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Erinnerungen eines Dorfschulmeisters
Vorwort
Dieser Bericht soll nicht unbedingt ein Rückblick auf mein Leben sein, sondern eher eine Beleuchtung unserer Gemeinde vor über 40 Jahren.
1. Wie ich nach Aeschlen kam
Als ich noch im letzten Seminarjahr war, mussten wir Junglehrer uns mit der Stellensuche beschäftigen. Es war Lehrermangel. Verschiedene Schulkommissionen kamen sogar ins Seminar, um sich den austretenden Schülern "vorzustellen", in der Hoffnung, für ihre Gemeinde endlich einen Lehrer zu finden, der bereit war, mindestens ein Jahre ihre Schüler zu unterrichten. Einige meiner Kollegen erhielten so Stellen, die sie gar nicht unbedingt wollten, und sie blieben auch nicht lange in ihrem neuen Wirkungskreis. Ein Weiterstudium oder grössere Ortschaften zogen sie bald an, und die kleinen Dörfer mussten immer wieder neue Lehrer suchen. Schon der Jahrgang unter uns musste in den Landeinsatz, damit abgelegene Schulen nicht verwaisten.
In Aeschlen kam es ganz anders: Ich bewarb mich damals an drei Orten als Lehrer. Die Schulkommission von Aeschlen war die schnellste, die mich zu einem Vorstellungsgespräch einlud. Also bereitete ich mich vor. Nach dem Rat der Seminarlehrer band ich mir eine grüne Krawatte um (rot durfte sie keinesfalls sein, denn das war die Farbe der Sozialisten und Kommunisten) schlüpfte in eine schlichte, saubere Kleidung und wagte den grossen Schritt meines Lebens. An einem Februarabend im Jahre 1955 erschien ich im alten Schulhaus. In der Schulstube der Oberschule wurde ich zum Absitzen in einem der Klappulte gebeten. Ich war nicht korpulent, aber trotzdem musste ich mich mit etwas Mühe und Geschick zwischen Pultdeckel und Lehne zwängen. Der damalige Präsident Fritz Reusser vom Hubel sass auf dem Deckel des nächsten Pultes und schaute wohlwollend auf mich herunter. Auf verschiedenen Pulten, vor und hinter mir, sassen die weiteren Schulkommissionsmitglieder Walter Aebersold von der Langenegg, Wilhelm Ramseyer von der Zelg, Samuel Reusser vom Unterhaus und Fritz Beutler vom Neuhaus. Drei "wichtige" Fragen richtete der Präsident an mich:
1. Haben Sie vor, im Militär weiterzumachen? (Eine Bejahung wäre sicher negativ gewesen, da immer wieder hätten Stellvertreter gesucht werden müssten.)
2. Sind Sie bereit, auch andere Aufgaben in der Gemeinde zu übernehmen? (Welche waren unklar.)
3. Wie lange gedenken Sie in Aeschlen zu bleiben
Ich beantwortete die Fragen scheinbar so wie die Kommission es gerne hören wollte, denn schon in der nächsten Stunde erhielt ich per Telefon den Bescheid, dass ich in Aeschlen als Lehrer gewählt sei, allerdings müsse die Gemeindeversammlung diese Wahl noch bestätigen, was aber kein Problem sein könne.
Mit etwas gemischten Gefühlen zog ich sofort die Bewerbungen bei den anderen Gemeinden zurück, denn ich kannte ja meinen neuen Wirkungsort überhaupt nicht, habe ich doch vor der Vorstellung noch auf der Landkarte nachschauen müssen, wo Aeschlen überhaupt liegt. Nun war mein Schicksal besiegelt. Vom 1. April 1955 an war ich der neue Lehrer von Aeschlen.
Zu Kapitel 2
Hast Du meine Erinnerungen gelesen, trage Dich doch bitte in mein Gästebuch ein. Gerne nehme ich auch Kritik oder Lob entgegen.
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