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3.3. Die Turnanlagen und die Turnstunden
Turnen erschien damals für die Knaben als sehr wichtiges Fach, war es doch dem Eidgenössischen Militärdepartement unterstellt und sie sollten schon in der Schule auf das Soldatenleben vorbereitet werden. Deshalb waren für sie auch drei Turnstunden pro Woche, und für die Mädchen nur zwei vorgeschrieben. Marschieren, Dauerlauf, Schnellauf, Kugelstossen, Hoch- und Weitsprung gehörten zu den wichtigen Disziplinen im Unterricht.
Unsere Turnanlagen stammten aber aus dem Jahre 1908. Ob dem Schulhaus wurden damals eine Reckstange und eine unbrauchbare Sprunggrube erstellt. Für Hans Aebi (einer meiner Vorgänger) war der Turnunterricht sehr wichtig und er versuchte die Anlagen zu verbessern. Da der Platz aber zu klein war, erstellte er ca. 1949 in Reussers Mösli eine Sprunganlage. In der "Knabenschule" gruben die Schüler diese aus, bauten einen Fussweg durch den Wald ins Mösli und trugen sackweise Sägemehl hinauf. Die Schulkommission spendete sogar Fr. 20.- an das Material. In etwas sumpfigem Gelände, aber immerhin recht grossflächig, konnte hier nun der Hoch- und Weitsprung gedrillt werden. Auch zum Spielen von Völkerball fanden wir genügend Platz. Wir wählten keine Parteien. Als Gegner spielten immer die "Oberen" (ob dem Schulhaus wohnend) gegen die "Unteren" (unterhalb des Schulhauses). Das gab ungefähr  gleiche Gruppen.
Nicht in jeder Turnstunde begaben wir uns ins Mösli. Der Aufstieg dauerte immerhin fast zehn Minuten und bei schlechtem Wetter gab es keine Möglichkeit zu turnen, also verschoben wir diese Stunden einfach auf einen schönen Tag und reihten sie aneinander, so dass wir auch Orientierungsläufe organisieren konnten. Alle Schulen unserer Region trafen sich dann an einem Amts-OL. Samuel Reusser und Michael Scheidegger holten sich dort sogar zweimal den Wanderpreis: Eine schöne Glocke!
In schneereichen Wintern, die es damals noch oft gab, war natürlich schifahren oder schlitteln angesagt. Am Schulhaushoger übten die Schüler in jeder Pause fleissig. Da wir noch keine automatische Läutanlage besassen, musste der Lehrer die Schüler durch eine Handglocke wieder zum Unterricht rufen. So geschah es oft, dass sich die Pausen recht lange ausdehnten und manchmal reichte es zu zehn oder mehr Abfahrten (aber auch Aufstiegen). Die kleinen Pausen übersprangen wir dann einfach und holten so die Unterrichtszeit wieder auf oder hängten sogar eine Turnstunde an. An den Schis der Schüler waren meist noch alte Bindungen mit Lederriemen oder bei den vornehmeren mit Stahlfedern montiert. Die Mädchen durften zu dieser Zeit sogar Schihosen tragen. Damit man sie aber von den Knaben unterscheiden konnte, banden sie sich ihre Schürzen über die Hosen. Heute müsste man bei diesem Anblick lachen, doch damals gehörte es sich so. Wenn nicht Schiwetter war, erschienen die Mädchen aber immer in Röcken. Besass ein Schüler (aus Kostengründen) keine Schi, standen im Schulhausestrich einige Paare leihweise zur Verfügung. Die "Oberen" fuhren schon am Morgen per Schi zur Schule, die "Unteren" mussten sie aber tragen und konnten dafür am Mittag nach Hause fahren.
Natürlich war auch Schlitteln eine beliebte Sportart. Wir zogen den Schlitten in die Barichti. Von dort fuhren wir mit Vorhängen und Huckepack bis zum Diessenhof. In einer Turnstunde reichte es gerade zu einer Fahrt. Oft trafen wir auch Schulklassen von Oberdiessbach beim gleichen Vorhaben. So gefährlich wie es uns heute erscheint, war dieses Vergnügen aber nicht, mussten wir doch einzig aufpassen, dass wir nicht in ein Pferdegespann mit nachziehenden Holzträmmeln krachten. Und die konnten wir kaum übersehen. Die Hauptstrasse von Linden nach Oberdiessbach war noch nicht durchgehend mit einem Belag versehen und den Autoverkehr mussten wir auch nicht fürchten, besassen doch dazumal in Aeschlen bei über 300 Einwohnern nur zwei Bürger ein Auto (Fritz Erb und Samuel Reusser). Stand uns nicht genügend Zeit zur Verfügung, oder auch in der grossen Pause, schlittelten wir vom Schulhaus bis zur Post. Später, als der Autoverkehr zunahm, mussten solch gefährlichen Strassen für uns gesperrt werden.
Wenn Du meine Erinnerungen gelesen hast, trage Dich doch bitte in mein Gästebuch ein. Gerne nehme ich auch Kritik oder Lob entgegen.
Zu Kapitel 3.4. Der Garten
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