Quali- oder Quälität?

Eine Diskussion in nlp4all im Juli 1998 - inzwischen veraltet oder noch brandaktuell?

Inhalt

 Wilhelm Nolting: Dringend notwendige Qualitätskontrolle

 Wilhelm Nolting: Qualität ist nicht auf die Frage des Preises zu reduzieren

 Dr. Österreicher: Zünfte

 Paul Baumann: Qualitätskriterien für Institute

 Wolfgang Karber: Dem stimme ich zu

 Michael Wolf: Problemorientierte Diskussion

 Michael Wolf: Jeder trägt selbst die Verantwortung

 Wolfgang Karber: Valider Ansatz

 Paul Baumann: Worthülse Qualität

 Birgit Bader: Mir hat es gefallen

 Gudrun Jandt: Bandlers Zertifikate

Die nächsten elf Beiträge

Von: Wilhelm Nolting

An: nlp4all@listserv.shuttle.de

Betreff: Dringend notwendige Qualitätskontrolle

Datum: Samstag, 18. Juli 1998 19:55

 

hi, Oliver, hi, list!

 

Oliver, danke für Deine offenen und anregenden Zeilen. Du siehst, sie ruft viel Resonanz hervor und einen regen Austausch - klare Zeichen für die Wichtigkeit Deiner Gedanken!

 Vielleicht vertieft sich dadurch die so dringend notwendige Qualitätskontrolle, die im NLP bislang doch fehlt. Bislang gilt im NLP-Bereich ja die These, der Markt regele die Qualität via Nachfrage seitens zufriedener Kundenempfehlungen. Doch dieses marktwirtschaftliche Prinzip funktioniert nur dann, wenn der Markt transparent ist und entsprechende Kommunikationsstrukturen vorhanden sind.

Ich bin nicht der Meinung, dass dieses Prinzip wirklich funktioniert - leider.

 Zudem drängen eine Reihe jüngst via Chrashkurs ausgebildete NLP-Trainer auf den Markt mit Angeboten in NLP-Prac oder gar NLP-Master-Prac, die nicht wirklich zertifiziert sind. Leider interessiert das niemanden wirklich - ausser ggf. all die zukünftigen NLPlerInnen, die dann später ggf. ähnliche Briefe, wie Du ihn geschrieben hast, schreiben werden. Allein in meinem Einzugsbreich sind mir zwei aktuelle Angebote bekannt von NLP-TrainerInnen, die nicht als Lehrtrainer zertifiziert sind (Sie sind teilweise auch erst gar nicht Mitglied im DVNLP! Geschickt, gelle?!?)

 Witzig fand ich ja vor Monaten auch eine Post, in der mir eine neue Form des NLP-Praktitioners bekannt gemacht wurde: Der NLP-Rhetorik-Practitioner!!! (Angeblich von der GANLP eingerichtet und zertifiziert -> was einfach nicht stimmt!) Damit wurde dann exclusiv geworben, zugleich läßt sich auch ein ähnlich-namiges Handbuch dazu kaufen!!

Aber in einem freien Markt gibt es solche Dinge halt.

 Wünschen würde ich mir als Akutmassnahme eine Art "Ethikkommission" im DVNLP, die solche Vorfälle auf dem NLP-Markt aufgreift und regelnd/ vermittelnd eine qualitätserfüllende Rolle einnimmt. ... nicht unproblematisch sicherlich, da den diese Rolle ausübenden Personen keinerlei Eigeninteressen unterstellt werden dürften. Und ausserdem mag die NLP-Szene grössere Regelungen derartiger Art nicht sonderlich....

Aber von aussen wird NLP immer weniger als homogen angesehen, was interessierten Aussenstehenden die Näherung ans NLP nicht leichter macht.

 Strategisch würde ich mir eine andere Trainer-ausbildung wünschen, wie ichs den entsprechenden Gremien schon vor einigen Jahren vorschlug:

Ein Ausbildungssystem, in der persönliche Mentoren (erfahrene LehrtrainerInnen) die neuen TrainerInnen weiterausbilden und zur Lehrtrainingsreife führen. Aber das lässt sich wohl leider nicht mehr so einfach verwirklichen, da zu viel "Bestandsschutz"-Bedenken (z.B. Finanzen: es gibt zahlreiche Trainerausbildungen im Markt, auch wenn die Nachfrage nachlässt) im Spiel sind; viele Personen sind bereits auf dem NLPTrainer-Karriere-Weg und haben sich darauf eingestellt; freier Wettbewerb gilt; ... usw. usw. ....

 Noch ein kurzer Hinweis zur DG-NLPt:

Aktuell werden die hoffentlich letzten Feinheiten der Ausbildungskriterien, Anforderunen, Qualitätskontrolle etc. für die

therapeutischen Tätigkeiten im NLP erarbeitet. Hier versuchen wir, von Anfang an andere Strukturen aufzubauen (wir konnten halt u.a. vom NLP-System lernen!), daher brauchten wir allerdings auch so lange Zeit! Geplant ist, zum Herbst einigermassen ausgereifte Strukturen vorzustellen! Was wir dann im Sinne hoher Qualität tun können, ist die geschützte Vergabe des Titels: NLP-TherapeutIn DG-NLPt. Hier gilt es, bestimmte definierte Ausbildungsinhalte und supervidierte Praxisinhalte zu erfüllen. Auch wird es Qualitätssicherung geben bei den seitens der DG-NLPt zertifizierten Ausbildungsinstituten. Z.B. wird für die seitens der DG-NLPt akzeptierten LehrtherapeutInnen die so wichtige Eigen-Supervision nachzuweisen sein. Oder auch die wichtige Trennung der verschiedenen Ausbildungsrollen: Es sind neben den therapeutischen Ausbildungs-LehrtrainerInnen zudem externe SupervisorInnen vorgesehen,

die eine wichtige Aufgabe in der praktischen Ausbildung der TeilnehmerInnen erfüllen sollen. Ein sog. Studienbuch erlaubt, im 3. und 4. NLP/NLPt Ausbildungsjahr bei vielen unterschiedlichen Lehrtrainern gezielte Themenstellungen zu erlernen und trainieren - und so einen intensiven Austausch untereinander zu unterstützen. Zudem gilt es, die praktische Erfahrung in Gruppen- und Einzelsupervisionen aufzuarbeiten und auszutauschen.

