondern was sie werden sollen, muss durch dich da sein. Und solang du deinen Wunsch einem einzigen Dinge aufdrückst, ohne dass dieser dein Wunsch aus dem Dinge selbst geboren ist, so lange verwundest du das Ding. Solange du aber irgendetwas verwundest, so lange kann kein Meister auf dich hören. Denn der Meister hört nur jene, die seiner bedürfen. Niemand aber bedarf des Meisters, der sich den Dingen aufdrängen will. Des Menschen niederes Selbst ist wie eine spitze Nadel, die sich überall eingraben will. Solange sie das will, wird kein Meister ihre Stimme hören wollen.
Eh vor den
Meistern kann die Stimme sprechen,
muss das Verwunden sie
verlernen. Solange noch die spitzen Nadeln des „Ich will“ aus den Worten des Menschen ragen, so lange sind seine Worte die Sendboten seines niederen Selbst. Sind diese Nadeln entfernt und ist die Stimme weich und schmiegsam geworden, dass sie sich wie ein Schleiergewand um die Geheimnisse aller Dinge legt, dann webt sie sich selbst zum Geistgewand (Majaavirupa), und des Meisters zarter Laut kleidet sich in sie. Mit jedem Gedanken, den der Mensch im wahren Sinne des Wortes der inneren Wahrheit der Dinge widmet, werbt er einen Faden zu dem Kleide, in das sich der Meister hüllen mag, der ihm erscheint. – Wer sich selbst zum Sendboten der Welt macht, zum Organ, durch das die Tiefen der Welträtsel sprechen, der „ergießt seiner Seele Leben in die Welt“, sein Herzblut netzt seine Füße, auf dass sie eilends ihn dahin tragen, wo gewirkt werden soll. Und wenn die Seele da ist, wo nicht das niedere Ich ist, wenn sie nicht da ist, wo der Mensch genießend steht, sondern da, wohin ihn die tätigen Füße getragen haben, dann erscheint auch da der Meister.
Und eh vor
ihnen stehen kann die Seele,
muss ihres Herzens Blut
die Füße netzen. Wer in sich stehen bleibt, kann nicht den Meister finden; wer ihn finden will, muss seiner Seele Kraft – seines Herzens Blut – in sein Tun – in seine tätigen Füße – fließen lassen. So ist der erste Sinn der vier Grundlehren. Wer mit diesem ersten lebt, dem kann der zweite enthüllt werden und dann die folgenden. Denn diese Lehren sind okkulte Wahrheiten, und eine jede okkulte Wahrheit hat mindestens einen siebenfachen Sinn. Aus: GA 264 der „Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe“, S. 441 - 444 Diese Ausführungen Rudolf Steiners öffnen und evtl. dann downloaden als *.pdf-Datei |
Aus
einem öffentlichen Vortrag
(Berlin, 15. Dezember
1904) Solche Gedanken, die besonders für Menschen wirksam sind, welche der theosophischen Bewegung angehören und ihnen mitgegeben sind in dem Büchelchen Licht auf den Weg, haben Sie auch in den ersten vier Sätzen dieses Buches. Diese vier Sätze, die auf den inneren Wänden eines jeden Einweihungstempels eingegraben sind, diese vier Sprüche sind nicht abhängig von Zeit und Raum; sie gehören nicht einem Menschen, nicht einer Familie, nicht einem Jahrhundert an, auch nicht einer Generation; sie greifen hinüber über die ganze Entwickelung. Sie waren wahr vor Jahrtausenden und werden wahr sein nach Jahrtausenden. Sie erwecken die schlummernden Kräfte und holen sie heraus aus dem Inneren. Allerdings muss das richtig gemacht werden. Es genügt nicht, dass man meint, den Satz zu verstehen. Der Mensch muss einen solchen Satz in seinem Inneren aufleben lassen. Er muss die ganze Kraft eines solchen Satzes in seinem Inneren ausstrahlen lassen, er muss sich ihm ganz hingeben. Er muss einen solchen Satz lieben lernen. Wenn er glaubt, ihn zu verstehen, da ist erst der richtige Zeitpunkt gekommen, in immer und immer wieder in sich aufleuchten zu lassen. Es kommt nicht auf das intellektuelle Verstehen an, sondern auf das Lieben der geistigen Wahrheit. Je mehr Liebe uns durchströmt zu solchen inneren Wahrheiten, desto mehr Kraft des inneren Schauens erwächst uns. Ein solcher Satz muss uns nicht ein oder zwei Tage, sondern wochen-, monate- und jahrelang beschäftigen; dann erwachen in uns solche Kräfte der Seele. Aus: GA 53, S. 195. Diese
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Kommentar Rudolf Steiners
- II a -
Aus drei Berliner Vorträgen Über esoterische Schulung (Februar/März 1904) Um noch ein
Beispiel zur Erläuterung zu geben, nehmen Sie die ersten Sätze
in „Licht auf den Weg“. Sie sollen zur Schulung der
Seherkraft dienen und sind so unglaublich leicht zu
befolgen: 1.
Ertöte den Ehrgeiz. 2.
Ertöte die Liebe zum Leben. 3.
Ertöte den Wunsch nach Behagen. Diese drei sind
tief eingewurzelt in unser Leben; aber auch sie lassen unmöglich
die Sehergabe aufkommen. Und dann 4.
Wirke gleich denen, die ehrgeizig sind. Achte
das Leben gleich denen, die´s lieben. Sei
glücklich gleich dem, der dem Glücke nur lebt. Der Seher wird nicht unbrauchbar für das Leben. Er verschwendet nur nicht Kräfte; er stellt selbst das Kleinste in den Dienst seines höheren Wirkens. Das wird ihm zur selbstverständlichen Natur.
