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Genug des Schreckens
Nun, genug des Schreckens, wenden wir uns doch den wohnlicheren Räumen zu:
Das dritte Zimmer erreichte ich nur durch die zwei andern. Wahrscheinlich war es als Kinderzimmer gedacht. Da ich jedoch noch nicht so weit war, benutzte ich es, um die Geranien zu überwintern. Ihr glaubt es aber kaum, sie waren in den kalten Tagen stein und bein gefroren, so dass im Frühjahr nicht ein Spross mehr ausschlug.
Auch in der Schlafstube stand keine Heizung, aber ich lehnte in der Nacht die Türe nur leicht an, damit es auch hier nicht zu eisig wurde. Zwar erlosch das Feuer im Ofen nach Mitternacht, aber schlafen soll man ja nicht im geheizten Zimmer. Nun, kam ich einmal am Abend spät von einem Konzert nach Hause, empfing mich eine eisige Kälte, so dass ich mich möglichst rasch mit einer Bettflasche unter die Decke verkroch. Am Morgen kam das schlimme Erwachen: Das Leintuch, aber auch meine Barthaare zierte klirrender Reif.
Die Wohnstube gestaltete ich mir heimelig mit Tisch, Stühlen, Sofa, Bildern und gemütlicher Wärme. Was darin nicht fehlen durfte, war das Radio mit dem Plattenspieler, hörte ich doch schon damals gerne klassische Musik. Johann Sebastian Bach, seine Söhne und Beethoven waren meine Lieblinge.
In der Küche erlebte ich spannende Stunden. Meine ersten Kochversuche mit dem Holzofen misslangen gründlich. Die vorhandenen Pfannen legte ich rasch als Antiquität beiseite und nahm meinen Campingkocher, es war ein Benzinvergaser, aus den Ferienrequisiten. Die Explosionsgefahr liess mich kühl. Darauf kochte ich mir eine gewaltige Menge Reis, so dass es für eine Woche reichte. Meine Vorgänger assen oft bei einem Nachbarn, aber mir passte diese Abhängigkeit nicht. Verhungern musste ich jedoch nicht, ob diese "ausgewogene" Ernährung allerdings gesund war, möchte ich hier nicht zur Diskussion stellen.
Als nun der Winter einbrach, wurde es in der Küche ungemütlich, war doch das "Chunst" als Heizung gedacht, und diese Holzfeuerung fiel nun aus. Schon in den ersten kalten Tagen gefror mir das Wasser im Hahn ob dem Schüttstein. Ich musste mich draussen beim immer fliessenden Schulhausbrunnen bedienen. Als es wieder einmal auftaute, kam mir der erleuchtende Gedanke: Fliessendes Wasser gefriert weniger schnell. Kurz entschlossen liess ich beim nächsten Kälteeinbruch einfach in der Nacht das Wasser in der Küche fliessen und legte mich zu Bett. Die Ueberraschung war am nächsten Morgen gross: Eiszapfen zierten den Schüttstein und über den ganzen Küchenboden breitete sich eine Eisschicht aus, die über Wochen nicht taute, bis die Sonne wieder wärmer schien. Mit meinen Zoggoli (Holzsandalen) konnte ich nun vom Eingang die Wohnstube mit einem Rutsch erreichen. Das war ja auch praktisch, aber ich machte mir trotzdem so meine Gedanken. Endlich fand ich die Lösung meines Problems: Ich stellte unter den fliessenden Wasserhahn einen Milchkrug und schon spritzte es nicht mehr auf den Boden.
Wenn Du meine Erinnerungen gelesen hast, trage Dich doch bitte in mein Gästebuch ein. Gerne nehme ich auch Kritik oder Lob entgegen.
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