......und und und .... (siehe Infos im Herbst)

Kurz - wir arbeiten intensiv seitens der DG-NLPt daran, die Strukturen im Bereich der Therapeutischen ANwendungen des NLP so gut einzurichten, dass alle Beteiligten sehr zufrieden und stolz auf ihre Anerkennung sein - und bleiben - können! Zudem gilt es, dem aufmerksamen Blicken anderer TherapieRichtungen (Gestalt, GT, VT, .....) zu begegnen und auch hier weitmöglichst bestehen zu können. Das ist nach unserer Einschätzung bestmöglich mit wirklich sehr guter Qualität und Überzeugungskraft. Das alles findet nicht nur auf deutscher Ebene, sondern im engen Austausch koordiniert in ganz Europa statt.

 ===> Gern würde ich die neuen Strukturen der DG-NLPt mit Euch diskutieren.

===> Sobald die Kritereien soweit sind, werden wir sie hier vorstellen.

===> Ich freue mich auf einen konstruktiv-kreativen Austausch.

 Bis bald

 Wino Nolting

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Wer bereits jetzt schon eigene Anregungnen mitteilen möchte, ist gern dazu eingeladen. Bitte schickt Eure Mails über die Liste oder auch gern als Pmail an mich: wi.nolting@t-online.de

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Von: Wilhelm Nolting

An: nlp4all@listserv.shuttle.de

Betreff: Re: nlp4all: In dubio pro ?

Datum: Montag, 20. Juli 1998 01:17

 

hi, Astrid , hi list

 Astrid, danke für Deinen Beitrag.

 

> Lieber Wino,als ich vor vielen Jahren einen ehemaligen Therapie-Ausbilder von mir fragte, bei wem er mir raten würd, eine NLP-Ausbildung zu machen, antwortete er:

> Geh nicht zu den Kellerkindern..., wenn Du etwas Neues lernen willst, sind die besten Ausbilder gerade gut genug!

Das finde ich auch! Aber es garantiert nicht die Qualität! (erinnere unsere monate-/ jahrelange Qualitätsdebatte in der liste!)

Um es deutlich zu sagen: es waren auch die angeblich Besten, die in meinen Augen durchaus ziemlich durchwachsenen Blödsinn von sich gaben. Das gilt auch sehr für die amerikanischen AusbilderInnen, von denen ich NLP lernte - es ist in meinen Augen kein deutschsprachiges Phänomen!

 Ich finde, NLPlerInnen müssen sich messen lasen an der individuell realisierten Verwirklichung der allgemeinen NLP-Grundannahmen. Aber allein die Akzeptanz der Landkarten der anderen Menschen und die daraus resultierende Akzeptanz der oft unverständlichen Verhaltensweisen sowie das unterstützende, konstruktive Hinterfragen dieses Verhaltens auf der Grundlage der Vorannahme, dass eine gute Absicht des unverständlichen Verhaltens das Gesamtwohl fördern will, fehlten vielen jener NLP-TrainerInnen, bei denen ich meine Aus- und Weiterbildungen machte. (z.B. fehlende kulturell öffnende Filter...)

 Klar: Es ist natürlich nicht auf NLPlerInnen beschränkt! Ich habe auch in anderen Ausbildungen (z.B. therapeutisch, kaufmännisch etc.) die Erfahrung gemacht, dass dies nicht immer so gut gelingt, wie es schön wäre.

 Was ich daraus gelernt habe, ist, ein hohes Maß an Toleranz gelten zu lassen! Zu verstehen, dass ich manche Dinge vielleicht einfach (noch) nicht kapiere - weil mir der Blick beyond versperrt ist; weil mir vielleicht Informationen fehlen, deren Wissen mich zu anderen Ergebnissen gebracht hätte ..etc...

 Und den Wert der NLP-Vorannahme näher zu verstehen, dass alle Kompetenz bereits vorhanden ist (bei mir und ...) bei anderen! Diese Vorannahme stabilisierte mich in unsicheren Momenten, wenn ich die Wahl hatte, einem NLP-Guru vorbehaltlos zu glauben vs. Den Erfahrungen/ Erkenntnissen meines eigenen Lebens.

 Und es lehrte mich, einige der Fehler kennenzulernen, die man als NLP-Trainer so machen kann. Auch wenn ich zu Beginn meines NLP-Lebens nicht unbedingt vorhatte, auch Ausbildungen anzubieten, sondern eher erstaunt war über den persönlichen Nutzen, meine Welt dank NLP präziser zu begreifen/ beschreiben, und die NLP-tools in meine Gesundheitspräventions- und Managementstrainings einbauen wollte (dort gibt halt keine Zertifizierungen etc.), waren diese Erfahrungen völlig hilfreich, als dann komplette Ausbildungen nachgefragt waren und ich mich dieser Aufgabe zuwandte.

Meine erste NLP-Practitioner-Gruppe waren routinierte Lehrausbilder und Trainer der Polizei, die es ;-) genossen, meine Unklarheiten zu outen und zurückzuspiegeln. Ehrlich gesagt, ich war durchaus froh darüber, so manche Blödsinnfalle schon zu kennen und NICHT hineinzutappen!

 Insgesamt: Es läuft hinaus auf die Erkenntnis, nicht so sehr darauf zu fokussieren, was ICH zu einer Sache denke/ meine, sondern auch zuzulassen, dass ANDERE dazu anders denken als ich selbst - jede Partei mit jener tiefen, grossen Kraft und Überzeugung der eigenen subjektiven Wahrheit!

 Ich schliesse mich jener Einstellung an, dass die F1-Nachfolge-Generation klüger, fitter und flexibler ist als die Generation der Ausbilder. Und ich mag mittlerweile das zufriedene, konkurrenzfreie Gefühl, wahrzunehmen, dass die von mir ausgebildeten Menschen einige Dinge (Selbstmanagement, kognitive Reife, Lebenserfüllung ...) viel besser machen, als ich es bislang konnte... eigentlich ja auch kein Wunder, denn ausser meinem Einfluß/ meinen Qualitäten bringen sie ja auch noch IHRE bisherige Erfahrung mit ein! Ich finde, es ist eine Chance für mich als Ausbilder, aus der Reflexion mit meinen Ex-TeilnehmerInnen oder KlientInnen zu lernen; eine Form des Inputs, den ich selbst dringend wünsche, um auch mich meinerseits entlang der Evolution zu bewegen... (wenig finde ich peinlicher als Ausbilder, die ggf. nach 10 Jahren immer noch das gleiche erzählen wie zu Beginn, ohne zwischendurch dazugelernt zu haben!!)

 snip

Qualität hat seinen Preis - aber es ist nicht auf die Frage des Preises reduziert! 

Teuere Seminare können sehr daneben sein; und preisniedrige auch einfach ein Knaller!! Das gilt ja auch als Anbieter: Eine Lehrveranstaltung an der Universität, die oft schlechter bezahlt wird als ein örtlicher VHS-Kurs, macht auch als Dozent/ Trainer ungleich mehr Arbeit als z.B. ein 10fach teueres Business-Training.

