Es wurde bereits einiges über sie geschrieben und veröffentlicht.
Lange dachte ich tiefschürfend darüber nach, auf welche
Weise ich diesen Artikel etwas anders als die übliche Rassebeschreibung
gestalten könnte.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Gehirnzellen:
Genau das war es!
Der Name zerfließt schon bei der Aussprache: Määiin Kuun. Manchmal auch landläufig "meine Kong" genannt. Nichtsdestotrotz, Namen sind bekanntlich Schall und Rauch. Warum also?
Velvy, ein blauer Kater , singt nebenan. Er hat eine sehr melodische, leise Stimme, aber unüberhörbar. Ich schmuse einige Einheiten mit ihm. Seiner Ansicht nach sind es IMMER zu wenig. Mit seinen dicken Hinterpfoten stampft er trommelfeurartig auf ein Catnip-Säckchen ein, um seinen langen Körper Sekunden später wie vom Blitz getroffen auf die Wolldecke fallen zu lassen und es anschließend mit der Schnauze zu markieren. Ich e ntschuldige mich bei ihm für eine Weile, wobei mir "Flicker", eine schildpatt-weiße Jungkatze, schlangengleich urch die Beine ins Zimmer zu Velvy schlüpft. " Bevy eine silber-weiß getigerte Jungmutter, begrüßt mich laut protestierend. Ihr Wunsch ist mir Befehl: Änderung des morgendlichen Speiseplans. Zum Dank sorgt sie für das passende Raumparfüm zu meiner Arbeit. Also, kurze Unterbrechung, sorry. Die Verlagerung der Exkremente aus den sechs großen Waschschüsseln in die Tüte interessiert naturgemä ß neugierige Maine Coons sehr. Besonders die dreizehn kleinen "Naseweise" sitzen nahezu auf der Schaufel. Hier nützen alle Überredungskünste nichts. Dreizehn kleinen Augenpaare kontrollieren genauestens jeden Handgriff. Liegt es womöglich daran, daß von den dreizehn elf Mädchen sind? Wohl kaum. Die beiden Jungs erscheinen mir wißbegieriger. Doch vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Marilis Hornidge schreibt in ihrem Buch "That Yankee Cat": "Andererseits sind die Kater kleine Jungs. Auf Menschen übertragen, hätten sie Frösche in ihren Taschen, Sommersprossen und Schmutz auf ihren Gesichtern und wären völlig davon überzeugt, daß sich die Welt nur um sie dreht." Um mir dieses Buch zu holen, besuche ich; Sera eine blau-weiß gestromte amerikanische Immigrantin im Schlafzimmer. Um den Wegezoll in Form einiger Schmuseeinheiten komme ich natürlich nicht herum. Langsam tritt Ruhe ein, im "Katzen-Kindergarten". Wieder am Computer - Denkste! "Little Liza" entschließt sich, ihre Fünfe zum Nachtisch zu rufen. Oder beginnt nun wieder die Katzenkinder-Schule? Bitte, nur das nicht! Liza, eine schildpatt gestromte Jungmutter, zeigt nicht umsonst die Farbe des Temperaments: Rot (wenn auch nur in Streifenform). Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, einen Vergleich der sieben Maine Coon Standards, die mir vorliegen, zu ziehen. Doch da erscheint die Rote Line;. Ein kurzes Federn und sie sitzt auf dem Schoß. Laut schnurrend bewegt sie rhythmisch ihre kräftigen Vorderbeine auf und ab. Die lange, schwere, geliebte Kätzin scheint etwas vergeßlich zu werden. So oft ich sie auch bitte, ihre Krallen dabei nicht auszufahren, sie ignoriert es mit stoischer Gelassenheit. Wie immer, so plötzlich wie sie auftaucht, verschwindet sie mit einem kurzen Ruck und einem weiten Sprung in Richtung Futternäpfe. Nun gut, auf ein Neues. Wie war das noch: Warum eigentlich Maine Coon? Meine Gedanken schweifen ab zu Dési;. Ob die einjährige Schildpatt-weiß-getigerte in ihrem neuen Zuhause auch in einer weiß-emaillierten Badewanne sitzt, den Kopf leicht schräg geneigt, um sich besser in einem verchromten Wassereinlauf bewundern zu können. Sie erschien mir in ihrer Selbstverliebtheit immer sehr ausdauernd. Ihr rot-weiß getigerter Wurfbruder fehlt mir noch immer. Auf keinen der Kater schien Marilis' Charakterisierung besser zuzutreffen. Vielleicht noch sein schwarz-braun-weiß getromter Vater. Der beginnt gerade eine neue Operette, fällt in die leichte Muse, um in einer schwermütigen Oper zu enden. Seine momentanen Liebesgesänge gelten der fünfachen jungen Mama. Seufz, warum eigentlich Maine Coon Zucht? Warum stellten wir vor einiger Zeit fast unsere gesamte Freizeit dieser Rasse, ihrer Zucht, Ausstellungen und nun auch noch diesem Artikel zur Verfügung? Nun steh' ich hier, ich kann nicht anders...ist es das? Zurück zum Artikel!
