Gegen die erstgenannte Möglichkeit sprachen verschiedene Gründe. So lehrte der Ausgang des ersten punischen Krieges, daß ein lang andauernder Krieg, in dem die Römer ein Heer nach dem anderen auf karthagisches Gebiet schicken würden, zuletzt wieder in der völligen finanziellen und militärischen Erschöpfung Karthagos enden würde. Auch die sich aus einer defensiven Strategie ergebende Notwendigkeit, ständig an zwei möglichen Kriegsschauplätzen präsent sein zu müssen, hätte wohl eine zusätzliche Beschleunigung dieses Prozesses mit sich gebracht.
Die Möglichkeit eines eigenen Angriffes auf das römische Territorium selbst hingegen bot die Möglichkeit, erstens die römischen Kräfte von offensiven Handlungen gegenüber karthagischen Besitzungen abzuhalten und zweitens eine der Grundlagen der römischen Stärke auf militärischem und finanziellem Gebiet, nämlich das römische Bundesgenossensystem, aufzubrechen und wenn möglich sogar ganz zu zerstören - eine Option, die ein defensiver Krieg in Spanien und Afrika niemals bieten konnte.
Die Römer nahmen von sich aus noch eine Alternative der offensiven Strategie Karthagos an, nämlich einen Angriff auf die Insel Sardinien, die seit dem letzten Krieg von Rom okkupiert worden war. Dieser Angriff erfolgte später ( 215 ) auch tatsächlich, allerdings nur durch eine kleinere karthagische Flotte. Die Ereignisse in Sardinien entwickelten niemals eine größere Bedeutung für den Fortgang des Krieges.
Der karthagische Befehlshaber in Spanien, wo der bedeutendere Teil der karthagischen Militärmacht stationiert war, der Barkide Hannibal, entschied sich denn auch für den Angriff auf Italien.
Dafür standen ihm von Spanien aus zwei Wege offen: Der bequemere und schnellere Seeweg, und der bedeutend längere und beschwerlichere Landweg. Die Entscheidung Hannibals für den letzteren rührte von mehreren Gründen her: Einmal beherrschte die römische Kriegsflotte, die der karthagischen zu Beginn des Krieges mehr als 2:1 überlegen war, die zu durchquerenden Meeresgebiete. Die Gefahr, daß Hannibals Transportflotte auf ihrem Wege abgefangen werden könnte, war also nicht leichthin von der Hand zu weisen. Dagegen hatten Befürchtungen, eine Landung an der italischen Küste könne von römischen Landtruppen aufgehalten werden, wenig wirkliche Substanz. Die Erfahrung mit Landungsunternehmen in der antiken Kriegführung sprach nicht für größere Schwierigkeiten.
Für die Wahl des Landweges gab es neben dem Wegfall der unmittelbaren Gefahr des Abgefangenwerdens durch römische Einheiten noch einen weiteren wichtigen Grund: Er würde Hannibal auf jeden Fall in das Gebiet der cisalpinischen Kelten in der Poebene führen, von denen er aufgrund ihrer feindlichen Haltung zu Rom Unterstützung und den Ausgleich eventueller wegbedingter Truppenverluste erwarten konnte.
So verließ Hannibal Spanien, überschritt die Pyrenäen und langte an der Rhone an. Dort erfuhr er von dem Vorrücken des für Spanien bestimmten römischen Heeres unter den älteren Scipionen, das die Küstenstraße nach Italien am Fuße der Alpen sperrte. Hannibal wich diesem Heer aus - hier in Gallien Krieg zu führen, hätte dieselben, wenn nicht gar eine noch schlechteren Auswirkungen auf die karthagischen Erfolgschancen gehabt als ein Krieg in Spanien. Folglich blieb den karthagischen Truppen nur ein Weg nach Italien offen - der über die Alpen, die im Herbst ein sehr schwieriges Hindernis darstellten. Ihre sofortige Überschreitung war allerdings der einzige Weg, das strategische Konzept eines Einmarsches in Italien noch zu realisieren. Ein weiteres Verweilen in Gallien hätte über kurz oder lang einen Zusammenstoß mit dem römischen Heer unvermeidlich gemacht.
Das karthagische Heer überwand das Gebirgshindernis nur unter dem Verlust von beinahe der Hälfte seiner Mannstärke. Allerdings gelang es Hannibal mit den übriggebliebenen 26000 Mann, durch die erfolgreiche Bekämpfung des ersten Stammes, der sich ihm widersetzt hatte, der Taurinier, die Unterwerfung - auch "Freundschaft" genannt - der meisten keltischen Stämme des cisalpinischen Galliens zu erlangen.
