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Tirukkural (tamilisch
திருக்குறள்,
Tirukkuṟaḷ; kurz Kural) ist das einzige bekannte Werk
des
tamilischen Dichters
Tiruvalluvar und zählt zu den bedeutendsten Werken der Tamilliteratur
überhaupt. Der genaue Entstehungszeitraum ist unbekannt, er wird
zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr.
angesiedelt. Als am wahrscheinlichsten gilt vielen Wissenschaftlern
das 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr.
Tiru bedeutet „heilig“, kural heißt „Doppelvers“.
Demzufolge ist Tirukkural eine besonders ehrenvolle Bezeichnung
für die Verssammlung Tiruvalluvars, die oft auch nur kurz Kural
genannt wird.
Das Tirukkural umfasst 133 Kapitel mit jeweils zehn
aphorismenhaften Doppelversen, die verschiedene Aspekte der
tugendhaften Lebensführung behandeln. Jeder Vers besteht aus genau
sieben Wörtern, vier in der ersten Zeile und drei in der zweiten.
Die Kapitel verteilen sich auf drei Abschnitte:
- Arattuppal (அறத்துப்பால்,
Aṟattuppāl; 38 Kapitel): Tugenden und Pflichten des Menschen
(Dharma)
- Porutpal (பொருட்பால்,
Poruṭpāl; 70 Kapitel): weltliche und materielle Aspekte
- Inbattuppal (இன்பத்துப்பால,
Iṉpattuppāl; 25 Kapitel): Liebe und Sexualität
Behauptungen, wonach Tiruvalluvar mehr als 1330 Verse verfasst
haben soll, von denen aber ein Teil verloren gegangen sei, spricht die
Tatsache entgegen, dass spätere Dichter aus anderen Teilen
Tamil Nadus stets auf die 1330 heute bekannten Sinnsprüche Bezug
nahmen, die sie lediglich unterschiedlich anordneten.
Stellenwert und Bedeutung
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Obwohl das Tirukkural aus der klassischen Phase der
tamilischen Literatur stammt, wird es auch von den Sprechern des
modernen Tamil noch heute gut verstanden, was durch die besondere
Stellung, die das klassische Tamil (centamil) noch heute im
tamilischsprachigen Raum einnimmt, zu erklären ist. Die heutige
Umgangssprache unterscheidet sich dagegen deutlich von der
Tiruvalluvars. Die Lehrpläne des indischen Bundesstaates
Tamil Nadu sehen das Tirukkural als Pflichtlektüre für alle
Schulkinder vor. Dennoch wird es nicht als dogmatisch angesehen,
sondern genießt bei Angehörigen aller Religionen, Überzeugungen und
Kasten
gemeinhin den Stellenwert eines quasi „heiligen“ Buches, ohne jedoch
allzu starke religiöse Tendenzen aufzuweisen.
Tirukkural und Glaube
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Es ist unklar, welcher Glaubensrichtung der Verfasser des
Tirukkural tatsächlich angehörte. Einigen Quellen zufolge könnte er
Jain gewesen sein, andere wiederum sehen ihn als weltlichen
Hindu. Die Tamilen betrachten ihn als Heiligen. Weit verbreitet
ist die Ansicht, dass Tiruvalluvar die künstlichen Grenzen zwischen
den Religionen unbeachtet gelassen habe, weswegen sein Werk als in
religiöser Hinsicht neutral angesehen wird.