In Gedanken wandere ich noch einmal an den Maine Coons der letztlich besuchten Ausstellung vorbei. Auffällig, diese vielen verschiedenen Ausdrucksformen in Kopf und Körper. Nicht das es die vielen verschiedenen Farben wären, die diesen Eindruck hervorrufen. Möglich, daß es manchmal nur etwas den Typ verstärkt. Beispielsweise, daß ein sehr dunkles Kinn - gleich neben einem weißen - auf den allerersten Eindruck kräftiger erscheint. Grundsätzlich betrachtet, ist es das ist es gewiß nicht. Bedauerlich nur, daß gelegentlich besonders typvolle Tiere in einem sehr ungepflegten Zustand gezeigt werden. So faszinierend schöne, stolze Vertreter/innen einer Rasse, umgeben von vielen Mythen und Geschichten - verdienen sie nicht etwas mehr Mühe? Pflegeleicht sind sie ja, sowohl im Wesen als auch in der Fellpflege, verglichen mit der Pflege von Langhaarkatzen. Doch irgendwo muß sich ein Mißverständnis bezüglich des Maine Coon Fells sehr gefestigt haben. Wasserabweisend ist auch das Fell von Kurzhaarkatzen, trotzdem wirkt es nicht wie das seit Monaten nicht gewaschene, fettige Haar eines Menschen.
Liza hatte sich zwar entschieden, die Unterrichtsstunde ihrer Kleinen zu verschieben, doch irgendwie führte ihr Weg sie vor kurzem wohl am Zyperngras vorbei. Jetzt hört es sich furchtbar nach erstickender Katze an. Schwupp, das Gras kehrt zurück. Doch nun nicht mehr in den Topf, sondern auf den Boden. Lieber gleich entfernen. Liza findet ihren Schlafplatz neben mir auf dem Scanner. Sie schaut mich interessiert an. Ein hübsches Maine Coon Gesicht, etwas kurze Schnauze mit einem entzückenden roten Schmarren auf der Nase. Sie hat wahrhaftig ein pflegeleichtes Fell, doch so mancher andere Liebling braucht halt ein bißchen mehr Unterstützung des Menschen. Nun also doch, Brrr, Kinder kommt zum Unterricht. Ich versuche es zu ignorieren.
Brrr, das Gurren einer Maine Coon ist Musik in Menschenohren.
Überhaupt diese unglaublich vielfältige Palette von
Geräuschen. Nie laut und doch gelegentlich recht fordernd.
Kater wirken oft etwas eigenartig, vergleicht man ihre größere
Körpermasse (gegenüber der der Kätzinnen) mit ihrer
sehr leisen Stimme und der der Mädchen. Es sei denn, sie
betätigen sich als "Wachkater" im Hause. Fragte
ich zu Beginn: Warum eigentlich Maine Coon?! Ich stellte diese
Frage auch anderen Maine Coon Besitzern, -Züchtern und Interessenten:
- Sie wirken so "animalisch",
- ihre körperliche Größe,
- der winterliche Kragen
- das schöne Fell
waren die ersten spontanen Äußerungen.
Später, nachdem die Maine Coon ihre neuen Reviere im Flug
erobert hatten, hörte es sich oft irgendwie anders an:
- Sie sind Clowns,
- so sanft,
- sehr intelligent,
- selbstbewußte, temperamentvolle Familienmitglieder,
- freunden sich sofort mit alter Katze/Kater, Kind, Hund, Papagei,
Hasen usw. an,
- sind nach einem Erkundungsgang sofort Zuhause.
