Home    Erinnerungen4    Bilder    Forum    Links    Gästebuch    Archiv
3. Das alte Schulhaus
3.1. Die Wohnungen
Ende April 1955 zog ich von Steffisburg, wo meine Eltern lebten, nach Aeschlen ins alte Schulhaus. Bei einem verwandten Sattler in Thierachern kaufte ich einen noch gut erhaltenen Tisch aus Kirschbaumholz mit zwei Stühlen und zwei Bettgestelle aus Eisenrohr mit Matratzen, die ich untereinanderschieben konnte. Von der Grossmutter erhielt ich ab ihrem Estrich ein Ruhbett, einen Blumenständer, Essgeschirr mit Besteck und später von den Eltern einen Schnellkochtopf. Mit dem Auto meines Vaters transportierten wir dieses Mobiliar in meine "neue" Wohnung. Bald merkten wir aber, dass als einzige Kochgelegenheit ein Chunst (Holzkochofen) vorhanden war. So musste ich mir halt später noch ein elektrisches Rechaud mit zwei Platten anschaffen, um etwas bequemer zu meinen Mahlzeiten zu kommen. Auf die Laube stellte ich einige Geranien und die Stube schmückte ich mit Grünpflanzen und Reproduktionen berühmter Bilder von van Gogh und Cesanne.
Schon war die Wohnung für mich gemütlich eingerichtet. Für kühlere Tage stand in der Wohnstube sogar ein kleiner aber guter Holzofen. Nun konnte ich mich meiner Aufgabe als Oberschullehrer in Aeschlen widmen. Davon erzähle ich aber in einem nächsten Kapitel. Jetzt will ich noch beim Wohnen und Leben im alten Schulhaus verbleiben.
Meine Wohnung befand sich im ersten Stockwerk über dem Schulzimmer, gegen Mittag- und Abendsonne ausgerichtet. Sie bestand aus drei Zimmern und einer grossen Küche, wie es das Gesetz vorschrieb. Auf der Südseite, also gegen den "Schulhaushoger", dehnte sich eine weit überdachte Laube aus, auf die nur im Winter die Sonne schien, aber dann auch durch die klaffende Türspalte bis weit in die Küche hinein. Gegen Norden öffnete eine zweite Laube den Zugang zum Freiluft - WC. Sicher hat die jüngere Generation ein solches WC noch nie gesehen. Durch eine quietschende Holztüre trat man in einen Raum, in dem man gerade stehen oder sitzen konnte. Neben dem WC, das aus Holzbrettern mit einem abdeckbaren Loch bestand, befand sich eine Karaffe mit Wasser. Ein Rohr führte senkrecht in die Jauchegrube, was der Geruch und die heraufkriechenden Maden bestätigten. Wir nannten es auch ein Plumps-WC, warum überlasse ich eurer Phantasie. Im Winter, bei minus zehn Grad, erschien es mir als besonderes Vergnügen, diese Anlage zu benutzen, war sie doch keinesfalls heizbar, ja hätte ich mit einem langen Kabel einen elektrischen Ofen installiert, wäre nur die Luft der Umwelt etwas erwärmt worden. Uebrigens als Beleuchtung für finstere Stunden stand eine Kerze zur Verfügung.
Weiter zur nächsten Seite