Diesen vier Sätzen in
„Licht auf den Weg“ ist vorausgeschickt eine Reihe von
Bedingungen: Bevor das Auge sehen kann, muss es der Tränen
sich entwöhnen. Bevor das Ohr vermag zu hören, muss die
Empfindlichkeit ihm schwinden. Eh vor den Meistern kann die Stimme sprechen, muss das Verwunden sie verlernen. Und eh vor ihnen stehen kann die Seele, muss ihres
Herzens Blut die Füße netzen. Wir müssen unsere Taten, unsere Handlungen fruchtbar machen, so dass sie jedem helfen, dass sie zum Streben anfeuern, da sie Taten lebendiger Kraft sind. Alles das ist nahezu unmöglich in unserer Kultur, wo jeder glaubt, über alles ein Urteil haben zu können, glaubt, berechtigt zu sein, das eine gut und groß, das andere schlecht zu finden. Dadurch bringt es unsere Kultur nicht einmal zur ersten Stufe auf dem Pfade der höheren Erkenntnis, zur Stufe des „Raben“. „Rabe“ bedeutet in der Sprache der Eingeweihten einen, der sich ganz selbstlos bemüht, nicht zu urteilen. Es ist damit nicht gemeint, dass er sein eigenes Urteil stumpf mache, sondern nur, dass er sich enthalte zu urteilen. Unter „Rabe“ versteht man einen, der sich nicht sagt, es ist das Wichtigste, was du über Menschen und Dinge denkst, sondern der sich sagt, du musst auskundschaften, was die anderen darüber denken, du musst untertauchen in die Seele der anderen und ergründen, was in jenen lebt. – Ist man imstande das zu tun, so ist man auf der ersten Stufe angelangt. Es ist dies wiederum kinderleicht für den, welcher nicht in Vorurteilen lebt, aber schwer für den, der in der modernen Kultur lebt und da sich enthalten soll, Kritik zu üben. Der „Rabe“ ist die erste Stufe der persischen Mithras-Einweihung. Die höheren Eingeweihten sind alle durch diese Stufe hindurchgegangen. Sie mussten zuerst in jede Seele sich versenken können. Sie mussten verstehen, warum ein Mensch das tut und warum er jenes tut. Sehen Sie sich um in Ihrer Welt: der eine tut dieses, der andere jenes. Die Menschen sind so geneigt, zu sagen: der hat das getan, das hätte er nicht tun sollen. Worauf es aber ankommt, das ist, nicht zu werten, warum ein Mensch das oder jenes getan hat. Also derjenige, der das innere Leben ergreifen will, muss das Leben des „Raben“ durchgemacht haben. Er muss in jeder Seele vorurteilslos die Motive aufgesucht haben. Von einem solchen sagt man: „Er sendet die Raben aus.“ Davon klingt noch etwas nach in der Kyffhäuser-Sage, wenn es heißt: Kaiser Rotbart sendet die Raben aus. – Aber damit ist nicht gemeint, um Kundschaft aus der Umgebung einzuholen, sondern um in den Seelen der Menschen zu erkunden, ob er jetzt selbst eingreifen kann. Man muss „verstehen“ lernen, und das ist im höheren Sinne das, was Duldsamkeit ist. Wer spitzig und kühn von dem eigenen Standpunkte ausgeht, wird ebenso wenig zur Sehergabe kommen wie der, welcher in ungeduldiger Erwartung nach Erfolg strebt. Denken Sie an all das Streben aus Eitelkeit, an all die Neugierde – alles das fließt aus wie die Hitze des Dampfkessels in den Raum. Unzählige Kräfte gehen dadurch verloren. Das müssen Sie als Grundregel ansehen. In den Augenblick, wo sie danach streben, Ihre Neugierde zu befriedigen, verschwenden Sie Kräfte. Würden Sie sie bei sich behalten, so würden Sie sie umzuwandeln vermögen in höhere Erkenntnisse. Wenn Sie es ein einziges Mal fertig bringen, etwas was sie gern sehen würden, nicht zu sehen, dann sparen Sie Kraft, Kraft, die Ihnen bleibt, die Ihnen nicht verloren geht. Ebenso, wenn Sie Ihren Mitteilungstrieb bezähmen. Gewöhnlich ist es doch so: Wenn irgendwo etwas gesagt wird, so muss es weiter gesagt werden, damit die Umgebung auch etwas davon hat. Aber nicht um des Redens willen sollte man Dinge mitteilen, sondern bei jedem Wort nur das zum Ausdruck bringen, was gesagt werden soll. Wenn das zum Grundsatz wird, dann entwickelt sich allmählich die Gabe des höheren Schauens. Dies ist eine Erfahrung derjenigen, welche schauen. Wer immer alles mitteilen will, obgleich es ganz wesenlos ist, wird es nicht weit bringen. Nur durch das Überwinden des wesen- und bedeutungslosen Mitteilungstriebes speichern wir in uns Kräfte auf. Das sind Wege, die an und für sich leicht zu gehen sind, wenn man sie gehen will, die aber trotzdem sehr wenig gegangen werden, will man sie für bedeutungslos hält. Aber es kommt nicht auf eine besondere Trainierung an, sondern darauf, dass unser Inneres im alltäglichen Leben sich weiterbildet. Dadurch stieg man in den Eingeweihtenschulen zu dem zweiten Grad empor, zu dem Grade der „Verhüllten“ (Okkulten). Diejenigen, welche bei jedem Wort prüfen, ob es so gesagt werden soll oder anders, die durch das fortwährende Prüfen das „Verwunden“ verlernt haben, die einen Schleier um sich breiten und gleichsam durch den Schleier sprechen, das waren die „Verhüllten“. Sie waren so weit, dass sie sich selbst zum Schöpfer ihrer eigenen Persönlichkeit machten, die sich prüften bei jeder Handbewegung, bei jedem Wort. Ohne dass ein anderer etwas davon merkte, konnte so einer durch den ersten und zweiten Grad hindurchgehen. Er durfte aber nicht glauben: jetzt bin ich auf der Stufe, dass ich in die Seelen anderer eindringen kann, jetzt kann ich auch etwas sagen. Denn wer etwas sagen will, wer Lehrer sein, wer eine autoritative Bedeutung haben will, der musste warten, bis er den dritten Grad der Einweihung erreicht hatte: den Grad der „Streiter“.
Für sie galt dasjenige,
was im zweiten Kapitel von „Licht auf den Weg“ über die
„Streiter“ steht. Das erste Kapitel ist geschrieben für
jeden Menschen; das zweite Kapitel ist geschrieben für
diejenigen, die ihre Mitmenschen belehren wollen. Aber in
gewissem Sinne ist es auch für alle Menschen geschrieben,
denn jeder Mensch soll seine Mitmenschen belehren. Nur der,
welcher jene Regeln beobachtet, kann hoffen, dass seine
Worte den richtigen Widerhall finden. Kein theosophischer
Lehrer sollte jemals ein Wort aussprechen, ohne Beobachtung
des Grundsatzes: 1.
Tritt zur Seite im kommenden Kampfe, und so du auch
streitest, sei du nicht der Streiter. 2.
Späh nach dem Streiter; in dir lass ihn kämpfen. 3.
Seine Weisung erwarte zum Kampfe; ihr folge. Niemand kann zum „Streiter“ werden, der für sich selbst kämpft, der nicht zur Seite tritt. Die größten Feinde einer höheren inneren Entwicklung sind also Neugierde, Eitelkeit, wesenlose Schwatzhaftigkeit – wo geredet wird, um zu reden, statt abzuwarten, ob das Wort notwendig ist und man es hören will – und endlich das Verfallen der Versuchung. Nicht vermeidet es der wahrhafte Theosoph und Mystiker, dass Versuchung an ihn herantritt. Er lässt sie so an sich herankommen, wie nur irgendjemand, um dann trotz der Versuchung der Stimme in sich selbst zu folgen. Sobald er Lehrer wird, hat er beiseite zu treten. Selbst durch die kleinste Versuchung, wenn er ihr verfällt, würden seine Kräfte verschwendet, die ausfließen wie die Wärme aus dem Dampfkessel. Wenn es ihm aber gelingt, der kleinsten, unbedeutendsten Versuchung zu widerstehen, so behält er die Kraft in sich, und sie wird ihre Früchte tragen. So können wir aus dem, was sonst verloren geht, wenn wir es durch die angegebenen Mittel aufspeichern, wenn wir es akkumulieren, nach und nach ganz unvermerkt die Gabe des inneren Schauens erwerben.