Zudem: In der Regel (zumindestens bislang= 10) haben sich diese für die StudentInenn kostenfreie Trainings anspruchsvoller und hochkarätiger entwickelt als manche teuer zu bezahlenden NLP-Anwendungstrainings zu Visions-/ Zielentwicklung, Kommunikation, ChangeManagement oder sonstwelche.

 Zufriedenheit misst sich letztendlich an der Übereinstimmung eigener Erwartungen an die Ergebnisse einer Investition/ eines Trainings und seiner Erfüllung! Hier ist vorab die eigene Klärung ((s. Mails zu: wie finde ich meine/n TrainerIn?? = Was habe ich für ind. Ziele für ein Training??)) hilfreich, denke ich. Allgemeine schlechte Stimmung ist ein fraglicher Indikator, reicht allein einfach nicht.  

Denn in meinen Augen - so war auch meine Erfahrung mit mir selbst -gibt es die Wichtigkeit, eigene blinde Flecke während der Ausbildung zu reduzieren/ beseitigen. Zumindestens bei mir war das mit eindeutigem Widerstand verbunden:

ich verteidigte z.B. mein unangemessenes Mindreading mit aller Kraft, bis ich endlich in der Lage war, innerhalb meines Erlebnisraums zu kapieren, wo mein Irrtum lag/ wie das Muster meiner Irrungen aussah. Bis dahin war die Zeit für mich und meine "KontrahentInnen" durchaus nicht immer so angenehm ;-))

Aus heutiger Sicht sehe ich auch die Notwendigkeit, dass jener Ausbilder zu mir in Opposition gegangen war - auch wenn ich damalsdiesbezüglich durchaus schlechte Laune hatte!! ;-))

Was also, wenn ein solcher Reifungsprozess zwischen AusbilderInnen und TeilnehmerInnen unterwegs ist!?? Wie soll man als Aussenstehender hierzu kompetend Stellung nehmen können, wenn nicht die aktuelle Befindlichkeit (z.B. K- wegen Verlust der Komfortzone) überbewertet werden soll?

 Aus heutiger SIcht (nach 8 Prac-Ausbildungen & more...) entwickeln sich Ausbildungen nun mal sehr unterschiedlich - allein aus dem Grund, weil die TeilnehmerInnen unterschiedliche individuelle Ziele haben, von sehr unterschiedlichen Ausgangspunkten her kommen und sehr unterschiedlich erfahren sind, den eigenen Entwicklungsweg autopoetisch/ selbständig zu gehen.

Daraus entwickelt sich halt unterschiedliche Dynamik für jeden einzelnen - und für die jeweilige Gruppe! Gute Trainer, finde ich, assen diese Prozesse zu - und formen einen Erlebnisraum, in dem man einfach ausprobieren kann. Sie übernehmen dafür die Verantwortung und lenken konstruktiv und erkenntnis-/ erfahrungsbildend, ohne sich aus diesen Prozessen zu separieren. Sie bieten Reflektionsfläche für das neue Verhalten und vermitteln auf Metaebene möglichen Einblick in die neu entwickelten Schemata der Teilnehmer.

 Insofern, liebe NLP-Interessierte, lohnen sich vorab persönliche Kontakte zum Ausbildungsteam. Und lasst Euch einige Kontakte zu letzten Ausbildungsgruppen geben und erkundigt Euch dort, wie es so war ... und wie es ggf. für Euch so sein könnte nach Einschätzung der Ex-TeilnehmerInnen, wenn ihr Euren Zielen (Ziel #1, #2, #3 ...) dort nachgehen würdet.

Meine persönliche Erfahrung: Wechselt auf Eurem Ausbildungsweg auch mal die Modelle (unterschiedliche TrainerInnen kennenlernen, denn jede/r hat seine/ ihre eigene, ganz persönliche NLP-Kompetenz (NLP & subjektive Lebenserfahrung!) entwickelt!)

Denn genau das ist ein Teil jener Qualität, die man halt NICHT aus den endlosen NLP-BÜchern lernen kann!

 Viel Vergnügen

 

Wino

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Von: Dr. Österreicher <Holosynbiotik@compuserve.com>

An: nlp4all <nlp4all@listserv.shuttle.de>

Betreff: nlp4all: Zünfte...

Datum: Sonntag, 19. Juli 1998 00:29

Liebe Mitlistigen...(Mitlustige?)

Die Diskussion um Ausbildungsstandards erinnert mich doch sehr an die Disskusionen die im Bereich der sogenannten Alternativ Medizingeführt

wurden. Zuerst durfte ich erleben, daß jeder ArztIn (und zum Teil ist es auch heute noch so) der mal ein Buch über Akupunktur gelesen hatte oder auch einen

Wochenendkurs besuchte Montags zu Akupunktieren began... Ich frage, mich wer von Euch von so einem ArztIn akupunktiert werden möchte???

Jetzt laufen jedenfalls eine Menge Menschen durch die Gegend und behaupten Akupunktur sei unwirksam nur weil sie von so einem KollegenIn nicht adäquat behandelt wurden...(schadet diesen Menschen, schadet der Methode...) Der zum Teil schlechte Ruf von Berufsgruppen entsteht doch auch dadurch, daß diese Gruppen nicht im Stande sind/waren Ausbildungsstandars zu schaffen (mit ihre "schwarzen" Schafen intern um zugehen) Regelt eine Gruppe ihre Mitglieder nicht von der Gruppe aus, so setzt die Umgebung (z.B. Regierung, siehe manche Erläße in deutschen Bundesländern zu NLP und Unterricht) Regeln. Die NLP "community" ist aus diesem Grund, tatsächlich gut beraten einen möglichst hohen, gemeinsamen Ausbildungsstandard zu schaffen. Auch mit einer Beschreibung was NLP für diese "community" ist und was nicht.

Der Nachteil von Zünften und deren Regeln ist die Tatsache, daß sie überaltern können. Das aber ist insofern kein Problem, da der nächste "chunk" nach NLP ohnehin anders heißen wird. Viel interessanter ist doch die Frage wie wird dieser nächste "chunk" sein?

Mit lieben Grüßen

besonders an Peter

KoDo.

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> Von: Paul Baumann <joeycat@via.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Qualitätskriterien für Institute

> Datum: Sonntag, 19. Juli 1998 08:47

>Pfeil schrieb: du scheinst gute ausbilder gehabt zu haben. zur zeit bin ich auf der suche nach solchen ausbildern in deutschland. es gibt da >eine lange liste mit instituten, aber kannst du mir einige qualitätskriterien nennen und empfehlungen geben?

