MANIFEST VON S.K.H. SIXTUS HEINRICH DE BORBÓN
Am Tage, an dem mein Vater, im Namen meines Grossonkels, Königs Alfons Karls des Ersten, dem Requeté den Befehl gab, sich der Nationalen Erhebung anzuschliessen, erfülle ich meine Pflicht, indem ich mich erneut an euch wende, mit dem Appell, die Reihen um unsere Traditionalist Kommunion zu schliessen, dem Instrument der Vorsehung, das die Kontinuität und Restauration der Spanien sicherstellte, und diese auch weiterhin zu garantieren hat.
In meiner Bekanntmachung vom Festtag des Heiligen Apostels Jakobus im Jahre 1981 habe ich euch gesagt: "Das Schicksal hat die reine und unbefleckte Fahne unserer Tradition in meine Hände gelegt. Treu seinen Prinzipen habe ich mein Leben zu geben in Erfüllung der hohen Auftrags, den die Vorsehung mir überantwortet hat, mit dem festen Verprechen, dass niemals irgendwelches privates Interesse oder irgendeine persönliche Neigung mich von jener Hingabe abhalten sollen, die ich als Vertreter und Verfechter der Traditionalist Kommunion Spanien und dem Karlismus schuldig bin". Viel ist seitdem geschehen, und ganz und gar nicht zu meiner Gleichgültigkeit, wenn es mir auch manchmal angemessen erschien, Stillschweigen zu bewahren bzw. nur vermittels persönlicher Ratschläge oder stiller Duldung einzugreifen.
Nach dem Abfall meines Bruders Karl Hugo, habe ich während ganzer Jahre darauf gewartet, dass mein Neffen, dessen Söhne, Don Karl Xavier und Don Jakob, unsere Fahne hochhalten mögen, die mir nach dem Tode meines Vaters, unseres vielbeweinten Königs Don Xavier, anvertraut worden war. Uns ich habe die Hoffnung nich verloren. Dennoch kann und darf der Umstand der Regentschaft nicht aufrechterhalten werden. Ihnen und euch rufe ich deshalb die Grundlagen der Legitimität Spaniens in Erinnerung, so wie sie König Alfons Karl der Erste im Dekret definiert hat, durch das die Regentschaft in der Person meines Vaters errichtet wurde:
"I. Die Katholische, Apostolische, Römische Religion, mit der Einheit und den rechtlichen Konsequenzen, mit denen sie traditionsgemäss in unseren Königreichen geliebt und vermittels welcher ihr auch gedient wurde;
II. Die natürliche und organische Verfassung der Stände und Körperschaften der überlieferten Gesellschaft;
III. Der geschichtlich gegebene Bund der verschieden Gauen und ihrer "fueros" (Rechtsinstitute) und Freiheiten, der die Einheit des spanischen Vaterlandes ausmacht;
IV. Die echte traditionsgemässe Monarchie, legitim in ihrem Ursprung und ihrer Ausübung:
V. Die Prinzipien und der Geist und, soweit praktisch irgendwie möglich, der selbe Rechts- und Gesetzeszustand, der vor dem -so untrefflich bezeichneten- Neuen Recht galt".
Mit dem Ziel, diesen Prinzipien besser dienen und unser grosses Anliegen wirkungsvoll reorganisieren zu können, habe ich mich entschlossen, ein Politisches Sekretariat zu ernennen, unter der aktiven Leitung von Prof. Rafael Gambra. Ich erwarte diesbezüglich, dass alle Karlisten, unter Zurückstellung jedweder Meinungsverschiedenheiten, diesem in vollkommener Loyalität unterstützen.
Eine Gleichgültigkeit hat sich augenscheinlich der Spanier bemächtigt, die -gefärbt von falschen optimistischen Vorstellungen- es ihnen unmöglich macht, die Schwere der Übel zu erkennen, die heutzutage Spanien (und den Rest der Welt) befallen haben. Die Überlassung der katholischen Konfessionalität des Staates hat den Prozess der Säkularisierung beschleunigt und verschlimmert, und dennoch hat jene diesem eher als Ausrede denn als Grundlage gedient, da als solche –und als falsche– die Ideologie des Liberalismus verantwortlich zu zeichnen hat, mit all ihrer die natürlichen und gesellschaftlichen Bande auflösenden Dynamik Von dorther also quellen alle nur möglichen Übel hervor, ohne dass man jene in ihrer Wurzel und Quelle selbst identifiziert hätte. Die neue "politische Organisation" –die genaugenommen eine Abwesenheit von politischer Ordnung bedeutet, d.h. eine Unregierung– kombiniert auf todbringende Weise liberalen Kapitalismus, sozialistische Verstaatlichung der Gesellschaft und ethisch-sittlichen Indifferentismus, und zwar in einem Prozess, der in dem Zeichen sich zusammenfassen lässt, das man heutezutage ´Globalisierung zu nennen pflegt, und das notwendigerweise von der Zersetzung dessen was Heimat ist begleitet wird, insbesonders der spanischen, die von den zwei Tentakeln des Pseudo-Regionalismus und Europäismus in einer unwahrhaftigen Dialektik bedroht ist. Denn das Wesensmerkmal der "Hispanidad" (der Spanisch-Seins) war schon immer der "Fuero", Ausdruck von Autonomie und gleichzeitig Werkzeug von Integration, einer fleischgewordenen christlichen Freiheit, die untrennbar ist von der gerechterweise so bezeichneten föderativen und missionarischen Monarchie.
Unsere allervorzüglichste Stärke wurzelt in der katolisch-pluralen Tradition von Spanien (las Españas), der Hispanidad verteilt über alle Kontinente, als höchster Ausdruck der Christenheit in der Geschichte. All unsere Mühen haben der Wiederherstellung seiner geschichtlich gereiften Verfassung zu gelten und der Regierungsform, die seinem Sein gerecht wird. Seitdem eine wachsende Zahl von Spaniern diese in Vergessenheit fallen liess, seit den Tagen der napoleonischen Invasion, haben wir nur Dekadenz und Instabilität. Die wirkungsvolle Tätigkeit des Karlismus hat jedoch verhindert, dass die Dekadenz in -vielleicht fataler- Erschöpfung geendet hätte. Denn, obschon unsere Vorfahren den Triumph nicht kosten konnten, hat ihr Widerstand, jenes "regieren von aussen" das sie praktizierten, den Tod unseres Seins verhindert. Keine andere kann also die Rolle unserer Kommunion sein als Bollwerk zu sein, von dem aus wir die "Reste" zu bewahren vertrauen, die so Gott will uns den Sieg bescheren werden, das Hundertfache unserer Mühen und Plagen, abgesehen vom ewigen Leben, das wir –mehr als alles andere– zu erlangen trachten. So schrieb es auch mein Vater in seinem Manifest vom 3. April 1954: "Trotz unserer verkürzten menschlichen Sichtweise müssen wir erkennen, dass es einem göttlichen Ratschluss gehorchen muss, dass zur Überraschung aller eine Handvoll Menschen bewahrt wurden, die die Reinheit unserer Ideale angesichts von Verfolgung, Niederlage und Überdruss über ein Jahrhundert hinweggerettet haben". Der Sieg, den wir für Spanien brauchen, kann somit nur erwachsen aus solcher Reinheit der Ideale, niemals aus feiger Aufgabe im Angesicht irgendwelcher Versuchungen, die überall auf uns lauern. Wollen wir bitten, dass dieses beginnende Jahrhundert das "unserer Spanien" sei.
Im Exil, am 17. Juli 2001.