Bald zeigte sich auch der erste Teilerfolg der karthagischen Strategie - die Legionen, die Rom unter dem Befehl des Ti.Sempronius Longus in Sizilien für die Invasion Afrikas bereitgestellt hatte, wurden eiligst nach dem Norden Italiens umverlegt. Die andere römische Invasionsstreitmacht, die für Spanien bestimmt gewesen war und deren Anwesenheit in Südgallien Hannibal zu seiner Alpenüberschreitung veranlaßt hatte, setzte jedoch auf Entschluß ihres Befehlshabenden, P.Cornelius Scipio, zum größten Teil ihren Weg nach Spanien fort. Diese Entscheidung sollte sich als bedeutungsvoll für das letztendliche Fehlschlagen der karthagischen Strategie erweisen, denn die nahezu ununterbrochene Präsenz und Aktivität der Römer in Spanien führten weitgehend zu der eingangs befürchteten Aufsplitterung der karthagischen Kräfte auf zwei Kriegsschauplätzen und verhinderte die volle Konzentration auf die Unternehmungen Hannibals in Italien, die allein für einen größeren karthagischen Erfolg eventuell noch hätten die Voraussetzungen schaffen können.
Hannibal, der nun in Italien angelangt war und damit sein erstes Ziel erreicht hatte, nahm nun auch zum ersten Mal in diesem Krieg eine reguläre Feldschlacht mit den Römern an. In der Schlacht an der Trebbia, und im einige Wochen früher vorausgegangenen Kavalleriegefecht am Ufer des Ticinus, setzte Hannibal die hier und später erfolgreiche Taktik der Einkesselung des Gegners mit Hilfe seiner überlegenen Kavallerie ein, um die teilweise kämpferische Überlegenheit der römischen Infanterie zu brechen. Auch vermochte er Differenzen und Meinungsverschiedenheiten im römischen Lager für sich auszunutzen, ebenso wie die topographischen Bedingungen, die ihm das Gelände bot, auf das er das römische Heer gelockt hatte.
Nach der Schlacht hielt Hannibal eine Rede vor den nichtrömischen Gefangenen, die er gemacht hatte, und erklärte, daß er nicht hier sei, um mit den Italikern Krieg zu führen, sondern mit Rom, und sandte sie ohne Lösegeldforderung in ihre Heimat zurück. Dieses Verhalten wirft ein klares Licht auf sein oberstes Ziel, Zwietracht zwischen Rom und seinen Bundesgenossen zu säen und letztere auf seine Seite zu ziehen.
Nach der Schlacht an der Trebbia war der erste Versuch Roms gescheitert, Hannibal direkt nach seinem Eindringen in Italien entscheidend zu schlagen und die von ihm ausgehende Gefahr zu beseitigen. Ganz im Gegenteil dazu bot sich für Hannibal nun die Möglichkeit, selbst die Initiative zu ergreifen. Dies war auch zwingend notwendig, denn die Poebene war ebensowenig wie Spanien oder Südgallien unmittelbares Gebiet Roms oder seiner Bundesgenossen, und auch hier hätte ein bloßes defensives Verweilen ähnlich negative Folgen für Karthagos Aussichten gehabt. Somit stand die allgemeine Marschrichtung nach Süden, ins eigentliche Italien fest, fraglich war nur noch die Auswahl zwischen zwei möglichen Wegen. Der eine führte die Adriaküste entlang nach Süditalien. Dieser Weg hätte den Vorteil gehabt, daß die Gewinnung eines Hafens im Süden seine unmittelbare Verbindung mit Karthago selbst wiederhergestellt hätte. Allerdings war die relativ schmale Küstenebene, in der sich auch einige größere römische Kolonien, wie Ariminum, befanden, relativ einfach durch ein römisches Heer abzuriegeln gewesen, und seine Verbindungen zu den Galliern in der Poebene wären mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abgeschnitten worden.
Die Alternative, nach Etrurien vorzustoßen, besaß diese Nachteile nicht. Darüber hinaus standen mehrere etrurische Städte mit Rom nicht gerade auf besonders gutem Fuße, ihre Unterstützung war eventuell zu erringen. Auch die Gewinnung eines Hafens für die Seeverbindung mit Karthago wurde nicht als ganz unwahrscheinlich angenommen, wenn auch eine Verbindungsroute, die mitten durch das römisch beherrschte Tyrrhenische Meer führte, gewiß nicht die sicherste gewesen wäre.