Waren es zunächst rein äußerliche Merkmale,
hieß es später dann (darauf angesprochen): jaja, das
ist es auch. Aber er fängt die Spielzeuge aus der Luft, läuft
hinter der potenten Maine Coon Freundin wie ein "Tender"
hinterher, geht mit in die Waschküche, apportiert unermüdlich
Fellmäuse, findet einen Mops ebenso "interessant"
wie ein Fotostudio, angelt nach Welsen im dem Aquarium, ist seit
Jahren die erste, einzige Katze, die auf den Tisch sitzen darf.
Ihr zuliebe gehen Menschen freiwillig hinter "Gitter"
und verdrahten reihenweise Fenster und Balkone, bauen sogar Freigehege,
die größer als ihr eigenes Schlafzimmer sind. Natürlich
sollte das Geschwisterpärchen nicht ins Schlafzimmer und
macht sich heute im Bett breit; sie stiehlt die Milch aus der
Tasse, wenn sie nicht gleich eine extra Portion bekommt (unter
dem amüsiert-stolzen Gesicht ihrer Besitzerin),
Die Bewunderung, ja fast Verehrung die der Maine Coon von ihren
Fans entgegenschlägt kennt, kaum Grenzen. Schüttelt
so mancher über Katzenfreunde verständnislos den Kopf,
müßte dieser eigentlich bei Maine Coon "Fanatikern"
am ganzen Körper beben. Ich übertreibe? Sie haben noch
keine Maine Coon!!
Bevy möchte ihre Meinung beitragen, läuft singend über die Tastatur, um anschließend ihre Babies zu wecken. Während sie in gebückter Haltung frißt, trinkt eines ihrer Kinder stehend unter ihrem Bauch. Eine hochfiebrige Infektion des Achterwurfes (nur eine, die kräftigste zeigte keinerlei Erkrankung) der letzten zwei Tage hatte uns arg in Sorge versetzt und auf Trab gehalten. Die kleinen Katzenkörperchen bauen blitzartig bei einer derartigen Erkrankung ab, so daß der Mensch ebenso blitzartig handeln muß. Sei es nun Feiertag oder nicht. Glücklicherweise erholten sich alle ebenso schnell wie Sera. Ohne Fieber zeigte sie, kurz nach ihrer Ankunft, Anzeichen einer Tuben- oder Gebärmutterentzündung. Wollte ich wirklich ernsthaft über die Frage nachsinnen, warum Maine Coon? Eine Flut kleiner bunter Knäuels ergießt sich gerade schnurrend und schmatzend über Bevy. Sie spricht leise maunzend mit der vierfüßigen "Gang". Nachdem ich sie lobe, hoffe ich, sie gestattet sie mir, mit meiner Schreiberei im Zehn- statt Zweifingersystem fortzufahren. "Sorry, Hocospocus, das ist mein linker Fuß und ich habe keine Strümpfe an. Bevy, bitte, es ist wirklich schwierig, wenn du zwischen mir und Tastatur liegst. Du findest es wohl toll, wenn sich meine Arme um dich legen und dich immer wieder sanft berühren, während ich mich im Zweifingersystem (über dich hinweg) hier abmühe. Weiß du, da wartet jemand in Ingelheim ungeduldig darauf, daß ich hiermit fertig werde. Nett, das du das einsiehst, jedoch noch lange kein Grund das Raumaroma wieder aufzufrischen! Im Korb derweil gesunde Babygeräusche, es quietscht, knarrt und raschelt. Soweit zur Praxis, zurück zur Theorie.
Die historischen, glorifizierenden Entstehungsgeschichten
der Maine Coon Rasse sind unterhaltsam. Auch die glaubwürdigste
Theorie hat schon etwas Mythisches. Nüchtern betrachtet dürfte
die Mutmaßung, ihre europäischen Vorfahren seien auf
Schiffen, ja möglicherweise bereits mit den Seefahrern aus
frühester Zeit, in der rauhen Wildnis an der Ostküste
Nordamerikas ansässig geworden, der Wahrheit wohl am nächsten
kommen. Demnach entwickelte sich die "Maine Shag Cat"
sehr lange infolge natürlicher Auslese durch Anpassung an
das unwirtliche, neuenglische Klima, unabhängig jeglicher
züchterischer Einflußnahme. Es heißt, man kenne
in Maine nur zwei Jahreszeiten: Juli und Winter. Sicherlich hat
keine der Vorfahren bei ihren Hochzeiten damals den jeweiligen
Partner vorher nach seiner "Identitätskarte" gefragt.
