Auszüge aus der Dorfchronik

 

Zum Ortsnamen

Herrschafts- und Grundbesitzverhältnisse

Verfassung und Verwaltung

Siegel, Wappen und Gemeindefarben

Siedlungsbeschreibung und Entwicklung

Brände und Naturkatastrophen

Haus- und Hofformen

 

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Der Name „Großpriel", von den Einheimischen oft auch als „Groß-Priel" geschrieben, hat mehrere Wurzeln. In Urkunden wurde diese ländliche Gegend, welche die Orte Groß- und Klauspriel umfaßt, schon unter den verschiedensten Namen erwähnt. So findet man neben „Priel" auch noch „Pria" oder „Prul".

Im Jahre 1229 wurde diese Gegend nach dem einheimischen Ritter „Otto de Pru(o)lle" mit „de Prûle" benannt. Dies geht eindeutig aus einer Urkunde des Stiftes Melk hervor. Der Name Priel wurde von dem in der Mundart verwendeten Wort „bruel" abgeleitet, das soviel wie Aue oder Bruehl heißt. Dieses bedeutete ursprünglich vielleicht "eingehegter Tiergarten".

1335 bezeichnete man diesen Ort mit „Pruel under Celking". Dies bedeutet wohl, daß „Prul" unter der Gerichtsbarkeit „Celkings" (dem heutigen Zelking) stand.1349 wurde der Ort mit „Pruel" angesprochen. 14 Jahre später, im Jahre 1363, nannte man unsere Gegend „Prul in Melchaerpfarr". Das bedeutet, daß Priel zur Pfarre Melk gehört hat.Der Zusatz „Melchaerpfarr" kann aber auch zur Standortbestimmung gedient haben.

In der Mundart sagt man zu Klauspriel „in da glaos", das soviel wie in der Schneise bedeutet, da dort auch der „Klausgraben" liegt. Zu Großpriel sagt man seit jeher „Gros Pria", und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Bezeichnung „Groß"- erhielt unser Dorf wohl zur Unterscheidung von Klauspriel und Kollapriel.

Zum IndexHerrschafts- und Grundbesitzverhältnisse

Großpriel stand seit jeher unter der Herrschaft Zelking, wie man auch aus der historischen Beschreibung des Ortes ersehen kann. Auch die Aufzeichnungen in der Rustikal Fassion, einem Verzeichnis aus dem Jahre 1751, gemäß dem sämtliche Untertanen die Abgaben an die Herrschaft Zelking-Matzleinsdorf leisten mußten, weisen darauf hin.

In diesem steht, daß das Amt Großpriel (Einteilung der untertänigen Dörfer in Ämter) im Jahre 1751 4663 Gulden und 30 Kreuzer erbrachte. Zum Amt Großpriel gehörten damals auch Klauspriel, Winden und Mitternpriel (wahrscheinlich Kollapriel).

Aus einer anderen alten Urkunde aus dem Jahre 1824, in der die Stiftungen an die Untertanen der Herrschaft Zelking-Matzleinsdorf eingetragen sind, geht hervor, daß die Häuser mit den Hausnummern 1,2,4,5,6,7,8,9 und 10 von Großpriel zu dieser Herrschaft gehörten. Darin steht auch, daß die Ortsgemeinde Schrattenbruck war.

 

Zum IndexVerfassung und Verwaltung

Bis zum Revolutionsjahr 1848 waren die Grundherrschaften die Träger der niederen Gerichtsbarkeit und der lokalen Verwaltung. Großpriel stand unter der Herrschaft Zelking.

Ein wichtiger Erfolg der Revolution war unter anderem die Auflösung der Grundherrschaften. Dies machte somit eine Neuordnung der Gerichtsbarkeit und lokalen Verwaltung notwendig. Als neue Verwaltungseinheit wurde am 17. März 1849 durch das provisorische Gemeinde-gesetz die Ortsgemeinde eingefügt.