Hannibal wählte den Weg nach Etrurien. Hier stieß er auf ein römisches Heer unter dem Konsul C.Flaminius. Dieser ließ sich in einen von Hannibal am Ufer des Trasimener Sees aufgestellten Hinterhalt locken. Hannibal hatte seine Truppen auf mehreren Hügeln nahe am Seeufer aufgestellt, Flaminius führte seine Legion genau dort entlang, wo der karthagische Feldherr ihn erwartet hatte. Die Schlacht, die mit einer vernichtenden römischen Niederlage endete, beruhte auf einem der von der Anzahl der beteiligten Truppen her größten Hinterhalte der Militärgeschichte, der wiederum die Fähigkeiten Hannibals zur Schau stellte, Neues und bisher nicht Vergleichbares auf taktischem Gebiet zu erproben und durchzuführen.
Auch nach diesem Kampf sandte er die nichtrömischen Gefangenen nach Hause und bekräftigte seine Erklärung, daß er als "Befreier Italiens" gekommen sei. Römische Gefangene dagegen ließ er beschimpfen und unter strikte Bewachung stellen.
Nach diesem Erfolg stellte sich erneut die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Im Bereich des Möglichen lagen der Marsch direkt auf Rom und seine unmittelbare Umgebung oder der Weg zur Adriaküste und damit endlich zu einem Hafen. Die Entscheidung fiel für die zweite Möglichkeit. Zum einen stand noch eine zweite römische Armee in Etrurien im Feld, wenn auch nach dem Erfolg des Reiterobersten Maharbal ohne Kavallerie, zum anderen war der Zustand von Hannibals eigener Kavallerie nach den Anstrengungen des Marsches nach Etrurien in einem besorgniserregenden Zustand, in dem er mit ihr keine weiteren Feldschlachten mehr wagen wollte. So marschierte er von römischen Einheiten ungehindert an die Adriaküste.
Die karthagische Strategie der folgenden Zeit wird stark von der der Römer und ihres Diktators Q.Fabius Maximus beeinflußt. Hannibal versuchte durch den Marsch durch das Land der römischen Bundesgenossen diese, die bisher trotz seiner Siege noch kaum Neigung gezeigt hatten, die Seite zu wechseln, zum Abfall von Rom zu bewegen. Dies hatte allerdings nicht sonderlich viel Erfolg, eher im Gegenteil, da Fabius mit seiner Strategie des parallelen Marsches und der ständigen Scharmützel bei Verweigerung jeglicher größeren Schlacht die karthagischen Bemühungen zunichte machte und die Moral der Karthager selbst zu untergraben begann. Aus dieser Periode des Krieges ist nur der Ausbruch aus dem Ager Falernus erwähnenswert in Bezug auf die taktischen Fähigkeiten des karthagischen Feldherren. Hannibal, dem Fabius mit einigen Truppen den Weg über einen Paß aus dem Ager versperrte, benutzte bei Nacht eine Herde Ochsen, denen er Fackeln an die Hörner binden ließ, um die Römer zu narren und von ihren Posten fortzulocken. Derweil brach er mit seinem Heer durch den Paß und schaffte es sogar noch, am nächsten Tag diejenigen seiner Soldaten, die die Ochsen getrieben hatten, hinüberzuholen.
Eine Änderung der militärischen Situation ergab sich erst, als sich in Rom die Anhänger einer offensiveren Vorgehensweise gegen die Karthager bei den Konsularwahlen durchgesetzt hatten. Die neuen Konsuln traten Hannibal bei Cannae, auf dem rechten Ufer des Aufidus entgegen. Hannibal, der dem römischen Heer, besonders bei der Infanterie, zahlenmäßig unterlegen war ( ob so stark, wie Polybios es angibt, bleibe dahingestellt ), aber bei der Kavallerie leichte Vorteile besaß, stellte seine Fußtruppen in einer konvexen, halbkreisförmigen Anordnung auf, deren Mitte seine schwächsten Infanteristen bildeten, nämlich Spanier und Kelten, und deren Flügel aus seinen besten Infanteristen, den "Afrikaner" genannten karthagischen Söldnern, und der Reiterei bestanden. Die Römer hingegen stellten ihre Truppen in einer Linie auf, mit der Reiterei an den Flügeln. Während der Schlacht gaben die Spanier und Kelten, wie Hannibal es vorgesehen hatte, dem Ansturm der römischen Infanterie nach, wohingegen die Afrikaner ihre Stellung beibehielten und die karthagische Reiterei relativ schnell ihre römischen Kontrahenten in die Flucht schlug. Mit der Rückkehr der karthagischen Kavallerie in den Rücken der römischen Infanterie begann die entscheidende Phase der Schlacht. Die Römer, vom Rücken und von den Flanken her umschlossen, besaßen keine Aussicht auf den Sieg mehr. Vom gesamten römischen Heer entkamen nur ungefähr 14000 Mann dem Tod oder der Gefangenschaft. Hannibal hatte das größte Heer der bisherigen römischen Kriegsgeschichte besiegt.