Die widerstandsfähigen, muskulösen Katzen mit dem abgestuft
fallenden, glatten Fell wurden von den Farmern anfänglich
als sehr attraktive und erfolgreiche, natürliche Schädlingsbekämpfer
hochgeschätzt. Schon um 1860 wurde die älteste Rassekatze
Amerikas von ihren Haltern stolz auf lokalen Shows ausgestellt
und die eindrucksvollsten "Shaggycats" prämiert.
Allmählich verlagerte sich ihr Leben draußen, hin zu
einem familiären Leben in den Häusern der Menschen.
1995 jährt sich zum hundertsten Mal die erste offizielle
Katzenausstellung Nordamerikas im Madison Square Garden von New
York City. Die Katze, welche damals den Titel 'Best in Show' erhielt,
war ein Maine Coon namens Cosie. Dieser schwarzbraun getromte
Kastrat gehörte einer Dame namens E.R. Pierce.
Lange bevor andere importierte Katzenrassen die Herzen der
Amerikaner eroberten, setzten sich Züchter/-innen dafür
ein, die halblanghaarige, robuste Rasse in ihrer Ursprünglichkeit
zu erhalten. Nach Jahren schwindender Beachtung erhielt sie in
den Fünfzigern wieder mehr Publicity. Der eigens 1953 hierfür
gegründete Verband (The Central Maine Cat Club) brachte ihr
durch vermehrte Ausstellungen und große Kampagnen ein dauerhaftes
Comback und die endgültige Anerkennung. Der großen,
wildkatzenähnlichen Rasse wurde ein Standard geschrieben,
der die Erkennungszeichen des überlieferten Urtyps bewahren
soll.
Womit wir nun doch bei den Maine Coon Standards angelangt
sind. In vielen Anforderungen gleichen sich die mir vorliegenden
sieben Standards sehr. Einige Abweichungen, sie sind im Vergleich
nicht als gravierend anzusehen, fallen aber doch ins Auge. Ob
dies, und deren Auslegung durch Richter und Züchter, möglicherweise
die Ursache für die auffälligen Unterschiede in manchen
Maine Coons sind? Betrachten wir es einmal im Detail.
Anzumerken wäre hierbei, daß der von vielen Maine
Coon Züchtern als einzig wahrer Standard betrachtete MCBFA
Standard, der Maine Coon keine Showpunkte bringt, da die MCBFA
eine reine Interessengemeinschaft von Maine Coon Züchtern
ist. In ihr fließen Züchterarbeit und -meinungen, Liebhaberinteressen
und alle Erfolge verschiedener Tiere unterschiedlicher Clubwettbewerbe
(auch Shows genannt) seit mehr als 25 Jahren zusammen. Bei der
Veröffentlichung der erfolgreichsten Tiere der verschiedenen
Clubs werden teilweise schwarz-weiß Fotos der entsprechenden
Tiere in der Clubzeitschrift "Scratch Sheet" veröffentlicht.
MCBFA, TICA, CFA, ACFA, CFF, FIFe und GCCF Standard sind sich völlig einig darin, daß diese Rasse insgesamt gesehen ein freundliches, liebenswürdiges Wesen besitzen soll und durch natürliche Selektion unter klimatisch harten "Selbstversorger"-Bedingungen in Nordamerika entstand. Der Standard der FIFe beschreibt den Gesamteindruck auffällig detailliert. Alle verlangen, daß der proportionale Größenunterschied zwischen Kätzinnen und Katern bei der Bewertung zu berücksichtigen ist. Das wiederum würde bei der Auslegung dieser Standards bedeuten, daß es bei den Maine Coons beim Richten wahrhaftig geschlechtliche Gleichberechtigung gibt. Die Aussteller unter den Lesern mögen die Realität selbst beurteilen.