Februar 1904,
GA 266/I, S. 24-28. …/ Diese Ausführungen Rudolf Steiners öffnen und evtl. dann downloaden als *.pdf-Datei |
Betrachtung Rudolf Steiners zum
Meditieren der Gedanken von „Licht auf dem Weg“
und zu den ersten Lehren des ersten Teils – II b – Nehmen Sie den ersten Gedanken in „Licht auf den Weg“: „Bevor das Auge sehen kann, muss es der Tränen sich entwöhnen.“ Nehmen Sie ihn heute, morgen und immer wieder und wieder – dann fängt er an lebendig zu werden. Und wenn Sie alles andere abweisen, was sich da hineinmischen will, dann wird er zum Mittelpunkte Ihres Wesens. Er lebt und webt in Ihnen. Er wird Ihnen zeigen, dass er andere Gedanken aus sich hervorgehen lässt, dass er von unendlicher Fruchtbarkeit ist. Und Sie werden sehen, was Sie von innen heraus zu überwinden haben. Es muss sich eine Empfindlichkeit gegen unrichtige Gedanken einstellen. Es muss so sein, wie wenn Sie mit Nadeln gestochen werden von unrichtigen Gedanken. Dies müssen Sie auch empfinden, wenn Sie Bücher lesen. Können Sie nicht Schmerz empfinden bei unlogischem Denken, dann können Sie auch nicht richtiges Denken entwickeln. Sie müssen aber richtiges Denken nicht nur verstehen, sondern auch lieben. Sie müssen einen Gedanken so lieben, wie man ein Kind liebt. Ihr Kind haben Sie heute, gestern und vorgestern gesehen, und immer noch lieben Sie es. So müssen Sie es mit der Gedankenwelt machen. Wenn Sie glauben, einen Gedanken verstanden zu haben, müssen Sie ihn nicht aus dem Bewusstsein herausschieben, sondern sich immer wieder mit ihm beschäftigen. Wenn Sie das können, dann sind Sie mit einer Art Gedankenpanzer versehen, dann hört das auf, was als Übergangsstadium da war: der Kampf gegenüber dem, was unlogisch war; es hört auf, wenn Ihnen ein Gedanke so Tatsache ist wie ein Stuhl, ein Tisch und so weiter. Sie werden positiv. Das weiß der, welcher in der geistigen Welt lebt. Er weiß auch, dass er immer umgeben ist von Gedanken als von Mächten und Kräften, die auf uns wirken. Wer Empfänglichkeit dafür hat, der sieht, welche Hassgedanken, welche Gedanken des Wohlwollens die Menschen einander zuschicken. Er sieht, wie sie in sie hineinziehen, und er sieht, wie sie abprallen. Es gibt Menschen, die merkwürdig dastehen vor uns; sie stehen da, wie von einem Kristallkörper umgeben, in dessen Mitte sie leben. Und an dieser Kristallhülle prallen alle ungeeigneten Gedanken ab. Das sind Menschen, die in solcher Weise meditativ zu leben verstehen, die von innen heraus ihr Leben zu regeln verstehen. Sie können prüfen, ob Ihre Gedankenkontrolle einen Erfolg hat. Aber nicht dadurch, dass Sie sich sagen: Ich denke jetzt richtig – sondern indem Sie sich einen Barometer zulegen, der Ihnen zeigen kann, wie Ihr Gedankenleben von innen heraus kontrolliert wird. Und das ist für denjenigen, der den Erkenntnispfad geht, das Traumleben. Für denjenigen, der die Dinge in Wirklichkeit erkennt, wird es nicht etwa in demselben Sinne hoch geschätzt wie bei anderen abergläubischen Menschen. Für ihn hat es eine ganz andere Bedeutung als für den, der es noch nicht dazu gebracht hat, sein Gedankenleben zu kontrollieren. Bei den meisten Menschen ist das Traumleben ein wüstes Durcheinanderwogen. Das hört aber vollständig auf, wenn wir uns eine Zeit lang dem meditativen Leben hingegeben haben. Dann gewinnen die Träume eine tiefe, symbolische Bedeutung. In der Regelmäßigkeit, in der Schönheit der Träume liegt ein Barometer für die Gedankenkontrolle. Solange man hintaumelt im Äußeren, so lange sind unsere Träume ein wüstes Abbild des äußeren Lebens. In dem Augenblicke aber, wo wir uns wenigstens eine kurze Zeit aussondern, um kräftig und mächtig zu werden gegen alles, was auf uns einstürmt, nehmen unsere Träume eine symbolische Bedeutung an. Dann müssen wir uns kontrollierend bemühen, uns zu fragen: Was mag er mir darstellen, dieser Traum, der so auftritt? – Das ist auch der Unterschied zwischen den höheren Träumen und den niederen. Es ist nicht wahr, dass man Träume und Träume auf ein und dasselbe Blatt schreiben kann. Das Leben, das der Mensch im Zustande des Schlafes entfaltet, ist bei demjenigen, welcher seinen Geistkörper ausbildet, völlig verschieden von demjenigen, der das nicht tut. Das weiß der, welcher geistige Erfahrungen gemacht hat. Wer nichts anderes weiß, als was die Augen, die Ohren, die Zunge zu ihm sagen, wer ganz aufgeht in dieser Sinnenwelt, der kann während des Schlafes nichts anderes erfahren als eine wüste Reminiszenz der Sinneseindrücke. Das, was Sie sich aber in den fünf Minuten geistig erarbeiten, ist etwas, was den Geist erregt und in Tätigkeit versetzt; etwas, was Sie überall mitnehmen, gleichviel ob Ihr Körper dabei ist oder nicht. Wenn dann unsere Träume anfangen, regelmäßig zu werden, zu kleinen Dramen mit einer Entwicklung und regelmäßigen Handlungen werden, dann ist dasjenige tätig, was wir unser wahres inneres Geistesleben nennen. Das ist aber ja nur die unterste Stufe. Was sich daran schließen muss, ist dies: Wenn Sie die Augenblicke, die Sie aussondern – die Sie aber nicht dem Berufsleben entziehen dürfen, denn der Theosoph darf dem Berufsleben nichts entziehen – und für den inneren Fortschritt verwenden, dann wird Ihnen etwas auffallen, was sehr bald eintritt bei denjenigen, die einige Zeit im Meditieren, im inneren Geistesleben zubringen. Es wird Ihnen auffallen, dass Sie sich in einer ganz anderen Weise an Ihre Träume erinnern, als es sonst der Fall war. Das ist jene Kontinuität des Bewusstseins, die immer mehr eintritt, je weiter der Mensch sich entwickelt, und die so eintritt, dass Sie sich in Ihrem Selbst gegenständlich werden. Solange Sie sich ganz mit dem Körper identifizieren, solange es nicht der Geist ist, mit dem Sie eins geworden sind, so lange können Sie nicht, wenn Sie entkörpert sind, das heißt im Schlafzustande, ein Bewusstsein entwickeln. Daher der bewusstlose Zustand des größten Teiles der Menschheit während des Schlafes. Erst ganz langsam tritt eine solche Kontinuität des Bewusstseins ein, dass Sie eben wach sind im Schlafe, wie Sie wach sind im physischen Körper und dass Sie dieses Wachbewusstsein wieder herüberbringen in das alltägliche Wachbewusstsein. Da haben Sie einen Maßstab, etwas, an dem Sie einen Barometer gewinnen können gegenüber dem physischen Leben. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem gewöhnlichen Leben wird erhöht. Der Körper muss werden wie ein Werkzeug. Sie können dann den Körper betrachten außer sich, neben sich liegend. Im Geiste aber leben Sie, wenn Sie anfangen, sich zurückzuziehen von dem, was mit dem Körper zusammenhängt. Dadurch werden Sie nicht untüchtiger, sondern tüchtiger für das Leben, denn der, welcher den Geist kennt, ist immer tüchtiger. Es kommt also darauf an, dass Sie einen Teil des Tages aussondern, um sich hohen Gedanken hinzugeben, die nichts zu tun haben mit alltäglicher Selbstsucht, mit Ehrgeiz, mit gewöhnlichem sinnlichem Behagen, und dass Sie das Licht solcher Gedanken in das alltägliche Leben hineinleuchten lassen. So haben wir die allerersten Lehren in „Licht auf den Weg“ zu verstehen. Sie wollen den Menschen nicht zur Askese führen, ihn nicht zum Fremdling in dieser Welt machen. Nicht derjenige entspricht dem theosophischen Ideal, welcher zur Askese kommt, sondern derjenige, der aus dem gewöhnlichen Leben heraus zum Geiste kommt.
