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12. Juni 2000

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Logbuch eines gewöhnliche Städtefluges und eines ungewöhnlichen Theaterbesuches


Im folgenden habe ich meine Eindrücke zweier Ferientage stichwortartig festgehalten. Als kurze Einführung hier noch einige vollständige Sätze. Im Mai packt mich jeweils die Reiselust, mit dem Ziel innert weniger Tage etwas Interessantes oder Schönes zu erleben. Dieses Jahr standen mir noch einige Gratisflugmeilen zu, welche für einen Europa-Städteflug in Business-Class reichten. Das Ziel war für mich klar: -Wien- und Einkaufen mit abendlichem Ausgang in die Staatsoper. Da ich Kravatten bei mir nicht leiden kann, blieb mir nichts anderes übrig, als das Gala-Outfit von Petra einzupacken.

23.5.2000, Dienstag:

0300:
schlaflose Nacht zuhause, Entschluss ein kpl. Galatenu und Schminkset auf die Reise mitzunehmen.

0700:
Beginn Kofferpacken, nach Abschluss stehen 2 Koffer und ein Rucksack bereit Abflug Zürich, Terminal A, leichte Verspätung, schönes Wetter. Fahrt mit Bus zum Südbahnhof zum Hotel ÑCongressì. (günstiges ***Hotel) Zimmerbezug, Kofferauspacken. Innerlich noch unentschlossen, ob sich meine Fantasie umsetzen lässt. Vorerst mal in Drab die bekannten Secondhand-Läden durchstöbern. Die Opernhauskasse schliesst gerade, als ich nach Eintrittskarten für Mittwoch fragen will. Noch etwas "herumstreunen" auf der Kärntnerstrasse, Lokal für Nachtessen suchen. Ich entscheide mich fürís "Gulaschmuseum" Nähe Stefansplatz. Rindsgulasch ist exzellent!

Nachtlokal "Le Swing": Heute ist "Tranestietag" laut Wochenprogramm. (Sollte offenbar Travestie heissen, oder ist dies eine wienerische Spielart?) Drin sitzen einige Männer in Drag: 1 Amateur und 3 "Profi's" und die "Barmaid". Sonst ist die mittlere Beleuchtungstärke im Bereich von Millilux, und erlaubt nur schemenhaftes Erkennen der Gäste. Ich beginne mit dem Amateur, welche/r/ sich als Silvia vorstellt, etwas zu plaudern. Sie ist verheiratet, die Frau weiss nichts über Silvia. Sie betreibt eine eigene Installationsfirma für Fördertechnik. Am Mittwoch hat sie keine Zeit wegen Lieferproblemen/Ueberzeit, sonst hätten wir gerne gemeinsam etwas unternommen. Ich verlasse das Lokal obwohl bis 0200 geöffnet und fahre mit Tram und U-Bahn ins Hotel zurück.


Mittwoch

0300: Ich werde wach und wälze mich im Bett, beginne die Varianten für den nächsten Abend durchzudenken. Zur Ablenkung lese ich etwas Zeitung bis ich einnicke.

0700:
Die Sonne scheint ins Zimmer. Aufstehen!

0730:
Frühstücksbüffet, heute wird mit Rücksicht auf abend schmal gegessen.

0800:
Wunderschöner Morgenspaziergang durch die Belveder-Parkanlage Richtung Karlsplatz. Zu früh, der Billetverkauf öffnet erst um 0930 ! Bummeln auf der Kärntnerstrasse! Im Vorbeiweg noch schnell ein Satz "Wimpers" zu 99.90 Schilling kaufen.

0930:
Nun hat es an der Opernkasse bereits eine Schlange von 5 Personen, eigentlich kein Problem, aber der Mann am Schalter bedient mit ausgesuchter Umständlichkeit die Kundinnen vor mir. In meinem Kopf summt es: Hat es noch Logenplätze? Was, wenn nein? Uebung abblasen?

0950:
Ich komme dran und erhalte glücklich ein Billet für das Ballett Romeo und Julia (Prokofieff) mit eingeschränktem Blick zur Bühne: Loge 2 Parterre, Platz 5, macht nix, Hauptsache man ist dabei!

1000:
Auf meiner Einkaufsliste steht noch der 2nd Hand Shop von Caritas, eine wahre Fundgrube! Ich finde das Gesuchte (2 Dirndl Blusen zu 90 S)

1100:
Mit Tram 62 und U1 zum Praterstern. Dort geniesse ich mein Picknick auf einer Parkbank (lasse aber die Tauben in Ruhe!). Blick auf Springbrunnen und Riesenrad.

1300:
Nun wirdís Zeit für die Rückkehr ins Hotelzimmer, die Nervosität steigt etwas.

1400:
Im Badezimmer mache ich Auslegeordnung und beginne dann der Reihe nach mit Rasur, Gesichtscamouflage, Wimpermontage, Makeup, Puder, Lippen, Nägel, Perücke. Dazwischen verfolge ich mit einem Auge auf ORF2 eine passende Talkshow "Haben Männer Angst vor Frauen"? Auch zwei Transen kommen dabei zu Wort.