>vielen dank im voraus

>rupprecht pfeil

 Hallo Rupprecht!

 Ich kenne die deutsche Szene viel zu wenig, um dir konkrete Empfehlungen zu geben. Da ist sicher z.B. Franz Josef kompetent.

 Ich möchte dir aber trotzdem etwas mitgeben:

 Verwende dich selbst als Indikator.  Du hast sicher schon mindestens einmal in deinem Leben eine wichtige Entscheidung getroffen, mit der du voll und ganz zufrieden warst. Mit "wichtig" meine ich jetzt nicht "lebenswichtig", aber doch von großer Bedeutung für dich. Nimm dir Zeit, erinnere dich ganz genau, wie war das damals, als du diese Entscheidung getroffen hast? Nach welchen Kriterien hast du dich entschieden - rational - emotional - was sonst noch? Achte auf die emotionale Seite, was für ein Gefühl hattest du im Moment der Entscheidung? Merk dir vor allem dieses Gefühl.

 Ja, und dann schau dir die Angebote an, selektiere nach praktischen Kriterien (Ort, Zeit, Preis) und achte darauf, daß mindestens drei Anbieter in die engere Wahl kommen. Schau dir ihr Infomaterial an, sprich ausführlich mit ihnen (sei lästig mit deinen Fragen, ein Trainer, der das nicht aushält, ist kein Trainer für dich) und frage nach Möglichkeiten, mit ihren Schülern zu reden - ein guter Trainer wird dir wahrscheinlich Namen nennen oder Gespräche vermitteln. Als weitere Entscheidungshilfe, die allerdings etwas kostet, gibt es bei den meisten Ausbildungen Zwei-Tage-Schnupperseminare (bei uns heißen sie NLP-Kompakt).

 Ja, und dann hol dir das Gefühl, das du bei der gut getroffenen Entscheidung hattest, hervor und vergleiche es mit den Gefühlen, die du bei den einzelnen Gesprächen hattest. Wo war das ähnlichste Gefühl?

 Hast du trotzdem noch Vorbehalte, so sprich darüber genau mit den Leuten, denen gegenüber diese Vorbehalte bestehen. Achte darauf, wie sie damit umgehen. Wie fühlst du dich dabei?

 Und dann triff deine Entscheidung, und steh dazu, denn du hast dich mit größtmöglicher Sorgfalt entschieden.

 Dir wird vielleicht aufgefallen sein, daß ich nichts über Vereinsmitgliedschaften und Zertifikate der Trainer gesprochen habe. Das liegt daran, daß diese Dinge für mich wenig Bedeutung haben. Für dich können sie wichtig sein, vor allem, wenn du später von den gleichen Organisationen anerkannt werden möchtest wie deine Trainer. Wenn das so ist, nimm das Nichtvorhandensein solcher Papiere zu den Ausschließungskriterien.

 Ich persönlich halte es eher mit Pony Pointexter, einem großartigen farbigen Scat-Sänger. den ich vor vielen Jahren in einem Wiener Jazzkeller hörte. Der gab am Ende seines Konzertes den Zuhörern folgenden Rat mit (mit sanfter, tiefer Stimme): "And, when you're driving home now, be careful. Don't look at the traffic lights, just look at the cars, for the lights never kill somebody ..."

 Achte auf das, was (für dich wahrnehmbar) da ist - und nicht auf das, was nach den vorhandenen Unterlagen eigentlich sein sollte ...

 Und - welcome to the club!

 Alles Gute!

 Paul :-)

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> Von: Wolfgang Karber <wolfgang.karber@netway.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: Re: nlp4all: In dubio pro ..

> Datum: Sonntag, 19. Juli 1998 22:57

> Paul Baumann wrote:

> Ja, und dann schau dir die Angebote an, selektiere nach praktischen

> > Kriterien (Ort, Zeit, Preis) und achte darauf, daß mindestens drei

> > Anbieter in die engere Wahl kommen.

Hallo, wer auch immer!

Dem obigen möcht ich mich anschließen

> > Schau dir ihr Infomaterial an, sprich ausführlich mit ihnen (sei lästig

> > mit deinen Fragen, ein Trainer, der das nicht aushält, ist kein Trainer

> > für dich)

Dem auch. Frag auch, was Du konkret nach jeder Ausbildungsstufe kennen und was davon realistischerweise auch können wirst. Und auch, wozu Du dann nicht nur befähigt, sondern auch berechtigt bist. (Insbesondere hilfreich, wenn Du NLP nicht nur als Hobby betreiben, sondern ggf. damit auch später Geld verdienen möchtest)

> > und frage nach Möglichkeiten, mit ihren Schülern zu reden - ein guter

> > Trainer wird dir wahrscheinlich Namen nennen oder Gespräche vermitteln.

Sehr gute Idee

> > Als weitere Entscheidungshilfe, die allerdings etwas kostet, gibt es

> > bei den meisten Ausbildungen Zwei-Tage-Schnupperseminare (bei uns

> > heißen sie NLP-Kompakt).

Bei manchen gibt´s sogar noch 5-tägige Intensivseminare, bevor Du Dich endgültig zu einem Kurs verpflichten mußt

>

> > Dir wird vielleicht aufgefallen sein, daß ich nichts über Vereinsmitgliedschaften und Zertifikate der Trainer gesprochen habe.

> > Das liegt daran, daß diese Dinge für mich wenig Bedeutung haben. Für dich können sie wichtig sein, vor allem, wenn du später >>von den gleichen Organisationen anerkannt werden möchtest wie deine Trainer. Wenn das so ist, nimm das Nichtvorhandensein >>solcher Papiere zu den Ausschließungskriterien.

Genau. Achte auch darauf, ob die Trainer auschließlich Vereinen und Verbänden der bunten NLP-Welt zugehörig sind sind oder auch offiziellen staatlichen/sozialen Organisationen des Gesundheitswesens. Kann, wie Paul schon sagt, hinterher wichtig sein.

> > Achte auf das, was (für dich wahrnehmbar) da ist - und nicht auf das,

> > was nach den vorhandenen Unterlagen eigentlich sein sollte ...

Auch kann es nützlich sein zu wissen, was Du von NLP für Dich erwartest, sonst weißt Du ja nicht, wofür das "Wahrnehmbare" Evidenz ist und wofür nicht.

Think about it

Grüße

Wolfgang 8-)

 

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> Von: Michael Wolf <Michael-Wolf-Consulting@t-online.de>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: Re: nlp4all: In dubio pro ...