Wenn es also in „Licht
auf den Weg“ heißt: 1.
Ertöte den Ehrgeiz. 2.
Ertöte die Liebe zum Leben. 3.
Ertöte den Wunsch nach Behagen. So heißt es
gleich darauf: 4. Wirke
gleich denen, die ehrgeizig sind. Achte das Leben gleich
denen, die´s lieben. Sei glücklich gleich dem, der dem Glücke
nur lebt. Und weiter: Such in dem Herzen die Wurzel des Bösen und reiße
sie aus. Der
Theosoph muss fühlen, dass wir ein Glied des Ganzen sind,
dass wir für alles, was es gibt, mitverantwortlich sind.
Wer nicht imstande ist, zu fühlen, dass er mit schuld daran
ist, wenn morgen einer stiehlt, der ist auch nicht imstande
zu wissen, wie er mit dem Ganzen zusammenhängt; er ist
nicht imstande, die Wurzel des Bösen zu suchen. Weil wir
nicht die Möglichkeit und Fähigkeit haben, bei anderen
Menschen damit anzufangen, daher heißt
es: Such
in dem Herzen – in deinem Herzen – die Wurzel des Bösen
und reiße sie aus. Denn es treibt und es wuchert im Herzen
des eifrigen Jüngers gleich wie in den Herzen der Kinder
der Welt. Niemand
darf sich einbilden, gut zu sein – als ob wir das könnten,
als ob wir dies auch nur einen Augenblick könnten – oder
viel besser zu sein als die anderen. Der Gedanke, dass wir
nicht viel besser sein können als ein anderer, muss uns völlig
erfüllen. Was haben wir zum Beispiel getan, wenn wir
Menschen glücklich machen, während wir, weil wir in dieser
Weise leben, wie wir leben, viele unglücklich machen. Unwissenheit ist die Wurzel des Leidens
im Leben. Unwissend, wie wir es häufig sind, sind wir es,
die wir das Messer geschliffen haben demjenigen, der es zum
Bösen verwendet. Nur
der Starke vermag es zu töten. Der Schwache jedoch muss
sein Wachstum erwarten, sein Reifen, sein Sterben. – Durch
Weltenalter wächst dies Kraut im Menschen. Es wuchert, doch
in Blüte tritt es erst, wenn vieler Leben Unzahl er
durchlaufen. Manches
ist so, dass es erst in sehr späten Inkarnationen auftritt:
dass einer, der schon einmal hochgestiegen war, später tief
gefallen ist. Nicht selten ist es dazu gekommen, dass die
Tiefst-Erkennenden zu den Tiefst-Gefallenen geworden sind.
Jene Abenteurernaturen hat man nicht unterscheiden können
von den Großen. Wer
der Beherrschung Weg betreten will, muss dieses Kraut aus
seinem Herzen reißen. Wohl wird alsdann das Herzblut
reichlich fließen, das ganze Leben wird vernichtet
scheinen. Nehmen Sie diesen
Spruch fast wörtlich, aber im geistigen Sinn. Nehmen Sie,
was im höchsten Sinne und Stile das Leben wert ist. Sagen
Sie sich: Wie unendlich viel Wertvolles habe ich betrachtet,
und wie unendlich viel um dessentwillen ich gelebt habe, ist
vielleicht ganz wertlos. Ich muss ein neues Leben beginnen,
wenn ich nicht so leben will, wie ich es gewohnt bin; wenn
ich es nicht von fremdem Einfluss, sondern durch mein
eigenes inneres Leben gestalten will. Wir werden dann äußerlich
scheinbar keine anderen, aber wir führen das Leben unter
anderen Antrieben. Wir werden es nicht aus Eitelkeit, nicht
aus Ehrgeiz, nicht aus Sinnesbehagen führen, denn das
werden wir nicht mehr können, sondern aus Pflicht, weil es
geschehen muss aus höchster Einsicht heraus. Die Prüfung aber muss bestanden werden.
Vielleicht tritt sie an dich heran schon bei dem ersten
Schritt des wagnisvollen Klimmens hinauf zum Lebensweg,
vielleicht beim letzten. Bedenke wohl: sie muss bestanden
werden – und setze alle Kräfte ans Vollbringen. Nicht in
dem Augenblicke darfst du leben, nicht in der Zukunft –
nur im Ewigen. Wer im Augenblick
lebt, bei dem kann der Seher wahrnehmen, wie die Gedanken
der Außenwelt sich wie Spieße in ihn einbohren. Wer im
Ewigen lebt, von dem prallen die Gedanken, die ihm ungünstig
sein können, ab. Nicht äußerer Erfolg, nicht dasjenige,
was wir erreichen können, ist das, was uns weiterbringt,
sondern, dass wir in jedem Augenblicke in dem Ewigen leben.
Wir werden nichts erreichen, wenn wir es mit Gier anstreben.
