Strukturierung des Gesamtwerks | Honoré de Balzac 1799 - Honoré de Balzac wird am 20. Mai in Tours geboren 1807 - 1813: er lernt bei den Oratotianern in Vendôme 1816 - er wird Student der Rechte in Paris ab 1821 - erste literarische Gehversuche 1824 - 1829: Balzac macht die Erfahrung der Geschäfts- und Geldwelt: mit finanzieller Hilfe seiner Freundin Laure de Berny macht er eine Druckerei auf (Rue de Visconti), muß dann aber fast lebenslang den Schuldenberg aus seinem Konkurs abtragen 1829 - Physiologie du mariage und Le dernier Chouan ou la Bretagne en 1800 (wichtiges Werk zur Kenntnis der königstreuen Aufstände von 1799/1800) ab 1830 - Balzac ist nun kein Unbekannter mehr; er besucht die Salons der Hauptstadt und fühlt sich mit Nodier und Stendhal in einer école du désenchantement vereinigt und produziert nun ohne Unterbrechung; dasManoir de Saché bei Tours (seit 1951 Balzac-Museum) wird mehr und mehr sein Arbeitsplatz. 1830 - Un épisode sous la terreur; Le bal de Sceaux; La Vendetta; Etude de femme; Une passion dans le désert; El Verdugo; Gobseck 1831 - L'Auberge Rouge; La peau de chagrin; Maître Cornélius; Les proscrits; La femme de trente ans 1832 - Le Colonel Chabert; La bourse; L'Illustre Gaudissart 1833 - Eugénie Grandet 1834 - Le père Goriot; La Recherche de l'Absolu 1835 - Le Lys dans la vallée; La Muse du Département; Séraphita 1837 - Les deux poètes; César Birotteau 1838 - Beginn mit Splendeurs et Misères des Courtisanes 1839 - Beginn mit Béatrix ou les amours forcés; Un grand homme de province à Paris 1841 - Ursule Mirouet; Une ténébreuse affaire 1844 - Eve et David 1846 - La cousine Bette 1847 - Le cousin Pons ou les deux musiciens 1832 - 1837: Contes drôlatiques (der Sprachattitude Rabelais' verpflichtet) 1850 - Balzac stirbt am 18. August in Paris Gesamtwerk Balzacs in Zahlen: Er schrieb über 90 Romane und Novellen, 30 Erzählungen, 5 Dramen, die Rabelais nachempfundene Sammlung der Contes drôlatiques und eine riesige Correspondance. |
Honoré de Balzac 1799 - 1850 Hommage an die Touraine: "Fragen Sie mich nicht, warum ich die Touraine liebe! Ich liebe sie weder so, wie man eine Wiege liebt, noch, wie man eine Oase in der Wüste liebt. Ich liebe sie, wie ein Künstler die Kunst liebt. Ich liebe sie weniger, als ich Sie liebe, aber ohne die Touraine lebte ich vielleicht nicht mehr..." (Balzac, Die Lilie im Tal) |
La Comédie Humaine | ||
Epoche, Gesellschaft, Politik | ||
Realismus und andere literarische Strömungen | ||
Balzac - Romancier (Genie, Methode, Kunst) | ||
Andere wichtige Autoren des XIX. Jahrhunderts | ||
Château de Saché | ||
Strukturierung seines Gesamtwerks (ab 1834):
I. Etudes de moeurs: |
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II. Etudes philosophiques: |
L'Auberge rouge; Les proscrits; La Recherche de l'Absolu; Séraphita; La peau de chagrin; Louis Lambert; Gambara; L'enfant maudit; Un drame au bord de la mer; Le chef-d'oeuvre inconnu; Adieu |
III. Etudes analytiques: |
Physiologie du mariage; Petites misères de la vie conjugale |
"Die menschliche Komödie" ist der Titel des gesamten Romanwerkes von Balzac. Ab 1830 reift in ihm die Idee, seine Romane und Erzählungen zu einem großen Komplex zu verbinden. Er hatte vor, ein repräsentatives Bild der menschlichen Gesellschaft vorzuführen, ganz so, wie es sich ihm zu seiner Zeit, also in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, bot.