Kopf
Beginnen wir mit den häufigsten Gemeinsamkeiten. Alle,
bis auf einen Standard, verlangen ausdrücklich eine mittlere
Länge und Breite des Kopfes mit einer eckigen Schnauze, einem
kräftigen Kinn, welches in einer Linie zu Oberlippe und Nase
verläuft. Alle heben hervor, daß der langsamen Reifung
und den entsprechenden Veränderungen, besonders in Bezug
auf die später wuchtigeren Katerköpfe, Rechnung getragen
werden soll. Hochangesetzte Wangenknochen erwarten fünf Standards,
dabei beschreiben zwei dies detaillierter. Fallen unter Umständen
erwartungsgemäß in Natura die Unterschiede im Kopfbereich
genau da auf, wo in den Standards minimale Unterschiede, weniger
genaue Beschreibungen den Züchtern mehr Freiräume ließen
bzw. lassen?
Angefangen mit der Forderung verschiedener Standards den Typ
nicht der Größe, und die Größe nicht dem
Typ vorzuziehen, sondern eine insgesamt letztlich harmonische
Erscheinung zu verlangen. Fortgesetzt über die Beschreibung
des Profils (mal allgemein, mal exakter Nase genannt) als
- Nase mittellang mit leicht konkaver Wölbung ohne "Break"
oder "Bump" oder
- Nase mittellang, leicht konkav im Profil betrachtet oder
- Nase und Gesicht sollte mittellang sein, kleiner oder kein
"Break" der Nase oder
- Gesicht und Nase mittellang, Stirn sanft gebogen, Profil
mit sanfter konkaver Neigung oder
- Nase in einheitlicher Breite wie Nasenspiegel konkave am
Nasenansatz im Profil betrachtet, ohne scharfen "Break"
oder Bump
Wen wundert's, daß ein Standard, der als einzigen Anspruch
im Kopfbereich die Berücksichtigung der Katerkopf-Entwicklung
stellt, gelegentlich zu extremeren Erscheinungsformen im Detail
führen kann?
Kommen wir zu einem der auffälligsten Merkmale des
Maine Coon Kopfes: den Ohren.
Einer der Standards vergibt schlichtweg eine Benotung mit Punkten
und verzichtet auf jedwede Beschreibung. Die anderen beschreiben
sie als groß, breit am Ansatz, "spitz" auslaufend,
gut bebüschelt, hoch auf dem Kopf angesetzt und etwa eine
Ohrenansatzbreite auseinander gestellt. Luchspinsel sind - bis
auf einen Standard -nicht vorgeschrieben, werden jedoch bei den
meisten gewünscht. Einzig der FIFe Standard beschreibt die
Plazierung exakt mit "unterer Ansatz zum oberen etwas nach
hinten versetzt...mit sehr leichter Außenneigung".
Zwei Standards erwarten, daß die Ohrbüschel über
den Ohrenrand hinausragen.
Einigen Beobachtern fiel in der letzten Zeit gelegentlich
auf, daß manche Tiere auffällig kleinere, ziemlich
eng gesetzte Augen besitzen, als andere. Nicht erstaunlich, schaut
man sich die Punkteverteilung in den Standards an: 10 für
die Ohren, 5 für die Augen. Einer wiederum vergibt ausschließlich
Punkte. Diese Gewichtung - gegenüber einem anderen Standard
mit einem umgekehrten Punkteverhältnis - springt im wahrsten
Sinne des Wortes ins Auge. Etwas genauer steht's dann in sechs
Standards:
groß und ausdrucksvoll (im Gegensatz zu den vorhin erwähnten),
weit gesetzt (im Gegensatz...), leicht schräg gesetzt (zwei
genauer: Richtung Ohrenrand), keine Verbindung zwischen Augen-
und Fellfarbe. Einige wünschen sich klare Augenfarben, einer
klärt uns auf, daß die im allgemeinen ovalen Augen
bei weiter Öffnung rund erscheinen.
