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7.0. Das neue Lehrerhaus            
Kurz nachdem die Bauarbeiten begonnen hatten, musste ich in die Unteroffiziersschule einrücken und konnte nur noch im Urlaub den Fortschritt bewundern.
Wie ich schon im vorigen Kapitel beschrieben habe, wurde das neue Lehrerhaus auf die Grundmauern des alten Schulhauses gestellt. Ein grosser Naturkeller mit Apfelhurden für den Lehrer und ein winziger feuchter Keller ohne Einrichtung für die Lehrerin blieben bestehen. In zwei Räumen wurden die Wände verputzt und der Boden betoniert. Halb unter der Pausenhalle entstand so der Heizungsraum mit Oeltank, Kessel und Oelbrenner und nach Westen wurde eine Waschküche mit Duschen für die Schüler eingerichtet. Eine Waschmaschine hineinzustellen wäre zu teuer gewesen. Zum Waschen baute man einen steinernen Brunnentrog, montierte einen verzinkten Waschherd mit Holzfeuerung und eine Auswinde mit Wasserantrieb. Der 100 Liter Boiler stand nur zum Duschen, nicht aber zum Waschen zur Verfügung. Gegen Nordwesten entstand das Gemeindearchiv. Auf der einen Seite errichtete man Regale und gegenüber stand ein alter Schrank mit vielen kleinen Schubladen. Ein ebenso alter Tisch war mit Akten belegt und in seiner Schublade lagerten die Pläne der Gemeinde. Gegen aussen wurde das Archiv mit einer normalen und einer Eisentüre abgeschlossen. Durch ein kleines vergittertes Fenster konnten die grossen Schüler vom Pausenplatz aus sogar hineinschauen. Heute ist diese Kammer ein Abstellraum für Schule und Kindergarten.
Im Herbst 1956 stand nun auch das Lehrerhaus fertig da. Meine Kollegin Walthraut zog unten in die Dreizimmer- und ich in die obere Vierzimmerwohnung. Wie es damals aussah, brauche ich hier nicht zu beschreiben, denn in der Zwischenzeit hat sich sehr wenig verändert. Nur in der unteren Wohnung wurden Wände herausgeschlagen, so dass grössere Räume entstanden, die nun unseren Kindergarten beherbergen.
Natürlich sparte der Architekt auch hier wieder, besonders an der Inneneinrichtung. Im Korridor standen die einzigen Einbauschränke der ganzen Wohnung. Auf den Plänen sah ich eine gut ausgebaute Küche, aber als ich einzog, fand ich auch hier nur einen Schrank, in dem kaum das Geschirr eines ledigen Lehrers Platz fand. Dass der dann noch heiraten könnte und vielleicht sogar einige Kinder dazu kommen wü;rden, an das dachte wahrscheinlich niemand.
Die kleine Laube gegen Westen konnte nie die grosszügigen Lauben der alten Wohnung ersetzen, reichte der Platz doch kaum für einen Stuhl, geschweige denn für ein Tischlein. Dazu kam noch, dass im Sommer die Hitze des asphaltierten Pausenplatzes aufstieg, so dass es dort nicht auszuhalten war. In den Uebergangszeiten wehte meistens ein starker Westwind, auch nicht gerade einladend zum Verweilen. Die Laube war also höchstens brauchbar, um die wirklich schöne Aussicht gegen den Längenberg zu geniessen und auf dem Strässchen festzustellen, ob der Besuch bald anrücken würde.
Eine "grossartige" Idee des Architekten war auch, das Wohnhaus mitten in den Pausenlärm zu stellen. Besonders als unsere Kinder klein waren oder wenn jemand krank war, bekamen wir diese Lage zu spüren, denn es polterte und schrie jede Stunde hinter dem Haus in der Pausenhalle, vor dem Haus auf dem Turnplatz und rechts und links der Wohnung rasselte es die Strasse oder die Treppe hinauf und herunter, so dass jedermann aus dem tiefsten Schlaf geweckt werden musste.
Nun habe ich die negativen Seiten der Wohnung beschrieben. Positive hatte sie natürlich auch: Besonders angenehm war, dass alles neu und sauber war. In den kälteren Jahreszeiten schätzten wir auch die Oelheizung, die durch einen Knopfdruck zu bedienen war. Endlich auf einem richtigen Kochherd mit Backofen die Mahlzeiten zubereiten zu können, das genoss ich besonders, und dass im Winter das Wasser in der Küche nicht mehr einfror, machte mich auch zufrieden. Uebrigens, wir hatten nun sogar Druckwasser. Im Kellergeschoss des Schulhauses war nämlich ein Reservoir mit einer Druckpumpe eingerichtet, welche die ganze Schulanlage mit Wasser belieferte. War aber etwa bei einem Gewitter längerer Stromausfall, brach auch der Druck zusammen, jedoch konnten wir immerhin noch beim Schulhausbrunnen Wasser holen.
Im grossen Ganzen war der Neubau doch eine gewaltige Verbesserung gegenüber dem alten Schulhaus, obwohl die Romantik dem Konfort hatte weichen müssen. Ich fühlte mich wohl und konnte nun wirklich daran denken, eine Familie zu gründen.
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