> Datum: Sonntag, 19. Juli 1998 11:57

Hallo all Ihr qualitätssicherer, nlp-Betrogene, nlp-Begeiterte und nlp-Beschützer, ich verfolge die Diskussion, seit Sie entbrannt ist und hatte erst heute Zeit meine Auffassung dazu kundzutun. Was mich immer wieder begeistert, daß anscheinend trotz oder vielleicht wegen ;-)) der nlp-Ausbildung wenige daran denken, daß es kein richtig oder verkehrt gibt. es ist für mich auffällig, daß die ganze diskussion ziemlich problemorientiert geführt wird. wo ist den der lösungsorientierte ansatz geblieben. ja, ja es gibt leider keine lösung für alle. ich bin da schon lange mit konrad lorenz einer meinung, wir bräuchten die diktatur der guten. nur kann mir bis heute keiner sagen wer die guten sind und ob diese dann auch noch gut bleiben. also halte ich nichts von missionarischen qualitätsanspruchsdenken. ich behaupte immer jeder bekommt den trainer den er verdient. :-)) außerdem beobachte ich die kohlediskussion immer wieder mit einer gewissen be- bzw. verwunderung. häufig wird so getan als ob sich die trainer nur eine goldene nase verdienen wollen. ich erinnere mich dann immer an den spruch: "wer mit erdnüssen bezahlt muß damit rechnen, dass er nur noch affen bekommt." qualität hat nicht unbedingt etwas mit dem preis zu tun, jedoch muss man sich einfach einmal hinsetzen und eine minikalkulation machen, wievie ein trainer oder wer auch immer verdient, wenn sein seminarpreis dm peanuts beträgt und dann frage ich mich in meinem gnadenlosen anspruchsdenken natürlich von was lebt der typ eigentlich. ich glaube einfach es gibt keinen trainer der für alle gut oder für alle schlecht ist. jeder muss sich vor der ausbildung einfach klar und bewußt machen, was will ich überhaupt von dieser ausbildung. was will ich nach diesem seminar besser, anders, mehr oder neu können, wissen, handeln. lieber oliver etwas persönliches an dich. gekränkte eitelkeiten und das assoziiert sein sind bei solchen herausforderungen häufig ein schlechter lösungsberater. nutze doch das nlp wissen, um mehr handlungsmöglichkeiten zu erhalten und nicht nur (sorry) die haltung eines trotzigen kleinen kindes , welches merkt, dass papi und mami spiele spielen und es ab und an ganz schon verarschen. mich würde von dir oliver interessieren, was du aus den ganzen erlebnissen gelernt hast? für was waren diese erlebnisse gut. denn ich glaube du bist für die ergebnisse deiner kommunikation verantwortlich. man kann verantwortung nicht delegieren. deshalb lasse mich doch wissen, wofür diese erlebnisse gut waren. ich muß dem paul rechtgeben: es gehören immer zwei zum streiten, sich betrügen etc... außerdem bin ich der meinung, wenn mir jemand nicht das bietet, was ich mir verpreche, dann muß ich mich wehren und auch meine sache vor ort mit dem trainer austragen. ich wünsche mir bei diesem thema mehr meta-position und weniger ich-position oder du-position. denn von mitleid und schulterklopfen, ob der brillianten analyse ändert sich selten etwas. für mich kann man nlp nicht allgemeingültig qualifizieren. nlp ist immer das was der trainer, practioner (und wie die titel alle genannt werden mögen) daraus macht. auch wenn noch fünftausend kriterien zu grunde gelegt werden, wird sich an dem menschlichen problem nichts ändern, dass jeder einen anderen trainer braucht als sein nachbar. deshalb weigere ich mich standhaft irgendwelche ratschläge zu geben (auch ratschläge sind schläge) welcher trainer geeignet, der beste, schönste, schnellste, eleganteste ist. Mit den besten Wünschen

Michael

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> Von: Michael Wolf <Michael-Wolf-Consulting@t-online.de>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: Re: nlp4all: In dubio pro ...

> Datum: Sonntag, 19. Juli 1998 17:22

> > Was mich immer wieder begeistert, daß anscheinend trotz oder

> > vielleicht wegen ;-)) der nlp-Ausbildung wenige daran denken, daß es

> > kein richtig oder verkehrt gibt.

W. schrieb:

> >Hallo Michael!

> > >Die Landkarte ist auch hier nicht die Landschaft.

> >Der Autofahrer, der bei Rot über den Zebrastreifen fährt und vielleicht

> >ogar einen Fußgänger verletzt, handelt in bezug auf die vereinbarten

> >Regeln (Landkarte).

Wer hat die Regeln zusammen mit wem beschlossen?

> >schlicht und ergreifend FALSCH.

Wenn die Regel anders wäre, dann wäre es ja gerade richtig. D.h. es gibt kein objektiv richtig. Oder keinen kategorischen Imperativ im Kantschem Sinne.

> >Der NLP-Trainer, der seinen Trainees z.B. vorgaukelt, sie wären nach der

> >NLP-Mail-Order-Practitioner-Ausbildung kompetente Therapeuten, ebenfalls

> >(ich persönlich nenne das auch Betrug)

Nach Deiner Landkarte mag das ja richtig sein und falls wir moralische Kategorien einführen wollen, können wir beide vielleicht eine Einigung erzielen. Ich kann aber auch den Standpunkt vertreten, wenn jemand sich vorgaukeln läßt, daß er nach 1 Woche NLP der Ober-Therapeut sei, dann ist das seine Entscheidung gewesen zu glauben er sei der Freak. Wogegen ich mich wehre ist, daß der Trainer die Verantwortung für das Wohl und Weh aufgetragen bekommt. Jeder der NLP oder was auch immer lernt sollte, wenn etwas nicht so gelaufen ist wie er/sie sich das vorgestellt hat die verantwortung tragen und es selber besser als seine "Lehrer" machen. denn abschreckende beispiele hat er ja dann gehabt. Natürlich hast du recht, daß annahmen keinen Anspruch auf wahrheit haben. ich bekenne somit öffentlich und bis auf widerruf, daß alle anmerkungen, anregungen und kommentare von mir höchst subjektiv sind und keinen anspruch auf wahrheit erheben. es ist meine sich der welt und ich freue mich, wenn meine welt ab und an mit neuen und andern ideen provoziert wird.

in diesem Sinne danke für deine nachdenkswerten anmerkungen

michael

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Von: Wolfgang Karber <wolfgang.karber@netway.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

 

Wilhelm Nolting wrote:

 

> Ich finde, NLPlerInnen müssen sich messen lasen an der individuell

> realisierten Verwirklichung der allgemeinen NLP-Grundannahmen.

 

Lieber Wino!