Nicht in der Zukunft sollen wir leben, nur im Ewigen. Dort kann dies Riesenunkraut nicht gedeihen: der
Hauch schon eines Ewigkeitsgedankens tilgt diesen Flecken
aus von deinem Dasein. Dann kommt die Ausbildung des Astralkörpers. So wie wir durch Gedankenkontrolle arbeiten an dem Mentalkörper, so müssen wir an dem Astralkörper arbeiten dadurch, dass das Gedächtnis geordnet wird. Es muss auch kontrolliert, muss zum Gegenstand der Prüfung gemacht werden. Das übt einen großen, bedeutsamen Einfluss auf das ganze Leben aus. Sie müssen sich abgewöhnen, wenn Sie auf Ihre Handlungen zurückschauen, dabei egoistische Reuegedanken zu haben. Das, woran Sie sich erinnern, muss für Sie lediglich da sein, damit Sie daran lernen, die Dinge besser zu machen. Wir müssen von der Vergangenheit lernen und das Gedächtnis dazu benutzen, dass unsere Seele fähiger wird. Wenn wir unsere Erinnerung so regeln, dass wir nicht zurückblicken in beliebiger Weise, sondern auch für das scheinbar Unbedeutendste so zurückblicken, damit es für uns eine Schule des Lernens wird, dann stärken wir uns das seelische Rückgrat. Wenn wir in dieser Weise das Gedächtnis kontrollieren, dann bildet sich das astrale Schauen heraus. Das macht den Astralkörper zu einem Willensorgan, das wir gebrauchen können. Der Tränen müssen wir uns entwöhnen, die Antipathie und Sympathie überwinden, damit wir die richtige Auffassung unseren Erinnerungsvorstellungen entgegenbringen können.
Wenn wir Herr sind über
unser Erinnerungs-, über unser Vorstellungsvermögen, dann
haben wir unser vorläufiges Ziel erreicht. Wir erkennen,
dass derjenige, der das nicht übt, fortwährend an sich spüren
muss, dass er abhängig ist von jedem geistigen Luftzug in
seiner Umgebung, wie ein schwankendes Rohr, das von jedem
Gedanken da- und dorthin gerissen wird. Es gibt kein anderes
Mittel, in die Astral- und in die Mentalwelt zu gelangen,
als sich von innen heraus dazu auszubilden. Bei dem, der
sein Erinnerungsvermögen gliedert, der abendlich die
wolkenartigen Gebilde in regelmäßige Strahlengebilde
formt, namentlich die oberen Partien, welche von Herz und
Kopf ausgehen, bei dem wird sich zeigen, dass der Mensch von
innen nach außen lebt. Wenn der Mensch so weit ist, dann
kann ihm nichts mehr etwas anhaben. In seiner Gegenwart können
wir ihm Gedanken zuschicken der übelsten Art, sie gehen zurück,
als ob sie ihn nicht berührt hätten. Er hat in der
Meditationsarbeit eine geistige Schale um sich gebildet.
!5. Februar
1904, GA 266/I, S. 31-37. …/ Diese Ausführungen Rudolf Steiners öffnen und evtl. dann downloaden als *.pdf-Datei |
Betrachtung
Rudolf Steiners zur 9ten,10ten, 11ten und 12ten Lehre des
ersten Teils von „Licht auf dem Weg“ Und
dann ist von Bedeutung, dass wir in unseren Gedankengängen
Ordnung halten. Die folgenden Worte in „Licht auf den
Weg“ scheinen einen Widerspruch zu enthalten. Aber damit
muss der, welcher höher kommen will, leben. Er muss zwei
entgegengesetzte Sätze vor sich haben: 9.
Trachte nach dem nur, was in dir wohnt. 10.
Trachte nach dem nur, was jenseits des Selbsts
liegt. Sie werden vielleicht fragen: Brauche ich denn alle beiden Sätze und wozu? – Jawohl, wir brauchen sie beide. Und wir wollen uns beide Sätze klarmachen, denn darinnen besteht nämlich die Gedankenkontrolle. Wir müssen sie üben, damit wir nicht eine Wahrheit uns einseitig klarmachen, sondern die Welt von allen Seiten betrachten. Nehmen wir zuerst den Satz: „Trachte nach dem nur, was in dir wohnt“, und dann den zweiten Satz, den zweiten Gedanken: „Trachte nach dem nur, was jenseits des Selbsts liegt.“ Das Leben wechselt zwischen Gut und Böse, zwischen Schönheit und Hässlichkeit und so weiter. Das sind Dinge, die sich immer widersprechen. Wir werden das Leben des Geistes aber nur kennen lernen, wenn wir in den Einzelheiten nicht stecken bleiben. Wir stoßen uns einfach nicht an den Widersprüchen, sondern begreifen, dass die Widersprüche das Leben bedeuten. Auf diese Weise üben wir Gedankenkontrolle, dass wir uns stets klar sind: Wenn wir einen Gedanken gefasst haben, so müssen wir gleich den entsprechenden anderen suchen, der sich zu dem ersteren verhält wie der Hunger zur Sattheit. Dadurch wird die eine Seite des Gedankens durch die andere ergänzt, wo wie Licht und Schatten, Positiv und Negativ einander ergänzen. So müssen also die Gedanken in uns streng nach der Ordnung verlaufen. Merken wir uns also die Regel: Füge zu jedem Gedanken den entgegengesetzten! – Wer dies beachtet, wird in lebendiger Spiritualität allmählich leben können. Er wird leben in einem geistigen Leben, das höher ist als das sinnliche. Wenn wir eine Stufe erreicht haben, so müssen wir uns klar sein, dass noch eine höhere Stufe über uns liegt. Alles, was wir jetzt erreichen können, sind ja so niedrige Stufen gegenüber dem, was wir noch erreichen müssen. Nicht umsonst hat die christliche Weisheit gesagt: Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, was Gott denen zeigen wird, die ihm liebend entgegengehen.
Der zehnte Gedanke in „Licht auf den Weg“: 10.
Trachte nur nach
dem, was jenseits des Selbsts liegt.. wird
kontrolliert durch den elften: 11.
Trachte nach dem nur, was stets unerreichbar. Der Schreiber von „Licht auf den Weg“ hat unter dem Einfluss eines hochentwickelten Meisters geschrieben. „Licht auf den Weg“ ist inspiriert von einem abendländischen Meister, welcher ganz wörtlich jeden einzelnen Satz in die Feder sorgfältig diktierte. Derjenige, welcher das Buch geschrieben hat, war bloß der Schreiber, das schreibende Medium. Im Sinne dieses Satzes: „Trachte nach dem nur, was stets unerreichbar“ sagt auch Goethe auf der Höhe seiner Erkenntnis: Nur den lob ich mir, der Unerreichbares begehrt.
Es kommt nicht darauf an, dass man diese Sätze
versteht, dass man imstande ist, sie sich verstandesmäßig
klarzumachen. Viel wichtiger ist es, mit drei solchen Sätzen
den Tag zu beginnen, ganz gleich, wie Sie sie verstanden
haben. Beginnen wir zum Beispiel mit dem Satz: „Trachte
nach dem nur, was stets unerreichbar.“ Für den, welcher
mit diesem Satze lebt, wird er eine innere Kraft werden; er
wird ihm eigen. Dann ist aber auch eine Änderung in der
Aura zu finden. An gewissen Stellen der Aura finden sich
etwas dunklere Kreise. Je mehr sich der Mensch entwickelt,
desto mehr verwandeln sich diese dunklen Stellen, welche wie
Räder aussehen. Und wenn der Mensch anfängt, solche Sätze
sich in einsamer Gedankenarbeit zu eigen zu machen, dann
fangen diese Räder an sich zu drehen. Das sind die „Räder“,
von denen die Schriften der Inder und die Vertreter der
alten Religionen sprechen. Das sind die „Chakrams“, und
wenn diese beginnen sich zu drehen, dann beginnt die höhere
Erkenntnis. 12.