Gut zwanzig Jahre arbeitete Balzac an seinem gewaltigen Werk. Der Titel Comédie Humaine taucht seit 1841 auf und spielt auf Dantes Divina Commedia an. Balzac rechtfertigt diesen Titel in seinem Vorwort von 1842 mit der Universalität seines Unternehmens. 1845 stellt er einen Werkkatalog auf, der die Romane drei Sammeltiteln zuordnet: Etudes de moeurs, Etudes philosophiques und Etudes analytiques (s.o.). Jeder der sechs "Scènes", in die die Etudes de moeurs wiederum unterteilt sind, liegt eine bestimmte Idee zugrunde. So sollen beispielsweise die Scènes de la vie privée die Kindheit, Jugend und ihre Fehler zeigen. Von den angekündigten 137 Romantiteln bringt Balzac es schließlich immerhin zu der eindrucksvollen Zahl von 91 Romanen und Erzählungen, in denen rund 3000 Personen auftreten.
In seiner Comédie Humaine will Balzac das Leben in seiner Totalität erfassen und die Geschichte sozusagen philosophisch durchdringen, indem er beobachtet, kommentiert und kritisiert, was nicht nur den Niedergang der Monarchie, den Aufbau und Mißbrauch der parlamentarischen Institutionen nach der Französischen Revolution 1789, sondern auch die fortschreitende Verbürgerlichung sowie das Anwachsen des Individualismus betrifft.
A) Von 1800 bis 1900
Von 1800 bis 1900 stand Frankreich insgesamt unter sieben politische Regimes: dem Consulat, dem Empire, der Restauration, der Monarchie de Juillet, der Seconde République, dem Second Empire und der Troisième République, ohne die kurze Episode der Cent-jours mitzuzählen.
Napoléon I. wird 1804 Kaiser. Er knebelt die liberale Opposition, treibt Intellektuelle ins innere oder äußere Exil, läßt den Duc d'Enghien erschießen und überzieht Europa mit Krieg. Drei Invasionen markieren das Jahrhundert: die ersten beiden 1814-1815 und die dritte 1870-1871. Frankreichs Bild auf der Landkarte ist nicht konstant: zunächst kommt es zur Annexion Savoyens und Nizzas (1861), was zu einer erheblichen Vergrößerung des Territoriums führt, im Krieg 1870/71 schließlich kommt es allerdings zum Verlust Elsaß-Lothringens. Die demokratische Regierung, welche durch die Revolution von 1789 eingesetzt war, wurde sehr schnell wieder durch eine diktatorische Macht ersetzt. Napoleon gelingt es, den revolutionären Elan umzulenken (auf ausländische Gegner) und das Geistesleben zu zentralisieren und zu disziplinieren, indem er 1808 eine Universitätsreform einführt.
Die Devise des Kaisers ist: "L'antiquité et le siècle de Louis XIV." So belebt das Empire den Kult des römischen Kaiserreiches und des Grand siècle. Doch diese Kulturpolitik vertieft den Graben zwischen dem imperialen Frankreich und dem übrigen Europa.
Kurzer Überblick: Beginn der wichtigsten Ereignisse und Régimes
Directoire | |
1799 | CONSULAT |
1804 | EMPIRE |
1814 | RESTAURATION 1815 Cent-jours, Waterloo, Louis XVIII 1824 Charles X |
1830 | LOUIS-PHILIPPE |
1848 | IIe REPUBLIQUE |
1851 | Coup d'Etat - 2 déc. |
1852 | IIe EMPIRE 1870-1871 guerre franco-allemande |
1870 | IIIe REPUBLIQUE - 4 septembre |
1871 | La Commune Constitution de 1875 |
B) Die demokratische Bewegung
Viele Intellektuelle des XIX. Jahrhunderts sind engagierte Politiker. Vor allem in der romantischen Epoche macht sich dies bemerkbar: Lamartine und Hugo sind Abgeordnete, Vigny präsentiert sich bei den Wahlen. 1848 wird Lamartine sogar Chef der provisorischen Regierung. Hugo verspottet Napoléon III. ("le petit"), Zola ergreift Partei in der "affaire Dreyfus". Die verschiedenartigen Tendenzen im Geistesleben (z.B. katholisch-soziale wie bei Lamennais, Lacordaire und Leroux, oder auch internationalistisch-sozialistische, repräsentiert durch Marx und Engels) sehen sich etlichen ungelösten Problemen gegenüber wie der Frage der Industriegesellschaft, der sozialen Frage, dem Kolonialismus usw.