 

Was Du schreibst halte ich für einen sehr validen Ansatz. Hier wäre sicher auch nützlich, vor allem zu klären, was eigentlich die Grundannahmen aussagen und was nicht.

 > Und den Wert der NLP-Vorannahme näher zu verstehen, dass alle Kompetenz

> bereits vorhanden ist (bei mir und ...) bei anderen!

z.B. heißt diese Vorannahme meiner Erinnerung nach korrekt: Menschen haben die Ressourcen, die sie FÜR DIE VON IHNEN GEWÜNSCHTEN VERÄNDERUNGEN benötigen, in sich. Und das ist IMO schon noch ´mal etwas anderes, als immer wieder zitiert wird. Und ist auch noch immer eine Vor-Annahme, eine Arbeitshypothese und keine Wahrheit.

> Insgesamt:

> Es läuft hinaus auf die Erkenntnis, nicht so sehr darauf zu

> fokussieren, was ICH zu einer Sache denke/ meine, sondern auch

> zuzulassen, dass ANDERE dazu anders denken als ich selbst - jede Partei

> mit jener tiefen, grossen Kraft und Überzeugung der eigenen subjektiven

> Wahrheit!

Wie wahr

> Ich schliesse mich jener Einstellung an, dass die

> F1-Nachfolge-Generation klüger, fitter und flexibler ist als die

> Generation der Ausbilder.

Ich mag sogar einen guten Trainer und Ausbildner daran evaluieren, ob seine Trainees besser werden können als er selbst. Im Sinne der Evolution: Wenn´s andersrum wäre, würde man ja sonst irgendwann plötzlich wieder eckige Räder verwenden ...

> (wenig finde ich peinlicher als

> Ausbilder, die ggf. nach 10 Jahren immer noch das gleiche erzählen wie

> zu Beginn, ohne zwischendurch dazugelernt zu haben!!)

Ja, ja ...

> Zufriedenheit misst sich letztendlich an der Übereinstimmung eigener

> Erwartungen an die Ergebnisse einer Investition/ eines Trainings und

> seiner Erfüllung!

> Hier ist vorab die eigene Klärung ((s. Mails zu: wie finde ich meine/n

> TrainerIn?? = Was habe ich für ind. Ziele für ein Training??))

> hilfreich, denke ich.

> Allgemeine schlechte Stimmung ist ein fraglicher Indikator, reicht

> allein einfach nicht.

Bin ganz Deiner Meinung. Und die Verpflichtung zur transparenten Information sollte von beiden Seiten her erlebt werden. Was ist Sache in dieser Ausbildung UND WAS NICHT.

> Insofern, liebe NLP-Interessierte, lohnen sich vorab persönliche

> Kontakte zum Ausbildungsteam. Und lasst Euch einige Kontakte zu letzten

> Ausbildungsgruppen geben und erkundigt Euch dort, wie es so war ... und

> wie es ggf. für Euch so sein könnte nach Einschätzung der

> Ex-TeilnehmerInnen, wenn ihr Euren Zielen (Ziel #1, #2, #3 ...) dort

> nachgehen würdet.

 Unbedingt

> Meine persönliche Erfahrung: Wechselt auf Eurem Ausbildungsweg auch mal

> die Modelle (unterschiedliche TrainerInnen kennenlernen, denn jede/r hat

> seine/ ihre eigene, ganz persönliche NLP-Kompetenz (NLP & subjektive

> Lebenserfahrung!) entwickelt!)

Oder findet ein Trainingszentrum, daß nicht nur mit einem Cheftrainer plus Assistenten plus Gasttrainer arbeitet, sondern mit einem ständigen Team kompetenter NLP-Ausbildner und -innen mit - idealerweise - langjähriger Kontinuität.

> Denn genau das ist ein Teil jener Qualität, die man halt NICHT aus den

> endlosen NLP-BÜchern lernen kann!

Yes!

Liebe Grüße

 

Wolfgang 8-)

 

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-> Von: Paul Baumann <joeycat@via.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: In dubio pro ...

> Datum: Dienstag, 21. Juli 1998 08:02

>

> Hallo Peter!

> Ich wiederhole nochmals, daß ich deine Anstrengungen und Bemühungen um

> mehr Qualität respektiere. Aber irgendetwas ist da, was mich immer dazu

> treibt, mit dir "anzuhängen", und das genau in diesem

> Kommunikationsmedium.

> Vielleicht liegt`s am Wort "Qualität"? Was steckt in dieser Worthülse?

>> Kennst du das Buch von Robert M. Pirsing: "Zen oder die Kunst, ein

> Motorrad zu warten"? Es ist die Geschichte eines Mannes, der nach einer

> Serie E-Schocks "geheilt" und mit weitgehender Amnesie aus der

> Psychiatrie entlassen wird und versucht, seine Vergangenheit zu

> rekonstruieren, indem er die Orte seines früheren Lebens besucht. In

> einer Schule, an der er früher einmal unterichtete, fand er die

> Erinnerung an den Auslöser seiner Psychose: Er war ein Junglehrer, eine

> kurz vor der Pensionierung stehende Kollegin staubte im Lehrerzimmer

> ihre Blattpflanzen ab und gab ihm so nebenbei den Rat, worauf er im

> Unterricht achten sollte: "Bringen sie Qualität, junger Mann, bringen

> sie Qualität." Und er dachte nach, was mit Qualität wohl gemeint sein

> könnte - und wurde wahnsinnig dabei.

> Ich habe schon mal geschrieben, daß ich gelernter Fotohändler bin, also

> will ich einen Vergleich aus diesem Medium bringen: Unsere Lehrer haben

> sich redlich und auch erfolgreich darum bemüht, uns beizubringen,

> richtig belichtete und scharfe Bilder zu machen, mit Sorgfalt und

> Bedachtsamkeit auf Licht- und Raumverteilung zu achten, und nach drei

> Jahren waren wir tatsächlich so weit, Bilder zu machen, von denen einige

> Nicht-Profis und auch Profis gefielen. Das ist unterrichtbare Qualität.

> Und dann siehst du irgendwo ein Foto, überbelichtet, unscharf,

> grobkörnig und auf viel zu hartem Papier vergrößert, und dieses Ding

> bekommt den Pulitzer-Preis für das beste Pressefoto des Jahres - zu

> Recht, weil es von seiner Aussage her den Betrachter aufrüttelt, in

> seinen Bann zieht, Emotionen auslöst. Das sind Qualitäten, die meiner

> Meinung nach nicht unterrichtbar sind - und genau darauf kommt es bei

> Veränderungsarbeit an. Bandler besitzt diese Qualitäten meiner Meinung

> nach schon, auch Perls und Reich hatten sie - und sie lebten sie auch

> dann, wenn sich andere Menschen darüber aufregten.