Denn in dir wohnt das Licht der Welt – das einzige,
das deinen Weg bestrahlt. Vermagst du nicht, es in dir zu
erkennen, du wirst es anderwärts vergebens suchen. Und
dennoch liegt es jenseits deiner Selbst. Dringst du zu ihm,
hast du dich selbst verloren. Und unerreichbar ist´s, denn
immer weicht´s zurück. In seinen Lichtkreis magst du dringen, doch seine
Flamme wirst du nie berühren. 14.
März 1904, GA 266/I, S. 49-51 Diese Ausführungen Rudolf Steiners öffnen und evtl. dann downloaden als *.pdf-Datei |
Esoterische Stunde (Berlin, 4. Oktober 1905) A U M – Suche den Weg. Suche den Weg der innern Versenkung. Suche den Weg, indem kühn du heraus aus dir
selbst trittst. Nur scheinbar widersprechen sich die beiden letzten Sätze. In Wahrheit drücken sie zwei ganz außerordentliche richtige Tatsachen aus. Die innere Versenkung ist nämlich die erste Hälfte eines Weges. Zunächst lebt der Mensch auf seiner gegenwärtigen Entwickelungsstufe in den Sinneswahrnehmungen der Außenwelt. Auch wenn er mit seinem Verstande und seiner Vernunft diese Sinneseindrücke verarbeitet, bleibt er doch „im Außen“. Macht er sich nun frei von den Sinneseindrücken, zieht er sich in sich selbst zurück, so bleibt ihm die Kraft des Denkens. Dieses Denken ist dann ausgeleert von dem äußeren Inhalte. Das ist die „innere Versenkung“. Aber eben deshalb, weil das Denken „entleert“ ist, kann ihm nun neuer Inhalt von innen zufließen. Und dieser Inhalt ist geistiger Art, wie der vorhergehende sinnlicher Art war. – Eben dadurch aber tritt nun der Mensch wieder aus sich heraus. Er tritt aus der Sphäre des niederen Ich in die „geistige Außenwelt“. Und das wird mit dem Satze angedeutet: „Suche den Weg, indem kühn du heraus aus dir selbst trittst.“ Nun verbindet der Mystiker mit der Silbe AUM alle drei Sätze. Das A ist zunächst das Festhalten des Zustandes, in dem sich der Mensch immer befindet auf der gegenwärtigen Stufe seiner Evolution.
Das U ist das Sinnbild
der inneren Versenkung und das M ist der Heraustritt in die
geistige Außenwelt. Aus: GA 266/I, S. 57. Diese
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Exegese zu „Licht auf den Weg“ – Teil II
(Sommer 1904)
Zum zweiten
Abschnitt, Lehre Nr.
17 In diesen letzten Paragraphen des zweiten Kapitels von „Licht auf den Weg“ ist Weisheit der tiefsten Art enthalten. In Nr. 17 ist die Aufforderung enthalten, das „Innerste“, das „Eine“ zu fragen nach seiner „Geheimnisse letztem“. Wer hinunterleuchtet in die Tiefen dieses „Innersten“, der findet in der Tat die Ergebnisse von „Jahrtausenden“. Denn was der Mensch heute ist, das ist er durch lange Jahrtausende hindurch geworden. Durch Welten hindurch ist ja das Innerste gegangen, und verborgen ruhen in seinem Schoße die Früchte, die es aus diesen Welten mitgenommen. Dass unser Innerstes so ist, wie es jetzt ist, das verdankt es dem Umstande, dass unzählige von Bildungen gearbeitet haben an seinem Aufbau, dass es hindurchgegangen ist durch viele Reiche und dass es immer und immer wieder aus diesen Reiche sich Organe angebildet hat. Durch diese Organe ist es in Wechselverkehr getreten mit den Welten, die es jeweilig umgeben haben. Und was es aus diesem Wechselverkehr gewonnen hat, das hat es hinübergenommen in neue Welten, um ausgestattet mit den Errungenschaften von früher auf neuen Stufen noch immer reichere Erlebnisse zu haben. Und heute benützen wir den also differenzierten Wesenskern unseres Innersten, um auf dem „Planeten“, den wir „Erde“ nennen, eine Summe von Erlebnissen zu haben. Alle Erlebnisse des „Mond-Planeten“ und der früheren sind in unserem Innersten. Sie waren schon in diesem Innersten, als dieses durch ein Pralaya* hindurch sich zur „Erde“ herüberentwickelte. Und so waren diese Erlebnisse in der Pitrinatur dieses Innersten, wie die ganze Lilie – latent – in dem Liliensamenkorn. Nur ist freilich dieses Liliensamenkorn noch immer etwas Physisch-Sichtbares. Der „Pitrisame“ aber, der vom „Monde“ zur „Erde“ herüberschlief, war inkarniert in Materien der höchsten Art, wahrnehmbar nur für „des Dangma* erschlossenes Auge“. Aber wie das Liliensamenkorn, wenn es in geeigneten Boden gesenkt wird, die Materien von Erde, Wasser und Luft so ordnet, dass eine neue Lilie sich bildet, so ordnet der „Pitrisame“ bei seinen Zyklen durch das irdische Dasein die Materien so, dass im Laufe dieser Zyklen der volle „Mensch“ nach und nach entsteht, der nach Ablauf der sechsten und beim Beginn der siebenten irdischen Runde wahrhaft „Gottes Ebenbild“ genannt werden darf. Bis in die Mitte der vierten Runde – bis zum Ende der lemurischen Zeit – teilt sich die menschliche Pitrinatur* in der Arbeit an ihrem eigenen Organismus mit „Bildnern“ höchster und höherer Art; immer mehr aber muss, von diesem Zeitpunkt an, des Menschen „Innerstes“ selbst diese Arbeit übernehmen. K.H.* sagt über diese Arbeit das Folgende: Alles, was „du“ zu tun hast, ist, „ganz Mensch“ zu werden. Denn wisse: nur deiner physischen Natur nach ist du jetzt schon – beinahe – Mensch. Denn auch der physischen Natur nach wirst du es erst am Ende der vierten Runde sein. Noch unorganisiert, noch chaotisch aber sind dein Astralleib, dein Mentalleib und dein Ich-Leib (höherer Manas). Ebenso vollkommen wie dein physischer Leib nach der vierten, muss dein Astralleib nach der fünften, dein Mentalleib nach der sechsten und dein arupischer (höherer Mental-)Leib nach der siebenten Runde sein, wenn du am Ende der irdischen Zyklen deine Bestimmung erreicht haben sollst. Und nur dann, wenn du diese Bestimmung erreicht hast, kannst du als ein normal-terrestrischer Pitri zum nächsten Planeten hinüberwandeln. Diejenigen aber, welche den okkulten Pfad gehen wollen, sollen mit Bewusstsein immer mehr arbeiten an diesem dreifachen herausorganisieren ihrer höheren Leiber aus ihrem „Innersten“ Das ist der Sinn des Meditierens.