Körper
Neben dem typischen Kopf bildet der massive Körper einer Maine Coon wohl das auffälligste Merkmal. Auch hier ein kurzer Blick auf die Punkteverteilung, auch im Vergleich zu den Punkten, die für den Kopf vergeben werden. Gering, aber nicht zu verachten: der eine oder andere Standard setzt schon eine unterschiedliche Gewichtung auf diese beiden Körperpartien, einige jedoch vergeben die gleiche Punktzahl. Auffällig, nachdem im Kopfbereich bis auf einen Satz nur Punkte vergeben wurden, beschreibt ein sonst sparsam erklärender Standard hier nun genauer seine Erwartungen. Übereinstimmend sehen alle Standards die Maine Coon als eine muskulöse, kraftvolle, mittelgroß bis große Katze, deren "kantige" Formen alle nachdrücklich betonen. Breitbrüstig, mit starkem Knochenbau mit einem langen Körper soll sie sein. Der Hals ist mittellang, sollte aber bei gereifteren Katern muskulöser sein. Obwohl nahezu alle Standards ausdrücklich verlangen, daß alle Körperteile einer Maine Coon proportional in einem ausgewogenen Verhältnis zu einander stehen sollen, erlauben sie die Begleiterscheinungen durch eine sehr langsame Reife dieser Rasse.
Oft wirken Jungtiere - zeitweise - sehr unproportioniert: extrem große Ohren im Verhältnis zum übrigen Kopf, unverhältnismäßig langer Körper auf manchmal "stelzigen" Beinen mit unglaublich großen Pfoten und irre langem Schwanz. Alles absolut nicht in Proportion. Etwas Geduld sollte ein stolzer Besitzer einer halbwüchsigen Jung-Maine Coon schon entgegenbringen, bis aus dem "häßlichen Entlein" ein "stolzer Schwan" wird. Es kann schon vier (Kater auch fünf) Jahre dauern bis eine Maine Coon sich in ihrer prächtigen Vollendung zeigt. Wenn's dann noch eine Coon im Winterfell mit vollem Kragen ist, wird die Verzauberung der Fans verständlich. Und wenn die Katze dann noch ihre Fähigkeiten auslebt und mit einem federleichten Satz vom Boden mit ihren dicken Pfoten auf einem Menschenschoß sanft landet und köpfchengebend, laut schnurrend auf den Oberschenkeln den "Milchtritt" trainiert, dann, ja dann...schließen sich oft die Arme eines glücklichen Zweibeiners geradeso eben noch um die "Höschen" seiner Maine Coon. Bevor das doch ganz Katze gebliebene Familienmitglied, schwanzaufgerichtet mit wippendem Federbusch wieder fast lautlos auf den Boden "hüpft".
Darin sind sich alle Standards und Fans einig:
- die Beine sind mittelang, weit gesetzt, mit starken Knochen;
- die Pfoten groß, rund mit Fellbüscheln versehen,
drei Standards geben hierbei die genaue Zehenzahl vor. Manch'
einer betrachtet fasziniert die großen Pfoten einer Polydaktylie-Maine
Coon. Seit ewigen Zeiten streiten sich Züchter, ob diese
- früher speziell in den Maine Coon um Boston stark verbreitete
- Anomalie, als Maine Coon typisch bewertet werden soll oder nicht.
In der heutigen Praxis kann frau/man sagen, es gibt sie...überwiegend
in der Maine Coon Zucht nicht.
- Der Schwanz ist körperlang (vom Rumpfende bis zu den
Schultern), von der breiteren Basis spitz zulaufend, mit vollem,
wehendem Schwanzhaar. Allein der FIFe Standard verlangt eine "mindestens"-Körperlänge.
Ein Argument vieler Interessenten für die Maine Coon
habe ich zu Beginn ausgelassen:
- "Ich/wir hätten gerne eine Katze mit langem Fell,
aber wenig Arbeit."
Wenden wir uns also nun diesem nicht selten genannten Grund
zu. Alle Standards beschreiben die Maine Coon grundsätzlich
als eine "Langhaarkatze" mit Ausnahmen:
kürzeres bis kurzes Fell auf dem Kopf, auf den Schultern,
an den Beinen, daß entlang des Körpers in abgestufter
Form länger wird. Und zwar zum Bauch hin (langes Bauchfell),
zur Hüfte hin (in "Höschen" endend) und im
Winter oft mit einem "löwenähnlichen" Kragen.
Im allgemeinen wird ein voller Kragen nicht erwartet, jedoch ein
sogenannter Vorderkragen, beginnend an den Ohrenansätzen.
