Freuds frühere Schriften zeichnen eine Geographie (oder Topographie) der Seele, die später durch die strukturalistischen Begriffe des Es, Ich und Über-lch ersetzt wurden.
Landkarte der Seele in drei Gebiete unterteilt:
Gesamtes Es im Unbewulßten; Ich und Über-lch erstrecken sich über alle drei Schichten, entwicklungsbedingte Veränderungen: Mit zunehmendem Alter nehmen Vorbewußtes und Bewußtsein auf geistigem Gebiet immer mehr Raum ein. Aber selbst bei Erwachsenen bleibt das Unbewußte der größte Bereich
älteste psychische Instanz, deren Inhalt durch das Ererbte, das uns von Geburt an mitgegeben wurde, festgelegt ist, auch die Triebe, es beinhaltet die psychische Repräsentation der gesamten Triebenergie und vom ICH ins Unbewußte verdrängte Wünsche; die aufgestaute Triebspannung verlangt nach unmittelbarer Befriedigung --> physiologisches Gleichgewicht des Organismus; Energie des ES mobil und übertragbar; auch eine Wunschphantasie (primäre Bearbeitung) hilft schon; bleibt über das ganze Leben hinweg aktiv, insbesondere in Traumen, in der Phantasie und in impulsivem Verhalten.
Organisation die zwischen ES und Außenwelt vermittelt
Seine Aufgabe ist die Selbstbehauptung, die es erfüllt, indem es nach außen die Reize kennenlernt, mit ihnen umgebt und lernt, die Außenwelt zu seinem Vorteil zu verändern Nach innen stellt es sich gegen das ES und soll die Herrschaft über die Triebansprüche gewinnen und lernen zu entscheiden, welche befriedigt werden sollen und wann dies, mit Rücksicht auf die Außenwelt, am günstigsten ist. Genügt eine Handlung des ICH den Ansprüchen von ES, ÜBER-ICH und der Realität, so ist sie gut.
Dabei tragt zum Überleben die sekundäre Bearbeitung bei. Das Denken ist hier rational organisierter und logischer- Funktion nach dem Realitatsprinzip. Primäre und Sekundäre Bearbeitung werden unser ganzes Leben miteinander kombiniert. Das ICH umfaßt geistige Tätigkeiten wie Wahrnehmung, logisches Denken, Problemlosen und Gedächtnisleistung. Die meisten von Piaget untersuchten geistigen Fähigkeiten würden bei Freud in den Bereich des ICH fallen.
Das ICH entwickelt im Laufe der Entwicklung immer mehr Energie und Erfahrung und wird somit stärker. Die Persönlichkeit kristallisiert sich heraus und differenziert sich aus in Interessen, komplexen Einstellungen und Verhaltensweisen.
entwickelt sich zuletzt und ebenfalls aus dem ES; Entstehung aus 2 Komponenten: Gewissen und Ich-Ideal, wobei das Gewissen meist negativ und das Ich-Ideal positiv ist;
Fortsetzung des elterlichen Einflusses, wobei es aber nicht nur auf deren persönliches Wesen ankommt, sondern auch auf Volks- und Familientraditionen und das soziale Milieu. Später wirken auch Erzieher und die Öffentlichkeit' Vorbilder und Ideale mit. Freud spricht dem Menschen eine ursprüngliche, natürliche Unterscheidungskompetenz zwischen Gut und Böse ab. Er sagt, wir gelangen durch den Einfluß anderer zu unseren Entscheidungskriterien.
Kontrolle des ICH bei seiner Auseinandersetzung mit dem ES indem es versucht verbotene Impulse aus dem ES zu verhindern und moralische Zielsetzungen durchzusetzen. Es wacht nicht nur über das Verhalten, sondern auch über die Gedanken des Ich. Mit der Einsetzung werden ansehnliche Beträge des Aggressionstriebes im Innern des ICH fixiert und wirken dort zerstörend.
Eine Übereinstimmung zwischen ES und UBER-ICH ist, daß sie beide Einflüsse der Vergangenheit repräsentieren: das ES die Ererbten und das UBER-ICH die von anderen angenommenen, im Gegensatz dazu ist das ICH mehr durch das Erlebte und Aktuelle geprägt, Alle drei bewirken gemeinsam ein Verhalten oder einen Gedanken. Außerdem bilden sie ein Geschlossenes Energiesystem:
Der psychische Apparat überprüft die Realität und wägt verschiedene Handlungsmöglichkeiten ab, bevor Energie freigesetzt wird.
"So vom Es getrieben, vom ÜBER-ICH eingeengt. von der Realität zurückgestoßen ringt das ICH um die Bewältigung seiner Ökonomischen Aufgabe, die Harmonie unter den Kräften und Einflüssen herzustellen."
Die drei Systeme haben ihren Sitz nicht etwa in drei spezifischen Bereichen des Gehirns, sondern es handelt sich um die Zusammenfassung dreier Aspekte der Persönlichkeit.
Freud geht nicht von einem nur positiven Menschenbild aus.
Wir haben gute und schlechte Triebe, die nicht anerzogen, sondern angeboren sind. d.h. Aggression ist ein biologisch bedingter Trieb = Aggression als Reaktion auf etwas; Kräfte, die wir hinter den Bedürfnisspannungen des ES vermuten, repräsentieren die körperlichen Anforderungen an das Seelenleben.
Def.: Ein Trieb ist - nach Freud - eine innere, konstante Kraft. Seine Quelle ist ein Erregungszustand. Ziel des Triebes ist es, diesen Erregungszustand wieder aufzuheben. Dies geht nur mit Hilfe von Objekten, die fähig sind diesen Erregungszustand zu verringern. Die Objekte sind dabei variabel und ausdifferenzierbar.