Man gestaltet
(organisiert) seinen Astralleib
durch Erhebung zum höheren
Selbst und durch Selbstprüfung. So, wie außermenschliche
Kräfte in verflossenen Runden gearbeitet haben, um die
Organe des physischen Leibes von heute zu bauen, so arbeitet
das innermenschliche höhere Selbst an dem Astralleibe,
damit dieser ein „Ebenbild der Gottheit“ oder auch
„ganz Mensch“ werde. Dann wird er geeignet, durch seine
Organe die Geheimnisse höherer Welten so zu erleben, wie
der physische Leib durch seine
Sinnesorgane die Geheimnisse der physisch-mineralischen Welt
erlebt. Wir prüfen uns bezüglich unserer Tageserlebnisse
am Abend. Wir erheben uns durch die bekannte Formel zu
unserem „höheren Selbst“. In beiden Tätigkeiten wirken
wir organisierend, bauend auf unseren Astralkörper. Wir
machen ihn dadurch erst zum Astral-Organismus, zum Körper
mit Organen, während er vorher nur eine Art Träger war.
Diese „Formel“ ist ja diese*: Strahlender als die Sonne,
reiner als der Schnee,
feiner als der Äther
ist das Selbst,
der Geist, inmitten
meines Herzens.
Ich bin dieses Selbst.
Dieses Selbst bin Ich. Es eröffnet sich der Blick allerdings dadurch auf eine „Arbeit von Jahrtausenden“, wie es weiter in Paragraph 17 heißt. So, wie Jahrtausende notwendig waren, bis die äußere physische Ebenbildlichkeit erreicht worden ist, so wird eine Arbeit von Jahrtausenden notwendig sein, bis diese Ebenbildlichkeit für die höheren Körper erreicht sein wird. Dann erst steht der Mensch an der „Schwelle, die übers Menschentum hinaus ihn hebt“. Und er muss gerade so in der siebenten Runde „an diese Schwelle“ kommen, wie er am Ende der lunarischen (Mond-)Epoche an der Schwelle sein musste, die ihn über das lunarische Pitritum hinaushob. Durch die Mental-Meditation eines Satzes aus den inspirierten Schriften organisiert der Meditierende seinen Mentalleib. Wenn der Mensch aus der Bhagavad-Gita oder aus anderen Schriften, welche die theosophische Literatur an die Hand ihm gibt, sich solche Meditationssätze nimmt, dann arbeitet er an der Organisation dieses seines Mentalleibes. Es muss immer wieder und wieder betont werden, dass es bei diesem meditieren viel weniger darauf ankommt, verstandesmäßig den Satz durchzunehmen – das soll für sich außerhalb der eigentlichen Meditation geschehen – als vielmehr bei völlig freiem Blickfeld des Bewusstseins mit dem Satz zu leben. Er soll uns sagen, was er uns zu sagen hat. Wir sollen die von ihm Empfangenden sein. Ist er ein inspirierter Satz, dann beginnt er in unserem Bewusstsein zu leben, dann strömt Lebendiges von ihm aus, dann wird er in uns Fülle, vorher nicht geahnter Inhalt. Solange wir über ihn spekulieren, können wir nämlich doch nur das in ihn hineinlegen, was schon in uns ist. Dadurch kommen wir aber nicht weiter.
Die Organisation des
Ich-Leibes hängt von dem devotionellen Teile unserer
Meditation ab. Je mehr wir durch diese Devotion erreichen,
je tiefer, ernster sie ist, desto ähnlicher werden wir der
Wesenheit, als die wir hinausziehen sollen aus unserem
planetarischen leben zu den Aufgaben, die in einem späteren
Sein an uns gestellt werden. *Pralaya = rein geistiger Zustand zwischen planetarischen Verkörperungen *Pitri
= Menschenvorfahr *Dangma
= Seher *K.H.
= Kuthumi, einer der „Meister der Weisheit und des
Zusammenklangs der Empfindungen“. Vgl. GA 264, S. 201ff. *nicht
von R. Steiner stammende, aber wahrscheinlich von ihm übersetzte
Formel der Esoteric
School of Theosophy. * Eine „Runde“ besteht aus sieben „Globen“; die fünfte Runde (nachatlantische Zeit) zerfällt z.B. also in die Globen der ur-indischen bis zur amerikanischen Epoche.
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Exegese zu „Licht auf den Weg“ – Teil II
Zum
zweiten Abschnitt, Lehre Nr. 18 Wir müssen erleben, dass wir eins sind mit allem, was lebt. Wir müssen uns klar darüber sein, dass das, was wir unser Eigen nennen, dann kein Leben hat, wenn es eine Eigenheit sein will. Es hat dann ebenso wenig ein Leben, wie unser kleiner Finger ein Leben hätte, wenn er abgeschnitten wäre von unserem ganzen Organismus. Und was für unseren kleinen Finger die physische – sinnliche – Abschneidung wäre, das wäre für unsere Eigenheit ein Wissen, das sich nur auf diese Eigenheit selbst beziehen wollte. Eins waren wir, als wir innerhalb einer allgöttlichen Wesenheit den Planeten betraten, der der dritte vor unserer Erde war; innerhalb der allgöttlichen Wesenheit waren wir, und doch eine Eigenheit, wie jeder Ton in einer Symphonie eine Eigenheit ist und doch eins mit der ganzen Symphonie. Und was wir unsere Eigenheit zu nennen berufen sind, das soll auf sich wirken lassen, was es trifft in den 343 Welten, die es durchlebt (7 Planeten, 7 Runden auf jedem Planeten, 7 sogenannte Globen zu jeder Runde = 7 x 7 x 7 Metamorphosen = 343). Was wir da zu erleben vermögen, das ist als Anlage in uns gelegt im Anfange. Und das ist der Schatz, „vom Höchsten dir vertraut“. Und wie der Schatz uns vertraut ist, so sollen wir ihn stellen in den Zusammenklang der planetarischen Symphonie. Ein Erlebnis wird sich dem immer wieder bieten, der diese Dinge voll versteht. Alle Vertiefung in unser Inneres bleibt unfruchtbar, leer, wenn wir sie nur für uns selbst haben wollen. Unsere Vervollkommnung anstreben, heißt doch nur einem höheren Egoismus frönen Unser Wissen muss immerdar ausfließen von uns. Nicht gesagt soll damit sein, dass wir unbedingt immer lehren sollen. Das soll jeder, wie er es kann, und wenn er es kann. Aber der kleinste Handgriff im alltäglichen Leben macht es möglich, ein lebendiges Ergebnis selbstlos erworbenen Wissens zu sein. Und wenn wir das in der Empfindung haben, dass alles Leben eins ist, dass alles Sondersein nur in der Maya