Maine Coon leben mit einer wärmenden, leichten Unterwolle
und einem härteren, glatten Deckhaar. Es wird als "Allwetterfell"
bezeichnet. Sehr passend, wenn man beobachtet, wie eine Maine
Coon, gut geschützt und eingewickelt in ihren langen, buschigen
Schwanz, im Schnee eingebettet seelenruhig schläft und dann
im Frühling, nach dem Verlust des Winterfells, eine völlig
veränderte Erscheinung bietet. Trotz dieser Veränderung
besitzt ihr Fell Volumen und die Textur fühlt sich immer
seidig an und zeigt die abgestufte Länge. Einer der Standards
fordert ausdrücklich, das Fell soll nicht extrem ölig
oder stumpf wirken. Mit mehr oder weniger vielen Worten stellen
in diesem Punkt alle Standards die gleichen Ansprüche.
Zum Thema Farbe differieren die Texte im Grunde nur in der
Zahl der Worte:
- alle Farben; - alle anerkannten Farben, einschließlich
des "Wildflecks" am Kinn bei Agoutikatzen; - eine Aufzählung
aller Farben;
- alle Farben mit Ausnahme der Point-Abzeichen, chocolate,
cinnamon, lilac und fawn, des Burmafaktors, jeder Weißanteil
erlaubt (FIFe);
- Fellfarbe und Zeichnung sind von geringerer Bedeutung als
Fellqualität und -textur (GCCF).
Einhellig betrachten alle Standards als Fehler:
feiner, leichter Knochenbau und kurzer, gedrungener Körper
Die meisten geben als Fehler an:
- vorgeschobener Unterkiefer
- Nasen-Break (schwerer N.-B. = TICA) oder "Höcker"
(bump at end = TICA)
- Punkte, Medaillons, Flecken
- kurze/r, gerundete/e oder spitze Schnauze/Kopf
- kurzer Schwanz
- fehlende Pfotenbüschel
- überall gleichlanges Fell
Zwei, gelegentlich drei, Standards bewerten als Fehler:
- schräg liegende, mandelförmige Augen (ähnlich
denen der Orientalen)
- fehlende oder jegliche Unterwolle
- Schielen
- Knickschwanz
- Polydactylie
- insgesamt kleine Katze
- fehlende Kondition
- hervorstehende Schnurrhaarkissen
- fehlendes Bauchfell
- lange, staksige Beine
- weit auseinanderstehende, zu weit nach außen stehende
Ohren
- gerades oder konvexes (Nasen-)profil
Einzelne disqualifizieren:
kleine, gerundete, schräg gesetzte oder nicht bebüschelte
Ohren,
blaue oder Odd-eyed Augen in Katzen einer anderen Fellfarbe
als weiß (GCCF),
mehr als ein Drittel Weißanteil im Fell einer Bi-Color
oder Parti-Color Katze (GCCF),
kurze Beine, flache Gesichter, trübe Augenfarbe, unharmonischer
Körperbau, fliehendes Kinn (FIFe)
Wie so oft hat ein Boom, wie ihn diese Rasse seit einiger
Zeit erlebt, natürlich nicht nur positive Seiten. Maine Coon
sind in der Regel, im Verhältnis zu einigen anderen Rassen,
nicht ganz preiswert. Erwartungsgemäß fördert
dies, und die momentan große Nachfrage, unter Umständen
leider mehr Quantität, als Qualität in Bezug auf Gesundheit,
Typ und verantwortungsvoller Hobbyzucht. Denn die kostet in der
Regel viel Geld, Zeit und Mühe. Nicht jeder ist bereit dies
zu investieren, um Zucht im Sinne von Knaur's Lexikon auszuüben.
Augenblick Otto, ich blase gerade mal den feinen Staub von
dem entsprechenden Band und schlage nach:
"...die planmäßige Paarung von Pflanzen oder
Tieren zur Erzeugung von Nachkommen mit bestimmten Erbmerkmalen,
mit dem Ziel, das Leistungsniveau der Population zu verbessern.."
Ich nannte unsere Coonies zu Beginn eine Rasse mit Ecken
und Kanten, sowohl als Aussage als auch als Frage. Im Auge der
Gilde der fachkundigen Betrachter, sicherlich. Sowohl das äußere
Erscheinungsbild in allen Bereichen, als auch die Diskussionen
um "den" Typ und die Gewichtung von Gesundheit, Typ
und Größe. Wir schätzen unsere Rasse als langjährige
Begleiter des Menschen. Eine der wesentlichsten Aufgaben der Zukunft
dürfte es sein, aus Verantwortungsbewußtsein Coons
zu züchten, deren Gesundheit, Wesen und Attraktivität
sich gleichermaßen in nichts nachstehen. Phänotyp,
Genotyp, Physis und Psyche bilden eine Einheit bei jeder Katze,
auch den Coons. Kein Gesichtspunkt sollte einem anderen nachgeben.
