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4. Die Schule
4.1. Der Unterricht
Damals war der Schulunterricht noch nicht wie heute in Lektionen unterteil. Wir rechneten mit Stunden: Wenn zum Beispiel an einem Halbtag vier Stunden im Stundenplan eingetragen waren, begann der Unterricht im Winter um acht Uhr und endete um zwölf Uhr. Die Pauseneinteilung war dem Lehrer überlassen, aber pro Stunde standen höchstens zehn Minuten zur Verfügung. Als Pausenglocke fand ich im Schulzimmer ein gegossenes Glöcklein, das sicher schon seit mehreren Jahrzehnten im Gebrauch war. Nach alter Tradition klingelte ich den Abbruch der Pause noch von Hand, und so dauerte selbstverständlich nicht jeder Unterbruch gleich lang. Natürlich achtete ich dabei auch darauf, wie sich die Schüler in der Pause beschäftigten. So konnte im Winter beim Schlitteln die eine sogar dreissig Minuten dauern und dafür gelang es den Kindern in der nächsten kaum ihre Schuhe anzuziehen. Im Schulhaus durften sie sich nämlich nur in "Finken" (Hausschuhen) aufhalten. Dieser "Finkenbetrieb" war damals nicht schwierig durchzusetzen, stand doch ein Schulkommissionsbeschluss dahinter, und die Schüler gehorchten dem Lehrer noch ohne Widerspruch.

Der Unterricht in einer mehrklassigen Schule war nicht einfach, wurden wir doch im Seminar eher schlecht darauf vorbereitet. Fünf Klassen, das heisst fünf Rechenbüchlein, fünf verschiedene Themen mussten in einer Schulstunde unterrichtet werden und erst noch sollte jeder Schüler mindestens einmal etwas zu sagen haben. In den meisten andern Fächern durften wir die Kinder in zwei Abteilungen unterrichten (5. und 6.Klasse = Mittelstufe / 7. bis 9.Klasse = Oberstufe) Im Singen war die ganze Klasse vereint. Wir lernten besonders alte Volks- und Heimatlieder, welche die Kinder zu Hause beim Helfen auch trillern konnten.

Das Unterrichten als solches war aber damals viel einfacher als heute. Die Schüler liessen sich rasch begeistern, gab es doch noch kein Fernsehen, wo sie eine Informationsflut über sich ergehen lassen "mussten". Jede Geschichte und jedes Bild, das ich im Unterricht einsetzte, erschien für sie neu und spannend. Das waren noch schöne und einfache Zeiten. Viele Probleme, mit denen sich die heutige Lehrerschaft beschäftigen muss, kannten wir damals noch nicht.
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