begründet ist: dann wird alle unsere Vertiefung in unser Inneres auch mit dem lebendigen Gefühle erworben, dass es lebendig werden soll in dem All-einen-Leben. Dann aber ist unsere Vertiefung immer durch Fruchtbarkeit belohnt. Dann sind wir sicher, dass wir nicht fallen können. Wer nur, um zu wissen, nur um seiner eigenen Vollkommenheit willen Wissen erstrebt, nur um weiterzukommen auf der Stufenleiter des Daseins: der kann noch fallen, auch wenn er schon sehr hoch gestiegen sein sollte. Und wir müssen uns vor allem der „Verantwortung“ bewusst sein, die wir durch das Erwerben höherer Erkenntnis auf uns nehmen. Nur ein gewisses Maß von Entwickelungsmöglichkeit ist der Gesamtmenschheit zuerteilt im Entwickelungswege. Machen daher wir uns vollkommener, eignen wir uns ein Maß von Vollkommenheit früher zu, als es im Normalfortschreiten möglich wäre, so nehmen wir von dem gemeinsamen Maße der Menschheit etwas für uns. Wir lassen die Waagschale auf unserer Seite sinken; die Wage schnellt auf der anderen Seite empor. Nur durch Geben in irgendeiner Art können wir gutmachen, was wir genommen haben. Aber wir dürfen auch darum nicht denken, dass es besser sei, nicht zu nehmen. Das hieße wieder egoistisch sein und sich dem Nehmen entziehen, auf dass man auch der Pflicht des Gebens enthoben wäre. Nicht nehmen und nicht geben bedeuten den Tod; wir aber sollen dem Leben dienen. Wir sollen uns die Möglichkeit des Gebens erwerben; deshalb müssen wir die Verantwortung des Nehmens auf uns laden. Nur müssen wir uns in jedem Augenblicke dieser Verantwortung bewusst sein. Wir müssen unausgesetzt sinnen, wie wir am besten geben, wenn wir genommen haben. Das gibt einen „Kampf“, einen ernsten, heiligen Kampf. Aber dieser Kampf muss sein. Wir dürfen ihn nicht scheuen. Stets müssen wir uns rüsten zu diesem Kampf. – Besonders die hohe Bedeutung dieses Kampfes wurde und wird den Mysten aller Einweihungsschulen vorgeführt. Sie werden ermahnt, sich zu erfüllen, sich zu durchdringen mit dem Bewusstsein dieses Kampfes. Atmet unser Innerstes das Leben dieses Kampfes als Grundstimmung der Seele, dann lebt auf in diesem Innern das innere Gesicht und das innere Gehör. Und vermögen wir ruhig, ganz ruhig zu sein auf diesem Kampfplatze, dann beginnen auf unserem astralen und mentalen Himmel höhere Geheimnisse aufzublitzen. Dann symbolisieren sich in uns Gefühle, Gedanken zu geistig-greifbaren Wirklichkeiten; und aus dem Nebel dieser geistig-greifbaren Wirklichkeiten ertönt die Stimme des Meisters, formt sich des Meisters Gestalt. Es beginnt für uns der höhere Verkehr. Wir beginnen, in der Welt nicht mehr bloß Mitakteure zu sein, sondern werden für sie Boten (Angelos). Das, was hier
geschildert wird als Exegese von Nr. 18, ist Satz für Satz
Wirklichkeit, zu erlebende höhere Wirklichkeit. Und wer
sich durchdringt mit dem Sinn dieses Satzes in dieser Weise,
der wird ein Bürger höherer Welten. Aus: GA 264, S. 445-451 Diese Ausführungen Rudolf Steiners öffnen und evtl. dann downloaden als *.pdf-Datei |
Bücher
Eine
gute Edition dieses Textes mit weitreichenden Anmerkungen
Wichtige Bemerkung: Über die
sogenannten Meister findet man einiges, wenn man im Netz danach sucht! Doch
was? Zumeist schillerndste Beschreibungen von irgendwelchen Namen, denen
dann, zumeist "bedeutsame" Inkarnationen zugesprochen werden und die auch
irgendwelche "Aufgaben" im Kosmos erfüllen, die aber zumeist nur mit
"blumigen Formulierungen" bezeichnet werden, unter denen sich jeder alles
mögliche vorstellen mag. genauer: "Michael hat sich die Intellektualität aber nie angeeignet. Er verwaltet sie als göttlich-geistige Kraft, indem er sich verbunden fühlt mit den göttlich-geistigen Mächten. Dadurch zeigt sich auch, indem er die Intellektualität durchdringt, in dieser die Möglichkeit, ein Ausdruck des Herzens, der Seele ebenso gut zu sein wie ein solcher des Kopfes, des Geistes. Denn Michael trägt in sich alle die Ursprungskräfte seiner Götter und der des Menschen. Dadurch überträgt er auf die Intellektualität nichts Kalt-Frostiges, Seelenloses, sondern er steht bei ihr in warm-inniger, seelenvoller Art. Und hierinnen liegt auch der Grund, warum Michael mit ernster Miene und Geste durch den Kosmos wallet. Im Innern so verbunden sein mit dem intelligenten Inhalte, wie Michael es ist, bedeutet zugleich, die Anforderung erfüllen müssen, nichts von subjektiver Willkür, von Wunsch oder Begehren in diesen Inhalt hineinzubringen. Sonst wird ja Logik Willkür eines Wesens statt Ausdruck des Kosmos. Streng sein Wesen als Ausdruck des Weltwesens zu halten; alles, was sich im Innern als Eigenwesen regen will, auch in diesem Innern zu lassen: das betrachtet Michael als seine Tugend. Sein Sinn ist nach den großen Zusammenhängen des Kosmos gerichtet - davon spricht seine Miene; sein Wille, der an den Menschen herantritt, soll widerspiegeln, was er im Kosmos erschaut -, davon spricht seine Haltung, seine Geste. Michael ist in allem ernst, denn Ernst als Offenbarung eines Wesens ist der Spiegel des Kosmos aus diesem Wesen; Lächeln ist der Ausdruck dessen, was, von einem Wesen ausgehend, in die Welt hineinstrahlt."
Vergleicht man damit die bequeme
Süßlichkeit, mit der oftmals die Meister beschrieben werden,
die selbstzufriedene "Easyness", mit der man sich ihnen scheinbar
nähert, so hat man doch den Eindruck eher in die Nähe luziferischen
Rausches zu gelangen als in die Nähe solcher, die mit aller Verantwortlichkeit
diejenigen Aufgaben auf sich nehmen, die die Menschheit in Unreife eben noch
nicht ergreifen kann und die darum den großen Ernst der Erziehung dieser
Menschheit in Freiheit und zur Freiheit und selbstentschiedenen Verantwortungsübernahme
im höchsten Sinne übernommen haben. |