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8. Das Lehrerehepaar |
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Es war ein Versprechen des Schulinspektors Balmer: "Wenn ihr in Aeschlen ein neues Schulhaus baut, liefere ich euch ein Lehrerehepaar!" Das war ein gewagtes Wort und zu dem wollte er auch stehen, obschon es sicher nicht so einfach war: |
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Schon als das alte Schulhaus noch stand, lernte ich die Lehrerin vom Otterbach, Erika Schindler kennen. Gemeinsame Postauto und Zugfahrten nach Bern folgten. Wir befreundeten uns immer näher, so dass wir uns auch gegenseitig besuchten. Auf das Frühjahr 1956 fand Erika aber eine neue Stelle in Bärau. Da schien nun plötzlich ein ziemlich breiter Graben zwischen uns zu klaffen. Der Weg nach Langnau mit dem Fahrrad war doch ziemlich weit und die Zeit des "Talbot" war rasch vorbei. Im nächsten Frühjahr verlobten wir uns und ein Jahr später bewarb ich mich kurz entschlossen für eine Stelle in Langnau, damit wir wieder näher beieinander sein könnten. |
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Nun, zurück zum Versprechen des Schulinspektors: Da es mit meiner Kollegin Walthraut und mir nicht klappen wollte, wie er wahrscheinlich erwartet hatte, musste er nun sofort eingreifen. Trotz Lehrermangel trat er vor die Schulkommission in Langnau und bat sie: Wählt den Lory nicht, ich habe euch einen mit Bündner-Patent, so können wir dem Kanton Bern einen Lehrer gewinnen. Die Kommission glaubte ihm wahrscheinlich und schickte mir meine Unterlagen mit einer Absage zurück. Andernorts meldete ich mich nicht, denn es ging mir ja nicht darum, von Aeschlen weg zu kommen, sondern ... So blieb uns nichts anderes, als neu zu überlegen, wie wir näher zusammen kommen könnten. Nun auch diese Ueberlegung besorgte für uns der Schulinspektor: Er besuchte die Eltern meiner Verlobten und bat sie, Erika doch zu beeinflussen, dass sie ihre Stelle im Bärau kündige und sich in Aeschlen melde. Jedoch war hier noch meine Kollegin Walthraut angestellt, so musste er ihr sofort schmackhaft machen, dass für sie eine gute Stelle in Thun frei sei. Sie spielte sowieso mit dem Gedanken wegzugehen, bewarb sich auf Frühjahr 1958 dort und kündigte die Stelle an der Unterschule in Aeschlen. So hatte Herr Balmer für uns den Weg geebnet. Wir brauchten zu seinem Plan nur noch "ja" zu sagen. |
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Halt, nein, noch eine "Kleinigkeit" kam dazwischen: Wir mussten heiraten! Dass Erika in Aeschlen gewählt wurde, war sicher, denn es gab ja keine zweite Anmeldung für diese Stelle. Dafür sorgte der Schulinspektor perfekt. Aber eine Bedingung wurde an uns doch noch gestellt: |
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Unser Gemeindeschreiber Fred Graf war mit meinem Vater zusammen im Verwaltungsrat der Autoverkehr Heimenschwand AG. An einem Sonntag, als ich bei meinen Eltern in Steffisburg verweilte, kam mein Vater etwas unsicher zu mir und begann das Gespräch, wie wenn er seinen Sohn aufklären wollte: Ich müsse jetzt schon daran denken, Erika zu heiraten. Als ich ihm zu verstehen gab, dass das für uns eigentlich nicht so eile, erklärte er mir, dass der Gemeindeschreiber bei ihm in der letzten Sitzung klar die Forderung gestellt habe, die zwei müssten unbedingt heiraten, denn man wolle in Aeschlen nicht mehr die unliebsame Situation wie sie schon einmal bestanden hatte. Da war immer nur in einer Lehrerwohnung Licht zu sehen und die Bürger wussten nie recht, ob Lehrer Ochsenbein und Lehrerin Reber beisammen waren oder nicht. Eigentlich hatten wir beide absolut nichts gegen die Heirat einzuwenden. Es blieb uns aber nur sehr wenig Zeit dafür, überschnitten sich doch die Frühlingsferien von Aeschlen und Langnau sehr stark, so dass uns kaum eine Woche für Hochzeit und Hochzeitsreise zur Verfügung stand. Damals begannen wir das neue Schuljahr nämlich schon am 1. April, damit die Sommerferien etwas länger ausfielen. Schlussendlich klappte doch noch alles: Wir waren bei Schulbeginn verheiratet, hatten eine dreitägige Hochzeitsreise um den Bodensee hinter uns (auf welcher wir "Klösse" essen lernten), konnten Erikas Möbel von Langnau nach Aeschlen zügeln und begannen beide am 1. April 1957 um 7'30 Uhr pünktlich den Unterricht. Dass wir es danach sehr witzig fanden, den Leuten zu erzählen, wir hätten heiraten müssen, sei nur am Rande vermerkt. Inspektor Balmer hatte sein Ziel erreicht. Allerdings der "gewonnene" Lehrer aus Graubünden war nicht in der Lage, das Berner Patent nachzuholen und er ging dem Kanton wieder verloren. Sei dem wie es wolle, Aeschlen hatte sein Lehrerehepaar und dieses lebte glü;cklich und zufrieden in der Gemeinde. Ja, und nicht so selbstverständlich ist: Es blieb dem Schuldienst 40 Jahre lang treu und trat hier in Aeschlen 1994/95 in den Ruhestand. Aus dieser Zeit gäbe es natürlich auch viele Erlebnisse und Begebenheiten zu erzählen. Diese werden vielleicht einmal in einem späteren Bericht zum Zuge kommen. Eines sei nun noch erwähnt: Wir können auf eine arbeitsintensive aber schöne Zeit zurückblicken. Sicher einige hundert Schülerinnen und Schüler (es war mir zu aufwendig, sie zu zählen) und vier eigene Kinder wurden uns anvertraut. Dazu kamen noch Pflichten und Nebenämter in der Gemeinde. Oft war die Belastung sehr hoch, aber trotzdem verloren wir nie die Freude an der Schulmeisterei. |
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