Elmar Haller:
Die Weihnachtsmarke 2003 wird vorgestellt

Am Freitag, den 28. November 2003, fand in Hohenems, im Veranstaltungszentrum „at & co“, das in den Räumlichkeiten der ehemaligen Firma Bäumler untergebracht ist, die Präsentation der diesjährigen Weihnachtsbriefmarke statt. Karl Fink, der Gildewart Vorarlberg des Österreichischen Philatelistenvereins St. Gabriel in Vorarlberg, dem die Wahl des Motivs und die Aufnahme ins Editionsprogramm der österreichischen Postverwaltung in erster Linie zu verdanken sind, hat die zahlreichen Gäste, die zu diesem Anlass erschienen, begrüßt und die Veranstaltung moderiert. Zu den Einladenden gehörten nebst ihm auch Gemeinde und Pfarre Hohenems, vertreten durch den Bürgermeister Christian Niederstetter und den Pfarrer Monsignore Walter Vonbank. Hohenems war zudem vertreten durch den Herrn des Schlosses, den Grafen von Waldburg-Zeil, die Diözese durch Bischof Dr. Dr. Klaus Küng sowie Monsignore Eugen Giselbrecht, das Land durch die Frau Landesrätin Dr. Grete Schmid, die stellvertretend für den Landeshauptmann da war und dessen Grüße überbrachte. Vorgestellt wurde die neue Briefmarke durch Ministerialrat a. D. Erich Oberlechner im Auftrag der Postgeneraldirektion Wien. Er hob besonders hervor, dass diese Briefmarke in einer Großauflage von 10 Millionen erscheine und auf sämtlichen Postämtern zum Verkauf gelange.

MR Oberlechner hat die Briefmarke auch im Detail vorgestellt. Sie hat den Nennwert 0,55 EUR, also den gängigsten Wert, und zeigt als Motiv die Geburt Christi. Als Unterlage diente ein Glasfenster der Hohenemser Pfarrkirche, eines jener beiden großformatigen Fenster, die der Vorarlberger Künstler Fritz Krcal 1951 im Auftrag der Pfarre Hohenems geschaffen hat; das andere zeigt als Motiv den zwölfjährigen Jesus im Tempel. Krcal wurde 1888 in Bregenz geboren und ist 1983 auch dort gestorben, als hochbetagter und hochgeehrter akademischer Maler, inzwischen mit dem Professorentitel, dem Goldenen Ehrenzeichen und anderen Auszeichnungen bedacht. Seine Ausbildung genoss er in München und vor allem in Paris, im Paris der Impressionisten, wo unter anderen Henri Matisse sein Lehrer war und den jungen Marc Chagall zu seinen Freunden zählte. Von ihnen lernte er den kühnen Umgang mit der Farbe, der von der Kritik stets hervorgehoben wurde und dessen verblüffende Effekte sich auch noch im Kleinformat der Briefmarke erahnen lassen. Landschaften, Bildnisse, Stilleben, Blumenbilder und eben auch Glasfenster waren seine bevorzugten Bildformen.

Bürgermeister Niederstetter hat in seiner Begrüßungsansprache vor allem hervorgehoben und seine Freude darüber ausgedrückt, dass es schon der vierte Anlass dieser Art sei, dass Hohenems also schon zum vierten Mal durch die Wahl eines Motivs für eine österreichische Sondermarke ausgezeichnet wurde. Die Briefmarkensammler werden sich gerne an die anderen Anlässe erinnern.