Nach diesem eindeutigen Sieg über beide in Italien befindlichen Feldlegionen mußte Hannibal entscheiden, wie er weiter verfahren wollte. Sollte er auf Rom marschieren, wie es ihm sein Reiteroberst Maharbal nahelegte, oder sollte er mit der Abwerbung der römischen Bundesgenossen wie bisher, nur mit größerer erhoffter Wirksamkeit fortfahren ? Über diese Frage, besonders über die Aussichten eines Marsches auf Rom, bestehen in der Geschichtsschreibung seit alters her Kontroversen. Die römischen Geschichtsschreiber waren erstaunt über Hannibals Untätigkeit, sie bemühten sogar Götter oder Daimonen, um zu erklären, weshalb er nach dem überwältigenden Sieg nicht im entferntesten versuchte, die feindliche Hauptstadt einzunehmen. Die neuzeitlichen Historiker haben sich seit Theodor Mommsen mehrheitlich hinter die These gestellt, daß Hannibal Rom durch einen Marsch dorthin nach Cannae nicht hätte einnehmen können und deshalb aus Gründen der Vernunft auf ein solches Vorgehen verzichtet hätte. Um diese These zu stützen, werden eine Reihe von Argumenten ins Feld geführt. Zum einen sei Rom von Cannae relativ weit entfernt ( ca. 400 km ), so daß die Römer bei der gewöhnlichen Marschgeschwindigkeit eines zum größten Teil aus Fußtruppen bestehenden Heeres wie des karthagischen genügend Zeit zur Organisation der Verteidigung ihrer Stadt gehabt hätten. Zum anderen wird angeführt, daß Rom nicht völlig wehrlos gewesen sei, sondern daß unter anderem zwei frisch ausgehobene Stadtlegionen zu seiner Verteidigung bereitgestanden hätten. Somit sei eine Einnahme im Sturm zweifelhaft gewesen, und für eine regelrechte Belagerung hätten Hannibal ein ausreichend großes Heer und das notwendige Belagerungsgerät gefehlt. Auch hätte er die Versorgung Roms vom Meer her nicht unterbinden können, da ihm eine Flotte gefehlt habe. Außerdem wäre bei einer langwierigen Belagerung erst recht die Überlegenheit Roms in der Fähigkeit zur raschen Neuaufstellung von Truppen zum Tragen gekommen, wodurch sich Hannibal bald seinerseits belagert gesehen hätte.
Die Gegenseite baut ihre Beweisführung für eine Sinnhaftigkeit eines Marsches nach Rom vor allem auf der Widerlegung der eben angeführten Argumente auf. Die Truppen Hannibals seien groß genug gewesen, um Rom zu belagern; die römischen Truppen, die später Syrakus mit seinen weitaus größeren und moderneren Wallanlagen belagerten, seien auch nicht zahlreicher gewesen. Auch das Problem des fehlenden Belagerungsgeräts wird nicht gelten gelassen, da es in der antiken Kriegführung durchaus möglich und üblich war, Belagerungsgerät erst an Ort und Stelle zu konstruieren. Die vollständige Abriegelung der Stadt Rom hätte auch ohne eine Flotte bewerkstelligt werden können, da eine Sperrung des Tibers mit Hilfe von Ketten genügt hätte. Die Versorgungslage einer antiken Großstadt wie Rom wäre unter diesen Umständen schon sehr bald kritisch geworden und hätte die Ablehnung der Römer gegen einen für Karthago günstigen Friedensschluß sehr wahrscheinlich brechen können.
Die Hauptfrage dabei ist allerdings, ob eine Eroberung Roms mit all ihren Konsequenzen überhaupt in die Gesamtstrategie Hannibals in diesem Krieg zu vereinbaren war. Am Tag nach der Schlacht von Cannae ließ er wiederum alle nichtrömischen Gefangenen frei und hielt vor den römischen eine Rede, in der er betonte, daß er Rom nicht vernichten wolle, sondern daß er allein um seiner Ehre und seiner Herrschaft willen Krieg führe. Sein Ziel war es, die italischen Bundesgenossen Roms zu gewinnen und nach deren Abfall das unterwürfige Friedensangebot der Römer, mit dem er fest rechnete, anzunehmen. Er hoffte, durch seine Anwesenheit in den Gebieten der Bundesgenossen zu diesem Zwecke mehr zu erreichen, als wenn er in das römische Kernland einrücken würde, mit dessen Übertritt er wahrlich nicht rechnen konnte.