Es liegt bei uns Züchtern, unsere Auswahl der Zuchttiere
nicht allein nach Bühnenerfolgen zu treffen. Seit geraumer
sprechen immer mehr Züchter über Vererbungs- bzw. Gesundheitsprobleme
nicht mehr hinter vorgehaltener Hand.
Eine Richterin faßte es einmal kurz: "Ich möchte
auf den ersten Blick, aus weiter Ferne, erkennen können,
ob ich eine Maine Coon gebracht bekomme oder eine andere Waldkatze."
Ich möchte dem hinzufügen: "Ich möchte stetiges
Bemühen, um physisch und psychisch gesunde Maine Coon, von
stetigem Erfolg gekrönt sehen. Coonies, so vital wie wir
sie lieben."
Die Maine Coon selbst bringt diese Überlegungen (bisher)
zum Glück nicht aus der Facon. Ihr liebenswürdiger Charme
gepaart mit pfiffigen Clownerien bezaubert immer wieder neue Verehrer.
Diese weben sich dann in aller Regel ein, in den "roten Faden":
"Diese Katze bekommt ihr NIE wieder zurück."
Zum Schluß noch eine Momentaufnahme aus dem Maine-Coon-Züchter-Alltag:
Line zog sich nach einem kurzen Faucher von Mama Bevy beleidigt zurück. Line stieß mit ihrem Wunsch, bei den Babies mitzuspielen zu wollen, bei der achtfachen Mama Bevy auf Unverständnis, was Line wiederum nicht verstand. Sie tröstet sich in meinem Arm. Liza stillt 'mal wieder ihren zügellosen Appetit, Sera belagert mit zerzausten Ohrbüscheln das Kopfkissen, Klein-Hickory spielt "Streuspringen", Graffiti kämpft mit einer Maus, Nora bemüht sich den Kampf gegen die Korbeinlage zu gewinnen, dabei spielt sie "Tauziehen" mit Hurricane, der von draußen durch eine Öffnung an einer Ecke zieht (sieht eher aus wie "Gummiseilhüpfen"), dicht an meinem Ohr hämmert Jung-Gillian ausdauernd die schwingende Kugel gegen den Kratzbaum, Gordon entdeckt soeben die Halteschnur des Bügelbrettbezugs, Galina versucht Graffiti die Maus abzujagen, Hocuspocus möchte telefonieren und schiebt dabei schon mal den Hörer 'runter, Halifax genießt die warme Luftströmung des Laserdruckers, Hattie hingegen findet die Papierschublade des Druckers bequemer, Hickory wird kurzerpfote von Hazel von einem meiner Füße verdrängt, (Hmmm, tut das gut), der Rest - einschließlich der beiden Kater - schläft (dem Himmel sei Dank). Es ist unglaublich "ruhig" geworden. Dabei vergaß ich ganz, die zwei kastrierten "Bühnengänger", mit denen Wolfgang auf einer Ausstellung weilt.
Überflüssig noch einmal zu fragen... "Warum Maine Coon?" Genau DARUM!
PS Ich danke ich allen mitwirkenden Coonies für die musikalische Untermalung, die schnurrigen, schmusigen Unterbrechungen und ihre "tatkräftige" Unterstützung, insbesondere Hocuspocus für die "kantigen Gebißabdrücke" in meinen Füßen.
Bücher und Zeitschriften:
Maine-Coon-Katzen von Barbara Simon, ISBN 3-490-05319-2
That Yankee Cat, The Maine Coon von Marilis Hornidge ISBN 0-88448-088-7
This is the Maine Coon Cat von Sharyn P. Bass ISBN 0-8622-096-8
The Scratch Sheet, Maine Coon Breeders & Fanciers Ass.,
Karen Norris Wiggins, 619 Pine Circle, Seabrook, TX 77586, USA
Maine Coon International magazine, MCI Group, PO Box 59, Uckfield,
East Sussex TN22 4ZY, England