Unter der Restauration reklamiert die liberale Partei eine strenge Anwendung der Charte sowie eine Ausweitung der Freiheiten, welche sie garantiert. Sie fordert die Wiedereinführung der Republik, welche, nachdem sie 1830 beiseite geschafft, 1848 sogar wieder ausgerufen wird. Die Liberalen sind antiklerikal wie Stendhal. Chateaubriand wird ebenfalls liberal und will den Beginn der Demokratie voraussehen, den Tocqueville als gottgewollt betrachtet. Der romantisme, der zunächst im großen und ganzen monarchistisch geprägt ist, entwickelt sich nach 1830 in liberalem und sozialem Sinne.
Unter der Julimonarchie beginnt man, die "soziale Frage" zu erörtern. Die Freiheit allein genügt nicht mehr, denn man sieht die Auswirkungen der Misere des Proletariats, unter anderem die häufigen Aufstände. Man will die Gleichheit (égalité) herbeiführen oder wenigstens gegen die Exzesse der sozialen Ungerechtigkeit kämpfen. Dieses Problem trennt die Republikaner in die, die das individuelle Eigentum bewahren möchten, und in die, welche radikalere Maßnahmen befürworten. Zwei Vorgänger des Sozialismus in Frankreich sind Saint-Simon und Fourier. Pierre Proudhon prägt die bekannte Parole: "La propriété, c'est le vol." Er ist jedem Staatssozialismus feindlich gesinnt und könnte als der Großvater der Gewerkschaftsbewegung betrachtet werden. Karl Marx hat mit seinem Marxismus, welcher sich auf die Philosophie des historischen Materialismus stützt, großen internationalen Einfluß - so auch auf den französischen Sozialismus.
C) Wissenschaftlicher und industrieller Fortschritt
Das XIX. Jahrhundert erfährt einen Riesenfortschritt in allen Bereichen der Wissenschaft: man denke nur an die Entdeckung des Planeten Neptun oder an die Arbeiten von Louis Pasteur, Pierre und Marie Curie über das Radium. Die positivistische Philosophie von Auguste Comte hat ebenso bedeutenden Anteil am Prestige der Wissenschaft. Anhänger des scientisme glauben sogar, mit ihrer Hilfe die Geheimnisse der Welt voll und ganz ergründen zu können. Auch die Literatur wird stark beeinflußt, und daher kommt es nicht von ungefähr, daß der Roman selbst, unter dem Einfluß von Balzac, Flaubert und vor allem des Naturalismus, wissenschaftliche Ansprüche erhebt. Zola imitiert sogar die Methode des Biologen Claude Bernard.
In der Industrie wirkt die Einführung der Dampfmaschine (Eisenbahnen und Marine) wie eine kleine Revolution. Die industrielle Entwicklung bewirkt ein Ansteigen des städtischen Proletariats und verschärft wieder die sozialen Probleme. Die Dichter sind es, die diese industrielle Zivilisation ablehnen und wie Théophile Gautier äußern, daß das Nützliche und das Schöne unvereinbar sind.
Der Fortschritt bringt es mit sich, daß vermehrt Bankgeschäfte getätigt werden und daß sich bei einigen immense Reichtümer anhäufen. Ungefähr ab der Regierungszeit von Louis Philippe (1830) wird die reiche Bourgeoisie die regierende Klasse des Landes. Geld wird überall zum Thema Nummer eins, auch im literarischen Bereich. Balzac und später Zola beschreiben einerseits die Dreistigkeit und Anmaßung der Privilegierten und andererseits das Unglück der Opfer dieses Fortschritts.
D) Frankreich und die Welt
Der romantisme scheint ein gesamteuropäisches Phänomen zu sein. Zwar hat er in Frankreich nationale Ursprünge, dennoch wird er auch durch deutsches Literaturgut - wie z.B. den Werther von Goethe - oder die Romane des Engländers Walter Scott beeinflußt. Ein neuer cosmopolitisme entsteht.
Selbst unter der Restauration bleibt Frankreich in den Augen eines Großteils Europas das Land der Revolution, das Vaterland der Freiheit. Die Revolutionen von 1830 und 1848 treffen auf sofortigen Widerhall anderer europäischer Hauptstädte. Etwas später macht sich Napoléon III. zum "champion des nationalités".