Ein bezeichnendes Licht auf die Kriegsziele Hannibals werfen auch die Bestimmungen des Vertrages, den er mit dem Makedonenkönig Philipp V. in den Monaten nach der Schlacht von Cannae abschloß. Dieses Bündnis, dem es an konkreten militärischen Verpflichtungen für beide Vertragspartner mangelt, enthält einige Passagen, die erkennen lassen, daß Hannibal eindeutig von der Weiterexistenz Roms als selbständige politische Einheit ausging. So wird bestimmt, daß Hannibal nach dem Ende des Krieges einen auch für den Makedonier geltenden Freundschaftsvertrag mit Rom abschließen werde. Dieser Vertrag sollte Rom verpflichten, keinen Krieg mehr gegen Philipp zu führen, was implizierte, daß Rom zu diesem Zeitpunkt dazu durchaus noch in der Lage sein könnte, das heißt politisch selbständig wäre. Auch die Bestimmung des Vertrages, die eine Beistandsverpflichtung zwischen Karthago und Makedonien in einem solchen Falle enthält, unterstreicht diese Tatsache. In der späteren römischen Geschichtsschreibung sind diesem Vertrag allerdings ganz andere Bestimmungen zugeschrieben worden, wie die, daß Philipp und Hannibal gemeinsam hätten Rom vernichten wollen, damit letzterer es dann in Besitz nehmen könnte. Die Authentizität der Version des Polybios ist allerdings weithin unumstritten.
Die konkrete Auswirkung dieses Vertrages auf die Ereignisse in Italien blieb gering, stattdessen gelang es den Römern in der Folgezeit, indem sie mit dem Ätolischen Bund, dem ärgsten Gegner Philipps, eine Allianz schlossen, Philipp in Griechenland selbst in kriegerische Konflikte hineinzuziehen und ihn so von einem Eingreifen in Italien abzuhalten.
Dort zeigten sich anscheinend nach Cannae erste nennenswerte Erfolge der Strategie Hannibals. Einige Stämme und Städte der römischen Bundesgenossenschaft wechselten die Seiten, von einer generellen Übertrittswelle kann allerdings keine Rede sein. Die bedeutendste Stadt unter ihnen war Capua, das Hannibal nach einigen Verhandlungen auf seine Seite ziehen konnte. Wichtige andere Städte, wie zum Beispiel alle größeren Häfen am Tyrrhenischen Meer, die für eine direkte Seeverbindung nach Karthago von nicht zu unterschätzender Bedeutung gewesen wären, blieben unter römischer Kontrolle. Auch die Stadt Tarentum, der bedeutendste Hafen am Ionischen Meer, widersetzte sich Hannibal, ebenso wie alle latinischen Kolonien in den von Hannibal besetzten und zum Übertritt auf seine Seite bewogenen Gebieten.
Der Krieg in Italien verlor in den auf Cannae folgenden Jahren weitgehend seine zentrale Rolle, schon hierin kann man den Beginn des Scheiterns der karthagischen Gesamtstrategie erblicken. Die entscheidenden Ereignisse vollzogen sich auf Schauplätzen an der Peripherie, in Sizilien, Spanien und Griechenland. In Syrakus, der den Osten Siziliens beherrschenden Stadt, kam es zwei Jahre nach Cannae zu einer für Karthago günstigen Wendung der Dinge. Der alte König Hieron, der der Sache der Römer seit dem ersten Punischen Krieg stets treu geblieben war, war gestorben, und sein Nachfolger Hieronymos war bald ganz unter den Einfluß der prokarthagischen Fraktion in seiner Stadt gekommen. Er sandte Boten zu Hannibal, der darauf mit der Entsendung zweier Karthager syrakusanischer Abstammung reagierte, die in der Politik der Stadt schnell großen Einfluß erlangten. Auch die Ermordung Hieronymos' und der Wechsel der syrakusanischen Staatsform konnten nichts mehr am Seitenwechsel der Stadt ändern.
Der Besitz von Syrakus und damit die Möglichkeit zur Eroberung ganz Siziliens wären von entscheidender Bedeutung für die weitere karthagische Kriegführung gewesen. Die Verbindungen von Karthago zu Hannibal hätten eine deutliche Verbesserung erfahren, da die Strecke, die karthagische Truppentransporte auf dem von den Römern weitgehend beherrschten Meer hätten zurücklegen müssen, drastisch geschrumpft wäre. Ebenso hätte der Besitz Siziliens für eine eigene aktivere Flottenpolitik gegenüber der latinischen Küste selbst die strategischen Voraussetzungen erheblich verbessert.