In den darauffolgenden Jahren wurden immer wieder neue Reformen durchgeführt, da einige Kleinstgemeinden nicht existenzfähig waren und viele Einwohner mit der Organisation nicht zufrieden waren. Die endgültige Regelung des niederösterreichischen Gemeindewesens erfolgte durch die Gemeindeordnung vom 13. März 1864. Auf dem Gebiete des später errichteten Bezirkes Melk gab es damals (Stand 31.12.1869) 105 Ortgemeinden.

Großpriel gehörte zur Ortsgemeinde Schrattenbruck. Der Gerichtsbezirk war Melk und die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten war als Verwaltungsbezirk zuständig.

Ab 1938 war man mit Nachdruck bemüht, das Problem der Klein- und Kleinstgemeinden in den Griff zu bekommen. Die Zahl der Gemeinden sollte in Niederdonau um die Hälfte gesenkt werden. Das Ende des 2. Weltkrieges setzte auch diesen Bestrebungen ein Ende.

Im Verwaltungsbezirk Melk wurden während der nationalsozialistischen Herrschaft insgesamt 13 Gemeinden zusammengelegt. Darunter ist auch die Ortsgemeinde Schrattenbruck, zu der unter anderen auch Großpriel gehörte, die mit der OG Spielberg und der OG Melk zusammengelegt wurden.

Nach dem 2. Weltkrieg trat die niederösterreichische Gemeindeordnung aus dem Jahre 1864 wieder in Kraft. Alle während der NS-Herrschaft verfügten Gemeindezusammenlegungen wurden wieder rückgängig gemacht. Also gehörte Großpriel wieder zur Ortsgemeinde Schrattenbruck. Anfang der 60er Jahre setzten neue Bestrebungen ein, die Strukturen durch freiwillige Vereinigungen zu verbessern. Diese Absicht wurde auch in die neue Gemeindeordnung, die am 7.12.1965 beschlossen wurde, aufgenommen.

Ortsgemeinden

Hierbei wurde auch die alte Bezeichnung "Ortsgemeinde" abgeschafft und an deren Stelle die bereits übliche Bezeichnung Gemeinde eingeführt.

Im Jahre 1967 machte die Ortsgemeinde Schrattenbruck von diesem Recht auf freiwillige Vereinigung Gebrauch und schloß sich abermals mit der Ortsgemeinde Spielberg zur Gemeinde Spielberg-Schrattenbruck zusammen. Zwei Jahre später, im Jahre 1970 vereinigten sich nun die Gemeinde Spielberg mit der Gemeinde Melk zur nun endgültigen und jetzt noch bestehenden Stadtgemeinde Melk.

 Großpriel ist nun eine von vielen Katastralgemeinden von Melk.

 

Zum IndexSiegel, Wappen und Gemeindefarben

Wie schon erwähnt, gehört Großpriel zur Stadtgemeinde Melk. Das Marktsiegel von Melk erschien erstmals 1508. Die Wappendarstellung war wie heute. Die Umschrift lautet: comu(nit)atis fori mellecenis (in dt. Minuskel, das heißt kleiner Buchstabe).

Das Siegel dürfte in Anlehnung an die Wappen der Äbte, die um 1500 im Amt waren, gestaltet worden sein.

Aus dem Jahre 1575 ist ein Siegelabguß vorhanden, von 1576 ein silberner Siegelstempel. Er zeigt einen Engel und zwei Putti (kleine Engelsfiguren) als Wappenträger und die Legende: Sigillum Oppidi Mellicensis.

Anläßlich der Stadterhebung 1898 wurde das Wappen bestätigt. Im blauen Feld ein aufgerichteter, rechtsgewendeter, goldener, rotbezungter Löwe, der in der rechten erhobenen Vorderpranke einen silbernen Schlüssel vor sich hat.

Marktsiegel von Melk

 

Zum IndexSiedlungsbeschreibung und Entwicklung

Die Fläche von Großpriel, umfassend die Ortschaft und die dazugehörigen Äcker und Wiesen,
beträgt 2,16 km².