Es gibt zwei Grundmächte und ein Spannungsverhältnis zwischen ihnen:
LIBIDO beweglich und kann auf Objekte übertragen werden, wenn zu wenig Beweglichkeit--> Fixierung, dient dazu die gleichzeitig vorhandenen Destruktionsneigungen zu neutralisieren. Andauernde Zurückhaltung von Aggression ist krankmachend: verhinderte Aggression geht oft in Selbstzerstörung über durch Wendung der Aggression gegen die eigene Person; Triebe müssen durch Erziehung in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Veränderungen im Mischungsverhältnis der Triebe haben die greifbarsten Folgen. In den biologischen Funktionen wirken die beiden Grundtriebe gegeneinander oder kombinieren sich miteinander und so ergibt sich die ganze Buntheit der Lebenserscheinungen. Triebe lassen sich auch partiell oder über Umwege befriedigen.
Die ersten Jahre des Lebens sind für die Entwicklung der Persönlichkeit die wichtigsten, und diese Entwicklung vollzieht sich in psychosexuellen Phasen. Die Grundstruktur der Persönlichkeit wird angelegt, ebenso wie die Verhaltensmuster. Ein Verhalten kann man nur dann verstehen, wenn man weiß, wie es sich in der frühen Entwicklung jeweils herausgebildet hat. Jede dieser Phasen definiert sich über die Körperregion, auf die sich die Triebimpulse richten (qualitative Veränderung). Es entstehen neue Bedürfnisse, die von den psychischen Strukturen bewältigt werden müssen, denn unbewältigte Konflikte können Menschen ihr ganzes Leben lang verfolgen. Dabei zunehmende Stärkung des ICH, des ÜBER-ICH und verschiedener Abwehrmechanismen (quantitative Entwicklung).
Übergang von einer Phase zur nächsten biologisch determiniert, Übergang auch dann, wenn sie nicht abgeschlossen ist, ganz im Gegensatz zu Piaget.
Weitere Unterschiede: Beziehung zwischen den einzelnen Stadien:
Übereinstimmung: Abfolge der Entwicklungsstadien folgt invarianter Ordnung, Freud führt dies auf körperliche Reifung zurück;
erogene Zone: Lippen, Mund
Libido-Objekt: alles für den Mund erreichbare, z.B. Brust, Finger
Ziel der Erziehung: dem Kind ein optimales Maß an Befriedigung zu
verschaffen
--> keine Hinübernahme unerfüllter Bedürfnisse in spätere
Phasen und kein Sperren gegen Hineinwachsen in Neue;
wichtigster Vorgang: Entstehung der Mutterbindung, elementare Voraussetzung
für spätere
soziale Beziehungen; Da sie in der Regel die Bedürfnisse befriedigen
kann, investiert das Kind einen Großteil seiner Libidoenergie in
sie.
erogene Zone: Ausscheidungsorgane; Exkretion (Loslassen, Festhalten)
"Ich mache und kontrolliere die Welt durch meine Produktion."
Erst erfolgt der Lustgewinn durch das Ausscheiden. später durch das
Zurückhalten, das Kind erlebt dadurch Macht. Konfrontation mit der
Realität --> Entwicklung eines reiferen ICH In den ersten zwei
Phasen findet die ICH-Entwicklung statt.
erogene Zone: Genitalien "Ich dringe in die Welt ein." Schwierigkeiten
entstehen, wenn der Sexualtrieb sich auf den gegengeschlechtlichen Elternteil
richtet und die Situation des Ödipuskomplexes entsteht. Geschlechtsdifferenzierung
beginnt:
Junge: begehrt seine Mutter sexuell und fürchtet Kastration
durch den Vater
-> schließlich Identifikation mit dem Vater, Streben danach, so
zu werden wie er
-> entwicklung des ÜBER-ICH
Mädchen: begehrt den Vater, Penisneid, weniger krasser Konflikt
Mit der Vollendung der Identifizierung und dem Abschluß der phallischen
Phase verändert sich die Persönlichkeit im wesentlichen nur noch
durch eine Ausdifferenzierung der Grundstruktur.
Ruhepause, entsexualisierte Libido
Wichtig: Erwerb kognitiver Fähigkeiten und kultureller Werte, Spiel
mit den Geschlechtsgenossen; die Welt wird auf Lehrer, Nachbarn usw. ausgedehnt;
ICH und UBER-ICH entwickeln sich weiter
erogene Zonen: Genitalbereich. integriert in die früheren erogenen
Zonen
Libido-Objekt: heterosexueller Partner
Liebe wird altruistischer
Partnerwahl nicht unabhängig von der Entwicklung in den früheren
Jahren
Die meisten Menschen erreichen bis zum Ende dieser Phase einen relativ
stabilen Zustand. Sie entwickeln eine ziemlich starke ICH-Struktur.
Die Untersuchung des Abnormen/Auffälligen/Exotischen erhöht unser Verständnis des Normalen. Zwischen beiden keine scharfe Grenze, Persönlichkeiten verhalten sich nach denselben Prinzipien. nur nehmen sie auf dem Kontinuum unterschiedliche Positionen ein.
Es mag verwundern, daß Freud eine Entwicklungstheorie entwarf, ohne selbst Kinder untersucht zu haben. Seine Methoden waren:
Interaktionist: Triebe erwachsen zwar aus der biologischen Natur, aber ihre Ausprägung wird immer durch das jeweilige soziale Milieu modifiziert. Angeborene Unterschiede im Hinblick auf die Stärke der verschiedenen Komponenten (oral, anal, phallisch) des Sexualtriebes und im Hinblick auf den Zeitpunkt des Auftretens.
Klinische Psychologie und Erziehungsberatung heute noch beeinflußt, experimentelle Psychologie weniger, da Hinwendung der Forschung zur Kognition