Auch die Römer erkannten dies und begannen so schnell wie nur möglich mit der Belagerung von der Land- und Seeseite her. Die karthagische Seite hatte die Bedeutung der Stadt ebenfalls erkannt und sandte ein Entsatzheer unter Himilco, das einige sizilische Städte, wie beispielsweise Agrigentum, einnehmen konnte, bei dem letztendlich entscheidenden Einsatz gegen die Belagerer vor Syrakus aber von einer Epidemie so gut wie ausgelöscht wurde. Auch ein letzter Entsatzversuch von See her scheiterte durch die mangelnde Bereitschaft des karthagischen Admirals Bomilcar, sich in eine offene Seeschlacht mit den ihm sogar leicht unterlegenen römischen Verbänden einzulassen. Er segelte stattdessen zu Hannibal nach Tarent, der diese Stadt kurz zuvor durch Verrat eingenommen hatte. Syrakus, ohne jede Hoffnung auf baldige Versorgung und Entsatz von außerhalb, kapitulierte bald darauf, mit und nach ihm die meisten anderen sizilischen Orte, die zu Karthago übergegangen waren. Eine Eroberung Siziliens war damit von den Karthagern trotz relativ großen Aufwandes nicht erreicht worden, und eine direkte Verbindung zu Hannibal blieb bloßes Wunschdenken.
Noch ein weiterer wichtiger Verbündeter der Karthager war unter römische Belagerung gekommen - die Stadt Capua, einer der wenigen größeren römischen Bundesgenossen, die nach Cannae auf die Seite Hannibals getreten waren. Hannibal erkannte die von einem möglichen Fall dieser Stadt ausgehende Bedrohung für seinen Ruf bei den zu ihm gewechselten Bundesgenossen, gar nicht zu sprechen von seiner Reputation bei denjenigen, die er immer noch neu zu gewinnen hoffte. Er konnte allerdings die Belagerungsstellungen der Römer vor Capua nicht durchbrechen, und so setzte er all seine Hoffnungen auf eines der berühmtesten Täuschungsmanöver der Geschichte - er marschierte auf Rom, um die römischen Belagerer zu einem Abzug von Capua zum Schutze ihrer Heimatstadt zu veranlassen. Zu diesem Zweck wählte er nicht den kürzesten Weg nach Rom, sondern benutzte einige Umwege, um den Römern für ihren Aufbruch Zeit zu geben und sie dann eventuell auf ihrem Marsch von Capua nach Rom schlagen zu können.
Seine Ankunft vor den Mauern Roms löste einiges an Entsetzen und Panik unter der Bevölkerung aus, nicht aber die beabsichtigte Reaktion, die Legionen von Capua zurückzurufen. Hannibal, der diesmal wirklich nicht in der Lage war, Rom im Sturm zu erobern oder gar eine langwierige Belagerung zu beginnen, kehrte nach einigen Tagen um und mußte enttäuscht feststellen, daß sein Plan völlig fehlgeschlagen war. Kurze Zeit darauf fiel Capua, und der Rückhalt Hannibals auf italischem Boden verringerte sich zusehends.
In dieser Zeit der sich häufenden Niederlagen gab es nur einen Lichtblick für Karthago. Auf dem Kriegsschauplatz in Spanien hatten es seine Generäle Hasdrubal Barcas, Hasdrubal Gisgo und Mago vermocht, das römische Expeditionsheer unter den beiden älteren Scipionen vernichtend zu schlagen. In Spanien war es in den Jahren seit Hannibals Abmarsch zu einem ständigen Ringen der Karthager um die Durchbrechung der Ebrolinie gekommen, die von den Römern gehalten wurde und den direkten Landweg zu Hannibal nach Italien versperrte. Hasdrubal Barcas hatte einen großen Durchbruch versucht, der in der Schlacht von Ibera (216/215) vollständig gescheitert war. Dieser Mißerfolg war eventuell entscheidend für den Fortgang des Krieges in Italien, wo das Erscheinen einer zweiten karthagischen Armee im Norden so kurz nach der Niederlage von Cannae einen weiteren schweren Schock für die Römer bedeutet hätte.