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und vor allem nach 1870 wird der Einfluß der "germanischen Wissenschaft und Gelehrsamkeit" bedeutender denn zuvor. Zudem bringt die Musik von Wagner (1813 - 1883) den Symbolisten eine Art Offenbarung, ähnlich wie das Theater des Norwegen Ibsen (1828 - 1906). Was den intellektuellen Austausch betrifft, so gibt es noch zahlreiche Beispiele: die Berühmtheit von Pasteur, Artikel über den Naturalismus von Zola in Rußland oder die Einführung des russischen Romans in Frankreich durch den Vicomte de Vogué.
Nach der Niederlage von 1871 verwendet Frankreich seine Energie auf die koloniale Expansion, deren erste Etappe die Einnahme Algers ist (1830). Die kolonialen Expeditionen und Reisen bringen - wie in der Renaissance - einen Hang zum Exotischen mit sich. Hierfür steht insbesondere der Name des Marineoffiziers Loti.
Realismus und andere literarische Strömungen
A) Die literarischen Strömungen: romantisme, réalisme, symbolisme
Das XIX. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch drei große literarische Strömungen: durch die Romantik, den Realismus und den Symbolismus. Alle drei stehen für eine besondere Deutung des Menschen und der Welt. Man kann ihnen jedoch keine genauen Daten (Anfang, Ende) zuweisen. Sie folgten ungefähr aufeinander: die Romantik feierte ihren Triumph unter der Restauration und der Juli-Monarchie, der Realismus unter dem zweiten Kaiserreich und der Symbolismus unter der Dritten Republik. Aber eigentlich vermischen sie sich und befruchten sich gegenseitig. Balzac, der Vater des realistischen Romans, war genauso ein Romantiker wie ein Visionär. Huysmans wandte sich, vom Realismus kommend (dem am weitesten fortgeschrittenen, d.h. dem Naturalismus), dem mystischen Idealismus zu.
a) Die Romantik (romantisme)
Mit der französischen Romantik verbindet man vielfach zunächst Lamartine und seine Méditations (1820), die Schlacht von Hernani auf dem Théâtre-Francais (1830) oder den Mißerfolg der Burgraves (1843). Aber auch Autoren wie Baudelaire, Renan, Flaubert oder Fromentin, die in den 20er Jahren geboren sind, werden in ihrer Jugend in den Bann der Romantik gezogen.
Die Romantik zieht die "imagination" und die "sensibilité" der klassischen Vernunft vor. Sie zeichnet sich durch einen Hang zu persönlicher Lyrik aus, bereits durch Chateaubriand und vor diesem durch die Präromantik des XVIII. Jahrhunderts beeinflußt. Die Romantik wird einerseits durch eine exaltation du moi inspiriert. Andererseits fühlt man sich im Einklang mit der Natur und mit der gesamten Menschheit. Die Romantik verfolgt die Befreiung der Kunst: das Drama verwirft z.B. die Regeln der klassischen Tragödie, und alles wird Thema der Poesie, ob in Prosa oder in Versform gefaßt. In der romantischen Epoche vereinen sich Schriftsteller, Dichter und Künstler, da sie vom selben Ideal inspiriert sind. Maler und Bildhauer wie Girodet, Géricault, Delacroix, Corot, Ingres, Rude oder Meister der Musik wie Chopin oder Berlioz sind herausragende Künstler der Romantik.
b) Der Realismus (réalisme)
Der Realismus kann als eine Reaktion auf die Romantik hin gesehen werden. Bereits die Romantik beanspruchte das Reale, man wollte die Natur und die Wahrheit. Doch dieser Anspruch ließ sich schwerlich mit dem Hang zum Traum, zum Geheimnisvollen oder zum Phantastischen vereinbaren. Der romantische Idealismus deformierte nur allzu oft die Wahrheit, ob aus ästhetischen oder sentimentalen Gründen. Insofern wird die revoltierende Reaktion des Realismus erklärbar, und es bildet sich eine neue Schule, die den Respekt materieller Dinge fordert, den Menschen nach seinem Verhalten studieren will, in seinem Milieu sowie im Lichte der sozialen und physiologischen Theorien.
Der bevorzugte Bereich, in dem sich der Realismus ausbreitet, ist der Roman. Angefangen von Balzacs histoire des moeurs über Stendhals eher "psychologischen Realismus", gelangt man zu Flaubert, für den der Realismus zunächst eine Disziplin ist, dann aber zu Flauberts natürlicher Ausdrucksweise wird. Zola u.a. gehen schließlich noch darüber hinaus und gründen den Naturalismus (naturalisme) und den Experimentalroman (roman expérimental).
