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Die Rolli-Seite
Tips rund um Rollstühle und andere Dinge
Wenn als Therapiemaßnahme bei Morbus Perthes (MP) ein Rollstuhl eingesetzt
werden soll, ist man meist bei der Auswahl des Rollis vollkommen
überfordert. Ich war richtig überrascht über die Vielzahl an
Modellen und Ausführungen. Auch bei anderen Hilfsmitteln die angeboten
werden erfährt man meist erst hinterher, ob sie überhaupt
benötigt werden oder ob sie im täglichen Gebrauch einsetzbar sind.
Daher also jetzt ein paar Tips und Erfahrungen.
Technisches Wunderwerk Rollstuhl
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Ja wirklich, ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß an
einem Rolli etwas besonderes dran sein könnte. Die jetzt inzwischen zwei
jährige Erfahrung hat uns aber gründlich eines besseren belehrt.
Bei der Bestellung des Rollstuhles hat uns ein Vertreter eines
Sanitätshauses besucht. Die ganze "Beratung" belief sich auf das
Aufschlagen eines netten, kleinen und bunten Kataloges in dem der betreffende
Rolli schon angekreutzt war. Wir hatten ja vorher noch nie so ein Ding in der
Hand gehabt und nickten deshalb fleißig bei der Frage ob es denn dieser
sein soll. Unser Sohn durfte sich dann noch eine bunte Verkleidung für
die Speichen aussuchen und schon war der Vertreter wieder aus der Tür.
Das war also die ganze Bestellung und den Ärger hatten wir dann später.
Um der Flut an Infos zum Rolli Herr zu werden, werde ich die Tips versuchen zu
unterteilen. Also, los gehts:
Tragendes Gestänge
Stahl ist schwer aber eben hart und sollte für den Rahmen und das Kreuz
verwendet werden. Das Kreuz ist die Verbindung der Seitenteile und hat die
Aufgabe den Rolli auch zusammenklappbar zu machen. Hier walten recht
große Kräfte daher lieber kein Alu.
Restliches Gestänge
Hier sollte wenn möglich Alu verwendet werden. Niemand hat gern einen Rollstuhl der 50 - 60 kg wiegt. Also Lagerbuchsen, Handgriffstangen,
Sitzgesänge usw. Beim Fußrastengestänge würde ich doch
lieber zu Stahl tendieren. Es kommt ja mal vor, das das Kind eine Rampe mit
nicht unerheblicher Geschwindigkeit herunterrast und dann mal eben einen Pfahl
als Bremse benutzt! Diesen Stoß sollte das Fußrastengestänge
locker mehrmals aushalten. Bei dem verwendeten Alu sollte man darauf achten,
daß es sich um eine wirklich harte Legierung handelt. Die Vibrationen sorgen
sonst für mindestens wöchentliches nachstellen der Schrauben.
Schraubenlack wird dann angepriesen, mit dem Erfolg das lockere Schrauben
nicht mehr festzuziehen sind.
Räder
Fast das Wichtigste am Rollstuhl! Der Rolli wird von einem Kind gefahren und
muß deswegen wirklich leichtgängig sein. Daher hat unser Rolli
Bereifung aus Hartgummi. Das hat auch den Vorteil, das man nicht immer
Flickwerkzeug mit sich herumschleppen muß. Sie sind aber vor allem
leichtgängiger als Luftbereifung. Ihr würdet eure Roller-Skates sicher
auch nicht mit Ballonreifen ausstatten, oder?? Klar, kein Verlust der
Bequemlichkeit, denn das Kind hat ein Kissen unter dem Po.
Die Räder müßen einen umlaufenden Speichenschutz haben
( am besten mit einem netten Motiv ) und !! Reflektoren !! wie beim Fahrrad.
Der Handlauf sollte gut in der Hand des Kindes liegen ( nicht zu dick ) und
aus stabilen Material sein. Der Handlauf ist das breiteste am Rollstuhl und
schrammt daher des öfteren an Wänden und sonstigen Getier herum.
Bilden sich dort übermäßig Riefen, so graben sich diese gerne in
die Hände ein. Für den Winter unbedingt einen Frostschutz bedenken.
Lasst euch nicht irgendein stück Gummi andrehen das auf den Handlauf
gelegt wird. Durch die Kälte und Bewegung fällt dieser immer wieder
ab. Also: Eine Satz Winterhandläufe bestellen!!
Die Räder sollten Stechachsen haben. Damit ist es möglich durch Druck auf einen Knopf auf der Achse das Rad vom Rahmen abzumontieren. Ganz ohne
Schrauben! Für den Urlaubstransport unbedingt notwendig.
Handgriffe zum Schieben
Die Handgriffe sollten mit einer Schnellspannvorrichtung einfach in der
Höhe verstellbar sein. Achtet hier auf EURE richtige bequeme Position.
Ein Rolli in gebückter Haltung schieben ist recht dumm. Vielleicht ist ein
Sicherungssplint eine gute Idee falls die Schnellspannvorrichtung sich
lösen sollte ( Das bei Bergab 15% Gefälle ... )
Umkippschutz
Für den Anfang wichtig, denn ein Rolli ist nicht immer leicht zu
beherrschen. Der Umkippschutz sollte unter den Rollstuhl einklappbar sein.
Später wird der Schutz kaum noch benötigt.
Sitzbezug und Kissen
Bitte achtet darauf das beides abwaschbar und schnelltrocknend ist. Ein
Schlammrolli nach einem Spaziergang im Moor muß ja wieder sauber werden.