1850:
Inzwischen bin ich äusserlich fertig, (und innerlich fix und fertig). Nun bestelle ich bei der Reception ein Taxi auf 19h . Letzter Check: Handtasche, Billet, Kleingeld. Das Telefon klingelt: Taxi ist da! Lift nach unten, Zimmerschlüssel abgeben. Der Concierge grüsst mich gelassen und wünscht mir weltmännisch viel Vergnügen.

Wir kommen trotz Abendverkehr gerade recht zur Opernvorfahrt. Taxi bezahlen, aussteigen, Lächeln aufsetzen und rein ins Vergnügen! Die Wandelhalle ist schon stark bevölkert. Mein Aeusseres (siehe Bild) scheint zu passen,und es gibt keinen Skandal. Die Leute erwidern meinen Blick freundlich oder interessiert. Die Frauen schauen in der Regel zuerst. Der Platzanweiser zeigt mir meinen Platz vorne rechts. Toll! Direkt über dem Orchestergraben Das Klanggemisch der noch probenden Musiker steigt auf. Gleichgzeitig betritt eine junge Wienerin die Loge. Sie hat den Platz 4 neben mir. Ich beginne etwas Konversation und leihe ihr meinen Operngucker für die ganze Zeit. Vor uns nehmen noch ein amerikanisches Paar und eine Japanerin Platz.

1930:
Pünktlich senkt sich die Beleuchtung und die Vorstellung beginnt. Mein Blick verweilt meist beim Orchester,da ich die Bühne nur teilweise sehe: Es sind ca. 60 Musiker und welche Vielfalt!: 2 Harfen, 6 Kontrabässe, 6 Cellos, etc. Auch 2 Mandolinen und 2 Gitarren sind dabei. Die Bläserseite ist ebenso eindrücklich mit klassischen Holz- und Blechinstrumenten ausgestattet. Ihr Spiel begeistert mich. Die Tänzerinnen und Tänzer sind natürlich auch Spitzenklasse.

2030:
Pause: Meine Platznachbarin Eva begleitet mich zur Wandelhalle, wo sie mit meinem Apparat ein paar Fotos knipst mich. Darauf gehe ich zum Buffet um mir ein Glas Sekt zu holen, und die verstohlenen Blicke zu geniessen. Anschliessend begebe ich mich zur Toilette, um etwas nachzupudern. Auch dies scheint mittlerweile ein Routinevorgang zu sein. Die Glocke Ñscheppertì, es tönt irgendwie gleich in allen Theaterhäusern der Welt. Zurück auf meinem Sitzplatz stelle ich fest, dass sich einige wenige Operngucker im Zuschauerraum und von den Logen gegenüber auf mich richten. Ich reagiere mit Pepsodent-Lächeln, das Licht geht aus und dann folgt der 2. Teil.



Zweite Pause: Eva trifft eine Kollegin und stellt mich vor. Nach artiger Konversation lasse ich die zwei etwas allein, und schiebe mich durch das Gedränge an den Buffets vorbei zur grossen Terrasse im 1. Stock: Der Abend ist lau und die Abkühlung im Freien willkommen. Ein weisshaariger Herr zwinkert mir zu. Ich bin etwas verlegen und froh, dass Glocke wieder ertönt. In der Loge wird es gegen Ende der Vorstellung immer wärmer, und ich begreife jetzt, dass zum vollständigen Theateroutfit auch ein spanischer Fächer gehört. Behelfsmässig verschaffe ich mir Kühlung mit dem Programmheft. Das Ende der Vorstellung und die Künstler werden mit langem Applaus gefeiert. Dutzende von Blumensträussen werden von der Loge gegenüber den Darstellern zugeworfen. Ich verabschiede mich von den amerikanischen Logennachbarn und von Eva.

Zu Fuss gelange ich zum nahegelegenen Hotel Sacher, um mit einem Stück Torte und einem Kaffee den Abschluss zu feiern. Der Kellner knipst mich ab (Bild) und ich suche draussen nach einem Taxi.

Mein Taxifahrer ist ein freundlicher Serbe, heisst Milan, und sagt, dass er noch ein Lokal kennt wo es auch solche Vögel wie ich habe. Ich lasse mich in seiner Begleitung dorthin führen. Die Bar nennt sich "Happy Night".

Die Bardame ist aufgestellt, da wir zu den anwesenden 3 Stamm-"Damen" darstellen, welche auf Kundschaft warten, offenbar eine Bereicherung darstellen. Nach einem Cüpli brechen wir wieder auf, und Milan fährt mich zum Hotel. Der Nachtportier gibt mir den Zimmerschlüssel und wünscht der "gnädigen Frau" eine gute Nacht. Im Zimmer heisst es nun abschminken und Zähne putzen.

2400:
Ich liege im Bett und halte noch etwas Rückblick auf diesen langen Tag. Für mich stimmte alles und ich finde bald den Schlaf.


Donnerstag

Rückreisetag in drab. Hier endet mein Logbuch, da der Alltag wieder beginnt.

Petra Bella


 




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