Natürlich war die Gefahr groß, die literarische Kunst zu erniedrigen und ihr nur den Stellenwert einer simplen Nachahmung der Dinge einzuräumen ("le vérisme" oder "le chosisme"). Die Meister des Faches waren allerdings genauso "Künstler" wie Verfechter der realistischen Darstellungweise. Flaubert z.B. trifft sich mit den Dichtern des l'art pour l'art und den Parnassiens in derselben Anstrengung, die vorübergehenden Ereignisse sowie das vergängliche Sein einzufangen und unsterblich zu machen. Er hofft, dies mittels eines reinen, ganz bestimmten Stils ausdrücken zu können.
c)Der Symbolismus (symbolisme)
Die Beobachtung und Auseinandersetzung mit dem Realen eröffnet dem Geist nicht nur unbegrenzte Perspektiven, sondern verfällt oft in bloße Dokumentation und Reportage. In der Hochzeit des Realismus findet sich deshalb eine "Gegenströmung": der Idealismus (idéalisme). Schon Hugo und Nerval hatten eine Erfahrung des Jenseits gemacht. Baudelaire ist aber derjenige, der den Weg des Symbolismus als erster beschreitet.
Baudelaire geht über den Widerspruch zwischen Realismus und Idealismus hinaus, indem er geheimnisvolle "Korrespondenzen" zwischen der Welt der Empfindungen und dem suprasensiblen Universum (univers suprasensible) herstellt. Die vertrauliche Mitteilung ist bei ihm allusorisch und verhüllt. Die Poesie ist musikalisch. Baudelaire hat Verlaine, Rimbaud und Mallarmé inspiriert. Die Poesie bringt für Rimbaud und Mallarmé eine völlige Verschmelzung mit dem Sein. Alle beide lassen sich auf dieses Abenteuer ein mit dem Risiko, daß sie sich letztendlich vor dem Nichts befinden (wie Mallarmé), oder nicht mehr "sprechen" können (wie Rimbaud). Die symbolistischen Dichter empfinden einen "heiligen Schauder" im Angesicht des universalen Mysteriums, dringen in die Tiefen des Unterbewußtseins und in die des Traumes. Um ihre Eindrücke, ihre Visionen und ihre Emanationen der Seele in Sprache übertragen zu können, nehmen sie eine "innere Landschaft" (paysage intérieur), das Symbol, die Metapher oder sie Anspielung zu Hilfe. Anstatt ein Ding zu benennen, versuchen sie, in uns den Eindruck, den uns seine Gegenwart bzw. seine Abwesenheit verursacht, zu erwecken.
Die Symbolisten haben die Maler der Zeit sehr verehrt: z. B. Gustave Moreau oder Odilon Redon. Aber mehr Gemeinsamkeiten ziehen sie zu den Impressionisten hin (Renoir, Degas, Monet). Diese versuchen weniger, das Reale zu reproduzieren als es vielmehr in Lichtwerte zu übersetzen. Auf musikalischer Ebene vollziehen sich vergleichbare Neuerungen: Claude Debussy und Gabriel Fauré lassen sich von Verlaine, Mallarmé usw. inspirieren.
B) Zuordnung Balzacs
Mit Balzac beginnt der realistische Roman Wurzeln zu schlagen. Balzac betrachtet den Realismus, wie er ihn versteht, als eine histoire des moeurs und verankert ihn fest in der materiellen Wirklichkeit. Man wirft ihm allerdings lange vor, einen Roman entworfen zu haben, wo man nichts tut außer zu "essen". Er würde sich als romancier auf diese Weise vulgär darstellen und sein Genie nicht richtig zur Geltung bringen.
Blazacs erklärtes Ziel ist es, in seiner Comédie Humaine die Geschichte der Gesellschaft darzustellen, die Gesellschaft zu kritisieren, ihre Übel zu analysieren sowie ihre Prinzipien zu diskutieren. Dabei will er auf der Basis der Kenntnis der espèces zoologiques zur Erkenntnis der espèces sociales vordringen. Diese Theorie legt er ausführlich in seinem Vorwort zur Menschlichen Komödie dar. Indem er menschliche, genauestens und überzeugend gezeichnete Typen entwirft, die übrigens auch in weiteren Romanen wieder auftauchen, und indem er oft minuziöse Milieu-, Dekor- (wie beispielsweise in Eugénie Grandet ), oder auch Landschaftsbeschreibungen abgibt, kristallisiert sich der Realismus in seinen Werken mehr und mehr heraus.