Aus der Sicht von oben präsentiert sich Großpriel als langgezogenes Haufendorf, geht man jedoch nach den Hausnummern, d.h. nach der Reihenfolge der Ansiedlung, so kommt Großpriel mit seinen ersten 11 Häusern einem Straßendorf gleich, da alle Wohnhäuser und Gehöfte entlang der Durchzugsstraße liegen

Großpriel und Klauspriel

Jahr

Häuser

Einwohner

1591

12

-

1822

12

-

1838

12

71

1848

11

67

1971

18

85

1981

16

56

1991

19

71

Aus dem Melker Stadtbuch:

Folgende Verwaltungsverhältnisse werden für die Zeit um 1830 vermerkt:

Landgericht: Zelking/Matzleinsdorf

Ortsobrigkeit: Zelking

Grundherrschaften: Zelking, Matzleinsdorf

 Pfarre: Melk

 Schule: Melk

 Poststation: Melk

1838 lebten hier in zwölf Häusern 13 Familien mit 32 männlichen und 29 weiblichen Familienangehörigen und zehn schulfähigen Kindern.

An Vieh gab es 10 Pferde, 10 Ochsen, 30 Kühe, 49 Schafe und 38 Schweine. Die Einwohner waren "Landbauern" mit einer Bestiftung von 10 bis 50 Joch. Sie betrieben überwiegend Ackerbau auf eher mittelmäßigen Böden. Sie waren bereits zur Stallfütterung und damit zur verbesserten Dreifeldervirtschaft übergegangen. Es gab auch einige Weingärten. Der Ort war "zimlich regelmäßig zusammengebaut" und die Häuser waren teils mit Stroh, teils mit Schindeln gedeckt. Der Chronist meint, daß der Ort in einer romantischen Gegend am Fuß des Hirschberges liegt und eingutes Klima mit einem guten Wasser hat.

 

Zum IndexBrände und Naturkatastrophen

Auskünfte über Naturkatastrophen, zu denen ich hier auch Seuchen und Epidemien zählen möchte, sind über Großpriel nicht leicht zu machen, da es kaum Aufzeichnungen gibt, die sich mit Großpriel im Detail beschäftigen. Ähnlich wie beim Kapitel über die klimatischen Bedingungen in unserem Raum, muß man sich auch hier auf die Aufzeichnungen der Stadt Melk beziehen.

Pest im Raum Melk: 1349, 1483, 1494, 1495, 1521, 1540, 1652, 1713

Hungersnöte: 1206 (große Hitze und Dürreperiode)

Mißernten: 1252, 1255

Kalte Winter: 1211

 

Im Jahre 1310 gab es im Raum Melk eine Heuschreckenplage, die große Verwüstungen hinterließ. Im Jahre 1902 kam es zu einem Großbrand in Großpriel, bei dem die Wirtschaftsgebäude dreier Bauernhöfe sowie die alte Holzkapelle abbrannten. Wie sich später herausstellte, wurde der Brand gelegt.

Auf den in der Nähe der Melk liegenden Äcker kam es einige Male zu Überschwemmungen.

Feuersbrünste in Großpriel: 1829 (3 Häuser), 1851 (1 Haus), 1902 (3 Häuser)

 

Zum IndexHaus- und Hofformen

In dem Nachschlagewerk "Niederösterreichs Burgen und Schlösser" ist ein Hof Großpriels so beschrieben:

An der Straße Großpriel - Winden liegt ein Gehöft. Einem eingeschoßigen Gebäude ist im Norden ein zweigeschoßiger Kastenbau mit Biedermeierfassade angeschlossen.

Der Ziegelbau hat in der Nordfront ein Tor, zeigt drei Fensterachsen mit quadratischen Fenstern in vertieften Feldern, im Erdgeschoß Putzquaderung und im Obergeschoß Kassetten.

Das auffallend, hohe gebrochene Mansardendach ist mit Schindeln bedeckt.

Hier handelt es sich um einen Vierkanthof ist. Diese Form findet man vor allem im Westen von NÖ, im Großraum Amstetten. Daneben gibt es noch zwei andere Vierkanthöfe im Ort.

Die anderen Bauernhöfe entsprechen dem der vorwiegend im Waldviertel, aber auch südlich der Donau bis ins Industrieviertel um Wiener Neustadt, verbreitet ist.

Dreiseithof

Waldviertler Dreiseithof


Vierkanthof

Vierkanthof