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Obwohl im Verfahren nach dem Transsexuellengesetz zur Änderung der Geschlechtszugehörigkeit nur die Brustoperation und die Entfernung der inneren Geschlechtsorgane verlangt wird, wollen viele Transsexuelle auch einen Penoidaufbau haben. Denn sie legen Wert darauf, * im Stehen urinieren zu können * Geschlechtsverkehr haben zu können * keine Prothesen mehr in die Hose stopfen zu müssen oder * sind der Meinung, daß ein Penis zu einem vollständigen Mannsbild dazugehört. Je nach persönlichen Erfahrungen und Interessen hat der eine oder der andere Grund mehr Gewicht.
Die heute üblichen Operationsverfahren haben sich aus den Techniken zum Peniswiederaufbau, z.B. nach Unfällen, bei Bio-Männern entwickelt. Das Ziel dieser Operationen war, die ursprüngliche Form und möglichst auch die Funktion wiederherzustellen. Je nach Größe des Schadens mußte dazu auch gelegentlich mehr oder weniger Gewebe transplantiert werden. Übertragen auf die Frau-zu-Mann-Transsexuellen ist es besonders schwierig, denn bei ihnen muß quasi ein zusätzliches Organ aus dem Nichts geschaffen werden. Das Material dazu muß von anderen Körperstellen, wo etwas entbehrlich ist, geholt werden. Bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen ist es relativ einfach: die Penishaut wird nach innen geklappt und kleidet die neue Scheide aus. Die Haut der Scheide bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen kann dagegen nicht einfach nach außen geklappt werden, weil es Schleimhaut ist, die zu empfindlich ist, um eine äußere Körperoberfläche zu bedecken. Sie kann aber dazu benutzt werden, die Harnröhre zu verlängern. In der Chirurgie wurden verschiedene Verfahren bzw. Transplantatmöglichkeiten für den Penoidaufbau ausprobiert (Hautlappen von Bauch, Oberschenkeln u.a.) *(5), und die besten wurden weiterentwickelt. Angestrebtes Ziel aller Methoden ist, dem natürlichen Vorbild möglichst nahe zu kommen, das heißt folgende Forderungen zu erfüllen: * ästhetisches und echtes Aussehen * Kohabitationsfähigkeit, d.h. -- funktionelle Größe -- Steifheit oder Versteifungsmöglichkeit * Sensibilität des Penoids * Erhalt der Orgasmusfähigkeit * Möglichkeit, im Stehen zu urinieren Weitere Ziele sind: * unauffällige Narben * möglichst keine Beeinträchtigung der Funktion anderer Körperteile * das Gesundheitsrisiko für den Patienten und die Gefahr von Komplikationen niedrig zu halten, das heißt: -- nicht zu lange Operationsdauer -- wenig Operationen und Krankenhausaufenthalte, also Kombination mehrerer anstehender Operationen, soweit möglich -- Abraten von besonders komplikationsreichen Operationen
Bei der Auswahl der zu verwendenden Hautlappen und/oder Gewebe und der Versteifungsimplantate mußte also darauf geachtet werden, daß * das Hautlappenpenoid penisähnlich gefärbt, groß genug und möglichst unbehaart ist, * sowohl der Hautlappen wie auch das Innere gut durchblutet und mit Nerven versorgt wird, * ein gewebeverträgliches, nicht verrutschbares Implantat für die Versteifung mit eingebaut werden kann, * zusätzlich ein Hodensack aufgebaut werden kann, wenn möglich aus den großen Schamlippen.
Die klassische Operation, die lange Zeit ausgeführt wurde, war das Rollhautlappenpenoid *(2). Ein Stück Bauchhaut wird zusammengerollt und zweimal nach unten geklappt, wobei es jedesmal wieder neu anwachsen muß, bis es zu guter Letzt an der vorgesehenen Stelle angenäht wird. Ich gehe hier nicht näher auf diese Operation ein, weil von ihr nur abgeraten werden kann. Die auffälligen Narben auf dem Bauch und das optische und funktionelle Ergebnis stehen in keinem Verhältnis zu den vielen langen Krankenhausaufenthalten, die dazu notwendig sind. (Die Operation kann nur in mehreren (mindestens 3) Teilschritten durchgeführt werden.) Inzwischen sind andere, bessere Techniken entwickelt worden. Nach ausführlichem Experimentieren hat die Weiterentwicklung der jeweils am besten erscheinenden Operationstechniken zu relativ guten Ergebnissen geführt. Sie weisen schon Ähnlichkeiten mit dem angestrebten Original auf. |
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