> Daß es auch viele Fotografen gibt, die meinen, unscharfe und

> überbelichtete Bilder wären ausreichende Kennzeichen für Qualität, und

> die auch Leute finden, die ihnen das abkaufen, ist die andere Seite der

> Medaillie - verzeih mir, David Hamilton ... Und in der

> Veränderungsarbeit ist`s genau so ...

> Du hast mal zitiert: Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein herz, wer

> mit 40 noch immer kommunist ist, keinen Verstand. Und es hat einmal ein

> Buch gegeben: Die Kunst, den Verstand zu verlieren. Ja, ich bin 50 und

> ich habe, glaube ich, schon einen, aber manchmal lege ich ihn auch

> einfach beiseite - und genieße es.

>

> Liebe Grüße von einem, der sich offensichtlich weigert, "erwachsen" zu

> werden.

>

> Paul :-)

 

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> Von: Birgit Bader <Birgit_Bader@magicvillage.de>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Datum: Montag, 20. Juli 1998 23:47

Lieber Markus,

auch wenn ich die Texte von Oliver nicht alle gelesen habe und mich von daher nicht zu diesem speziellen Fall äußern kann und will, so möchte ich mich doch generell zu dem Thema äußern.

In letzter Zeit wird ja sehr viel über die (nicht vorhandenen?) Ausbildungsqualifikationen und dementsprechend (nicht vorhandenen?) Qualitäten frisch gekürter NLP-ler allerKategorien geplaudert. P. S. hat die Diskussion sicher auf seine besondere Art angeheizt. was ich teilweise zwar etwas reichlich polemisch, aber dennoch häufig sehr nützlich fand.

Wenn ich mal die Stimmung all dieser Texte zusammenfasse, so scheint es mir doch kaum einen Trainer (außer denen, die dann in den kanon einstimmen und ihr "8fachen and more" Practitionerausbildungen zitieren: Quantität vor Qualität?) in der deutschen NLP-Landschaft zu geben, zu dem man dann noch ernsthaft gehen kann.

Dieser Art von Generalisierung kann ich beim besten Willen nicht zustimmen, mal ganz abgesehen davon, daß das NLP der 80ger Jahre (in denen ich angefangen habe, mich mit NLP zu beschäftigen) vielfach noch neu (sowieso), ungewöhnlich, "crazy", lustig und erstaunlich war. Vielleicht war einiges nicht ganz so "solide", wie es heute sein muß, uim sich auf dem heiß umkämpften Beratungs-, Psycho- und Coaching-Markt zu behaupten. Aber der Geist war spürbar, der Wind war frisch, die Trainer engagiert und die Teilnehmer neugierig.

Mir hat es gefallen, und so bin ich - wie offensichtlich viele andere auch - dabei geblieben und bilde heute sogar selbst aus. Natürlich bin ich der Meinung, daß meine Ausbildung gut ist - entscheiden müssen es letztlich die Teilnehmer, die ich immer auffordere, auch andere Trainer = andere Stilrichtungen kennen zu lernen.

Ich kann jedenfalls behaupten, daß ich auf meinem nunmehr 13jährigen NLP-Weg viele gute Trainer kennengelernt habe, die mich vielleicht nicht immer didaktisch überzeugt haben, deren Haltung ich aber gespürt habe.

Was ich mir wünsche, ist:

1. daß NLP nicht verkommt zu einer Bürokraten-Methode,

2. der Geist des NLP weiter weht,

3. bei allem Reframen und geübten Feedback-Regeln die Kongruenz mit den "dunklen" Teilen nicht flöten geht (dies sind die wahren Kreativen!),

4. der NLP-Markt weiterhin bunt bleibt, und

5. sich die Trainer weiterentwicklen und ihre eigene Kreativität ausdrücken.

Last but not least: Habe gerade das Viodeo "An eveneing with Richard Bandler" gesehen. Es ist einfach lustig und unterhaltsam, ihm zuzuhören. Er ist ein Clown, ein Geschichtenerzähler, ein Wilder, der zweifelsohne auch viel kann. Wir sollten ihn mal in Ruhe lassen.

Gruß von

Birgit Bader

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Von: Gudrun Jandt <gjandt@uni-bremen.de>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Datum: Dienstag, 21. Juli 1998 23:47

 

Liebe Birgit,

 

Du hast mit Deiner mail manches ausgedrückt, was ich auch hätte sagen wollen, danke:

>mal ganz abgesehen davon, daß das NLP der 80ger Jahre (in denen

> ich angefangen habe, mich mit NLP zu beschäftigen) vielfach noch neu

> (sowieso), ungewöhnlich, "crazy", lustig und erstaunlich war. Vielleicht

> war einiges nicht ganz so "solide", wie es heute sein muß, uim sich auf

> dem heiß umkämpften Beratungs-, Psycho- und Coaching-Markt zu behaupten.

> Aber der gesit war spürbar, der Wind war frisch, die Trainer engagiert

>und die Teilnehmer neugierig. Mir hat es gefallen,

 Ich beschäftige mich, wie schon gesagt, mit dem Thema "Qualität und NLP" schon lange und bin froh über die Diskussion hier in der Liste - und daß sie mich motiviert, meine Gedanken endlich mal zu Papier - ähm, Bildschirm zu bringen.

Was mich besonders fasziniert:

Daß man mit jeder Formulierungen von "Qualitätsstandards" die Grundhaltung des NLP verlassen muß und dadurch eigentlich inkongruent wird. Ein Neurolinguistischer Programmierer, der das Metamodell wirklich verstanden hat, kann unmöglich glauben, er könne "Qualität" testen - sichern - standardisieren - Bandler und Grinder sagen in "Neue Wege der Kurzzeit-Therapie" :

"Glaubt ihr das? Es ist gelogen. Alles, was wir euch hier erzählen werden, ist gelogen. Alle Generalisierungen sind Lügen. Da wir keinen Anspruch auf Wahrheit oder Exaktheit haben, werden wir euch in diesem Seminar fortwährend belügen. Es gibt nur zwei Unterschiede zwischen uns und anderen Lehrern: der eine ist, daß wir am Anfang unserer Seminare ankündigen, daß alles, was wir sagen, gelogen ist, während andere Lehrer das nicht tun. Die meisten von ihnen glauben an ihre Lügen. Sie merken nicht, daß sie erfunden wurden. Der zweite Unterschied ist der, daß die meisten unserer Lügen recht gut funktionieren, wenn ihr so tut, als wären sie wahr."(S.35)

Ich glaube, manche NLPler denken, das war bloß ein Witz. Ich bin überzeugt, sie meinten es "ernst". "Jeder" Trainer, der glaubt, Qualität irgendwie "sichern" zu können, hat wahrscheinlich diesen "als-ob Rahmen" längst verloren ---- Ein Dilemma! Denn natürlich wollen die Kunden Garantien für ihr Geld, natürlich wird den Kultusministerien NLP suspekt, wenn sie solche "Lügen"-Statements lesen. Eine "Doppelbindung", in der die meisten Institute ihre Annahme, das Gebiet NICHT zu kennen, vorübergehend "vergessen" zugunsten vertrauensbildender Maßnahmen und Vokabeln.