Das Kissen muß GENAU in den Rolli passen und mit Klettverschluss
abnehmbar und das Inlett herausnehmbar sein.
Bremsen
Nun, diese sind natürlich wichtig. Sie werden wirklich oft benötigt,
um den Rolli gegen verdrehen zu sichern. Z.B. beim Herunterholen von
Gegenständen, die etwas höher liegen. Daher sollten sie gut erreichbar
sein und sich LEICHT bedienen lassen. Unsere sind inzwischen völlig
ausgeschlagen und müssen komplett erneuert werden. Überlegt, ob der
Bremsengriff ein Riesenknüppel sein muß oder doch etwas handlicher.
Wir haben Rollstühle gesehen an denen Bremsgriffe so groß wie
Kaffetassen angebracht waren. Es muß ja nicht gleich eine Bremse für einen LKW sein.
Fußrasten
Das ist das haarigste Thema. Die Fußrasten sind der vorderste Teil des
Rollis und stoßen daher sehr häufig auf härtere und
größere Massen als der Rollstuhl selbst. Daher ist eine besondere
Stabilität gefordert. Unschön sind tiefe Dellen in Möbeln und
Stereoboxen. Also ein Gummidämpfer an der Außenkannte beachten.
Zum Zusammenklappen des Rollis sind die Fußrasten erst einmal aufzuklappen.
Wenn diese zu locker sind, klappen sie wieder herunter, bevor man den Rolli
zusammengeklappt hat. Wir bevorzugen ein durchgehendes Fußbrett. Unser
Kilian muß dann nicht immer seine Füße genau auf die
Fußrasten plazieren und es besteht auch nicht mehr die Gefahr, daß
ein Fuß sich zwischen die Rasten drängelt, um sich dann zu
verklemmen. Lasst euch nichts sagen von wegen; geht nicht, gibt's nicht.
Notfalls lasst euch so eine Fußraste anfertigen. ( Detailzeichnung auf
Anfrage )
Sitzposition
Die Breite eines Rollstuhles wird entsprechend eures Kindes angepaßt und kann
in recht großen Bereich mitwachsen. Der Rahmen sollte etwas schräg
verlaufen, damit der Rolli vom Kind allein gekippt werden kann. Sonst sind
kleine Unebenheiten im Boden nicht zu überwinden!!!!. ( zeichnung ??!)
Beleuchtung
Wieso?? Klar, Im Winter ist es dunkel und euer Kind möchte vielleicht auch
noch um 16:30 Uhr mit seinen Freunden draußen spielen. Also vorn ein
helles Batterielicht und hinten ein blinkendes Katzenauge und schon hat euer
Kind die tollste Attraktion. Und ist sicher im Straßenverkehr!
Wir haben die Erfahrung gemacht, daß für Arbeiten durch
Sanitätshäuser an Rolli's unglaublich viel Geld bezahlt wird. Seid
also extrem penibel bei evtl. Reparaturen. Euer Kind sitzt darin mehr Stunden
als ihr im Auto und bei eurer Werkstatt für das Auto lasst ihr sicher
auch nichts durchgehen.
Sucht euch auf jeden Fall ein Sanitätshaus in eurer Nähe ( bei der Krankenkasse nachfragen ). Lasst euch ausgiebig beraten.
Hilfsmittel
Rutschholz und Lifte
Ein Rutschholz wir benötigt, damit ein Rollstuhlfahrer eine art Bank
zwischen Rolli und Toilette bauen kann. Damit kann der Fahrer vom Rollstuhl
zur Toilette rutschen. Für MP Kinder eher ungeeignet, da sie sich im
allgemeinen soweit bewegen können, daß das Rutschbrett
überflüssig ist. Zumal es speziell angepasst und trainiert werden
muß und nicht unerheblich Platz in der Toilette erfordert.
Es gibt Badewannenlifte und Waschtischlifte. Das ist wirklich gut für
Menschen die z.B. querschnittgelähmt sind. Für MP Kinder ungeeignet!
Spezialkissen
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Wird z.B. ein Spreizkissen benötigt so lasst es auf jeden Fall GENAU
für euer Kind anpassen. Es ist ohne weiteres möglich, dies durch
einen schönen bunten und hautfreundlichen Bezug beziehen zu lassen.
bei täglichen Gebrauch solltet ihr auf solide Handarbeit achten.
Rampen
Sind bei euch irgenwelche Absätze so sollten diese mit einer kleinen
Rampe versehen werden. Längere Rampen sollten nicht zu steil werden
damit euer Kind die Rampe allein rauf und runter fahren kann. Die Vorschrift
meint, ein Winkel von 7 Grad sei gut. Jetzt mal schnell den Sinus und drei
Treppenstufen a 20 cm: Macht fast 5 Meter Länge! Es geht aber auch
durchaus steiler, wenn ein Geländer angebracht ist. Evtl. ist auch die
Krankenkasse bereit eine Rampe zu bezahlen.
Alle diese Dinge sind unglaublich teuer und es wird daran auch wirklich gut
verdient. Aus leidlicher Erfahrung kann ich nur immer wieder sagen:
Achtet auf Qualität.
Ein paar Links
Es gibt wirklich genug Info's über Hersteller und Typen von Rolli's im Netz.
Hier also nur ein winziger Bruchteil davon:
- 1021 Rollstühle
- Petersen Products-Die Marke der Sieger!
- Pflege
- Hilfsmittel
- SORG Rollstuhltechnik - SKATER
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Last updated: 5.11.1998