Nach dem Sieg über die Scipionen brachten es die drei karthagischen Befehlshaber in Spanien nicht fertig, sich zu einer gemeinsamen Meinung über das weitere Vorgehen durchzuringen. Dabei mögen Streitigkeiten über die strategische Grundsatzfrage, ob zunächst Spanien gesichert oder sofort Truppen nach Italien geschickt werden sollten, von Bedeutung gewesen sein, darüber hinaus aber auch alte Zwistigkeiten zwischen den mächtigen karthagischen Familien der Barkiden und Gisgonen. Sie warteten jedenfalls mit einer Aktion so lange, bis die Römer ein neues Heer unter dem jüngeren Scipio nach Spanien gesandt hatten. Dieser nahm nun den Karthagern in bedeutendem Maße das Heft des Handelns aus der Hand, wofür die Einnahme Nova Carthagos nur ein Beispiel ist. Viel zu spät entschloß sich zu diesem Zeitpunkt Hasdrubal Barcas, sich einer entscheidenden Schlacht zu stellen und, falls er diese nicht gewinnen könne, mit dem Rest seiner Truppen über die Pyrenäen nach Italien durchzubrechen. Die Schlacht von Baecula ging für Karthago verloren, aber Hasdrubal gelang es, den zweiten Teil seines Planes zu verwirklichen. Auf einem ähnlichen Weg wie ein Jahrzehnt zuvor sein Bruder zog er durch Südgallien und über die Alpen in die Poebene, wo er ebenfalls neue Söldner unter den dort ansässigen Kelten anwarb. Sein Vorhaben war anscheinend, sich mit Hannibal in Mittelitalien, und zwar in Umbrien, zu treffen. Zumindest geht dies aus einem Brief hervor, den er seinem Bruder nach seiner Ankunft in Oberitalien sandte und der auf dem Wege zu seinem Empfänger in römische Hände fiel. Hasdrubal rückte zu diesem Zwecke entlang der Adriaküste nach Süden vor. Nun zeigte sich, daß sein Bruder mit seinen Befürchtungen, derenthalben er 217 diese Route nicht gewählt hatte (s.o.), nicht ganz unrecht gehabt hatte. Es fiel beiden römischen Konsuln mit ihren Heeren nicht schwer, Hasdrubal am Metaurus abzufangen und ihn zu einer Schlacht zu zwingen, bevor er mit dem Heer Hannibals auch nur im entferntesten Kontakt aufnehmen konnte. Der Tod Hasdrubals und die Vernichtung seines Heeres verhinderten eine eventuelle Neuaufnahme einer offensiveren karthagischen Politik auf italischem Boden; ob diese allerdings zum fraglichen Zeitpunkt noch größere Erfolge hätte verzeichnen können, ist zweifelhaft.
Im folgenden Jahr gelang es den Römern, die karthagische Präsenz in Spanien durch ihren Sieg bei Ilipa und die darauffolgenden Aktionen zu beenden.
Einer der Verlierer von Ilipa, Hannibals Bruder Mago, zog sich mit den in den spanischen Städten geplünderten Reichtümern auf die Balearen zurück, warb dort Söldner an und startete das letzte grössere offensive Unternehmen der Karthager in diesem Krieg. Seine Landung in Ligurien vermochte allerdings den Kriegsverlauf nicht mehr entscheidend zu beeinflussen. Zwar nahm er Kontakte mit etrurischen Edelleuten auf, um deren Unzufriedenheit mit Rom für seine Ziele nutzbar zu machen, und Livius berichtet auch von einer Schlacht im Gebiet der cisalpinischen Kelten, doch hatten diese Maßnahmen nicht die erwünschte Wirkung auf das römische Verhalten.
Die Ereignisse in Griechenland entwickelten sich ebenfalls zuungunsten der Karthager. Nach Jahren der wechselnden Erfolge schlossen die Römer und Philipp V. von Makedonien den Verständigungsfrieden von Phoinike, der zwar nicht unbedingt vorteilhaft für Rom war, es jedoch von den militärischen Lasten des Krieges im Osten befreite. Die Karthager, in Spanien besiegt und in Italien zu weitestgehender Wirkungslosigkeit verdammt, blieben von nun an auf sich allein gestellt.
Wie gering die strategischen Möglichkeiten Hannibals und Magos in Italien waren, zeigt schon die Tatsache, daß die Römer sich trotz der Anwesenheit beider Heere auf ihrem Gebiet zur Invasion Afrikas entschlossen und diese von karthagischer Seite ungestört vorantreiben konnten.
Als das römische Heer unter Scipio schließlich in Afrika landete, versuchten die Karthager, es mit überlegenen Kräften zu blockieren. Den Erfolg dieser Maßnahmen vereitelte Scipio durch einen Überfall auf die karthagischen Lager, bei dem er einen großen Teil der Karthager tötete und sich so Handlungsspielraum verschaffte. Nach dieser Katastrophe gab es auf karthagischer Seite erste Überlegungen, Hannibal aus Italien zur Verteidigung der Heimat zurückzurufen. Diese Vorschläge wurden jedoch zurückgewiesen und stattdessen Hasdrubal Gisgo, der aus Spanien zurückgekehrt war, mit der Aufstellung und Führung einer neuen Armee aus den Überlebenden und numidischen Verbündeten beauftragt.