Inwiefern sich Balzac als begnadeter Romancier erweist, wird deutlich, wenn ... (in Bearbeitung)
- in Bearbeitung -
A) Sein Génie
1) Beobachtung
2) Vorstellung/Phantasie
3) Ideen
B) Seine Methode
1) Die Beschreibungen
2) Die Portraits
3) Das wissenschaftliche Gerüst
4) Die menschlichen Typen
C) Seine Kunst
1) Die Fehler
2) Die Qualitäten: Aufbau, esthetische Stylisierung, Stil
Andere wichtige Autoren des XIX. Jahrhunderts
Marie Henri Beyle / Stendhal (1783 - 1842) - Le Rouge et le Noir (1831), La Chartreuse de Parme (1839); le "beylisme"
Victor Hugo (1802 - 1885) - Notre-Dame de Paris (1831)=Prototyp des romantischen Romans; Les Misérables (1862)
Gustave Flaubert (1821 - 1880) - Madame Bovary (1851), Salammbô (1862); realistischer Roman
Emile Zola (1840 - 1902) - Nana (1880), Germinal (1885); der naturalistische Roman; die Médan-Gruppe
Guy de Maupassant (1850 - 1893) - Novellenautor; Boule de suif (18..), Une vie (1883), Bel Ami (1885)
Francois René de Chateaubriand (1768 - 1848) - "l'homme d'entre-deux-siècles"; Atala (1801)
Charles Nodier (1780 - 1844) - Thérèse Aubert; Le vampire; Trilby (1822)
Alphonse de Lamartine (1790 - 1869) - poète du coeur; Méditations (1823)
Alfred de Vigny (1797 - 1863) - poète philosophe; Eloa; Chatterton (1835); Destinées (1864)
Alfred de Musset (1810 - 1857) - das "enfant du siècle"; Nuits (1835-37); Rolla (1833); Souvenir (1841)
Théophile Gautier (1811 - 1872) - Poésies (1830); Les jeunes France (1833); Mademoiselle de Maupin (1835/36)
Gérard de Nerval (1808 - 1855) - Le voyage en Orient; Lorely, souvenirs d'Allemagne; Les illuminées; Les chimères
Charles Baudelaire (1821 - 1867) - Lyriker; Les Fleurs du Mal
Arthur Rimbaud (1854 - 1891) - Lettre du voyant (1871); Une saison en fer (1873); Poèmes en prose (1875)
Alexandre Dumas (1803 - 1870, der Ältere) - Les trois mousquetaires (1844), La reine Margot (1845)
Prosper Mérimée (1803 - 1870) - Novellenautor der Romantik;
Paul Verlaine (1844 - 1896) - Poèmes saturniens (1866); Romances sans paroles (1874)
Stéphane Mallarmé (1842 - 1898) - "Symphonie littéraire"; L'Après-midi d'un Faune (1876)
Charles-Augustin de Sainte-Beuve (1804 - 1869) - Begründer der literarischen Kritik im 19. Jhd.
Jules Michelet (1798 - 1874) - Histoire de la France des XVIe, XVIIe et XVIIIe siècles (1855/1867)
Ernest Renan (1823 - 1892) - L'Avenir de la science (1848); Essai sur l'Origine du langage (1858)
Hippolyte Taine (1828 - 1893) - "poète-logicien"; La Fontaine et ses fables (1860)
Charles-Marie Leconte de Lisle (1818 - 1894) - Les poèmes antiques (1852/74); Poèmes tragiques (1884);
Charles de Coster (1827 - 1879) - der belgische Eulenspiegel; La légende d'Ulenspiegel
Pierre Loti (1850 - 1923) - idealistisches Erzählen; Le Maroc (1879); Le mariage de Loti (1882)
Paul Bourget (1852 - 1935) - Essais de psychologie contemporaine (1883-85); Le disciple (1889)
Anatole France (1844 - 1924) - L'Histoire contemporaine (1896-1901); Crainquebille (1901)
Anfang La femme de trente ans Le Lys dans la Vallée Rabelais Ionesco Prévost