Der erste Anlass war die 650-Jahr-Feier der Verleihung des Stadtrechtes an Hohenems im Jahre 1983. 1333, als diese Verleihung stattfand, ohne dass damals eine Stadt wirklich entstehen konnte, war noch die Ritterzeit, und Hohenems war eine selbständige Herrschaft, die später sogar zur Grafschaft erhoben wurde. Man wählte daher sinngemäß als Motiv für die Briefmarke zu diesem Anlass (ANK 1772) die Burg Glopper, die jüngere der beiden Hohenemser Burgen, die ungefähr um die gleiche Zeit erbaut wurde und von da an den Rittern vorwiegend als Residenz diente. Weiters zeigt die Briefmarke das Wappen der Ritter von Ems, den Steinbock in Gold auf blauem Grund, der bis dahin nur bis zur Mitte seines Körpers, seitdem zur Gänze abgebildet wurde. Dieses ehemals ritterliche Emblem dient den Hohenemsern heute noch als Gemeindewappen.

Der zweite Anlass war die Vorarlberger Landesausstellung „Kleider und Leute“ im Jahre 1991, die in den Räumlichkeiten des Hohenemser Renaissance-Schlosses stattfand. Damals, als dieses Schloss errichtet wurde, befanden sich die Grafen von Ems auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Sie waren Feldherrn des Kaisers, Karls V., in allen Landen, und sie zählten zu ihrer nächsten Verwandtschaft bzw. Schwiegerschaft den hl. Karl Borromäus und sogar einen Papst (Pius IV.). Als Motiv für die Briefmarke, die zu diesem Anlass herauskam (ANK 2058), wählte man ein Gemälde, das die Geschichte der Grafen und des Schlosses geschickt mit dem Thema der Ausstellung verknüpft. Es ist von Anthoni Boys und zeigt das berühmte „Gartengastmahl“, eine fiktive Familienfeier, bei der die gesamte Sippschaft der Grafen von Ems versammelt ist und in Gewandung und Gehabe den Geist der neuen Zeit, eben der Renaissance, einer äußert selbst- und modebewussten Epoche, zur Schau trägt.

Der dritte Anlass für eine eigene Hohenemser Briefmarke war die Freimarkenserie „Sagen und Legenden“, die 1998 herauskam Darin sollten Motive aus allen österreichischen Bundesländern vertreten sein. Aus Vorarlberg wählte man eine Legende, die mit der Gründungsgeschichte der ersten Hohenemser Burg, der Burg Altems, zusammenhängt und vom hl. Konrad berichtet, dem späteren Bischof von Konstanz (ANK 2290). Dieser Konrad war ein Welfenkind, ein Abkömmling jener Herrscherfamilie, die ursprünglich in Weingarten bzw. Altdorf beheimatet war und später als Herzoge von Bayern Berühmtheit erlangen sollte. Als diese Grafen im 10. Jahrhundert vor den Ungarnstürmen auswichen und im Gebirge, hoch auf dem Felsen über Ems, eine Burg als sichere Zufluchtstätte errichteten, kam dieses Kind mit. Die Legende erzählt, dass auf der Burg vor allem Wasser gemangelt habe. Da habe das Kind Konrad von einem tiefer gelegenen Brunnen ein Taschentuch voll Wasser mitgenommen, zur Burg hinauf getragen, dort im Hofe ausgeschüttet und gespielt. An dieser Stelle sei dann ein Brunnen entsprungen, der seitdem nie mehr versiegte. Der Brunnen existiert heute nach, man zeigt ihn den Besuchern der Burgruine, allerdings ist er inzwischen verschüttet.

Alle drei Briefmarken, an die hier erinnert wird, haben historische Erinnerungen zum Inhalt, Fakten und Legenden, erst die vierte, die neue Weihnachtsbriefmarke, weicht von diesem Grundsatz ab. Mit der Darstellung der Geburt Christi spricht sie ein biblisches Thema an, ein Glaubensgeheimnis, das auch auf diesem Wege, wie Bischof Küng in seiner Ansprache betonte, wieder viele tausend Menschen erreichen und an das Friedensfest erinnern möge. Bürgermeister Niederstetter hofft hingegen, dass die Großauflage dazu verhelfe, auch den Namen der Stadt Hohenems wieder in aller Welt besser bekannt zu machen. Möge beides in Erfüllung gehen!

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