Doch auch Hasdrubal Gisgo zeigte sich Scipio nicht gewachsen und verlor gegen ihn auf den Großen Feldern. Die Reaktion der karthagischen Seite auf diese Niederlage war zum einen die Entsendung einer Gesandtschaft zu Scipio, die einen Waffenstillstand mit ihm aushandelte, und zum anderen die Rückberufung Hannibals und Magos aus Italien. Nach fünfzehn Jahren kehrte der Sieger von Cannae dem Land den Rücken, in dem er eine Reihe bedeutender Siege errungen, nie eine wirklich gravierende Niederlage eingesteckt und trotzdem sein eigentliches Ziel, die Bändigung Roms durch die Abspaltung und Übernahme seiner Bundesgenossen, nie erreicht hatte. Die Ursache dafür mag sein, daß dieser Weg zur Unterwerfung Roms von vornherein keine echten Erfolgsaussichten besaß, sondern nur die unmittelbare Unterwerfung Roms selbst zum Ziel geführt hätte - ein Schritt, den Hannibal niemals ernsthaft unternahm.
Die folgenden Ereignisse in Afrika führten zur völligen Niederlage Karthagos, und es ist fragwürdig, was den karthagischen Senat bewogen hat, dem Bruch des Waffenstillstandes durch einen Überfall auf einen römischen Versorgungskonvoi zuzustimmen. Denn selbst ein Sieg bei Zama hätte die strategische Situation für Karthago nach dem Verlust von Spanien und Sizilien, dem Ende des Krieges in Griechenland und dem Rückzug seiner Truppen aus Italien kaum verbessert. Welche Möglichkeiten wären Karthago geblieben? Eine erneute Invasion Italiens hätte wohl äußerst geringe Erfolgschancen gehabt und wäre bei den weiterbestehenden Verwicklungen in Numidien darüber hinaus auch gefährlich für das Heimatgebiet gewesen. Hingegen hätte eine defensive Einstellung nur dazu geführt, daß Rom immer neue Heere nach Afrika gesandt hätte, was gemäß der Erfahrung letzten Endes doch den Ruin Karthagos zur Folge gehabt hätte. Auch eine Milderung der römischen Friedensforderungen wäre wenig wahrscheinlich gewesen.
So aber standen sich in der letzten großen Schlacht des Zweiten Punischen Krieges noch einmal seine beiden größten Heerführer, Hannibal und Scipio, gegenüber. Der Karthager sah sich, nach dem schon einige Zeit früher erfolgten Übertritt des Numidierfürsten Masinissa zu den Römern, in der für ihn ungewohnten Lage, es mit einem Gegner mit überlegener Kavallerie zu tun zu haben. Ein Teil seiner Hoffnungen ruhte deshalb auf der großen Zahl seiner Elefanten, mit denen er einen Teil der römischen Infanterie auszuschalten beabsichtigte. Dieser Plan glückte allerdings nicht, da zum einen Scipio für die Neutralisierung des Ansturms der Elefanten Gassen zwischen den einzelnen Truppenteilen hatte bilden lassen und zum anderen die Elefanten mit Geschossen angreifen ließ, welche diese in Verwirrung stürzten und teilweise gegen die eigenen Reihen vorgehen ließen. Der Kampf war nichtsdestoweniger ziemlich ausgeglichen. Allerdings behielt die römisch-numidische Kavallerie wie vorausgesehen die Oberhand über ihre karthagischen Kontrahenten, und ihr Angriff in den Rücken der Karthager bedeutete die Entscheidung der Schlacht.
Die letzten Hoffnungen der Karthager wurden zerstört, als einige Wochen später auch die Truppen des mit Karthago verbündeten Numidierfürsten Vermina von Scipio vernichtet wurden. Der nun auf karthagische Bitte hin zustandegekommene Friedensschluß enthielt härtere Bedingungen als der während des ersten Waffenstillstandes ausgehandelte Vertrag und zog einen Schlußstrich unter einen Krieg, den Karthago wohl deshalb nicht hatte gewinnen können, weil seine gesamte strategische Planung sich in der Einschätzung des Gegners und seiner Reaktionen grundlegend geirrt hatte.
Verzeichnis der vollständig oder in Auszügen
verwendeten Werke
Bengtson, | Hermann, Römische Geschichte.Republik und Kaiserzeit bis 284 n.Chr., München 1985. |
Bleicken, | Jochen, Geschichte der Römischen Republik, München und Wien, 1980. |
Dahlheim, | Werner, Griechisch-Römische Antike, Bd.2: Rom, Paderborn 1992. |
Dorey, | T.A., und Dudley, Donald R., Rome against Carthage, London 1971. |
Hoffmann, | Wilhelm, Hannibal, Göttingen 1962. |
Huss, | Werner, Geschichte der Karthager, München 1985. |
Lazenby, | J.F., Hannibal's War.A military history of the Second Punic War, Warminster 1978. |
Proctor, | Dennis, Hannibal's March in History, Oxford 1971. |
Seibert, | Jakob, Hannibal, Darmstadt 1993. |
Vogt, | Joseph ( Hrsg. ), Rom und Karthago. Ein Gemeinschaftswerk, Leipzig 1943. |