Was ich an Bandler - trotz seiner persönlichen Schwächen - sehr schätze, ist, daß er in diesem Punkt immer radikal kongruent geblieben ist. Er hält sich an keine Regel und wiegt niemanden in der Sicherheit, er sei "seriös". Kurt Gottwald schrieb hier vor einiger Zeit:

 "...... denn bei RB kriegt jeder ein Zertifikat, der bezahlt. Ich weiß, wovon ich rede: Mein allererstes NLP-Zertifikat war eine Trainerlizenz von RB. Ich hab mich dann allerdings entschieden, doch noch den Practitioner usw. zu machen, nicht bei RB."

 Ich halte das für ein ganz großes Mißverständnis! Mit Bezahlen haben Bandlers Zertifikate IMHO nichts zu tun. Ich habe in meiner Practitioner- und Masterausbildung bei ihm erlebt, wie Leute furios oder enttäuscht waren, weil sie kein oder ein 2provisorisches" Zertifikat bekamen, obwohl sie doch alles so besonders gut konnten und wußten (und genausoviel bezahlt hatten wie die anderen).

Bandlers Zertifikate sind, wie fast ALLES in seinen Trainings, Interventionen. - Ich will damit überhaupt nicht seine "Ausfälle" reframen, obwohl ich persönlich überzeugt bin, daß Bandler interveniert, Muster unterbricht, Ressourcen ankert, wo er geht und steht.

 Als ich von Bandler mein erstes Practitioner-Certifikat bekam, hieß es darin: "...has consistently demonstrated the highest degree of competency and skill to be certified as a Practitioner of Neurolinguistic Programming." Natürlich waren davon nicht alle Worte wahr, auf keinen Fall stimmten die Superlative. Ein bißchen Kompetenz hatte ich vielleicht manchmal gezeigt, aber ganz bestimmt nicht konsistent und schon gar nicht höchsten Grades. Warum dann dieser Text? Welche Wirkung hatte dieses Zertifikat auf mich? Bewußt stand ich als "akademisch gebildeter Mensch" natürlich "über" solchen Beurteilungen. Da hätte ich eine negative Beurteilung mit einer Auflistung all dessen, was ich noch nicht konnte, bestimmt ernster genommen. Ganz anders mein Unbewußtes . Es liebte dieses Zertifikat. Es fühlte sich verdammt gut an, es in Händen zu halten. Schwarz auf goldweiß stand es da, unterschrieben vom Erfinder selbst, daß ich die Kunst des NLP ausgeübt hatte, nicht nur mal aus Versehen, sondern "consistent". Ich konnte es vor mir sehen, anfassen, - und gehört hatte ich es ja eh jeden Tag in Bandlers Vorträgen, in denen YOU CAN LEARN sicher zu einem der häufigsten eingebetteten Suggestionen gehörte.

Die wichtigste Wirkung dieses Zertifikates (und der anderen, die darauf folgten) für mich: Es half mir beim So-tun-als-ob! Es stand ja da, also konnte ich ebensogut so tun, als ob ich wirklich beständig das höchste Maß an Können und Kompetenz bewiesen hätte! Mir hat dieses "so tun als ob" sehr gut getan. Es hat mein Lernen beschleunigt und wesentlich vergnüglicher gemacht als früher. Zertifikate bescheinigen der Person das, was sie erreichen möchte. Sie stellen eine elegante Art des Future-Pacing dar. Sie laden den Lernenden dazu ein, sich den Zielzustand bereits sinnlich zugänglich zu machen. 

Kurt Gottwald ist ein NLP-Trainer geworden, wie Bandler ihm schon vor dem Practitioner bescheinigt hat. Nicht, weil Du "bezahlt" hast, Kurt! Da unterschätzt Du RB! Und daß Du "dann doch noch entschieden" hast, den Practitioner zu machen, bestätigt meine Thesen.

 In dem folgenden Zitat aus einem Interview jüngeren Datums äußert Bandler seine Auffassung vom "Stufenlernen":

 

12. What is the best progression for learning NLP™; is it to attend a

Practitioner program, then a Master Practitioner , then a Trainer?

"None of these are the only way to learn NLP™ nor necessarily the best for

any one person. The learning strategy they engage in will determine how

they learn, but as we know, those aren't set in stone.

It isn't necessary that people go in any particular order. I know that some

people make you do them in that order, but they are, as I originally

designed them, different courses which cover different material and I know

that learning doesn't come in levels ..."

 

Meine Ausbildung bei Bandler erfüllte nicht die Kriterien der DVNLP, geschweige denn die des ÖTZ! Meine ersten Prac.-und Mastertrainings haben jeweils nur 12 Tage gedauert. Meinem Lernstil kam das sehr entgegen. Für mich stimmte, was Bandler einmal als Metapher benutzte: Langsamer Unterricht ist für manche Menschen, als würde man ihnen von einem Spielfilm alle 3 Sekunden ein Bild zeigen. Ich eigne mir gern schnell an und verarbeite dann langsam und gründlich. Ich brauche keine "Kontrollen", um zu merken, was ich noch nicht kann.

Bandler hat mir in diesen 2x12 Tagen geholfen, meine Begeisterung für das Lernen wiederzuentdecken, die mir so ca. mit 6 Jahren mit dem Eintritt in die Schule abhandengekommen war, und einen Lerprozeß in Gang zu setzen, der wohl lebenslang weitergehen wird. Seltsamerweise, gerade, weil Bandler so "freigiebig" war mit seiner Anerkennung, bin ich seither kaum der Illusion erlegen, nun "ausgebildet"zu sein.

 Diese subjektiven Erfahrungen sind natürlich nicht zu verallgemeinern und stellen auch keinen Ausweg aus dem Dilemma dar. Ein Weg wäre vielleicht, NLP strikt als WEITERBILDUNG zu deklarieren, was die Qualität dessen, worin man ausgebildet ist, wesentlich verbessern kann.

 Liebe Grüße

 

Gudrun

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